Ambivalenz in der Psychotherapie

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Hasenmaus123
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Beitrag Fr., 04.12.2020, 18:00

Was sind denn für dich „immer mehr Stunden“ und wie viele Emails schreibst du?

Ich kenne das von mir, dass ich in besonders intensiven Phasen mehr Kontakt und mehr Stunden brauche. Daran kann ich nichts schlimmes oder ungewöhnliches erkennen, solange es nicht richtig ausufernd wird.

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Candykills
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Beitrag Fr., 04.12.2020, 18:10

Nein, das ging nicht schnell, das dauerte Jahre. Die eigentliche Therapie ging 4 Jahre und jetzt gehe ich noch unregelmäßig zu ihr, bin jetzt 6 1/2 Jahre bei ihr.
Inzwischen ist da einfach so viel Vertrauen gewachsen, dass es OK ist sie auch ein paar Wochen oder gar Monate nicht zu sehen.
Schade, dass ich selbst nicht genau weiß, wie wir das hinbekommen haben. Es war nicht so, dass es plötzlich Klick in meinem Kopf machte. Es war eher ein Prozess. Aber ich dachte auch lange Zeit, dass das wohl nie besser wird und meine Therapeutin gab auch mal zu, dass es Zeiten gab, da dachte sie, dass ich niemals mehr von ihr loskomme.

Ich würde dir gern konkreter helfen. Ich denke nochmal über die letzten Jahre nach.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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Arakakadu
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Beitrag Fr., 04.12.2020, 22:31

Philosophia hat geschrieben: Fr., 04.12.2020, 17:51 Hmmm... vielleicht brauchst du auch mal ne Grenze. Du weißt ja gar nicht, wie viel du dir nehmen darfst. Ich finde das schwierig. Mich würde das verunsichern.
Hm ich trau mich oft eh nicht so recht und entschuldige mich ständig wenn ich schreibe, er antwortet mir immer dass das wirkich ok ist und wir in der Stunde über den Inhalt sprechen. Das ist quasi die Grenze. Ich darf schreiben und wir reden dann..
Vl teste ich das ja auch irgendwie. Er würde mir immer eine Stunde geben wenn ich eine will das hat mich auch immer gewundert.

Auch dass er 5 Wochen Urlaub hatte und da hat er trotzdem 2 oder 3 Tage notfalltage für ein paar Leute. Er hat mich 2x reingebracht und 1 sonst können wir dank corona immer eine Telefonstunde machen wenn ichs nicht aushalte. Er sieht die Abhängigkeit scheinbar echt positiv. Ich weiß da gehen die Meinungen auseinander.. Aber es fühlt sich für mich echt so an als hätte ich die Bezugsoerson die mir immer gefehlt hat. Er ist einfach da. Natürlich sind immer wieder mal. Kleine Pausen und meistens schaffe ich die auch gut. Im Sommer und über Weihnachten hatte ich sonst (außer eben diesen Sommer) immer Pause.. Und er sagt immer wieder, dass ich ihn früher oder später nicht mehr brauchen werde und ich es zulassen Soll
Zuletzt geändert von Arakakadu am Fr., 04.12.2020, 22:42, insgesamt 2-mal geändert.

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Arakakadu
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Beitrag Fr., 04.12.2020, 22:36

Hasenmaus123 hat geschrieben: Fr., 04.12.2020, 18:00 Was sind denn für dich „immer mehr Stunden“ und wie viele Emails schreibst du?

Ich kenne das von mir, dass ich in besonders intensiven Phasen mehr Kontakt und mehr Stunden brauche. Daran kann ich nichts schlimmes oder ungewöhnliches erkennen, solange es nicht richtig ausufernd wird.
Die ersten 14 Monate gar nie, danach ca alle 1 bis 2 Monate.
Seid 2 Monaten vl 3 im Monat und jetzt war es mal jede Woche. Wir waren an einem trauma dran und ich hatte echt arge Zustände. Da kann ich nicht anders. Von ich breche jetzt ab, bis zu ich will eine lange Pause, jetzt will ich doch wieder mehr Stunden. Ich habe immer 1 im Grunde manchmal eben 2.
Wenn wir zwei haben fühle ich mich extrem sicher und gut gehalten, kann mich total gut öffnen. Manchmal denke ich aber das darf nicht so sein, das darf ich nicht fühlen, dann breche ich sie wieder für ein paar Stunden oder Tage ab.. Es ist total peinlich aber ich führ mich echt blöd auf. Aber er haltet das alles aus, es darf alles sein. Er erklärt mir immer warum ich das mache, ich habe das auch bei einer Freundin ganz stark gehabt jetzt. Zu.viel Kontakt gibt mir das. Gefühl dass ich nicht mehr weiß was von mir kommt und was von der anderen Person.
Aber auch habe ich Gedanken, dass die Personen mir plötzlich was böses wollen. Er mir nur mehr Stunden gibt, weil grad zu wenig klienten da sind, sie mich nur öfters anruft, sagt dass sie mich so gern hat (die freundin) weil sie mich an sich binden will und für sich einen Vorteil schaffen will. Dann lösch ich 4x pro Tag ihre Nummer. Oder kick den Therapeuten per Mail aus meinem Leben. Ich hab dann meine Gefühle nicht mehr unter Kontrolle.
Ganz ganz schlimm. Und peinlich

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Arakakadu
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Beitrag Fr., 04.12.2020, 22:38

Candykills hat geschrieben: Fr., 04.12.2020, 18:10 Nein, das ging nicht schnell, das dauerte Jahre. Die eigentliche Therapie ging 4 Jahre und jetzt gehe ich noch unregelmäßig zu ihr, bin jetzt 6 1/2 Jahre bei ihr.

Ich würde dir gern konkreter helfen. Ich denke nochmal über die letzten Jahre nach.
Aja stimmt ich glaub das hast du schon öfter geschrieben.. Das ist eine lange Zeit. Ist auch analytisch oder?
Danke dass du nachdenkst. Und dass du jetzt einfach in größeren Abständen die Sicherheit spüren kannst, ist für mich schon motivierend.. Ich habe immer so angst wenns mal 7 oder länger tage pause sind.. Und ich schäme mich echt dafür. Ich denk dann immer " in der Therapie stimmt irgendwas nicht, ich mag das gefühl der Abhängigkeit nicht, ich beende das jetzt"

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Philosophia
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Beitrag Sa., 05.12.2020, 10:43

Ich weiß auch nicht, ich finde deinen Therapeuten etwas überengagiert. Ich frage mich, was du daraus lernen und mitnehmen sollst. So lernt der Patient doch nur, dass es keine Grenzen gibt und er vielleicht später auch so für andere da sein soll... nee, ich weiß nicht, ist mir suspekt und zwar sehr.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

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Arakakadu
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Beitrag Sa., 05.12.2020, 12:43

Aber ich habe ja klare Grenzen. Wenn ich zb ein SMS schreibe nach der stunde weils mir arg geht und die stunde zb nach 17 uhr ist dann meldet er sich erst am nächsten tag. Oder eben keine antwort auf Emails oder oder oder. Wo ist da keine Grenze? Keine Grenze wäre ja wenn er mit mir inhaltliches besprechen würde am Telefon und per Mail. Wir reden wirklich nur in der Stunde und das max 50 min.


hey_jude
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Beitrag Sa., 05.12.2020, 12:57

Philosophia hat geschrieben: Sa., 05.12.2020, 10:43 Ich weiß auch nicht, ich finde deinen Therapeuten etwas überengagiert. Ich frage mich, was du daraus lernen und mitnehmen sollst.
..vllt kann man zum Beispiel daraus lernen, dass andere Menschen auch für einander da sein können, bzw. das jemand für einen da ist und das man sich auf andere Menschen verlassen kann (das gibts ja wirklich, das machen nicht nur Therapeuten), das der Kontakt positiv ist und andere Menschen nicht nur Energie rauben, sondern auch Kraft geben können, das sich jemand kümmert und man eine Bedeutung für manche andere hat, das Menschen erreichbar sind und bleiben, nicht einfach (und immer) verschwinden, das man selbst mit seinem Kontaktwunsch oder seinen Bedürfnissen von anderen nicht (grundsätzlich) als Belastung empfunden wird...(und das lässt sich dann auf das Privatleben übertragen, wenn man diese positive Beziehungserfahrung akzeptieren und verinnerlichen kann)
-hab nicht alles gelesen-

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Arakakadu
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Beitrag Sa., 05.12.2020, 13:28

Hey Jude
Danke genau so meint das mein Therapeut eben auch. Und es tut mir so gut. Aber ich habe eben dieses blöde Nähe und Distanz Problem und das macht immer alles kaputt. Er ist so extrem geduldig und betont immer wieder dass ich nicht zu viel bin und nicht störe und ich schreiben darf und mich melden kann. Oft antwortet er nicht gleich und dann merkt er dass ich verunsichert bin und dann sagt er immer warum er nicht geantwortet hat und so

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candle.
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Beitrag Sa., 05.12.2020, 13:34

Wurde dir denn mal Theoretisches dazu erklärt? Das könnte hilfreich sein. Was mir nicht in den Kopf geht, wenn ich recht erjnnere, hast du ja ein stabiles Umfeld. Von daher weiß ich nicht, ob da gerade mehr zerstört als gefördert wird?

candle
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Beitrag Sa., 05.12.2020, 13:45

candle. hat geschrieben: Sa., 05.12.2020, 13:34 Wurde dir denn mal Theoretisches dazu erklärt? Das könnte hilfreich sein. Was mir nicht in den Kopf geht, wenn ich recht erjnnere, hast du ja ein stabiles Umfeld. Von daher weiß ich nicht, ob da gerade mehr zerstört als gefördert wird?

candle
Wie meinst du stabiles Umfeld? Ich habe eine Familie ja. Aber meine beziehung leiden alle unter dem Nähe und Distanz Problem und ich habe seid 10 Jahren eine Essstörung und das hat laut Therapeut auch mit dem zu tun. Denn wenn ich es nicht tue will ich noch weniger Nähe.

Theoretisch erklärt er mir jede Stunde etwas. Aber es ist einfach trotzdem so anstrengend. Er meint auch ich suche in ihm etwas böses um die Therapie beenden zu können. Ich mache das bei allen engen Bezugspersonen

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candle.
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Beitrag Sa., 05.12.2020, 13:50

Wie zeigt sich denn dein Problem in der Familie?
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Hasenmaus123
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Beitrag Sa., 05.12.2020, 14:02

Ich finde, dass alles logisch klingt, in Bezug auf seine Erreichbarkeit und die Stunden.
Du hast gelernt, dass Nähe gefährlich ist und er lässt dich nun ausprobieren, dass beständige Beziehungen ungefährlich sind und er für dich da ist. Du lernst, dass in schweren Stunden jemand für dich da ist und du ihm und somit auch anderen Menschen trotz deiner Geschichte vertrauen kannst. Dass sich jemand um dich kümmert, kennst du vermutlich wenig aus deiner Kindheit.
Von fehlender Abgrenzung kann ich nichts erkennen - im Gegenteil. Er wird schon seine Prinzipien haben, wie z. B., dass er nach 17 Uhr nicht mehr antwortet,...


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Beitrag Sa., 05.12.2020, 14:09

Ich muss etwas an die Geschichte von Marley Monroe denken. Sie hat bei ihrem Analytiker gewohnt....

Ich habe zwar auch schreiben dürfen aber für Urlaub und WE wurde ich an die Notfallnummer verwiesen. Nur so konnte ich eigene Grenzen lernen.

Aber ich will es nicht beurteilen, dafür kenne ich mich zu wenig mit Borderline aus.

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Arakakadu
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Beitrag Sa., 05.12.2020, 14:59

candle. hat geschrieben: Sa., 05.12.2020, 13:50 Wie zeigt sich denn dein Problem in der Familie?
On off Beziehung mit meinem Freund in den ersten Jahren bis zu unserer offenen Beziehung. Andere Partner. Ständig die Frage ob ich ihn liebe oder nicht. Mal ja mal nein. Auch bei den Kindern immer das Gefühl mich zurück ziehen zu müssen. Also das geht schon aber ich raste leicht aus. Und brauche will Abgrenzung :/

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