Was kann ich in einer Analytischen Therapie wirklich erwarten?

Hier können Sie Ihre Fragen rund um die Rahmenbedingungen von Psychotherapie (Methoden, Ablauf usw.) anbringen.
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stern
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Beitrag Di., 03.09.2019, 22:38

Es braucht ja auch keine sofortige Entscheidung... vielleicht verschaffen dir die Gespräche ja auch noch mehr Klarheit, wenn du kommende Sitzung nochmals anknüpft.

Kann sein, dass ich daneben liege... mein Eindruck ist nicht mangelnde Bereitschaft (eher im Gegenteil), sondern eher, dass du dir ein bisschen schwer tust, das zu nutzen... und eher wartest, was von ihm kommt, anstelle selbst mehr initiativ zu werden. Nicht in dieser Sitzung... die ist vielleicht sogar ein Fortschritt. Sondern z.B.
Dass er die Zusammenhänge verknüpft und dann versucht zu deuten, was seiner Meinung nach die wirkliche Absicht war hinter einer Aktion, die man gemacht hat (und es dann auch mir sagt, wie er es deutet). Es muss ja nicht stimmen, was er denkt, aber man hat eine Grundlage, es weiter einzukreisen.
Auch umgekehrt wird ein Schuh draus: Du könntest zunächst selbst Ideen entwickeln... und irgendwie wird er dann schon darauf reagieren (die weiße Wand sehe ich nicht wirklich. Wie "ergiebig" die Rückmeldungen dann sind, wirst du sehen)... und so grenzt sich das dann auch zunehmend ein. Oder du sprichst einfach das aktuelle Thema an, dass du besprechen möchtest (wenn Zeit ist). Hast du im Grunde heute auch so gemacht, dass du das angesprochen hast, wo der Schuh drückt.
Vielleicht würde ich ja auch (unterbewusst) erwarten, dass er sieht, dass seine Methode nicht für mich passt und mir dann rät, dass ich doch woanders hingehe!? Ich denke dass könnte die Therapeutin, die Analytisch gearbeitet hat, wo ich vor ein paar Jahren schon einmal war und weggeschickt wurden bin, auch gemeint...
Das war ein bisschen der Eindruck, den ich oben hätte: Dass du vielleicht auch bzgl. der Therapieentscheidung hoffst, er könnte dir die Entscheidung irgendwie abnehmen. ZB dass er dich überzeugt, dass das passend für dich ist... oder eben erklärt, warum das nicht das richtige für dich ist (wenn ER den Eindruck gehabt hätte, dass die Therapie keinen Sinn macht, hätte er sich übrigens auch ablehnen müssen oder müsste sie zwischenzeitlich beenden).

Eine Möglichkeit (anstelle eines Wechsels) wäre, noch etwas an deiner Unzufriedenheit dran zu bleiben... und ihm mitzuteilen, wie es dir mit den fehlenden Feedbacks geht. Irgendetwas wird dann schon zurückkommen. Das Beispiel mit dem Bekannten finde ich nach wie vor gut... denn wäre es wirklich so viel anders, wenn der Therapeut wissen wollen würde, was das Beste für dich ist und hauptsächlich seine eigene Sicht gelten lassen würde? Dass er grds. von seiner Methode abweichen würde, glaube ich übrigens auch nicht. Aber vielleicht findet sich eine Möglichkeit, wie du noch mehr herausziehen könntest als einen Kaffeekränzchen. Hängt natürlich durchaus auch von ihm ab, wie "ergiebig" sein Beitrag ist.
Zuletzt geändert von stern am Di., 03.09.2019, 22:40, insgesamt 1-mal geändert.
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mio
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Beitrag Di., 03.09.2019, 22:39

Besprich das am Besten mit ihm. Er weiss, was er "beantragt" oder nicht "beantragt" hat. 12 Stunden müssen in der Regel nicht beantragt werden. Alles andere ist "Stochern im Dunkeln".


Maskerade
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Beitrag Di., 03.09.2019, 22:40

Bei mir lief das damals so, dass ich zuerst gewechselt habe und von meiner Krankenkasse eine Begrünung von der Dame, von der ich weg wollte, haben wollte. Ich habe da eigentlich selbst nichts machen müssen, nur eben jemand Neues suchen.
Im Grunde würde es reichen, wenn er schreiben würde, dass die Methode im Augenblick, bei Deinen aktuellen Problemen, nicht geeignet ist.
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Beitrag Di., 03.09.2019, 22:50

stern hat geschrieben: Di., 03.09.2019, 22:38 Du könntest zunächst selbst Ideen entwickeln
Was genau meinst du? Also so wie ich es verstehe, wäre dass dann für mich einfach, dass ich alles mit mir selber ausmache und dass einzige was dann kommt, mal eine nette Nachfrage ist, die mich noch weiter ausholen lässt. Aber richtig ein Feedback (was ich zumindest als solches Wahrnhme und womit ich dann arbeiten kann) bekomme ich nicht. So gesehen sind eigene Ideen ja das einzige, was ich entwickeln kann, aber das habe ich ja auch schon in der Zeit gemacht, bevor ich wieder in die Therapie gegangen habe. Ich habe es dann hier unter "alles mit mir selber ausmachen" betitelt und so fühlt es sich im weitesten sinne auch nach der gestrigen Stunde an für mich an.

stern hat geschrieben: Di., 03.09.2019, 22:38 Eine Möglichkeit (anstelle eines Wechsels) wäre, noch etwas an deiner Unzufriedenheit dran zu bleiben... und ihm mitzuteilen, wie es dir mit den fehlenden Feedbacks geht. Irgendetwas wird dann schon zurückkommen. Das Beispiel mit dem Bekannten finde ich nach wie vor gut... denn wäre es wirklich so viel anders, wenn der Therapeut wissen wollen würde, was das Beste für dich ist und hauptsächlich seine eigene Sicht gelten lassen würde?
Es geht ja weniger darum, dass er mir seine eigene Sicht der Dinge gelten lassen soll (das haben Therapeuten in vorherigen Therapien von mir, die ich so empfunden habe, dass viel Feedback kam, auch nicht). Sondern dass er mir bedeutungen von Gefühlen und Aktionen von mir sagt und wir sie dann eingrenzen. Das tut er aber bisher nicht.

mio hat geschrieben: Di., 03.09.2019, 22:39 Besprich das am Besten mit ihm. Er weiss, was er "beantragt" oder nicht "beantragt" hat. 12 Stunden müssen in der Regel nicht beantragt werden. Alles andere ist "Stochern im Dunkeln".
Klar, das würde ich sowieso, einfach so abbrechen würde ich es nicht, sondern zumindest würde ich erwarten, dass er mir erklärt wie es weiter geht, wenn ich nicht mehr komme (also was er der Krankenkasse berichten würde).

Maskerade hat geschrieben: Di., 03.09.2019, 22:40 Bei mir lief das damals so, dass ich zuerst gewechselt habe und von meiner Krankenkasse eine Begrünung von der Dame, von der ich weg wollte, haben wollte. Ich habe da eigentlich selbst nichts machen müssen, nur eben jemand Neues suchen.
Im Grunde würde es reichen, wenn er schreiben würde, dass die Methode im Augenblick, bei Deinen aktuellen Problemen, nicht geeignet ist.
Einfach so wechseln, während noch was läuft, da häte ich angst, dass es nach hinten los geht. Ich möchte zumindest die Gewissheit haben, dass ich weiter Therapie machen kann, wenn ich hier aufhören würde.

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stern
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Beitrag Di., 03.09.2019, 22:51

Gestern kam ich auch an einen Punkt, wo ich noch einmal gesagt habe, wie ich meine vorherigen Therapien empfunden habe. Als dann die Antwort kam, dass Therapien nicht immer nur Freude bereiten können und man ja auch mal etwas für sich als nicht so schön empfindet, habe ich ihm dann aus tiefesten herzen und mit voller überzeugeung (es ist war tatsächlich so) geantwortet, dass das gar nicht meine Erfahrungen waren, sondern ich eigentlich immer mit sehr viel Freude zu meinen früheren Therapien gegangen bin und ich sogar die ganze Woche darauf hingefiebert habe, dass endlich die nächste Sitzung kommt, weil ich es so gut fand. Ich musste ihm dann auch gestehen, dass es bisher nicht so war, bei seiner Therapie.
Nur Freude macht (m)eine PA in der Tat nicht immer. :lol: Aber vielleicht wäre ein TFP für dich tatsächlich eher geeignet, zumal du damit schon gute Erfahrungen gemacht hast und die Vorgehensweise doch teilweise anders ist, was Rückmeldungen angeht... und gleichzeitig ähnlich, weil sie auf der gleichen Grundlage aufbaut. Allerdings stellt sich auch die Frage, reicht das aus... wenn man davon ausgeht, dass mehrere Therapeuten nicht grundlos eine PA empfohlen haben. Und weil du trotz guter TFP wieder Therapie brauchst. Oder du versuchst nur einen anderen Therapeuten zu finden, falls es eher der Therapeut ist, der nicht liegt (PA ist aber auch dort keine TFP, wenn der Therapeut nicht arbeitet, wie er lustig ist. Ähnlichkeiten gibt es).

(komme gerade mit dem Lesen zwischenzeitlicher Beiträge nicht nach)
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Beitrag Di., 03.09.2019, 23:26

_leer_ hat geschrieben: Di., 03.09.2019, 22:50 Was genau meinst du? Also so wie ich es verstehe, wäre dass dann für mich einfach, dass ich alles mit mir selber ausmache und dass einzige was dann kommt, mal eine nette Nachfrage ist, die mich noch weiter ausholen lässt. Aber richtig ein Feedback (was ich zumindest als solches Wahrnhme und womit ich dann arbeiten kann) bekomme ich nicht.
Ich bleibe bei dem fiktiven Beispiel. Z.B. wenn dir die Bedeutung eines Gefühls oder einer Handlung unklar ist, könntest du einbringen, dass du nicht verstehst, warum du so und so reagiert hast. Und dann selbst zunächst eine Idee entwickeln, dass du dich vielleicht selbst schädigen wolltest... oder in Bedrängnis warst und keine andere Lösung wusstest, usw. Eine anschließende Nachfrage kann auch etwas eingrenzen (wenn es denn eine gute Frage ist). Du brauchst es anscheinend direkter... wobei man hier auch sagen muss: Kann er dich nach 7-8h (ich ging bisher übrigens von mehr aus) so gut kennen, dass er sich ein Urteil erlauben kann? Oder geht es dir dann wie beim Bekannten, dass er aus der Warte heraus agiert, das besser als du wissen zu wollen?
Es geht ja weniger darum, dass er mir seine eigene Sicht der Dinge gelten lassen soll (das haben Therapeuten in vorherigen Therapien von mir, die ich so empfunden habe, dass viel Feedback kam, auch nicht). Sondern dass er mir bedeutungen von Gefühlen und Aktionen von mir sagt und wir sie dann eingrenzen. Das tut er aber bisher nicht.
Hier ist die TFP und VT etwas anders, was die Vorgehensweise angeht. Wenn du mit seinen Rückmeldungen kaum etwas anfangen kannst, ist das ein Problem (egal woran das nun liegt). Dass du alles mit dir ausmachen sollst, so ist es jedenfalls nicht gedacht.
Zuletzt geändert von stern am Di., 03.09.2019, 23:41, insgesamt 3-mal geändert.
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Beitrag Di., 03.09.2019, 23:33

Verstehe ich das richtig? Der alte Therapeut muss dann für die Kasse auch etwas schreiben? Ich dachte, der meldet nur eine Beendigung? Und der neue eine Übernahme (ggf. mit Antrag?)? Wie das in dem Fall formal gehandhabt wird, weiß ich nicht.
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Beitrag Di., 03.09.2019, 23:51

stern hat geschrieben: Di., 03.09.2019, 23:26Ich bleibe bei dem fiktiven Beispiel. Z.B. wenn dir die Bedeutung eines Gefühls oder einer Handlung unklar ist, könntest du einbringen, dass du nicht verstehst, warum du so und so reagiert hast. Und dann selbst zunächst, eine Idee entwickeln, dass du dich vielleicht selbst schädigen wolltest... oder in Bedrängnis warst und keine andere Lösung wusstest, usw.
Die Frage ist nur, ob ich das erkenne. Es ist ja nicht so, dass ich mich nicht bemühe, dinge zu erkennen. Aber würde ich auf solche Sachen kommen, was bestimmte Gefühle oder Aktionen sein könnten, dann würde ich meiner Meinung nach auch keine Therapie benötigen. Natürlich kann ich da auch einfach wild was behaupten, dass ich eine Idee habe, was ich da mache, aber dass wäre erstens ja nur vorgetäuscht und zweitens müsste ich dann ja immer noch hoffen, dass der Therapeut es aufgreift.
stern hat geschrieben: Di., 03.09.2019, 23:26Eine anschließende Nachfrage kann auch etwas eingrenzen (wenn es denn eine gute Frage ist). Du brauchst es anscheinend direkter... wobei man hier auch sagen muss: Kann er dich nach 7-8h (ich ging bisher übrigens von mehr aus) so gut kennen, dass er sich ein Urteil erlauben kann? Oder geht es dir dann wie beim Bekannten, dass er aus der Warte heraus agiert, das besser als du wissen zu wollen?
Ich finde etwas Mutmaßen von seiten eines Therapeuten auch gar nicht verkehrt und ich würde mir das sogar wünschen (und mutmaßen bedeutet nicht, dass mir etwas eingeredet wird, sondern er eine Vermutung aufbaut und dann schauen wir mal, was daran dran ist - Die Bekannte Person von mir fragt mich ja nicht, ob ich denn denke, dass an seiner Meinung was dran ist und erörtert sie gegeben falls, sondern sie geht ja direkt davon aus, dass sie weiß was gut für mich ist, indem sie sagt was ich machen soll, ohne zu hinterfragen ob es auch andere Ansichten gibt.). Lieber mal etwas daneben liegen und so mal zumindest eine Anregung erhalten als dieses ewige "Ich möchte sie nicht zu sehr beeinflussen." Wenn er das nicht möchte, wozu bin ich dann mit dem Therapeuten in einem Raum und brauche ihn überhaupt?

Mal angenommen ich wäre suizid gefährdet (das bin ich nicht!!!), hätte er es nicht geschafft mich abzuhalten, mit seiner passiven Art, sondern mich ehrlich gesagt eher noch mehr in die Verzweiflung getrieben.

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stern
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Beitrag Mi., 04.09.2019, 00:10

_leer_ hat geschrieben: Di., 03.09.2019, 23:51 Die Frage ist nur, ob ich das erkenne. Es ist ja nicht so, dass ich mich nicht bemühe, dinge zu erkennen. Aber würde ich auf solche Sachen kommen, was bestimmte Gefühle oder Aktionen sein könnten, dann würde ich meiner Meinung nach auch keine Therapie benötigen.
Das stimmt absolut. Andererseits ist es in der PA (aber auch in anderen Therapien) so, dass es auch bestimmte Fähigkeiten braucht... z.B. eine gewisse Selbstreflexion. Das kann und will ich natürlich nicht beurteilen (dafür gibt es Therapeuten)... aber das ist wichtig, um eine passende Therapie anbieten zu können. Also wenn dir das allgemein sehr schwer fällt, braucht es evtl. ein Angebot, dass dich hier mehr unterstützt als diese Therapie oder dieser Therapeut. Kann natürlich auch sein, dass es viel zu dünn oder zu wenig ist, was der Therapeut von sich gibt. Kann auch sein, dass selbst Mutmaßungen noch zu schwer oder vage sind (und er sich zurückhält), weil er dich ja so gut wie gar nicht kennt. Auch das wage ich nicht abzuschätzen.
Ich finde etwas Mutmaßen von seiten eines Therapeuten auch gar nicht verkehrt und ich würde mir das sogar wünschen (und mutmaßen bedeutet nicht, dass mir etwas eingeredet wird, sondern er eine Vermutung aufbauet und dann schauen wir mal, was daran drann ist).
Wie gesagt, du kannst es zumindest ansprechen... um irgendwann eine Entscheidung zu treffen, ob du etwas anderes suchst oder doch bleibst.
Lieber mal etwas daneben liegen und so mal zumindest eine Anregung erhalten als dieses ewige "Ich möchte sie nicht zu sehr beeinflussen." Wenn er das nicht möchte, wozu bin ich dann mit dem Therapeuten in einem Raum und brauche ihn überhaupt?
Wie gesagt, eine PA ist nicht identisch zu einer TfP. Ob besser oder schlechter liegt im Auge des Betrachters, aber es ist anders. Und es kann gut und gerne so sein, dass das für dich nicht passt (ähnlich wie der Veganer mit Wurstsemmeln nichts anfangen kann, die der Metzger verkauft)
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Philosophia
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Beitrag Mi., 04.09.2019, 05:02

Wie ich schon mal oben schrieb, eine Analyse ist nicht zwangsläufig da, um zu therapieren, sondern zu analysieren. So grundlegend. Aber da verstehen und erspüren hilft, hat man aus der Analyse den Ableger der analytischen Therapie gemacht. Aber wenn der Patient sich suizidieren möchte, ist das so. Wenn die Analyse dafür sorgt - und das wird sie zwischenzeitlich -, dass es dem Patienten schlechter geht, dann ist das so.
Wenn die übrigens wie gestern solche Gespräche nichts bringen und du sie nur als unterhaltsam empfindest, solltest du ernsthaft über einen Wechsel nachdenken. Genau solche Gespräche machen die Analyse und das verstehen aus. Durch die Interaktion im Hier und Jetzt verstehen (warum mache ich dies, warum fühle ich das, waie reagiert mein Gegenüber auf mich). Analyse kann man nicht mit jedem machen, es setzt ein Mindestmaß an Reflektion, Durchhaltevermögen und Standfestigkeit voraus (d.h., für jemanden, der extrem suizidal ist, ist das eh schwierig). Eine Analyse ist nämlich nicht grundsätzlich auf Stabilisierung angelegt. Sie deckt erst mal auf (was wehtun kann), und nicht zu.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

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stern
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Beitrag Mi., 04.09.2019, 07:46

Philosophia bringt das in einem Absatz unter, wofür ich mehrere Beiträge brauche. Du wirst nicht immer eine klare Antwort erhalten, was dies oder jenes bedeuten könnte (wenn überhaupt)... oder konkrete Hilfestellungen, was du jetzt machen könntest, damit es dir besser geht. Es weiß das vielleicht selbst nicht. Wenn er jetzt versuchen würde verhaltenstherapeutisch zu arbeiten (dort gibt es teils wunderbar strukturierte Erklärungen und Modelle, was diese oder jene Handlung/Gefühle bedeuten), so wäre es vergleichbar mit einem Bäcker, der nun aus seinen Zutaten eine Wurst herstellen wollte, weil die Kunden Wurst wünschen (anstelle zum Metzger zu schicken). Bedeutet auch: Das was dann herauskommt, ist dann vielleicht erst recht nichts mehr. Bei zB einer VT und auch TFP könnte man uU recht leicht schauen und sagen: Dann probieren wir etwas anderes aus, das hilft. Aber bei einer PA würde man damit uU das Verfahren außer Kraft setzen und hätte dann weder Brötchen noch Fleisch. Daher halte ich nichts von angeblich individuellen Anpassungen bis das Verfahren verlassen wird.

Du hast insofern eh Glück, dass das noch ein Testlauf ist (wobei ich mich in dem Fall, wie gesagt, nicht mit den Formalitäten auskenne). D.h. er müsste dir am Ende sagen, wenn er dich nicht in dieser Analyse sieht. D.h. der Fall, dass er dir das abnimmt, könnte eintreten. Sollte er weitermachen, kommst du aber keinesfalls umhin, eine Entscheidung zu treffen... wobei du diese auch jetzt unabhängig vom ihm treffen könntest.

Mein Eindruck ist (nur eine Vermutung, muss nicht stimmen), dass frühere Therapeuten nicht grundlos eine PA empfohlen haben, weil du einige Hilfe bräuchtest. Aber gleichzeitig auch deutlichere Bedenken bestehen, ob du mitbringst, was es dazu braucht (damals die Bereitschaft, whatever this means... und auch jetzt ist es eine Testtherapie. Also schon vorher. Und du merkst auch jetzt, dass es dir schwer fällt und nichts bringt). Man muß dort nicht alles mit sich ausmachen... aber was akute Hilfestellungen angeht, ist man schon stärker auf sich gestellt. Es ist z.B. durchaus von Vorteil (und zu einem guten Teil auch nötig!), dass man Gefühle und Handlungen einigermaßen erkennt, manangen und reflektieren kann. Wenn hier arg hoher Bedarf ist, überlegt vielleicht auch mancher VTler oder TFPler, hui, können wir das mit unseren Möglichkeiten leisten.. Schau vielleicht tatsächlich mal nach Schematherapie... die wäre um einiges strukturierter und auch unterstützender.
Zuletzt geändert von stern am Mi., 04.09.2019, 08:35, insgesamt 1-mal geändert.
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Jenny Doe
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Beitrag Mi., 04.09.2019, 08:20

Philosophia: eine Analyse ist nicht zwangsläufig da, um zu therapieren, sondern zu analysieren.
leer: Die Frage ist nur, ob ich das erkenne. Es ist ja nicht so, dass ich mich nicht bemühe, dinge zu erkennen. Aber würde ich auf solche Sachen kommen, was bestimmte Gefühle oder Aktionen sein könnten, dann würde ich meiner Meinung nach auch keine Therapie benötigen.
Stern: Das stimmt absolut. Andererseits ist es in der PA (aber auch in anderen Therapien) so, dass es auch bestimmte Fähigkeiten braucht... z.B. eine gewisse Selbstreflexion.
Selbstreflexion ist in der Psychotherapie in der Tat das A und O. Aber man darf auch nicht vergessen, dass man durch Selbstreflexion und Analyse nicht immer alles entschlüsseln kann. Symptome können ja auch aufgrund anderer Gründe entstehen, wie endogene Erkrankungen, Genetik, Hormonstörung, Transgenerationale Traumatisierung usw.

Letzte Woche habe ich mich mit einer Freundin unterhalten, die seit X Jahren PA macht und inzwischen Selbstzahler ist. Sie leidet auch heute noch unverändert unter den selben Symptomen, mit denen sie einst die Praxis ihrer Therapeutin betrat. Die Frage, woher ihre Depression kommt, kann sie nicht beantworten. Trotz jahrelanger Analyse und Selbstreflektion kommt sie nicht weiter. Die Therapeutin geht bei ihr inzwischen von einer endogenen Depression aus, also einer von innen kommenden Depression, ist, die ohne erkennbare äußere Ursache auftritt. Inzwischen hat sich meine Freundin auf die Suche nach einem Verhaltenstherapeuten begeben, da es wenig Sinn macht noch weiter zu analysieren, wo es offensichtlich nichts zu analysieren gibt. Sie will jetzt verhaltenstherapeutisch lernen mit ihren Symptomen umzugehen.
Meine Freundin hat erzählt, dass es sie unter enormen psychischen Druck gesetzt hat in der Psychotherapie die Ursache finden "zu müssen", sie aber keine fand. Jetzt wo sie weiß, dass man nicht für alles Erklärungen finden kann, kann sie loslassen und weitergehen.

Leer, bezogen auf dich: Wenn dich eine Analyse, aus welchen Gründen auch immer, nicht weiterbringt, dann mach eine verhaltenstherapie. Dann wirst du die Ursache vielleicht nie finden, aber du kannst zumindest einen umgang mit deinen Symptomen lernen.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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Shukria
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Beitrag Mi., 04.09.2019, 08:43

Liebe Leer, ich habe auch Analyse empfohlen bekommen und auch noch mal wenn nicht Analyse dann tfp.

Nach längerem suchen bin ich bei einer Verhaltenstherapeutin gelandet die viel traumaarbeit mit tiefenpsychologischen Anteilen macht. Wenn ich mich zu sehr verliere, bitte ich die um eine Einschätzung /Draufblick wo sie denkt wo ich im Wald stehe und bekomme eher was deutended zurückgespiegelt, eher analytisch. Meist muss ich selber, eigene Ideen Lösungen entwickeln aber wenn ich mal ganz konkret und gar nicht weiterkomme, dann macht sie auch schon mal Vorschläge.

Ich glaube WAS auf der Verpackung drauf steht ist weniger wichtig als ob du mit dem Menschen und der (fehlenden) Flexibilität seiner Methoden klarkommt.
"Ich für mich merke, ja es braucht ne Grundhaltung,aber je weniger der Therapeut daran klebt, je flexibler er auch mal die Methode anpasst ohne diskutieren, desto besser komme ich klar und merke deutlich veränderungen im Alltag.

Das Gefühl Kaffeekränzchen würde mich hellhörig machen und ich würde keine Zeit auf Hoffnung bzgl. Veränderung setzten. Wenn der Therapeut was ändern kann tut er. Wenn er Widerstände hat, diskutiert er drüber und ändert, wenn überhaupt zu wenig, und man diskutiert jedes Mal wieder neu - meine Erfahrung.
Würde ich nicht wieder mitmachen.

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Beitrag Mi., 04.09.2019, 09:14

Jenny Doe hat geschrieben: Mi., 04.09.2019, 08:20
Selbstreflexion ist in der Psychotherapie in der Tat das A und O. Aber man darf auch nicht vergessen, dass man durch Selbstreflexion und Analyse nicht immer alles entschlüsseln kann. Symptome können ja auch aufgrund anderer Gründe entstehen, wie endogene Erkrankungen, Genetik, Hormonstörung, Transgenerationale Traumatisierung usw.
Sehe ich genauso. Auch den Teil mit der Refexion. Darauf baut es halt u.a. auf... bzw. es braucht auch einige Ressourcen darüber hinaus (was du ja auch schon an anderer Stelle aufgegriffen hast). Im noch ungünstigeren Fall hat man nämlich nicht nur ein Kaffeekränzchen (selbst die TFP wird manchmal schwammiger als eine VT erlebt), sondern es schadet sogar (z.B. bei Traumata, wenn Ressourcen fehlen). In der stationären Verhaltenstherapie hatte mein Therapeut tippi toppi Erklärungsmodelle für alles, sehr strukturiert... dazu habe ich nur Material geliefert. Oder auch Gefühls- oder Verhaltensanalysen wurden erstellt, in dem Fall die Patienten (die erste bzw. ersten werden ausführlicher besprochen, dann macht man das aber auch zunehmend selbständiger). Hat Vor- und Nachteile. In einer TFP oder PA hätte ich das dergestalt nicht erwarten können.
Trotz jahrelanger Analyse und Selbstreflektion kommt sie nicht weiter. Die Therapeutin geht bei ihr inzwischen von einer endogenen Depression aus, also einer von innen kommenden Depression, ist, die ohne erkennbare äußere Ursache auftritt.
Naja, da machen es sich Therapeuten mitunter auch leicht, wenn am Therapieende neue Diagnosen aus dem Hut gezaubert werden. So hart das auch ist, aber hier bricht man ab, wenn nichts geht... um dem Patienten die Möglichkeit zu geben, hilfreicheres zu finden. Eine Analyse arbeitet auch nicht direkt an Symptomen (wie: ich kann nicht einschlafen, was soll ich denn nun tun?), aber es sollte mit der Zeit schon auch Besserung, Entlastung eintreten (Kassen übernehmen nur eine Heilbehandlung und keine Selbstfindungstrips). Im Fall hochakuter Schlafstörungen oder Selbstverletzung kann es sinnvoll sein, das erst symptomatisch in den Griff zu bekommen, keine Frage. Aber ein Analytiker wird geausowenig ein Skilltraining machen wie der VTler seine Kenntnisse zur PA aus dem Grundstudium auf den Patienten anwenden wird (die meisten zumindest, hoffe ich. Manche machen das... aber auch das ist nicht unbedingt hilfreich).
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Beitrag Mi., 04.09.2019, 10:23

Shukria hat geschrieben: Mi., 04.09.2019, 08:43 Wenn er Widerstände hat, diskutiert er drüber und ändert, wenn überhaupt zu wenig, und man diskutiert jedes Mal wieder neu - meine Erfahrung.
Würde ich nicht wieder mitmachen.
Das finde ich einen wichtigen Punkt. Da es in einer Therapie ja um den Patienten gehen soll und nicht um den Therapeuten und was der will und braucht. Wenn eine Methode (oder ein Therapeut) nicht passt, dann macht es meiner Meinung nach wenig Sinn ewig darüber zu diskutieren ob es passt oder nicht. Mit jemandem im Privaten diskutiere ich ja auch nicht endlos und sinnlos nur um mir oder dem anderen irgendwas zu beweisen sondern treffe irgendwann die Entscheidung für MICH. Und das ist meiner Meinung nach auch gut so, da man sonst Gefahr läuft in schädlichen Beziehungen hängen zu bleiben.

Anders sieht es aus wenn sich Fragen und Probleme wirklich so besprechen lassen wie man selbst das braucht. Also zB. auch mal echte Resonanz kommt und nicht nur "Gegenübertragungen" wenn diese gefragt ist.

Was mich persönlich an diesem Konzept "nur über die - therapeutische - Beziehung heilen" stört ist dass ich keine Lust habe für mich ungute Beziehungen auch noch zu reinszenieren, ich bin froh, wenn ich von denen Abstand habe. Dh. ich werde einen Teufel tun und mich da nicht auch noch bewusst in sowas rein begeben. Etwas anderes ist es für mich wenn ich sowas klar besprechen kann ohne es "inszenieren" zu müssen oder mich darauf einlassen zu müssen, dass der Therapeut eine solche "Inszenierung" von mir verlangt, damit der arbeiten kann. Ich bin doch nicht bescheuert und retraumatisiere mich auch noch gezielt selbst.

Ich hatte zB. mal eine wirklich eindrückliche Erfahrung in der Therapie (TfP). Meine Therapeutin wollte, dass ich mich mal anlehne in meinem Sessel weil sie der Meinung war, dass das "gut" wäre. Ich es also versucht und wie wild angefangen zu fuchteln und zu heulen. Kann ich "deuten" und "reflektieren", auch "emotional" verstehen, kein Problem, das ändert aber nichts daran, dass es sich für mich in der therapeutischen Situation einfach nur unerträglich und unsicher anfühlt. Sie hat dann auch nicht darauf bestanden dass ich das tun soll sondern einfach akzeptiert dass ich da sitzen möchte wie ich da eben sitzen möchte. Wir haben das zu einem späteren Zeitpunkt noch mal probiert, es kam auch nicht zu so einer extremen Reaktion, aber "gut" hat es sich für mich nicht angefühlt und ich bin wieder zu "meiner bevorzugten Körperhaltung" zurück gekehrt.

Hätte sie daraus jetzt zB. ein grundsätzliches Problem von mir gemacht (was so einfach nicht stimmt), dann wäre das komplett an mir vorbei gewesen.

Ähnlich geht es mir zB. wenn Dein Therapeut Leer aus dem Umstand dass Du Dich an Leuten störst die Dir was "überstülpen" wollen ein "Problem" dahingehend konstruiert, dass Du ein grundsätzliches Problem mit "anderen Ansichten und Meinungen" hast. Würde ich null so sehen. Ich finde es eher gesund fehlerhafte Zuschreibungen klar von sich zu weisen wenn von diesen nicht "abgelassen" wird. Deine "Genervtheit" ist für mich da ein sehr gesundes Signal das Dir zeigt: "Nein, so will ich das nicht." und nichts was "bearbeitet" werden müsste oder so damit Du da in Zukunft weniger "bei Dir" bleibst und Dich dagegen "wehrst". Da frage ich mich eher warum Dein Therapeut den Unterschied nicht versteht? So schwer zu verstehen ist der nämlich nicht. Aber Therapeuten sind eben auch nur Menschen mit eigenen "Schwächen", dh. es kann auch sein, dass Du ihm da was "voraus" hast, wenn dem so ist, dann sollte er das zugeben können. Soviel Selbsterfahrung würde ich von einem Therapeuten erwarten dass er da "trennen" kann.

Ich musste meiner Thera auch öfter mal Dinge erklären von denen ich mir dachte: Meine Fresse, was ist daran soooo schwer zu verstehen? Heute würde ich sagen, dass da für mich tatsächlich Punkte selbstverständlich sind, die für sie nicht so selbstverständlich sind wie für mich und die sie aus "sich heraus" deshalb erst mal nicht gleich versteht. Ist jetzt kein Drama, aber wenn sie das "umgekehrt" hätte, dann wäre es zu einem Problem für mich geworden. Einfach weil ich dann was eher "ungünstiges" gelernt hätte von ihr und nichts was mich weiter bringt. Dann hätte sie von mir eine "Verkleinerung" verlangt und mir nicht zu Wachstum verholfen.

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