Wenn sich Therapeuten 'verändern'

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Beitrag So., 30.05.2021, 06:49

metropolis hat geschrieben: So., 30.05.2021, 00:14 ...dass du mehr an den darunter vergrabenen Themen eines unsicheren Selbstwerts und einem Wunsch nach Bindung arbeiten solltest, anstatt auf ihre Signale und ihr Strahlen zu warten.
!!!
metropolis hat geschrieben: So., 30.05.2021, 00:14 ...Sie ist Ausdruck einer viel tiefer liegendenen Sehnsucht und die ist nicht erotischer Natur und hat auch nichts mit typisch männlichem Eroberungsverhalten zu tun.
!!!

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Beitrag So., 30.05.2021, 07:15

Ich schilder auch mal meine eigenen Erfahrungen:

Ich hab mal Verliebtheitsgefühle für einen Therapeuten empfunden und ihm das nach einiger Zeit auch gesagt.
Darauf meinte er: Er sieht als Zeichen, dass ich mich bei ihm wohl fühle und das freut ihn.
Mit dieser Reaktion war ich vollauf zufrieden.
Ich wollte einfach nur, dass meine Gefühle da sein dürfen, dass sie kein Problem für ihn sind und dass er sie annehmen kann. Seine souveräne und positive Reaktion hat mir Sicherheit gegeben. Er war daraufhin in der weiteren Therapie auch kein bisschen verändert.

Bei einem zweiten Therapeuten später hab ich auch mal positive Sehnsuchtsgefühle geschildert und er (war Psychoanalytiker) hat mit "Nichtreaktion" reagiert. Also nichts dazu gesagt.
Das hat mir weniger gut getan. Ich hab mich nicht wahrgenommen gefühlt, irgendwie verunsichert und hab daraufhin diese Sehnsucht auch noch einige Male angesprochen, quasi auf das Thema gepocht, aber niemals eine positive Response von ihm erhalten im Sinne von: Ich nehm das wahr, schön, dass Sie da sind.
Ich hab mir von beiden Therapeuten nicht die Erwiderung meiner Verliebtheitsgefühle erwartet, sondern wollte einfach nur spüren, dass sie positiv reagieren, dass sie meine Gefühle als etwas Positives sehen und mich damit willkommen heissen.

Auch der zweite Therapeut hat sich nicht verändert, nachdem ich diese Sachen zu ihm gesagt habe, aber diese "kalte" Nichtreaktion war so eine Art "checkpoint" den wir nicht passiert haben:
Die Therapie ist eigentlich - weil er nicht nur diese, sondern auch andere Gefühle nicht positiv wahrgenommen und mich nicht gespiegelt hat - daran gescheitert.

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Beitrag Mo., 31.05.2021, 06:06

Wenn du der Meinung bist, dass Therapeuten weder Kritik äußern dürfen, noch irgendwas persönliches beitragen sollten, dann spiegelt deine Therapeutin dir dein Verhalten vielleicht einfach. Würde ja zu dem passen was du beschreibst

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jack0815
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Beitrag Mo., 31.05.2021, 17:02

Bilderbuch hat geschrieben: Sa., 29.05.2021, 20:21 Welche Erfahrungen hast du mit „Weibchen“ außerhalb des „Kinos“? Hat das damit ggf. zu tun?
Das hat garantiert damit zu tun, hatte ich es in der Damenwelt doch immer ziemlich leicht, Fuß zu fassen bzw. Damen "für mich zu gewinnen" oder zumindest für mich zu "begeistern", selbst wenn ich mich letztendlich nicht in Gewinner-Pose zeigen konnte, was zum Teil sicher auch meinen narzisstischen Zügen geschuldet ist, im Positiven wie im Negativen, ich spare es mir hier jedoch aus, auf die Heerschaaren von Damen zu sprechen zu kommen, die mir unaufgefordert folgen oder in sonstiger Weise erlegen sind, wie ich es von denen aber nicht gewunschen habe.

Ich war deshalb schon "irgendwie" vor meinem ersten "psychotherapeutischen Date" davon überzeugt, auch eine Therapeutin ebenso "leicht" für mich "gewinnen" zu können, nur war dies nicht mein Hauptgedanke oder gar Ziel, sondern nur dieser eine, ständig anwesende, tief sitzende Hintergedanke, den ich aber eigentlich gar nicht haben wollte.

Schließlich war mir meine Therapeutin schon bei der ersten Sitzung sehr sympathisch und ich mochte sie auch schon, völlig abwertig und sogar fast schon "bösartig" also dann der Gedanke, ich würde hier nun jetzt alles dafür tun, um meine Therapeutin so gut wie möglich für mich (entgegen ihrer psychotherapeutischen Regeln oder gar ihrem eigenen Willen) zu begeistern, nämlich unter Umständen so weit, dass ich am Ende derjenige bin, der Geld für die Sitzungen bekommen würde.

(letzteres war natürlich nicht ganz Ernst gemeint!)

Bevor jetzt wieder einige loslegen, was für ein arrogantes, hochnäsigs Arxxxxxxx ich doch bin, sollten diese User sich vielleicht voher bewusst darüber werden, dass ich hier noch immer von Narzissmus spreche, also einer Persönlichkeitsstörung, auch wenn Ihr Euch immer noch maßlos über mich ärgert und versucht, mir eine virtuelle Schelle in Textform zu verpassen.
Solage hat geschrieben: Sa., 29.05.2021, 22:00 kennst du das Buch von Ilka Quindeau und Wolfgang Schmidbauer: "Der Wunsch nach Nähe- Liebe und Begehren in der Psychotherapie"?
Nein! Leider nicht! Ich schwöre, es gab da eine gewissermaßen "harte" Zeit für mich in der Therapie, in der ich mich über alles releavante betreffend Psychotherapie informiert habe und wahrscheinlich auch dieses Buch sofort über einen Online-Shop bestellt hätte.

Vielleicht auch interessant zu erwähnen, dass ich vor Beginn meiner Therapie, über Psychotherapie lediglich nur wusste, dass dies irgend etwas mit diesem "Freud" zu tun hat, mehr nicht.

Recht schockiert war ich dann, als ich erkannt habe, mich verliebt zu haben, aber hier nicht nur ihr Lebensabschnitts-Partner "im Weg" wären (der aber, wie sonst auch im privaten Leben, kein wirkliches "Hindernis" darstellt, weder für mich noch für meine Herzdame) sondern da auch noch die Tatsache wäre, dass sich meine Therapeutin an diese abscheulich menschenverachtenden "Abstinenzregeln" halten muss und ob das nicht schon schlimm genug wäre...sie auch mit keinem Klienten eine ("reale") Beziehung eingehen darf! Wer aber jetzt denkt, mein Unglück hätte größer kaum sein können, dauert diese Klientel-Beziehungs-Abstinenz für eine Therapeutin ganze 1-2 Jahre!!!

Da ich aber schon im Wissen war, dass meine Therapeutin eine sehr gute ist und sie dahingehend wohl nicht leicht ihre Regeln brechen würde, geschweige denn ihre Lizenz riskiert, ist wohl eine kleine (Traum)Welt zusammengebrochen, die Frage danach, ob sie sich von ihrer Liebe zu ihrem Partner von etwaigen Schritten in meine Richtung abhalten ließe, stellte sich nie wirklich, das war auch sonst bei anderen Bekanntschaften nie ein grobes Problem und abgesehen davon...ist jede Beziehung irgendwann zum Scheitern verurteilt (bis auf sehr wenige Ausnahmen), egal wie sehr jemand glaubt, den "Partner fürs Leben" gefunden zu haben...

...letzteres glaubt doch ohnehin immer jeder, besonders wenn die Schmetterlinge noch am Fliegen sind.

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jack0815
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Beitrag Mo., 31.05.2021, 17:15

metropolis hat geschrieben: So., 30.05.2021, 00:12 schade, dass ich erst jetzt zu dieser Diskussion stoße, denn ich finde mich in vielen deiner Beschreibungen wieder. Ich versuche das Thema mal ein bisschen für mich zu ordnen.
Liebste Metropolis!!! Mir hat vor allem die Passage um die Abstinenzregeln gefallen, weil ja meine Therapeutin genau so darauf bedacht ist, aber dann eben dennoch so "andere" mitunter "schwerwiegende" Fehler begangen hat und dies auch genau der Grund war, warum ich so absolut verwirrt war und die "Fragen" mit jeder Sitzung mehr wurden, während sich alles zunehmend nur mehr um meine Therapeutin gedreht hat.

Ich war sogar im Begriff, mir eingestehen zu müssen, dass ich möglicherweise ab einem Punkt wohl schon in eine Art Obsession geraten bin, wie ich sie noch niemals bei irgend einer anderen Frau erlebt habe.

Nun bin ich alles andere als jemand, der zum Stalker werden würde, dennoch hatte ich, auch wenn ich den Gedanken niemals verwirklicht hätte, immer wieder mal daran gedacht, wie es wohl wäre, einfach zu ihr zu fahren, nur um auf dem Parkplatz zu stehen (wo sie mich hoffentlich nicht "erwischt"), um ihr zumindest etwas näher zu sein, auch wenn ich sie niemals herausläuten würde oder ihr gar sagen würde, dass ich abseits unserer Termine, ihre Parkplätze vor ihrem Haus besucht hätte.

Da war ich mir sozusagen selbst nicht mehr ganz geheuer, aber Gott sei Dank, hat sich bis Heute alles wieder relativiert und setzt sich auch so fort.

Nun muss ich sagen, ich hätte gerne noch mehr von Dir gelesen bzw. würde noch mehr von Dir lesen wollen! Sehr interessant und vor allem meiner Meinung nach sehr gewählt ausgedrückt, wovon sich mir auch zeigt, dass hier jemand spricht, der wirklich auch aus Wissen und Erfahrung spricht!
metropolis hat geschrieben: So., 30.05.2021, 00:14 Narzissten erkennen sich i.d.R. nicht als solche.
Wie du schon selbst angemerkt hast "i.d.R."!

Nebenbei bemerkt, gibt es ja gar keinen 100% Vollnarzissten, denn Narzissmus ist nur eine von vielen "Störungen", die je nachdem, weniger oder mehr von den zutreffenden Störungen ausmachen, zumal wird sich auch jegliche Störung unter gewissen Umständen stärker oder weniger stark zeigen bzw. ein Problem verursachen. Bei mir sind definitiv einige Narzisstische Merkmale vorhanden, die sich je nachdem, Online viel deutlicher zeigen, als im RL, vielleicht bin ich auch nur ein "Online-Narzisst", keine Ahnung, so toll bin ich nun auch wieder nicht, um ständige Google-basierte Selbstanalyse zu betreiben.

Nun, ein Narzisst würde sich ja nur dann als solcher erkennen, wenn er um die Merkmale Bescheid weiß und diese sich auch für ihn bestätigen, dann wird er (einige, viele) eher naheligend keine Geschichten daraus machen und es (mitunter sogar stolz) zugeben, wenn ihn jemand danach fragen würde, ob er denn einer ist.

Man darf auch nie verallgemeinern, egal um welches Thema es geht, auch wenn JEDER irgendwann, irgendwie das dann doch tut, mir passiert dies nämlich auch immer wieder... meist bei Tschetschenen, die alle exakt gleich wären, ohne dass es irgendwo dazwischen auch Unterschiede gäbe.

Es wird von "Gewalttätern" zum Beispiel auch immer davon ausgegangen, dass diese Menschen generell Gewalt anwenden, egal ob es sich bei ihren "Opfern" um Frauen, Kinder oder Tiere handelt, was ebenfalls in vielen Fällen nicht den wahren Tatsachen entspricht. Genau so ist es dann auch gerade zu typisch, dass der verhaltensgestörte Serien-Killer genau jener ist, der ein vorbildliches Familienleben geführt hat, im Kirchenchor anerkannt war und niemals durch aggressives Verhalten aufgefallen wäre.

Nur ist nicht jeder, der niemals durch aggressives Verhalten aufgefallen ist, im Kirchenchor spielt und ein vorzügliches Familienleben führt, ein Serien-Killer.

Im übrigen habe ich mir selbst schon die Frage gestellt, ob meine narzisstischen Züge wohl von mir selbst "heraufbeschwört" wurden, damit diese als "Schutzmechanismus" wirken können, immerhin habe ich eine Vielzahl an "Schutzmechanismen" entwickelt, eine davon wäre auch das Erkennen von diversen Emotionen/Gefühlslagen im Geschichtsausdruck anderer Menschen, bevor die es noch selbst erkennen würden, geschweige denn bevor es jemand anderer bemerkt.

Schlimm wird es nämlich dann, wenn sich meine Annahmen so oft "bestätigen", dass ich irgendwann schon fast davon ausgehen kann, immer richtig zu liegen, denn ohne jeden Zweifel, werde ich mich dennoch auch nach wie vor mal irren, das dann aber nicht mehr zu erkennen, kann dann durchaus Probleme mit sich bringen.

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jack0815
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Beitrag Mo., 31.05.2021, 17:33

captcha hat geschrieben: So., 30.05.2021, 06:40 nur damit es nicht überlesen wird, was Jack sich von uns wünscht:
Ich habe dies aber nicht ohne Grund nochmal angemerkt.

Es ist mir selbst ja egal, wann hier jemand meint, mich unbedingt analysieren zu müssen oder gar der Meinung ist, es wäre psychologisch sinnvoll, mir mit irgendetwas Vorwürfe zu machen oder zu denken, sich durch die Blume über mich lustig machen zu können, ohne dass ich das merken würde.

Nur hagelt es hier bei mir im Moment Verwarnungen wie bei einem Hagelwolkenbruch und da dieser Thread, den Clicks nach, an sich sehr interessant sein dürfte, dann wohl sehr schade um den Threadersteller. :cool:

Somit bleibt es mir nun verwehrt, die üblichen Retourkutschen zu verteilen und ich werde wohl nur mehr den Posts Beachtung schenken, die sich fernab von Vorwürfen, Kritiken und/oder auf mich bezogene Online-Analysestudien, mehr zu der eigentlichen Fragestellung dieses Threads hinbewegen.
metropolis hat geschrieben: So., 30.05.2021, 00:14 Mich hätte auch interessiert, aus welchem Grund du dich in Therapie begeben hast, aber das wolltest du ja nicht offenlegen.
Es handelt sich um etwas, das in den letzten Jahren zunehmend eine größere Rolle spielt und wegen dem immer öfter und mehr Leute kürzer oder länger arbeitsunfähig sind/waren.

Nun ratet! Der Gewinner bekommt meinen :respekt:


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Beitrag Mo., 31.05.2021, 18:05

Ist es nicht eben deshalb so anziehend, weil die Eroberung einer/der Frau Therapeutin nicht einfach ist, wie sonst in deinem realen Leben?
Sie zeigt sich so, wie du eine Frau Dir wünscht.
Angemerkt als eine Art Kunstobjekt und illusorisch.

Die Art Obsession ist „Liebe“. Für mich nichts ungewöhnliches in der Therapie. Das mit den Parken vor ihrem Haus - Wunsch finde ich auch total harmlos und normal.

Dass sie sich nicht mehr über dich erfreut zeigt, ihr nicht vergleichbar zu früher harmonisiert, könnte Dir in Laufe der Therapie egal sein. Du freust dich auf sie und da solltest du nur bei dir bleiben.

Was Narzissmus angeht, ich verstehe es auch als Störung, wenn es wie bei dir, stark ausgeprägt ist.
Ist dieser überhaupt heilbar? Dagegen gibts keine Medikamente und nichts dergleichen wie bei anderen Störungen, wie Angst z.B. Das ist bestimmt nicht einfach für dich und das Umfeld, kombiniert mit deiner Art von Humor und (zumindest) sprachlicher Hochbegabung und (Geraten wie gewünscht) der Depression.

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Beitrag Mo., 31.05.2021, 19:06

jack0815 hat geschrieben: Mo., 31.05.2021, 17:33 Es handelt sich um etwas, das in den letzten Jahren zunehmend eine größere Rolle spielt und wegen dem immer öfter und mehr Leute kürzer oder länger arbeitsunfähig sind/waren.

Nun ratet! Der Gewinner bekommt meinen :respekt:
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metropolis
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Beitrag Mo., 31.05.2021, 23:12

Ja, diese Obsession kenne ich gut. Ich hatte große Schuldgefühle für die „Recherchen“, die ich anstellte, herauszufinden, welcher Privatmensch hinter der Therapeutenfassade steckt. Zum Glück habe ich es geschafft, alles in den Sitzungen anzusprechen, was ich recherchiert habe, damit wir daran arbeiten konnten, warum ich das alles unbedingt wissen möchte.

Aus deiner Andeutung lese ich heraus, dass du dich aufgrund von Depressionen/ Burnout in Therapie begeben hast, um wieder arbeitsfähig zu werden. Ist dies das erklärte Therapieziel, dass du wieder arbeitsfähig wirst?
Willst du in der Therapie ebenfalls deine narzisstischen Züge bearbeiten bzw. ihnen auf den Grund gehen? Der Begriff Narzissmus und narzisstische Persönlichkeitsstörung fallen doch recht häufig in deinen Beiträgen. Mir fällt ebenfalls auf, wie oft du erwähnst, dass du bei Frauen allgemein gut ankommst, zumindest in der Eroberungsphase, jedoch nicht auf Lange Sicht aufgrund dieser narzisstischen Züge. Hast du auf diesem Gebiet Leidensdruck? Wünschst du dir eine langfristige Beziehung (ich meine dies eher allgemein, nicht bezogen auf deine Therapeutin)?
Schließlich war mir meine Therapeutin schon bei der ersten Sitzung sehr sympathisch und ich mochte sie auch schon, völlig abwertig und sogar fast schon "bösartig" also dann der Gedanke, ich würde hier nun jetzt alles dafür tun, um meine Therapeutin so gut wie möglich für mich (entgegen ihrer psychotherapeutischen Regeln oder gar ihrem eigenen Willen) zu begeistern, nämlich unter Umständen so weit, dass ich am Ende derjenige bin, der Geld für die Sitzungen bekommen würde.
Diese Sätze hätten auch von mir sein können vor 10 Jahren. Mit einem kleinen Unterschied: ich bin nicht der Typ Frau, der Heerscharen Männer anlockt, ich bin eher unscheinbar. Und doch hat sich solch ein Gefühl von Grandiosität bei mir eingeschlichen, dass ich es schaffen werde, ihm so den Verstand zu rauben, dass er die Ultimative Ausnahme macht und alles aufs Spiel setzt. Wir haben das mal gedanklich in einer Therapiestunde durchgespielt am Beispiel einer Umarmung, die ich mir von ihm wünschte. Der Witz daran ist ja, dass ich ihn so weit bringen wollte, dass er die Kontrolle über sich verliert, ich ihn aber am Ende doch abweise und in seine Schranken weise. Ich sagte ihm:„Ich sehe keine Gefahr, ich kann mittlerweile Grenzen setzen, sollten Sie zu weit gehen.“ Es kam natürlich nicht zu dieser Umarmung und auch nicht zum Kontrollverlust. Aber intensiv daran gearbeitet, die Grenzen einzureißen, habe ich.

Ein ähnliches Szenario hat sich kürzlich mit einer Frau aus meinem beruflichen Umfeld wiederholt. Wir haben einen freundschaftlichen Kontakt initiiert. Dieser Kontaktaufbau war sehr heikel, da wir das durch unsere berufliche Verbindung eigentlich nicht gedurft hätten und es als unethisch ausgelegt werden könnte, wenn ihr jemand etwas Böses will. Sie hat sich also in „Gefahr“ gebracht, mich privat zu treffen. Wir haben das im Vorfeld ausführlich besprochen und nach einigem Hin und Her für das Risiko und die Freundschaft ausgesprochen. Hieraus entstand ein besonderer Kick, den ich auch aus meiner Therapie kannte. DIE Ausnahme sein, für die der Ruf oder der Berufsethos riskiert wird. Hier wurde eine tiefe Sehnsucht angesprochen, die Sehnsucht für jemand anderes besonders und einzigartig zu sein.

Ich kann nur sagen, dass ich heilfroh bin im Rückblick, dass mein Therapeut standgehalten hat. Es war richtig, aus ethischer Sicht UND für mich ganz persönlich. Ich hätte ihn wahrscheinlich nicht aufgehalten. Das ist halt echt schwierig, diese Gefühle sind sooo intensiv und brauchen einen Ausdruck in Worten und Taten. Ich hätte ihn nicht aufgehalten, weil ich „Erlösung“ gebraucht hätte von der Intensität, die kaum mehr aushaltbar war. Ich möchte ihm wirklich danken, dass er abstinent blieb, für sich und mich, vor allem für mich.

Aber spielen wir es doch mal durch und du würdest an dein Ziel kommen: sie trennt sich von ihrem Partner und gibt sich fortan dir hin. Was dann? Was folgt dann?
- Schuldgefühle eine Beziehung zerstört zu haben durch geschickte Manipulation? Meint sie mit ihrer Liebe dann wirklich dich?
- Aufbau einer Beziehung auf der Basis eines eklatanten Ungleichgewichts, dadurch, dass sie viel über dich weiß, du aber nur einen sehr kleinen Ausschnitt von ihr kennst. Wie soll diese ungleiche Rollenverteilung aus der Therapie auf Augenhöhe gebracht werden?
- Die Therapie müsste sofort beendet werden. Was wird dann aus deinen Therapiezielen?
- Sie darf sich eigentlich nicht öffentlich zu dir bekennen oder öffentlich kommunizieren, dass du eigentlich ihr Patient warst. Wie lange das Abstinenzgebot nach dem Ende der Therapie andauern muss, weiß ich zwar nicht, aber aus meiner (persönlichen) Sicht endet das Abstinenzgebot nie. Sie wird immer deine Therapeutin bleiben, auch nach Beendigung der Therapie.
...
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm

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metropolis
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Beitrag Mo., 31.05.2021, 23:18

Irgendwie bin ich mir noch nicht sicher, ob du wirklich eine private Beziehung zu deiner Therapeutin willst oder ob du dich einfach sehr weit auf deine Wünsche und Fantasien einlässt, aber das Ganze auf der fiktiven Ebene bleiben soll. Was ist hier das Ziel?

Ich werde dir verraten, wofür meine Verliebtheit damals diente: sie ist eine Bewältigungsstrategie, wenn sehr dunkle Phasen im Anmarsch sind. Sie ist ein Überlebensmechanismus. Der einzige Weg, der meine Suizidgedanken und Todessehnsucht während schwerer Depressionsphasen in Schach halten konnte. Sie ist ein Mittel gegen schwarze Löcher, gegen innere und äußere Leere, gegen unaushaltbare Wahrheiten. Nicht nur die Verliebtheit für meinen Therapeuten erfüllte diesen Zweck, sondern auch die unzähligen Male davor, seit meine Depression in meiner Jugend zu Tage trat. Diese Bewältigungsstrategie scheint mir geblieben zu sein, so dass ich auch heutzutage noch Verliebtheitsgefühle entwickele, völlig überzogene, den Verstand raubende. Ich sage dann immer: die Büchse der Pandora hat sich wieder geöffnet. Heute kann ich aber von außen drauf schauen und erkennen, die Verliebtheit ist ein Indikator, dass sich in meinem Inneren gerade sehr schwer aushaltbare Prozesse abspielen und dass die Depression wieder anklopft.

Ich bin ja der Meinung, dass deine Verliebtheit auch einen enormen Unterbau hat, wo es sich lohnt hinzuschauen. Je stärker die positiven Gefühle im therapeutischen Setting desto größer die darunter liegende Bedrohung? Schmeiß doch dieses Potential nicht weg, indem du deine Therapeutin ihrer Funktion berauben willst.
Vielzahl an "Schutzmechanismen" entwickelt, eine davon wäre auch das Erkennen von diversen Emotionen/Gefühlslagen im Geschichtsausdruck anderer Menschen, bevor die es noch selbst erkennen würden, geschweige denn bevor es jemand anderer bemerkt.
Auch hier finde ich mich wieder, aber ich gehöre wahrscheinlich nicht ins narzisstische Spektrum. Die Frage ist nur, Schutz(-mechanismus) vor was? Hier fängt die eigentliche Arbeit einer Therapie an.

Ich hoffe wirklich, dass ihr es zusammen schafft, deine Schutzmechanismen besser zu verstehen und dass du irgendwann eine Verbindung zu einem anderen Menschen aufbauen kannst, dessen Anerkennung und Bewunderung du dir nicht so hart erarbeiten musst. Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass du glaubst, du musst dir Liebe durch Charme, Witz, Erkennen von den kleinsten Bedürfnissen und Verehrung erarbeiten. Aber wie gesagt, das ist nur eine diffuse Idee von mir, ich kenne dich ja nicht.
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

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Beitrag Di., 01.06.2021, 07:11

Danke für deine wundervollen offenen Beiträge, metropolis.


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Beitrag Di., 01.06.2021, 08:22

Metropolis, aus der Sicht dessen, was Du hier jetzt schreibst, scheint mir Dein Therapeut ein wahrer Künstler im therapeutischen Grenzgang gewesen zu sein. Er hat viele Ebenen gefunden, auf der er Dir das Gefühl und die Sicherheit geben konnte, etwas Besonderes zu sein. Nur auf der einen Ebene, die für dich wahrscheinlich verheerend gewesen wäre, hat er sich Dir freundlich verweigert.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

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metropolis
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Beitrag Di., 01.06.2021, 09:29

Danke für euer positives Feedback.

Leider sind meine Forumsblogs aus der damaligen Zeit nicht mehr existent. Damals konnte man das Drama quasi live mitverfolgen. Mein Therapeut wurde hier von den anderen Usern aber auch stark kritisiert für seine Arbeitsweise und Fehlleistungen. Naja, wer dazu mehr wissen will, kann gerne in meinem aktuellen Blog nachfragen.

Ich will hier nicht zu viel Raum einnehmen mit meiner Therapiegeschichte.
ziegenkind hat geschrieben: Di., 01.06.2021, 08:22 Dein Therapeut ein wahrer Künstler im therapeutischen Grenzgang gewesen zu sein. Er hat viele Ebenen gefunden, auf der er Dir das Gefühl und die Sicherheit geben konnte, etwas Besonderes zu sein. Nur auf der einen Ebene, die für dich wahrscheinlich verheerend gewesen wäre, hat er sich Dir freundlich verweigert.
Ganz so war es nicht. Ich war eher der Grenzgänger und er der Mutige, sich auf dieses Spiel mit dem Feuer einzulassen. Ist glücklicherweise gelungen, hätte aber fatal scheitern können.
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Beitrag Di., 01.06.2021, 10:39

Sorry for das OT

Metropolis, ich bin mir nicht sicher, neige aber mit Blick auf meine eigene Therapie, das, was ich von Freund*innen weiß und hier lese, mittlerweile zu der Annahme, dass die Therapien, die am Ende gelingen, die also eine Veränderung von tief verwurzelten, aber am Ende schmerzhaften Mustern bewirken, auch die sind, die an vielen Punkten gut hätten scheitern können. Veränderung gelingt da, wo man nicht mehr safe spielt, auf beiden Seiten der Couch. Und das kann immer auch verdammt schief gehen.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

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Beitrag Di., 01.06.2021, 11:06

captcha hat geschrieben: So., 30.05.2021, 07:15 Ich hab mal Verliebtheitsgefühle für einen Therapeuten empfunden und ihm das nach einiger Zeit auch gesagt.
Darauf meinte er: Er sieht als Zeichen, dass ich mich bei ihm wohl fühle und das freut ihn.
Mit dieser Reaktion war ich vollauf zufrieden.

Bei einem zweiten Therapeuten später hab ich auch mal positive Sehnsuchtsgefühle geschildert und er (war Psychoanalytiker) hat mit "Nichtreaktion" reagiert. Also nichts dazu gesagt.
Das hat mir weniger gut getan.
Ich finde es gelinde gesagt schon etwas desaströs, dass offensichtlich viele Therapeuten nicht wissen, wie sie mit so einer heiklen Thematik umgehen sollten, oder besser gesagt verstehe ich absolut nicht, dass in dieser teuren, langjährigen Ausbildung zum Psychotherapeuten, der Schwerpunkt nicht genau darin liegt, wenn es doch ganz offensichtlich ist, dass hier von Seiten der Psychotherapeuten zuweilen immer wieder fatale Fehler begangen werden.

Wenn ich im Moment an meine Therapeutin denke, fallen mir dabei zwangsläufig immer wieder zwei sehr stark kontrastreiche Szenen ein, nämlich die jeweilige Rückkehr von ihren ersten beiden Urlauben, die ich nun wie folgt nochmal genau schildere:

Nach einigen Monaten ging sie dann eben das erste Mal auf Urlaub, das waren 3 Wochen. In der ersten Therapie-Stunde nach diesem, empfing sie mich mit solcher Freude (das "Strahlen" war ich ja ohnehin schon gewohnt) das ihr "Strahlen"sogar noch eindeutiger, ehrlicher und irgendwie sogar noch stärker erschienen ließ, dazu fragte sie mich "Ja wie geht es Ihnen denn!?"

Die Frage stand in meinen Augen ganz typisch für diese starken, positiven Gefühle mich wieder zu sehen, anstatt die Art und Weise wie man so etwas aus rein medizinischen Gründen fragen würde und ich kann hier gleich auch erwähnen, dass sie mir diese Frage niemals wieder gestellt hat, genau so, wie ich sämtliches Strahlen und all diese "positivität" schon langen nicht mehr wahrnehmen kann.

Kommen wir nun zur zweiten Szene, die in extrem starken Kontrast zur ersten stand: Ihr Urlaub ging hier so etwa über 2 Wochen, gesehen haben wir uns jedoch ebenfalls für etwa drei Wochen nicht mehr, soweit ich mich erinnere. Worauf ich mich aber sehr genau erinnern kann und was in etwa wie einem Schlag in die Magengrube gleicht, war ihre erste Reaktion als ich ihre Praxis betrat:

Da war...NICHTS! Sie hat mich nur mal kurz gemustert und dann gleich wieder die Blickrichtung geändert. Ich meine sogar, dass mir hier fast schon eine "eiseskälte" entgegenschlug, wobei ich nicht sicher bin, ob diese "eiseskälte" wohl wirklich da war oder ich es nur so empfunden habe, weil ihre Reaktion im Gegensatz zu der bei ihrer letzten Urlaubsrückkehr, in solch extrem starken Kontrast erschienen ist.

Mir fallen dahingehend auch immer mehr Details und Fälle zu ihrem Verhalten auf, die ich als ziemlich negativ beurteilen könnte bzw. diese nur im Kontrast als negativ erscheinen, weil sie praktisch irgendwie..."übertrieben positiv" auf mich reagiert und gewirkt hätte.

Natürlich kann es auch gut sein, dass ihr Verlorengegangenes Strahlen garnichts mit mir zu tun hätte, diese "Verunsicherung" ist aber trotzdem da und fällt mit der Kontrastwirkung je nachdem dann eben stärker oder schwächer aus.

Ich habe dahingehend eine Mitteilung für alle angehenden Psychotherapeuten, die hier etwaig mitlesen:

Wenn euch bei einem Klienten/Patienten jemals nach freudigem "Strahlen" zumute ist, lasst es besser bleiben und nehmt lieber eine "Spiegelhaltung" ein, die ist wohl leichter bei zu behalten, als positives Strahlen in Röntgenstärke.

...und da wären wir dann wohl auch wieder bei der üblichen Authentizitätsfrage, ist ein Therapeut authentsich wenn er sein "Strahlen" unterdrückt bzw. nicht zeigt, oder ist er das nur, wenn er es zeigt und dabei aber riskiert, den Klienten zu verunsichern, sobald er dieses Strahlen abgelegt hat?

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