Die Übertragung sollte doch aufgelöst sein
Nein, so funktioniert das nicht.
Die "löst man nicht auf", auch wenn das immer wieder so formuliert wird. Der Patient bleibt auch nach Therapieende der (ehemalige) Patient, und das ist auch gut so.
Was sich aufgelöst hat, haben sollte, ist die intensive Beschäftigung mit dem Therapeuten als Person. Das Ganze sollte idealiter übergehen in ein inneres Bild vom Therapeuten als Begleiter - nicht als Freund. Die Beziehung ist in den letzten Stunden / Wochen nicht mehr geprägt vom Übertragungs-Gegenübertragungsgeschehen; was auch komisch wäre, wenn der Therapeut in der letzten Stunde noch anfinge mit dem Deuten und sich seinerseits nicht lösen könnte. Aber daraus wird nicht, dass sich plötzlich zwei Leute begegnen, die so tun, als sei das Vergangene "aufgelöst". Es ist noch da, nur weniger intensiv.
Und selbst wenn die beiden einander erst zufällig nach Jahren treffen, kann es sein (bei mir war das so), dass die Rollen sofort wieder eingenommen werden, ohne dass einer von beiden das wollte.