Trigger durch Therapeuten

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urmely
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Beitrag So., 08.08.2021, 10:39

Waldschratin hat geschrieben: So., 08.08.2021, 10:11 Wenn ich selber was untergehen lasse, dann entscheide ich mich was loszulassen. Vielleicht, weil ich die Notwendigkeit dazu erkennen kann etc. Aber eben bevor "es" untergeht, weil ich nicht mehr kann.
Erwischt. Ich glaub, ich kann gar nix loslassen, weil ich gar keinen Überblick mehr habe. Würdest du mich jetzt fragen, würde ich sagen, ich hab gar nichts mehr unter Kontrolle...
Waldschratin hat geschrieben: So., 08.08.2021, 10:11 Aber (Schon wieder eins... :!!: :-> ) es wird sehr not-wendig, dass sich was ändert in eurem Miteinander. Weil du sonst wegen anhaltender Überlastung wegbrechen wirst. Spätestens dein Körper wird "dafür sorgen" .
Mein Körper hat die letzten Jahre schon mehrfach die Bremse reingehauen. Leider war ich meistens zu doof auf ihn zu hören, weil dann eben "wichtigere" Dinge von außen kamen. Vor 3 Jahren z.B. hatte ich eine Divertikulitis und Schonung war angesagt. Dumm nur, dass mein Mann seinen 2. Stroke bekam und ich natürlich ins Krankenhaus gefahren bin und mit den Ärzten diskutiert habe. Kaum war mein Mann aus der Reha wieder da, hatte mein Vater seinen 2. Stroke. Und ich war natürlich die, die für alles gesorgt hat. Voll im Funktionsmodus und ohne Rücksicht auf meine eigene Gesundheit.
Waldschratin hat geschrieben: So., 08.08.2021, 10:11 Kannst du denn überhaupt mal Gedanken zulassen in die Richtung "Wo könnte ich Zuständigkeit an Kinder und Mann abgeben und mich mehr entlasten lassen?" oder beißt sich das dann gleich mit der innewohnenden "Komplettverantwortung" und dem Kontrolle-behalten-wollen-Gefühl?
Da sind wir wahrscheinlich wieder beim Thema krude Eigenwahrnehmung. Ich würde behaupten, dass ich den Großteil der Verantwortung schon abgelegt habe :roll:
Definitiv kann das ja aber nicht stimmen. Den Kontakt nach draußen manage ich z.B. immer noch alleine.
Waldschratin hat geschrieben: So., 08.08.2021, 10:11 Ich kann mir nämlich schon gut vorstellen, dass mindestens dein Mann, vielleicht mittlerweile etwas resigniert, nur allzu gerne dir was Entlastendes zukommen lassen möchte. Der kriegt doch sicher mit, wie du regelrecht "zerbröselst" neben ihm, oder?
Er bekommt es mit, er ist aber auch sehr mit seinem eigenen Elend beschäftigt. Nach 2 Schlaganfällen in den letzten 25 Jahren kann er nicht wirklich viel tun, hat auch kognitive Einschränkungen. Ich bin halt z.B. die Einzige, die zum Einkaufen fahren kann, dann verräumt er mit den Kindern die Einkäufe. Außerdem haben wir über seinen Pflegegrad 2 x im Monat jemand hier, der mal grob sauber macht.

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urmely
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Beitrag So., 08.08.2021, 10:41

Waldschratin hat geschrieben: So., 08.08.2021, 10:11 Und auch wenn deine Kinder außergewöhnliche Einschränkungen haben : Trau ihnen mal ein bissl mehr Kompetenz zu, auch wenn dann erstmal Einiges schräg laufen oder danebengehen mag. Das Leben an sich kannst du ihnen eh nicht ersparen und ich kann mir vorstellen, dass grade dein Vertrauen in ihre Kompetenzen und Stärken für jedes deiner Kinder recht wichtig ist.
Ich glaube, da ist hier ein falsches Bild von mir entstanden :red:
Für meinen Ältesten muss ich nichts mehr tun, außer ab und an einen Rat geben, wenn er mich darum fragt. Er hat nach dem Abi versucht zu studieren und ich habe ihn ziehen lassen. Studieren hat nicht geklappt, weil er damals (noch ohne Autismus-Diagnose) es nicht geschafft hat mit den vielen Menschen an der Uni zurecht zu kommen und dann einfach irgendwann nicht mehr hin ging. Im letzten Jahr dann die Diagnose, Suche nach Hilfe und dann der Umzug ins Berufsbildungswerk. Jetzt macht er dort den Fachinformatiker und will anschließend ein duales Studium machen. Er regelt alles mit den Betreuern vor Ort und lässt mich das Ergebnis wissen. Ihn habe ich schon losgelassen.
Meinen Jüngsten kann ich auch ziehen lassen, wenn das Thema Schulabschluss endlich durch ist. Er hat sich, seit er von der Schulpflich befreit ist und zuhause lernt, wunderbar entwickelt. Die Schule hat ihn einfach durch die Menschen dort permanent überfordert und zuhause ist er täglich zusammengebrochen. Jetzt lebt er seinen Tag nach seiner inneren Uhr, verpasst nie den Unterricht, hat immer sehr gute Leistungen und ist viel ausgeglichener. Vor ein paar Wochen hatte er den Wunsch alleine ans Meer zu fahren und war 1 Woche alleine auf Sylt, wir wohnen in Süddeutschland. Er kannte lediglich die Pension, weil wir dort vor Jahren 2 x waren. Bahnfahrt (die ja nie so läuft wie gebucht) und alles was vor Ort zu machen war, hat er komplett alleine gemanagt und er kam nochmals gestärkt nach Hause.
Nur meine Mittlere bereitet mir noch Sorgen. Sie wartet auf die Autismus-Diagnostik und hat sich nach einem erfolgreichen FSJ in der Psychiatrie komplett von der Welt zurückgezogen, auch Dank Corona. Sie traut sich aktuell gar nichts mehr zu, wird aber im Oktober wahrscheinlich ein Studium anfangen und ist seit kurzem in psychotherapeutischer Behandlung. Hier braucht es eben noch die eine oder andere Hilfe, weil sie z.B. überhaupt nicht telefonieren kann. Aber ich bin mir auch bei ihr sicher, dass sie ihren Weg machen wird. Sie sind halt später dran als "normale" Altersgenossen.

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chrysokoll
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Beitrag So., 08.08.2021, 10:43

du hast da sehr viele auch externe Baustellen und natürlich auch handfeste Gründe dich um deine Familie zu kümmern.
Aber: Keiner ist da so krank dass es nicht auch ohne dich ginge wenn es gehen müsste.

Dann kaufen die Söhne halt zu Fuß oder mit dem Fahrad ein. Dann kommt eben der Lieferdienst vom Supermarkt oder man bittet mal Nachbarn oder Einkaufshilfen die es seit Corona gibt oder die Pflege wird aufgestockt
Oder es wird eben mal unbequem für die Söhne, das ist dann einfach so.

Ich bin mir sicher, deine Mittlere könnte telefonieren wenn sie müsste oder dein Mann, die Brüder, eine Freundin würde das tun

Es gäbe Möglichkeiten loszulassen, es gäbe Möglichkeiten dass du Hilfe bekommst !

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urmely
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Beitrag So., 08.08.2021, 10:56

chrysokoll hat geschrieben: So., 08.08.2021, 10:43 Dann kaufen die Söhne halt zu Fuß oder mit dem Fahrad ein. Dann kommt eben der Lieferdienst vom Supermarkt oder man bittet mal Nachbarn oder Einkaufshilfen die es seit Corona gibt oder die Pflege wird aufgestockt
Oder es wird eben mal unbequem für die Söhne, das ist dann einfach so.
Zwischendurch gehen sie schon mal zu Fuß einkaufen, das geht halt nicht für den Wocheneinkauf für 5 Leute. Einkaufsdienste gibt es bei uns keine, nicht einmal die Möglichkeit Einkäufe vorzubestellen und abzuholen. In Schwaben auf dem Land sind wir da eben noch weit hinterher. Nachbarschaftshilfe fällt weg, weil wir keine Kontakte zu Nachbarn haben.
Der Pflegedienst kann nicht aufgestockt werden, da nicht mehr Kapazitäten da sind. Ich bin froh, dass wir überhaupt einen Pflegedienst gefunden haben, der Haushaltsdienstleistungen anbietet, die meisten hier machen das nicht, weil sie keine Angestellten dafür finden.
chrysokoll hat geschrieben: So., 08.08.2021, 10:43 Ich bin mir sicher, deine Mittlere könnte telefonieren wenn sie müsste oder dein Mann, die Brüder, eine Freundin würde das tun
Mein Mann sicher nicht, der wüsste am Ende des Gesprächs nicht mehr, was gesprochen wurde. Ist leider so, sein Gedächtnis hat extrem unter den Schlaganfällen gelitten. Die Brüder hätten gar keine Handhabe mit Ämtern zu telefonieren, da Tochter volljährig ist und sie nicht die Betreuung haben.
chrysokoll hat geschrieben: So., 08.08.2021, 10:43 Es gäbe Möglichkeiten loszulassen, es gäbe Möglichkeiten dass du Hilfe bekommst !
Leider bisher nicht meine Erfahrung. Die sagt nämlich, wenn du dich auf jemanden verlässt, dann bist du verlassen. Und ja, ich weiß, dass die Antwort aus lauter "ABER"s besteht, das ist nun mal die Lage wie sie hier ist. Und vermutlich auch deshalb überlaste ich meinen Therapeuten mit meinen Erwartungen, dass ich durch IHN endlich aus diesem ganzen Mist herausfinde...

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chrysokoll
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Beitrag So., 08.08.2021, 11:12

urmely, es gibt immer tausend Gründe warum etwas nicht geht.
Du kennst den Spruch "wer will findet Möglichkeiten. Wer nicht will findet Ausreden".

Vielleicht bist du noch nicht so weit.
Und so hart es klingt: Womöglich geht es dir noch nicht schlecht genug.

Manche Menschen müssen erst komplett zusammenbrechen bevor sie was ändern.

Überleg dir ob du das so willst. Auch das ist eine Entscheidung.

Du hast z.B. ja die Empfehlung bekommen dich an die Uniklinik zu wenden.
Hast du das getan?

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urmely
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Beitrag So., 08.08.2021, 11:32

chrysokoll hat geschrieben: So., 08.08.2021, 11:12 urmely, es gibt immer tausend Gründe warum etwas nicht geht.
Du kennst den Spruch "wer will findet Möglichkeiten. Wer nicht will findet Ausreden".

Vielleicht bist du noch nicht so weit.
Und so hart es klingt: Womöglich geht es dir noch nicht schlecht genug.

Manche Menschen müssen erst komplett zusammenbrechen bevor sie was ändern.

Überleg dir ob du das so willst. Auch das ist eine Entscheidung.

Du hast z.B. ja die Empfehlung bekommen dich an die Uniklinik zu wenden.
Hast du das getan?
Ja, ich kenne den Spruch, allerdings mit dem Ende "wer nicht will findet Gründe" :lol: passt schon zu mir. Im Moment scheint das alles für mich meine objektive Lage zu sein. Ob ich noch mehr zusammenbrechen kann, keine Ahnung. Ich war bisher so beschäftigt, dass ich nicht einmal weiß, wann ich den Stroke hatte, dessen Narbe man vor 3 Jahren in meinem Gehirn gefunden hat...

Ich habe mich bisher nicht an eine Uniklinik gewandt, weil mein Therapeut der Meinung ist, dass ich da aktuell genauso wenig zurecht kommen würde wie in der letzten Klinik. Der bisherige Plan war, dass ich durch die Therapie bei ihm soweit stabil und kommunikationsfähig werde, dass mir ein Aufenthalt in der Klinik gelingen kann. Klang für mich nach einem guten Plan. Was davon nach seinem Urlaub noch übrig ist, werde ich am 23.8. erfahren. Der Hinweis mit der Uniklinik ging nur an meinen Therapeuten, in dem Brief an mich fehlt dieser Vorschlag, warum auch immer.

Ich habe große Angst davor, das Thema Klinik alleine in Angriff zu nehmen, da meine Erfahrungen mit Kliniken jetzt eher nicht so gut sind (als MItarbeiterin, Patientin und Angehörige). Auch meine 7wöchige psychosomatische Reha vor 7 Jahren war ein eher negatives Erlebnis. Damals hat mich nur gerettet, dass ich eine Bezugs-Therapeutin hatte, die mich verstand und die sich für mich eingesetzt hat. Sie hat die Verlängerungen durchgesetzt und am Ende einen wirklichen Kampf mit der Oberärztin darüber geführt, ob ich arbeitsfähig oder arbeitsunfähig entlassen werde. Leider ist diese Therapeutin rund 3 Stunden einfache Fahrt entfernt, sonst hätte ich schon längst versucht, bei ihr unterzukommen.

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wind of change
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Beitrag So., 08.08.2021, 12:15

urmely hat geschrieben: So., 08.08.2021, 09:43
wind of change hat geschrieben: Sa., 07.08.2021, 23:24 Wende dich an Gott wenn kein Mensch und keine Hilfe mehr da ist, der hat schon mehreren Menschen geholfen die verlassen waren (auch wenn das jetzt im besten Fall belächelt wird, ich sag's trotzdem!).
Von mir wird es nicht belächelt. Ich beneide Menschen, die an Gott glauben können. Ich kann es seit mehr als 30 Jahren nicht mehr :-(

Danke. Du kannst dich immer noch an ihn wenden, auch mit Zweifeln, auch mit Vorwürfen, was auch immer. Er wartet auf Dich.
(es gibt auch ein paar interessante Erfahrungsberichte darüber, zB bei erfMenschGott, auch auf youtube zu sehen).
Ich will hier aber nicht "insistieren" o.ä., nur als Anregung falls du willst. Wenn du mir nicht geantwortet hättest, hätte ich auch gar nichts weiter dazu gesagt. Und wir müssen jetzt das Thema auch nicht weiter vertiefen.
Gehe so weit, wie du sehen kannst. Wenn du dort ankommst, wirst du sehen, wie es weitergeht.
(Autor unbekannt)
Wege entstehen, indem man sie geht. (Franz Kafka)
Glaub nicht alles was du denkst (Heinz Erhardt (?))

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Montana
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Beitrag So., 08.08.2021, 12:41

Ja, ich kenne Asperger. Mein Mann hat keine offizielle Diagnose, weil das für ihn nichts ändern würde, aber er weiß es schon ewig und hat alle erdenklichen Versuche unternommen, sich selbst zu therapieren. Er ging sofort nach der Schule zur Bundeswehr, für 13 Jahre, und wurde Offizier. Dank vertraglicher Verpflichtung ohne die Möglichkeit, davonzulaufen. Er hat sehr viel gelernt, und kann immer noch nicht telefonieren, zumindest nicht mit Fremden. Ich habe hier einen kompletten Hausbau organisiert, mit ihm als weitgehend stummem Begleiter an meiner Seite. Das war für mich eine Unterstützung, wenn er zumindest dabei war bei wichtigen Dingen. Über seine Wünsche gesprochen haben wir hauptsächlich allein. Ich finde das insgesamt einigermaßen gruselig, weil ich sehr gern einen "starken Mann" an meiner Seite hätte. Allerdings weiß ich eins: wenn der gar nicht anders kann, dann KANN er. Im Grunde kann er alles, was nötig ist. Hochintelligent und in seiner Nische (Informatiker mit zweifachem Studienabschluss, einmal Diplom, einmal Master) sehr erfolgreich. Niemals würde er einen Pizzadienst anrufen oder gar einen Handwerker. Hat er Angst vor. Mehr als eine Handvoll Menschen um sich rum erträgt er gar nicht. Er wurde von seiner Familie ausquartiert, da war er 17, weil er sonst wegen des Umzugs der anderen die Schule hätte wechseln müssen. Das wäre schlimmer gewesen als allein zu leben.
Er nimmt also liebend gern alles an, was ich tun kann, damit er nicht aus der Reserve kommen muss. Aber er könnte und wenn ich nicht mehr kann, was schon vorkam, dann macht er das auch.


Waldschratin
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Beitrag So., 08.08.2021, 13:33

Liebe urmely,
hast du eigentlich dir schon mal konkret überlegt, wie dir (d)ein Therapeut/eine Therapie weiterhelfen kann?

Nach allem, was du schreibst
urmely hat geschrieben:da meine Erfahrungen mit Kliniken jetzt eher nicht so gut sind (als MItarbeiterin, Patientin und Angehörige).
hast du ja mehr als nur Ahnung von der "Materie" an sich.

Wie stellst du dir konkret Unterstützung, hilfreiche Unterstützung für dich vor?
Was müsste da dabei sein, was dürfte nicht dabei sein, was braucht es/du, damit du aus deinem bisher gewohnten Kreiseln rausfinden könntest?

Einfach mal frei drauflos gedacht, ohne gleich zu "zensieren", was davon geht, nicht geht, unmöglich ist oder die Umstände nicht erlauben. ;-)

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urmely
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Beitrag So., 08.08.2021, 13:52

Waldschratin hat geschrieben: So., 08.08.2021, 13:33 Wie stellst du dir konkret Unterstützung, hilfreiche Unterstützung für dich vor?
Was müsste da dabei sein, was dürfte nicht dabei sein, was braucht es/du, damit du aus deinem bisher gewohnten Kreiseln rausfinden könntest?

Einfach mal frei drauflos gedacht, ohne gleich zu "zensieren", was davon geht, nicht geht, unmöglich ist oder die Umstände nicht erlauben. ;-)
Danke für die Frage, ich werde mich tatsächlich mal hinsetzen und für mich zusammenschreiben, was mir dazu einfällt. Die Frage ist ja nicht neu und wurde mir von meinem Therapeuten schon vor dem ersten Gespräch gestellt. Allerdings hat sich mein Blick mittlerweile sicher geändert und ist vielleicht auch realistischer geworden.

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lisbeth
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Beitrag So., 08.08.2021, 15:13

Hallo urmely,

zu deinen Abers:
Von außen betrachtet wirkt es auf mich so, als ob dein Haus lichterloh brennt, die Feuerwehr sagt, du musst sofort das Haus verlassen weil Leib und Leben in Gefahr ist, und du diskutierst mit denen aber darüber, dass du erst noch deine Lieblingsbücher und Lieblingsklamotten einpacken willst. Ja, das ist eine Zuspitzung. Und letztlich ist es deine eigene Entscheidung und deine Verantwortung, ob du das brennende Haus verlässt, um dein Leben zu retten. Zwingen kann und wird dich dazu keiner.

Du bist körperlich und psychisch am Limit (oder schon längst darüber hinaus) und du musst dich dringend um dein eigenes Wohlergehen kümmern, sonst wirst du früher oder später komplett zusammenbrechen. Und weder deinem Mann noch deinen Kindern wird es helfen, wenn du dich bis zum Zusammenbruch aufopferst, denn dann wirst du von einem Moment auf den anderen ausfallen. Und selbst dann wird es für alle irgendwie weitergehen und die Welt wird nicht untergehen, hab ich selbst (unfreiwillig) ausprobiert. Mit diesem Zwang, immer weiter zu funktionieren rechtfertigt man vor allem die eigene Selbstaufopferung, das eigene Kontrollbedürfnis, den eigenen Opferstatus. Ich selbst greife mir heute rückblickend an den Kopf, wie verdreht das alles (bei mir) war. Aber anscheinend sind wir Menschen erst dann in der Lage, davon mal abzulassen und was anderes auszuprobieren, wenn wir selbst so richtig auf die Schnauze gefallen sind und bis über beide Ohren in der Sch.eiße sitzen.

Ich würde dir tatsächlich empfehlen, doch nochmal über einen Klinikaufenthalt nachzudenken. Nicht in der Akutpsychiatrie, wo es primär um Krisenintervention und Stabilisierung geht, sondern in einer psychosomatischen (Akut-)Klinik, wo wirklich statiönäre Psychotherapie durchgeführt wird. Vielleicht findet sich auch eine Klinik, die auch einen Schwerpunkt auf deinen Diagnosen/Störungsbild hat. Dann wärst du mal für einige Zeit komplett aus deinem Alltag draußen und könntest dich auf dich selbst konzentrieren. Für mich war das damals hilfreich, um überhaupt mit mir selbst und meinen Bedürfnissen in Kontakt zu kommen. Das war in meinem Alltagschaos überhaupt nicht möglich. Dort war auch genug Raum, um verschiedene Dinge einfach mal auszuprobieren und zu schauen, was das mit mir macht. Da hab ich überhaupt erstmal gelernt, mich und meinen Körper achtsam wahrzunehmen, was meiner Meinung nach der Schlüssel dafür ist, auch die eigenen Gefühle gut wahrnehmen zu können, denn die manifestieren sich alle über deinen Körper. Durch das Zusammenspiel der verschiedenen Therapieverfahren und Therapeuten kriegst du auch aus vielen verschiedenen Ecken Rückmeldungen, das ist finde ich eine riesige Chance, weil das wesentlich vielschichtiger und vielseitiger sein kann, als wenn du mit deinem Therapeuten 1x die Woche zusammensitzt.
Aber auch dort wird es so sein, dass man dir Angebote macht. Nutzen und wahrnehmen musst du sie selbst.

Und ja, das bedeutet eine Menge Organistation, damit dein Mann und deine Kinder versorgt sind. Der Vorteil von einem geplanten Klinikaufenthalt ist, dass du das im Vorfeld organisieren und die Übergänge mitgestalten kannst. Wird das für alle (auch für dich, weil du loslassen musst) etwas ungemütlicher werden? Ganz sicher! Aber das heißt nicht, dass es nicht machbar wäre. Denn wenn du von heute auf morgen einen Herzinfarkt bekommst und im Krankenhaus landest (nur als Beispiel, das heißt nicht, dass ich dir das an den Hals wünsche...) dann müsste deine Familie ja auch irgendwie versorgt werden, aber das würde dann von Dritten unter ganz anderen (vor allem pragmatischen) Gesichtspunkten entschieden werden.
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott

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urmely
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Beitrag So., 08.08.2021, 16:02

lisbeth hat geschrieben: So., 08.08.2021, 15:13 Ich selbst greife mir heute rückblickend an den Kopf, wie verdreht das alles (bei mir) war. Aber anscheinend sind wir Menschen erst dann in der Lage, davon mal abzulassen und was anderes auszuprobieren, wenn wir selbst so richtig auf die Schnauze gefallen sind und bis über beide Ohren in der Sch.eiße sitzen.
Könntest du rückblickend sagen, wie du früher aus der Sache rausgekommen wärst?
lisbeth hat geschrieben: So., 08.08.2021, 15:13 Ich würde dir tatsächlich empfehlen, doch nochmal über einen Klinikaufenthalt nachzudenken. Nicht in der Akutpsychiatrie, wo es primär um Krisenintervention und Stabilisierung geht, sondern in einer psychosomatischen (Akut-)Klinik, wo wirklich statiönäre Psychotherapie durchgeführt wird. Vielleicht findet sich auch eine Klinik, die auch einen Schwerpunkt auf deinen Diagnosen/Störungsbild hat. Dann wärst du mal für einige Zeit komplett aus deinem Alltag draußen und könntest dich auf dich selbst konzentrieren. Für mich war das damals hilfreich, um überhaupt mit mir selbst und meinen Bedürfnissen in Kontakt zu kommen. Das war in meinem Alltagschaos überhaupt nicht möglich. Dort war auch genug Raum, um verschiedene Dinge einfach mal auszuprobieren und zu schauen, was das mit mir macht. Da hab ich überhaupt erstmal gelernt, mich und meinen Körper achtsam wahrzunehmen, was meiner Meinung nach der Schlüssel dafür ist, auch die eigenen Gefühle gut wahrnehmen zu können, denn die manifestieren sich alle über deinen Körper. Durch das Zusammenspiel der verschiedenen Therapieverfahren und Therapeuten kriegst du auch aus vielen verschiedenen Ecken Rückmeldungen, das ist finde ich eine riesige Chance, weil das wesentlich vielschichtiger und vielseitiger sein kann, als wenn du mit deinem Therapeuten 1x die Woche zusammensitzt.
Aber auch dort wird es so sein, dass man dir Angebote macht. Nutzen und wahrnehmen musst du sie selbst.
Ich war ja Anfang April 10 Tage in einer solchen Klinik. Im Nachhinein wundert mich nicht, dass diese Klinik so extrem kurze Wartezeit im Vergleich zu allen anderen hatte: 3-4 Wochen. Es war der Horror. Die Therapien waren alle nach dem Motto, wir tun so als ob. Gruppentherapien bestanden daraus, dass man jedes Mal in einer neu zusammengewürfelten Gruppe nach ein paar Eingangsworten der Gruppenleitung irgendwelche Zettel bearbeitet hat, die dann in der Regel auch nicht besprochen wurden am Ende. Nordic Walking war 500 m ein ebener Rundweg ums Haus.

Als ich zurück war, habe ich mich bei einer anderen Klinik angemeldet, mit der mein Therapeut schon Erfahrung hatte, weil dort schon mehrere seiner Patienten waren. Diese Klinik hat nach 2 Monaten Prüfung die Behandlung abgelehnt. In meinem Brief steht nur, dass sie mich nicht aufnehmen können. Im Brief an meinen Therapeuten stand, dass das Krankheitsbild zu komplex sei und sie eine Uniklinik empfehlen. Ich verstehe auch nicht wirklich auf Basis von was diese Entscheidung gefällt wurde, denn einen Selbstauskunftsbogen musste ich als Patientin nicht einschicken, von meinem Therapeuten hatten sie auch keinen Bericht, der hat nur ein Telefonat mit denen geführt, das war aber 4 Wochen vor der Absage.

In eine Klinik zu gehen ist mein Ziel, weil ich dann den täglichen Wahnsinn nicht an der Backe habe, mein Therapeut meinte aber, dass wir das langsam angehen sollten, da ich sonst wieder nicht zurechtkommen würde. Ich sollte erst stabiler sein und besser kommunizieren können. Klang für mich erst mal sinnvoll. Jetzt weiß ich es nicht mehr, wenn nicht einmal mehr die Kommunikation mit ihm klappt. Die Wartezeiten der Kliniken sind eh lang, mindestens 6 Monate. Ich werde ihn nach seinem Urlaub wohl drauf ansprechen, dass ich mich schnell anmelden möchte. Dazu brauch ich seine Einweisung und einen Bericht von ihm. Bisher habe ich mich halt blind auf ihn verlassen und gedacht, dass er der Profi ist und weiß was am besten ist.
lisbeth hat geschrieben: So., 08.08.2021, 15:13 Und ja, das bedeutet eine Menge Organistation, damit dein Mann und deine Kinder versorgt sind. Der Vorteil von einem geplanten Klinikaufenthalt ist, dass du das im Vorfeld organisieren und die Übergänge mitgestalten kannst. Wird das für alle (auch für dich, weil du loslassen musst) etwas ungemütlicher werden? Ganz sicher! Aber das heißt nicht, dass es nicht machbar wäre. Denn wenn du von heute auf morgen einen Herzinfarkt bekommst und im Krankenhaus landest (nur als Beispiel, das heißt nicht, dass ich dir das an den Hals wünsche...) dann müsste deine Familie ja auch irgendwie versorgt werden, aber das würde dann von Dritten unter ganz anderen (vor allem pragmatischen) Gesichtspunkten entschieden werden.
Das ist kein Problem für mich, die Organisation hatte ich ja schon im Frühjahr. Im Zweifel ist die Bude dreckig und die Familie isst jeden Tag TK-Pizza. :-D

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Kirchenmaus
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Beitrag So., 08.08.2021, 17:07

urmely hat geschrieben: So., 08.08.2021, 16:02
In eine Klinik zu gehen ist mein Ziel, weil ich dann den täglichen Wahnsinn nicht an der Backe habe, mein Therapeut meinte aber, dass wir das langsam angehen sollten, da ich sonst wieder nicht zurechtkommen würde. Ich sollte erst stabiler sein und besser kommunizieren können.
Hallo urmely,

was ist denn das Problem mit deiner Kommunikation? Weißt du das?
Es ist in Ordnung, mich zu akzeptieren.

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urmely
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Beitrag So., 08.08.2021, 17:51

Kirchenmaus hat geschrieben: So., 08.08.2021, 17:07
Hallo urmely,

was ist denn das Problem mit deiner Kommunikation? Weißt du das?
Ganz konkret nicht, nein. Ich habe oft das Gefühl, dass ich missverstanden werde. Ich sage etwas und das Gegenüber antwortet mir quasi mit etwas ganz anderem. Dieses Gefühl habe ich meistens. Aktuell gab es das nur nicht bei meiner Ergotherapeutin, die leider weggefallen ist, meiner besten Freundin und meinem Therapeuten. Hier habe ich fast immer das Gefühl, dass das verstanden wird, was ich sagen wollte.

Oft verstehe ich aber auch nicht, was mein Gegenüber mir sagen will. Aktuell z.B. ganz schlimm bei meinem Therapeuten. Er redet von etwas, ich verstehe die Worte, muss aber dann oft mehrmals nachfragen, wie oder was gemeint ist, was dann leider manchmal dazu führt, dass er unwirsch wird. Immerhin hat er selbst mir geraten den Mensa-Test zu absolvieren, weil er glaubt, dass ich sehr intelligent sei. Ich weiß nicht, ob er sich manchmal von mir verarscht vorkommt.
Als Beispiel: er reagiert auf etwas total genervt und redet davon, dass ich persönliche Grenzen von ihm überschritten hätte. Ich sag dann, dass es mir leid tut, da ich diese nicht erkannt habe und er solle mir doch rechtzeitig ein Stoppzeichen geben, wenn ich Grenzen überschreite. Er kann mir dann aber weder klar machen, wo die Grenze war, noch funktioniert es beim nächsten Mal. Ich merke die Grenzüberschreitung dann, wenn seine Mails mit "Sehr geehrte" anfangen oder er mir im direkten Gespräch erklärt, dass er mich ja nur angenommen hat, weil er meine Not gesehen hat und sein beruflicher Ethos ihn quasi dazu genötigt hat.

Edit: ich kann auch ganz schlecht mit "Respektspersonen". Mit meinem Chef und einem Professor in meiner Klinik hatte ich immer wieder Probleme. Ich kann meine Klappe nicht halten, wenn etwas falsch läuft und ecke damit immer wieder an.

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peppermint patty
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Beitrag So., 08.08.2021, 18:38

Hallo urmely,

ich wundere mich darüber wie viel du schon ausprobiert hast und das dabei nichts geholfen hat. Ich glaube, da hat deine Einstellung auch einen großen Anteil dran, denn das so rein gar nichts greift ist schon ungewöhnlich. Oft greifen Therapie oder andere Unterstützungsmöglichkeiten nicht sofort oder vielleicht auch nur zu 30 - 60%, aber auch das ist sehr viel wert. Und es gilt auszuprobieren, dran zu bleiben, offen zu bleiben. Ich suche bereits seit drei Jahren eine Therapeutin, gebe aber nicht auf, auch wenn viele meiner Vorgespräche ein absolutes Desaster waren. ich weiß, eine Therapeutin "da draußen" wird passen, wenn vielleicht auch nicht so wie von mir erhofft.
urmely hat geschrieben: Fr., 06.08.2021, 15:23
es ist nicht meine erste Therapie. Ich hatte vor 15 Jahren mal eine Therapie bei einer Verhaltenstherapeutin,...

...Ich bin dann einfach irgendwann nicht mehr hin, weil ich das Gefühl hatte, ich weiß gar nicht, was sie von mir will. Übrigens ein roter Faden in meinem Leben.
Das hier ist mir beim Lesen aufgefallen, weil du es mehrfach schriebst. Denn nicht deine Therapeutin möchte etwas von dir, sondern du von ihr... Vielleicht liegt auch hier ein Denk- oder Kommunikationsproblem?

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