sexueller Missbrauch - Sich nicht erinnern

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.

Jenny Doe
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Beitrag Mo., 19.12.2022, 06:10

Ihr solltet mal zwei Dinge voneinander trennen, nämlich die Realität und das, was aus dieser gemacht wird. Die Tatsache, dass es falsche Erinnerungen gibt, kann nichts dafür, dass diese von Tätern missbraucht werden.

Die Tatsache, dass man sich falsch erinnern kann, stellt Gutachter, Gerichte usw. vor Problemen. Ohne Frage, das Problem, dass das menschliche Gehirn fehleranfällig ist, bedeutet viel Leid für Opfer, wenn Erinnerungen hinterfragen müssen.

Psychotherapeuten sollten behutsam mit ihren Patienten umgehen und über fundiertes Wissen über das Gehirn und seine Fehleranfälligkeit verfügen. Es darf nicht sein, dass das Fehlverhalten von Psychotherapeuten dazu führt, dass es Opfer, die in Therapie waren, noch schwerer haben.

Fundevogel, Du kennst meine Geschichte, hast mein Leben über viele Jahre mitverfolgt. Auch ich gehöre zu denen, denen Psychotherapeuten eingeredet haben, sexuell missbraucht worden zu sein. Traumdeutung, Symptomfehlinterpretation, Verwechslung von neurologisch bedingten Halluzinationen mit Realität u.v.m. waren ihre Fehler. Fehler, mit denen sich bereits mehrfach die Justiz beschäftigen musste, ... und auch heute noch beschäftigen muss.

Die Tatsache, dass Erinnerungen falsch sein können, kann nichts für das Fehlverhalten von Psychotherapeuten. Das solltet ihr mal voneinander trennen. Das eine betrifft die Funktion des Gehirns, das andere gehört zum Thema "Behandlungsfehler".
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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candle.
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Beitrag Mo., 19.12.2022, 09:38

Hallo!
Montana hat geschrieben: Sa., 17.12.2022, 13:08 der Therapeut hätte den Missbrauch suggeriert,
Mal dazu: Ich war Ende 20 als mir im medizinischen Kontext diese Frage gestellt wurde, also nach sexuellen Mißbrauch, denn es hätten daraus resultierende Verletzungen gewesen sein können. Das hatte ich mit "Nein" beantwortet und es hatte mich damals auch gar nicht weiter berührt.

Später in meiner ersten Therapie kam dieses Thema wieder auf den Tisch. "Es müsse so gewesen sein, denn die Symptomatiken sprechen dafür". Natürlich ging bei mir dahingehend eine Gedankenspirale los und ich hatte mich in diese Thematik vertieft.

Ein weiterer Therapeut sagte dann, ich denke ich hatte nachgefragt, dass wenn ich zum Thema so überhaupt kein (negatives) Gefühl habe dann ist da auch nichts. Und das war dann die Erlösung.

Und um das hier nochmal aufzugreifen: Ja, ich fühle mich teilweise wirklich schlecht oder fühlte mich schlecht in Therapie (auch im Forum), WEIL ich solch schwere Taten nicht erlebt habe. Dennoch war ich streckenweise extrem psychisch krank.
Ich denke, es ist an der Zeit sich wirklich auch mit emotionalen Mißbrauch zu beschäftigen, denn der soll, soweit ich weiß, ganz "gleiche" Auswirkungen haben.

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Montana
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Beitrag Mo., 19.12.2022, 11:04

Es ist erschreckend, wie viele Therapeuten es scheinbar (noch immer) gibt, die von Symptomen auf sM schließen und das dann auch noch ihren Patienten so sagen. Ich selbst habe das genaue Gegenteil erlebt. Daher bin ich mit Interpretationen von Erinnerungen selbst extrem vorsichtig und betrachte meinen sM nicht als gesicherte Erkenntnis. Die wichtigsten Detailinformationen stammen nämlich nicht von mir, sondern von einer Zeugin. In Therapie war das also nie so ein richtiges Thema, weil da außer Spekulationen halt nichts geht. Hätte ich aber klare Erinnerungen, dann würde ich wollen, dass die ernst genommen werden.

Von Symptomen auf irgendwas zu schließen finde ich ja sehr ungut. Darum blockiert mich das auch ein wenig, weil ich eben nicht der Phantasie freien Lauf lassen und wild spekulieren möchte. Aber wenn wir gerade dabei sind, dann möchte ich euch mal etwas fragen, vielleicht hat jemand eine Idee dazu, wie man da weiterkommt. Ich erschrecke, wenn es an der Tür klingelt. Besonders fällt es beim Therapeuten auf, weil der mir ja nun gegenübersitzt und es jedesmal mitbekommt. Er macht es zum Thema und fragt dann auch, ob ich das nicht mal ändern wolle. Ja, würde ich durchaus wollen, denn es ist eine unangenehme Sache, nur weiß ich nicht, wie. Gewöhnung funktioniert jedenfalls nicht, das weiß ich, denn das Problem gibt es ja schon viele Jahre. Es verändert sich im Laufe der Zeit nicht, das Erschrecken wird nicht weniger.
Jetzt könnte man ganz naiv denken, es müsse mal etwas passiert sein, nach einem Klingeln. Oder auch öfter. Aber: dafür gibt es keinerlei Anhaltspunkte und das bringt mich einer Lösung nicht näher. Wenn ihr da Ideen habt, das würde mich freuen. Es ist kein gravierendes Problem, aber doof ist es schon, denn ich habe dann wirklich Adrenalin bis Oberkante Unterlippe, das ist nicht schön.

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candle.
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Beitrag Mo., 19.12.2022, 11:23

Montana hat geschrieben: Mo., 19.12.2022, 11:04 Ich erschrecke, wenn es an der Tür klingelt. Besonders fällt es beim Therapeuten auf, weil der mir ja nun gegenübersitzt und es jedesmal mitbekommt. Er macht es zum Thema und fragt dann auch, ob ich das nicht mal ändern wolle. Ja, würde ich durchaus wollen, denn es ist eine unangenehme Sache, nur weiß ich nicht, wie. Gewöhnung funktioniert jedenfalls nicht, das weiß ich, denn das Problem gibt es ja schon viele Jahre.
Ich denke nicht, dass eine Traumatisierung in Verbindung mit "Klingeln" steht oder wenn, dann wohl eher selten. Also ich erlebe das durchaus als Symptom meiner PTBS als Schreckhaftigkeit. Und diese Schreckhaftigkeit bin ich auch nur bedingt los.
Was ich gemacht habe: Alle Klingeltöne z. B. auf dem Smartphone für mich angenehm eingestellt. Auch meine Haustür hat einen für mich angenehmen Ton "bekommen".
Der Therapeut wird wohl nichts daran ändern können.

Wobei... ja es gibt da schon was... durch Klingeln bestimmter Personen wurden durch meine Mutter "irrsinnige" Verhaltensweisen von "uns" gefordert. Wenn ich darüber nachdenke, dann hatte ich beim Klingeln auch das Gefühl mir will jemand leibhaftig an den Kragen, aber das ist schon sehr weit hervorgeholt, denn ich hatte ja um 30 Jahre nichts...

Ich bleibe mal beim Symptom mit der Schreckhaftigkeit.

Therapeuten arbeiten meiner Meinung nach auch echt viel in Schubladen, deshalb ist es für mich in Therapie auch weitgehend unbefriedigend und halte im Moment das Leben selber als beste Therapie. Meistens ist es bei mir echt ein "Ja/ Nein Spiel", weil ja nicht alle "Klassiker" auf einen passen. Es soll dann passend gemacht werden, denke ich.

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Montana
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Beitrag Mo., 19.12.2022, 11:36

Es scheint einen Unterschied zu machen, was für ein Klingeln es ist. So ein typisches Mehrfamilienhaus-Klingeln ist am schlechtesten. Zuhause habe ich das nicht und mein Handy ist natürlich auch so eingestellt, dass es mich nicht irre macht.
Aber unterwegs, da habe ich natürlich keinen Einfluss darauf. Und ich würde das auch nicht wollen, dass jemand wegen mir seine Klingel verändert. Bloß nicht. Die Klingel ist ja nicht das Problem, sondern meine Reaktion darauf. Allgemein besonders schreckhaft bin ich nicht. Mit einer Ausnahme: wenn es geklingelt hat bin ich angepiekt, und danach erschrecke ich auch, wenn ein Blatt von einer Zimmerpflanze fällt. Nach einer Weile vergeht das wieder.

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Candykills
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Beitrag Mo., 19.12.2022, 11:37

Ich bin da ganz bei Candle. Ich kenne das auch als Symptom Schreckhaftigkeit als Teil der Traumafolgestörung und bei mir bezieht sich das auf alle lauten, plötzlichen, unvorhersehbaren Geräusche. Ich kann nur sagen, wie ich damit umgehe: ich kenne diese Schreckhaftigkeit seit Ewigkeiten und kann sie nicht verhindern, beruhige mich aber eigentlich immer sehr schnell wieder. Und ich denke, dass ich mich schnell beruhige, weil ich es ja kenne so zu reagieren und dann auch mein Hirn abrufen kann, dass das eine bekannte Reaktion ist. Ich mache mir einfach keine Gedanken drüber ansonsten, ist halt so.
Ansonsten kann man vielleicht trainieren sich schneller zu beruhigen, wenn das nicht von selbst funktioniert. Schreckhaftigkeit abtrainieren - weiß nicht, ob das möglich ist.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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reddie
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Beitrag Mo., 19.12.2022, 11:54

Ja, das mit der Schreckhaftigkeit habe ich auch beim Klingeln extrem. Ich werde dann sofort sehr wütend, weil es meistens Pakete für die Nachbarn sind. Bei mir liegt es auch daran, dass früher häufig meine Grenzen verletzt wurden.

Hinzu kommt, dass ich meine eigenen Pakete zur Post schicken lasse (da ich nicht die ganze Zeit auf dem Sprung sein will). Und die Nachbarn schaffen es nichtmal eine Abstellgenehmigung zu beantragen.

Und auch heute gibt es durchaus Menschen aus meiner Vergangenheit, von denen ich mich jedoch konsequent distanziert habe, die einfach vor meiner Türe stehen.

Von meiner allgemeinen Symptomatik, schließe ich einen sM in sehr früher Zeit nicht aus. Mir wird z.B. übel, wenn ich erotisches Interesse von Anderen bemerke. So hatte ich selbst mein gesamtes Leben nur an Menschen Interesse, denen ich nicht so wichtig war.

reddie

P.s. Gerade klingelt es. Ich frag nicht mal, wer es ist (nur mich selbst).
Ich dreh die Musik auf:

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Montana
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Beitrag Mo., 19.12.2022, 13:00

reddie hat geschrieben: Mo., 19.12.2022, 11:54 Bei mir liegt es auch daran, dass früher häufig meine Grenzen verletzt wurden.
So weit bin ich gar nicht, dass ich einen Grund benennen könnte. Zuhause habe ich das auch nicht, denn meine Klingel klingelt anders. Vor ein paar Jahren, in einer anderen Wohnung, da war es auch recht heftig, aber da habe ich eh nicht lange gewohnt. Es ist keine generelle Schreckhaftigkeit. Pakete für Nachbarn nehme ich grundsätzlich an, aber es kommt nicht oft vor. Es sind nur zwei die öfter was bestellen und die eine Nachbarin ist dank HomeOffice meist Zuhause.
Mein Therapeut ist nicht ganz unerfahren, gerade was Traumafolgestörungen betrifft, aber er findet meine Reaktion auf die Klingel ungewöhnlich. Für mich war das eigentlich kein Thema, das ich aufgemacht hätte. Ich hätte gedacht, das haben viele.
Jetzt bin ich da etwas in der Zwickmühle. Von mir aus sollte er das einfach ignorieren, dann tu ich das auch, und gut ist. Diesen Wunsch habe ich auch geäußert. Aber so richtig gut findet er das nicht.

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reddie
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Beitrag Mo., 19.12.2022, 13:20

Bei mir ist es mit dem Alter schlimmer geworden.
Wahrscheinlich schießt der Blutdruck hoch und bleibt oben und ich höre dann noch die falsche Musik dazu. 🤣😂🤣

Woanders macht es mir nicht soviel aus, denn ICH bin nicht in der Verantwortung.

Ich ärgere mich halt auch über mich. Selbst Weihnachtspäcken möchte ich bloß nicht bekommen. Und dieses immer zur Post laufen zu müssen für die eigenen Pakete, obwohl ich den ganzen Tag zu Hause bin.

Früher habe ich auch Pakete für Nachbarn angenommen. Aber dann muss man ja wieder warten, bis die es abholen.
In der Zeit komme ich nicht zur Ruhe.

Das liegt auch daran, dass niemand merken soll, wie schlecht es mir geht, also saß ich dann frisch frisiert und angekleidet und wartete.😖

No!!!

reddie

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Scars
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Beitrag Mo., 19.12.2022, 17:41

candle. hat geschrieben: Mo., 19.12.2022, 09:38 Dennoch war ich streckenweise extrem psychisch krank.
Ich denke, es ist an der Zeit sich wirklich auch mit emotionalen Mißbrauch zu beschäftigen, denn der soll, soweit ich weiß, ganz "gleiche" Auswirkungen haben.
Es gibt moderne Wissenschaftler, die „nur rein“ emotionale Gewalt sogar als die schädlichste Form von Gewalt diskutieren.
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Candykills
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Beitrag Mo., 19.12.2022, 17:56

Scars hat geschrieben: Mo., 19.12.2022, 17:41
Es gibt moderne Wissenschaftler, die „nur rein“ emotionale Gewalt sogar als die schädlichste Form von Gewalt diskutieren.
Selten so einen Blödsinn gelesen. Das war die Schlagzeile eines Artikels der SZ.
Natürlich kann psychischer Missbrauch massive Schäden anrichten, die genauso schwerwiegend sein können, wie die von körperlichem und sexuellem Missbrauch.
Aber kein Mensch mit Hirn und etwas Empathie, der mal körperlich all den unsäglichen und unaushaltbaren Schmerzen einer Vergewaltigung ausgesetzt war oder sich damit auseinander gesetzt hat, würde sowas von sich geben. Allein schon, weil sexueller und körperlicher Missbrauch immer an psychischen Missbrauch gekoppelt ist.

Ganz klar ist, dass Reiner psychischer Missbrauch mehr Beachtung braucht! Aber bei solchen Aussagen fehlt mir tatsächlich die Spucke.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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Scars
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Beitrag Mo., 19.12.2022, 18:20

Candykills hat geschrieben: Mo., 19.12.2022, 17:56
Scars hat geschrieben: Mo., 19.12.2022, 17:41
Es gibt moderne Wissenschaftler, die „nur rein“ emotionale Gewalt sogar als die schädlichste Form von Gewalt diskutieren.
Selten so einen Blödsinn gelesen. Das war die Schlagzeile eines Artikels der SZ.
Nein Candy, das habe ich nicht aus der SZ sondern aus einem Buch zum Thema. Ich kann deine Anmerkung nachvollziehen, mich hat die Annahme auch überrascht, fand es aber interessant, dass es in der Form diskutiert wird. Vermutlich würden die meisten Betroffenen dem nicht zustimmen.
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Tobe
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Beitrag Mi., 21.12.2022, 07:18

Montana hat geschrieben: Mo., 19.12.2022, 11:04 Ich erschrecke, wenn es an der Tür klingelt. Besonders fällt es beim Therapeuten auf, weil der mir ja nun gegenübersitzt und es jedesmal mitbekommt. Er macht es zum Thema und fragt dann auch, ob ich das nicht mal ändern wolle.
Hallo Montana,

ja, das mit dem Erschrecken wenn es klingelt, kenne ich leider auch nur zu gut.
Bei mir zeigt sich dies auch ziemlich deutlich körperlich, mal davon abgesehen, daß mir jedesmal das Herz bis zum Hals schlägt. So etwas holt mich auch immer sehr unsanft aus einem Dissoziativen Zustand herraus.

Meinem Therapeuten fiel dies natürlich auch auf. Er wirkt sofort beruhigend auf mich ein, geht aber auch schnell zum "normalen" Verhalten über und macht dies nicht zu einem großen Thema.
Er vermittelt mir mit seiner Normalität in solchen Siatuationen, daß meine Angst im "Jetzt und Hier" unbegründet ist und ich in Sicherheit bin. Das überträgt sich dann auch irgendwie auf mich und holt mich relativ schnell wieder runter.
Danach fühle ich mich aber jedesmal irgendwie "ausgelutscht" und leer, wenn diese Anspannung sich so plötzlich durch ein Türklingeln entläd.

Für ihn erklärt sich dies aber durch meine extreme "Hab Acht-Haltung". Er meinte, daß ich durch meine traumatischen Erfahrungen quasie immer auf "Hab Acht" bin, weil meine Welt sich als "Gefahr lauert von überall" darstellt.
Daran gewöhnen kann nicht funktionieren.
Erst wenn diese Erfahrung "Gefahr lauert von überall" mit postiven Erfahrungen überschrieben worden ist, das dem eben nicht so ist, wird sich das auch ändern können.
Der Lösungsansatz kann m.E. nur darin liegen, die Traumata soweit zu verarbeiten, daß man nicht mehr von überall Gefahr "erwartet".
Montana hat geschrieben: Mo., 19.12.2022, 11:04Jetzt könnte man ganz naiv denken, es müsse mal etwas passiert sein, nach einem Klingeln. Oder auch öfter. Aber: dafür gibt es keinerlei Anhaltspunkte...
Dies kann, muß aber auch nicht unbedigt der Fall sein.

Bei mir lässt sich das leider nicht so wirklich trennen, da ich damals nach meinem ersten "Überfall" (ich war 12) von der Polizei zuhause abgeholt wurde. Meine Eltern hielten es damals wohl nicht für nötig, nachhause zu kommen und mir beizustehen. Somit stand ich der Polizei alleine gegenüber und natürlich haben diese an der Türe geklingelt, um zu mir zu kommen.

Ich denke jedoch nicht, daß dies einen großen Unterschied in meiner "übertriebenen" Schreckhaftigkeit machen würde.
Der o.g. Lösungsansatz, wäre auch hier wieder der gleiche. Nämlich die eigentliche Ursache des Ganzen anzugehen.
Montana hat geschrieben: Mo., 19.12.2022, 13:00 Mein Therapeut ist nicht ganz unerfahren, gerade was Traumafolgestörungen betrifft, aber er findet meine Reaktion auf die Klingel ungewöhnlich.
Gerade wenn er nicht unerfahren in Traumafolgestörungen ist, dann sollte er diese Reaktion auf das Klingeln nicht für ungewöhlich halten.
Mein Therapeut hat mir direkt beim ersten Mal versichert, daß meine Reaktion für ihn vollkommen verständlich und auch nachvollziehbar ist. Das dies eine Folge meiner traumatischen Erfahrungen ist und dies viele Menschen mit traumatischen Erlebnissen hätten.

L.G. Tobe
Haltet die Welt an, ich will aussteigen.
Wenn du den Tag wie die Nacht empfindest,
Einsamkeit mit Schicksal verbindest,
Traurigkeit dein Leben hüllt,
weisst du, wie sich meiner einer fühlt.

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Montana
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Beitrag Mi., 21.12.2022, 14:31

Ich glaube, meine Reaktion ist anders als deine. Auf mich muss z.B. niemand "beruhigend einwirken", das ist nicht nötig. Ich erlebe eine starke körperliche Reaktion, also auch ein sichtbares Zusammenfahren und meist gibt es einen Laut dabei, aber ich habe keine Angst. Es ist einfach körperlich unangenehm und besonders unangenehm ist, dass der Therapeut darauf reagiert. Er meint, meine Strategie des Ignorierens sei nicht zielführend, und es würde mir vermutlich etwas sagen wollen. Ich sollte rausfinden, was es ist. Es ist nicht so, dass mein Therapeut sich anders verhalten würde als sonst, wenn das Erschrecken kommt. Er thematisiert es nur. "Zum normalen Verhalten übergehen" fällt bei uns also weg, weil es zu jeder Zeit normal bleibt. Mir war nicht in den Sinn gekommen, das so genau zu beschreiben, weil ich nicht dachte, dass es woanders ein aktives Beruhigen durch den Therapeuten geben könnte. Sowas habe ich nämlich noch nie erlebt.

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Sinarellas
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Beitrag Mi., 21.12.2022, 18:54

@scars ich muss für mich gestehen, die Bindungstraumatisierung steht mir oftmals mehr im weg, sitzt noch tiefer.
..:..

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