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Di., 25.09.2018, 23:16
Ich denke, dass da auf Seiten der Therapeutin 2 Aspekte eine Rolle spielen:
1. ist die analytische Therapie auf Regression und die Arbeit in der Übertragungsbeziehung ausgerichtet. Störungen in der Beziehung sollen dabei besprochen und nicht ausagiert werden. Ohne zwingende Gründe der Therapie fern zu bleiben wäre ausagieren, statt zu schauen, warum die Therapie stresst oder überfordert und womit das was zu tun hat, bleibt man einfach weg - agieren halt. Das finden Analytiker eben meist nicht so toll, das gehört halt zu ihrer Arbeitsweise. Wenn man das nicht mag, sollte man sich besser für eine andere Therapieform entscheiden.
2. "Hardcore"-Analytiker, also Analytiker, die fast ausschließlich klassisch-analytisch arbeiten (3 x die Woche im Liegen) haben das Problem, dass aufgrund des Settings für jeden Patienten 3 Termine pro Woche fest vergeben, da nicht nur die Häufigkeit, sondern auch die Regelmäßigkeit (immer gleicher Tag/Uhrzeit) ein wichtiger Teil des therapeutischen Rahmens in der analytischen Therapie ist. Wenn also jetzt ein Patient auf die Idee kommt, dass er diese Woche keine Lust auf Therapie hat, dann hat der Analytiker auf einen Schlag 3 Stunden Verdienstausfall. Da die anderen Patienten ebenfalls feste Termine haben, kann er auch nicht mal so eben diese Termine anderweitig vergeben. Selbst bei einer längeren Pause ist das nicht so einfach, denn wenn der Therapeut z.B. einen neuen Patienten in der Zeit aufnehmen würde - wo soll er hin damit, wenn der Patient wiederkommt, die Therapien dauern ja auch meist mehrere Jahre. Kommt jetzt mehr als ein Patient gleichzeitig auf die Idee, dass er eine Pause braucht, dann kann so eine Therapiewoche schnell sehr unrentabel werden. Deshalb sind Analytiker grundsätzlich nicht erbaut davon, wenn Patienten absagen, was man auch irgendwie verstehen kann. Therapeuten, die auch modifizierte Analyse oder TP anbieten, sind da natürlich flexibler, weil sie auch Patienten haben, die in größeren Zeitabständen kommen, flexiblere Termine oder eine kürzere Therapiedauer haben. Sie können daher auch meist deutlich entspannter mit rechtzeitigen Absagen oder Therapiepausen umgehen, obwohl das Risiko, dass die Therapie ins Stocken gerät, auch da immer gegeben ist.
Warum die Therapeutin sich jetzt nicht gewertschätzt gefühlt hat, kann ich nur vermuten. Ich denke, dass das nicht ausschließlich mit dem Urlaub zu tun hatte, sondern dass da vielleicht noch andere Dinge reingespielt haben, die uns vielleicht nicht bekannt sind. Ich finde es jedenfalls schwierig, sich darüber aus der Ferne ein Urteil zu erlauben.
It is better to have tried in vain, than never tried at all...