Jenny Doe hat geschrieben: ↑So., 09.09.2018, 10:49
Ich denke ja auch so, ... sehe aber auch, dass es schon seinen Grund haben wird, warum Menschen eine Therapie brauchen.
Anderseits will ich aber auch nicht vorschnell sagen "Du bist das Problem, mangelnde Perspektivenübernahme, mangelnde Sozialkompetenz, ..."
Das ist ja auch nicht als Vorwurf gemeint, ich erlebe es eben nur sehr oft, dass gerade Schwächen in diesen Bereichen oft zu Schwierigkeiten in sozialen Interaktionen führen und eben auch dazu beitragen, dass es den Menschen schwer fällt, Freundschaften zu schließen oder aufrecht zu erhalten. Deshalb finde ich es wichtig, diese "Schwächen" an sich selbst wahrzunehmen und dann in der Therapie zu bearbeiten, denn sonst ändert sich ja nix und diese Menschen leiden dauerhaft unter ihren mangelnden sozialen Kontakten, aber wissen gar nicht, warum es nicht richtig klappt.
Jenny Doe hat geschrieben: ↑So., 09.09.2018, 10:49
Ich kann mir auch vorstellen, dass es manche Menschen verwirrt, wenn der eine Arzt über Facebook mit seiner Patienten befreundet sein möchte, der andere es als Grenzüberschreitung empfindet".
Das finde ich in der Tat auch oft verwirrend und unverständlich, wie sorglos manche Menschen mit ihrer virtuellen Privatsphäre umgehen.
Mir fällt da dieser Aufklärungsspot ein, den sie mal eine Zeit lang im Fernsehen gezeigt haben. Ich weiß nicht, ob ihn einer von euch kennt. Da klingelt es die ganze Zeit immer wieder an der Tür und die Mutter lässt jede Menge furchteinflößender Gestalten hereinspazieren und zeigt ihnen den Weg ins Kinderzimmer. Und dann kommt ein Slogan, der sinngemäß lautet: Sie würden doch auch nicht jedem Bösewicht arglos die Tür aufmachen und ihn zu Ihrem Kind lassen, warum tun sie es dann im Netz?"
Das ist natürlich ein krasses Beispiel, aber was mir daran gefallen hat, ist der Vergleich mit der Haustür. Das hilft mir z.B. zu entscheiden, was ich als "angemessen" betrachte. Ich stelle mir die Frage: wenn das jetzt eine reale und nicht eine virtuelle Haustür wäre, was würde ich dann tun? Würde ich am Sonntag Nachmittag einfach so klingeln? Würde ich einfach ungefragt hereinspazieren, weil die Tür nicht abgeschlossen ist? Oder hätte ich das Gefühl den Anderen durch mein Klingeln oder eintreten zu stören? Genauso wie ich mich im realen Leben verhalten würde, so versuche ich mich auch im Netz zu verhalten. Es gibt eher öffentliche Räume (z.B. ein Forum, wie hier), da spreche ich die Leute genauso ungezwungen an, wie ich es in einer Kneipe, auf einer Party oder in einem Sportverein tun würde. Umso privater der virtuelle Raum gekennzeichnet ist, umso vorsichtiger bin ich mit einer ungefragten Kontaktaufnahme. Was natürlich den Anderen nicht von seiner Verantwortung für seine Privatsphäre enthebt.
Ich kann den Arzt, der Freundschaftsanfragen von Patientinnen annimmt ehrlich gesagt nicht verstehen. Zumal es ja auch noch das Thema Datenschutz gibt. Ich weiß nicht, wie es bei Ärzten ist, aber für Psychotherapeuten gibt es von berufspolitischer Seite eindeutige Aussagen dazu, dass Facebook und WhatsApp aufgrund von Datenschutzmängeln nicht einmal auf den gleichen Geräten genutzt werden sollen, die der Patientenkommunikation dienen, geschweige denn Kommunikation mit Patienten über diese Medien abgewickelt werden soll, weil sich die Therapeuten damit evtl. eines Verstoßes gegen die Datenschutzverordnung schuldig machen. Nichtsdestotrotz gibt es natürlich trotzdem welche, die alle Warnungen in den Wind schlagen und es trotzdem tun. Wo kein Kläger, da kein Richter...
Nur die sollte man nicht unbedingt als repräsentativ ansehen.