Mit Mitte 30 noch keinen Sex gehabt

Fragen und Erfahrungsaustausch über sexuelle Problembereiche wie Sexualstörungen, rund um gleichgeschlechtliche Sexualität und sexuelle Identität, den Umgang mit sexuellen Neigungen wie Fetischismus, S/M usw. - ausser Aufklärungs-Fragen.
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Sommerkind09
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Beitrag Di., 27.03.2018, 21:50

Klar ist das nicht schön und meine Ambition auszuziehen ist unabhängig vom Thema Beziehung (und so einen Drachen hatte meine Mutter übrigens selbst zur Schwiegermutter, so ist keiner von meinen) da, haben wir auch schon in der Therapie gehabt bzw. ich bin auch schon einiges durchgegangen.

Das Problem ist, dass ich auch keine Arbeit und kein Einkommen habe :roll: , mich also für eine eigene Wohnung erstmal ans Jobcenter binden müsste, wovor ich auch sehr zurückschrecke. Und selbst die können mir beim sehr angespannten Sektor bezahlbarer Wohnungen ja keine garantieren.

Da betreutes Wohnen aber auch erst einmal an eine vorhandene Wohnung bräuchte, nützt es mir nichts, vorstellen kann ich es mir. Und in Wohngruppen für Menschen mit Behinderungen oder Störungen sehe ich mich, übrigens übereinstimmend mit einer Leiterin einer kürzlich besuchten Einrichtung, nicht.

Aber auch das sehe ich auf dem Weg in eine Beziehung erstmal als nachrangig an, und natürlich kann ein veränderter Status einen auch zum Umdenken motivieren, mit einer besseren Hälfte hält man vielleicht auch das Jobcenter und deren "sinnvolle" Maßnahmen aus.
baobab hat geschrieben: Di., 27.03.2018, 21:47 aber zurück zu dir, Sommerkind -

was sind denn deine Gründe (oder Befürchtungen), warum du nicht ausziehen kannst, wenn ich fragen darf?
Mir fällt da nicht wirklich viel ein, was ultimativ hindern könnte. Deswegen bin ich neugierig.
Nur wenn du antworten magst.

Manchmal ist ja auch ein Sprung ins kalte Wasser sinnvoll. Einfach mal machen.
Das Thema hatten wir auch schon in der Therapie, ansich reizt mich die Eigenständigkeit mit allem drum und dran sogar und es ist überfällig sowie für alle besser, warum es nicht machbar ist, habe ich kurz vorher geschrieben, mangels Netz kam er wohl etwas nach deinem.

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Letterlove
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Beitrag Di., 27.03.2018, 22:21

Also...

Ob man wirklich eine eigene Wohnung braucht, um BeWo zu bekommen, weiß ich jetzt nicht so genau, in erster Linie soll das ja eine Hilfe sein, dass es den Menschen besser geht.
Das Problem würde höchstens sein, dass du das aus eigener Tasche zahlen musst, wenn du zu viel verdienst.

Als ich danals meinen ersten Job hatte, damals ein FSJ direkt nach meinem Schulabschluss, habe ich Rotz und Wasser geheult. In dem Haus, in dem ich aufgewachsen bin, habe ich laufen gelernt... mein erstes Date gehabt, lauter Erinnerungen haben dort gehaftet. Aber ich musste nunmal weg.
Und dann... oh du süße Freiheit, als ich die eigene Wohnung hatte, war das soooo toll.
Dann wurde ich gekündigt und musste wieder nach Hause. Und als es so weit war, konnte ich mir gar nicht mehr vorstellen, heim zu kehren. Obwohl ich mein Zuhause immer geliebt habe... Aber seine eigene Wohnung zu haben, war ein so gutes Gefühl...
Kurz drauf bekam ich meine Ausbildung und schaffte mir eine neue kleine Wohnung an. Und seitdem wohne ich allein. Zwar immer mit Haustieren - ohne geht es nicht - aber allein. Und würde ich jemals mit jemandem zusammen ziehen, wäre es meine Bude, nicht seine. Ich habe erlebt, wie man meine Mutter auf die Straße gesetzt hat und das werde ich nie selbst erleben, dafür sorge ich. Wer also nicht zu mir ziehen will, hat Pech gehabt.

Wie gehst du denn generell mit Veränderungen in deinem Leben um?
Bleibst du beim Altbewährten, aus Angst, es könnte schlimmer werden, wo es aber ebenso besser werden könnte? oder bist du im Allgemeinen eher spontan und aufgeschlossen für neue Lebensumstände?
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Beitrag Di., 27.03.2018, 22:38

Also ich meinte, und darüber hatte ich mich informiert, dass sie keine eigenen Wohnungen für BeWo vorhalten, man muss sich also ganz regulär eine besorgen oder eben in spezielle Wohnheime. BeWo erleichtert zweifelsohne das Wohnen, nicht aber das Wohnraum finden.

Die letzte Frage ist auch gut, im Speziellen seit meiner Therapie und gerade bei diesem Thema bin ich mittlerweile sehr aufgeschlossen für Veränderungen, bei manch generellen Dingen im Leben gefallen mir Veränderungen sicher nicht (Digitalisierung, Veränderung der Medienlandschaft, Entwicklung Bundesliga usw.) und ich würde gerne alles so behalten wie es mal war, aber wie gesagt, was meine persönlichen und von mir beeinflussbaren Umstände angeht, aufgeschlossen!

Deine Erlebnisse kenne ich leicht ähnlich von meiner Schwester, eher spät (vor nun fast genau 5 Jahren, mit 26, ist 3 Jahre jünger als ich) zog sie hier aus und auf Probe zu ihrem Freund, die Wohnung war eher nicht für 2 gemacht/gedacht. Sommer 2016 von jetzt auf gleich Trennung und da stand auch zur Debatte, dass sie zurückkommen könnte/dürfte. Sie hat es aber über im Gegensatz zu mir reichlich vorhandene Freunde und Connections geschafft, sehr zeitnah eine neue, eigene kleine Wohnung zu finden, sogar in sehr zentraler Lage.
Dieses Glück plus ihren zumindest nach außen hin souveränen Umgang mit solchen Belastungen bewundere und beneide ich des öfteren, denn wäre ich auch so, wäre ich sicher weiter als ich es bin.

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Beitrag Di., 27.03.2018, 22:54

Sommerkind09 hat geschrieben: Di., 27.03.2018, 22:38 Also ich meinte, und darüber hatte ich mich informiert, dass sie keine eigenen Wohnungen für BeWo vorhalten, man muss sich also ganz regulär eine besorgen oder eben in spezielle Wohnheime. BeWo erleichtert zweifelsohne das Wohnen, nicht aber das Wohnraum finden.
Für sowas habe ich eine gerichtliche Betreuerin bekommen.
Mir ging es 2011 sehr schlecht und ich hab mich entschlossen, in die Tagesklinik zu gehen.
Dort war ein Sozialarbeiter, der mit mir eine Betreuung beantragte.
Ursprünglich war das ein Betreuer, aber den hab ich dann gegen eine Betreuerin getauscht.
Aufgabengebiet waren Behördengänge und Wohnungssuche.

Nun habe ich eine gescheite Wohnung finden können und habe Bewo auch.

Wir haben hier die AWO, die auch Schuldnerberatung und Betreuung anbietet. Da ist meine Betreuerin her. Sie hilft mir mit den behördlichen Sachen, wie z.B. Anträge stellen, wichtige Termine machen, aber würde ich jetzt umziehen müssen, würde sie auch dafür eintreten und sich z.B. um den ganzen schriftlichen Kram kümmern.


Es ist leichter als du denkst...
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Beitrag Di., 27.03.2018, 23:00

Thema Betreuer hatte ich bei einer Kurzzeitbekanntschaft auch schon, ich halte es bei mir selber momentan nicht für nötig, aber wenn es natürllich Türen öffnen sollte, so eine Schande ist es ja nun auch nicht...

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Beitrag Di., 27.03.2018, 23:15

Ansolut keine Schande. Mir tuts gut.
Wenn ich diese ganzen Anträge sehe, die sie für mich ausfüllt...
Das könnt ich alles gar nicht. Oder Sachen, die eine Stellungnahme erfordern. Jemand, der mir ans Bein písst, den weigere ich mich mit "sehr Geehrter" anzusprechen. Das gäbe eine Katastrophe, wenn ich das alles allein machen müsste. So ist es schon viel besser.
Ich hab die Betreuung unbefristet. Die Richterin sagte, es ist einfacher, ein Mal die Betreuung zu beenden, als jedes Jahr zu verlängern. D.h. wenns mir reicht und ich stabil genug bin, diese ganze Zettelwirtschaft allein zu machen, genügt ein Brief und die Betreuung wird aufgehoben.

Wir sehen uns jeden Monat ein Mal. Oder wir telefonieren. Sie hält mich auf dem Laufenden, was z.B. meine Rente betrifft, oder irgendwelche Mieterhöhungen, Nachzahlungen etc. Das ist sehr praktisch - und ich kann mich auf andere wichtige Sachen konzentrieren.

Behalts einfach mal im Hinterkopf, wenn es bei dir schlimmer wird, kannst du dich ja informieren. :)
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Beitrag Di., 27.03.2018, 23:36

Natürlich, es liegen immer alle Optionen auf dem Tisch und es ist gut zu wissen, dass es sie gibt. Mein Ziel bleibt erstmal ein eigenständiges Leben in dem ich für mich selbst sorgen kann und nicht der Staat es muss. Darauf möchte ich hinarbeiten mit meinem Thera und natürlich an meinen sozialen Problemen, mache demnächst auch ein Gruppentraining "soziale Kompetenz" mit.

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Beitrag Mi., 28.03.2018, 01:02

Sommerkind09 hat geschrieben: Do., 22.03.2018, 18:02 Was ich mich frage, bin ich damit wirklich so allein auf der Welt? Wie gesagt, quasi ohne Beziehungserfahrung und praktisch ohne Sex mit Mitte 30... :kopfschuettel: und überhaupt keine Besserung in Sicht ...

[...] um auf diesem Gebiet endlich "voranzukommen" (also Beziehungen), aber es ist schon etwas das mich sehr beschäftigt und runterzieht.
Und selbst wenn es das gibt, ich möchte ungern bis zum 40. oder 50. Lebensjahr auf die erste vollwertige Beziehung warten.

Früher war ich immer auf dem Standpunkt, keine Beziehung zu brauchen, niemals zu heiraten etc. Nun ist es nicht so, dass ich plötzlich ein starkes Verlangen nach letztgenanntem habe, aber eine enge Bindung/Beziehung ist mir offensichtlich doch wichtiger als ich es lange Zeit glaubte.

Das Problem ist, dass ich auch keine Arbeit und kein Einkommen habe :roll: , mich also für eine eigene Wohnung erstmal ans Jobcenter binden müsste, wovor ich auch sehr zurückschrecke.
Ich denke, dir fällt das selbst auf, was ich meine, aber ich erklär es dir trotzdem.

Für mich ist das Leben wie eine Perlenkette.

Ich möchte an eine ganz bestimmte Perle ran. Doch ich kann es nicht, bis ich nicht alle davorliegenden Perlen abgefädelt habe. ⏺⏺⏺⏺⏺⏺⏺⏺⏺⏺⏺

Jede Perle ist ein Problem, dem ich ein Ende bereiten muss. Aber oft ist die Perlenkette nicht einfach nur eine Schnur. Oft ist sie rund und ich finde den Verschluss nicht. Das heißt, der Kreis ist geschlossen und ich habe keine Ahnung, wo ich ihn aufbrechen und mit welcher Perle ich anfangen soll.

Wenn du dir jetzt die oberen Zitate anschaust, die für mich quasi alles Probleme sind, die dir im Weg stehen, ein eigenständiges Leben ermöglichen, was denkst du, welches deine erste Perle ist, die du abfädeln musst?
Welche Reihenfolge würdest du wählen, wenn du diese Perlen ordnen müsstest?

Sommerkind09 hat geschrieben: Di., 27.03.2018, 21:50
und natürlich kann ein veränderter Status einen auch zum Umdenken motivieren, mit einer besseren Hälfte hält man vielleicht auch das Jobcenter und deren "sinnvolle" Maßnahmen aus.
Da gebe ich dir Recht. Eine neue Situation kann sehr motivierend sein.
Das Problem, welches ich hier sehe ist, dass du deine Motivation von einem Partner abhängig machst. Mit einer Partnerin würdest du also das Arbeitsamt ertragen... Ich halte das für den falschen Ansatz. Ein Partner ist nicht dazu da, dein Leben aufzuwerten, damit es DIR besser geht. Ein Partner ist dazu da (aus meiner Sicht), dein Leben zu teilen, sodass ihr euch gegenseitig gut tun könnt.

Wenn du dein Glück davon abhängig machst, wie deine Beziehungschancen sind, wird sich nie etwas ändern, denn du wartest dann darauf, dass sich etwas FÜR DICH ändert.

Versuch mal, dass DU etwas FÜR DICH änderst. Ertrage schon jetzt, dass du das allein in die Hand nehmen musst. Ertrage, dass DU die Veränderung herbei führen musst. Nicht alá: Jetzt hab ich ne Partnerin, die mich auffängt, wenn mir das Arbeitsamt auf den Keks geht.
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Beitrag Mi., 28.03.2018, 01:03

Weiter oben habe ich dich zitiert, dass du wenig Lust hast, mit 40 oder 50 endlich eine Beziehung zu haben.
Ich kann dir verraten, dass es noch unattraktiver ist, ein 50 jähriges - nimms nicht persönlich - Muttersöhnchen kennenzulernen, der nie gelernt hat, auf eigenen Beinen zu stehen. Und wie dir selbst aufgefallen ist - die Zeit ist reif! Ich möchte dich nicht drängen, aber wenn du glaubst, dass du erst eine Frau kennenlernst und die dir die Stärke gibt, das Arbeitsamt zu ertragen, dann wirst du eines Tages mit deiner Mom oder bei wem du auch gerade wohnst, gemeinsam im Stuhl um die Wette schaukeln. So hart es klingt.

Ich weiß - es ist gemütlich. Und ich weiß... Das sehe ich tatsächlich sehr oft - Jungs lieben es scheinbar, bei Mama zu wohnen. Mädchen ziehen oft früh aus, Jungs möchten gern so lang wie möglich da bleiben. Bei den Hühnern meines Freundes ist das genau so. Die weiblichen Hühner können es kaum erwarten, die Welt zu sehen... Die männlichen brauchen einen wortwörtlichen Árschtritt, dass sie endlich allein auf der Stange schlafen und aufhören an Mamas Rockzipfel zu hängen. Tut mir leid, wenn ich dich gerade mit einem Hahn vergleiche, aber es ist eben auffällig, wie viel Menschen mit ihnen gemeinsam haben.

Früher oder später wirst du dir also die Wahl stellen müssen. Möchtest du es gemütlich, weil bei deiner Mom alles so sorglos ist, oder möchtest du eines Tages flügge werden und ein eigenes Leben starten?
Sieh es mal von einer anderen Seite...
Der Sohn meiner letzten Partnerin war 23 als er (endlich) auszog. Der hat nichts machen müssen - nur seine Wäsche hat er netterweise selbst gewaschen, vielleicht wollte er Mama nicht die Wíchsflecken in seiner Unterwäsche zumuten, wer weiß. Aber alles was den Haushalt betraf, durfte sie machen. Saugen, wischen, seine Bartstoppeln vom Waschbecken fegen, seine Zahnpastaflecken vom Spiegel putzen, seine Geschirrpyramiden abwaschen... Sogar das Essen bekam er jeden Tag bis zu seiner Zimmertür gebracht.
Erst tat sie sich schwer, als er für eine Arbeit ausziehen musste, aber weißt du was sie jetzt sagt?

ENDLICH habe ich mein eigenes Leben. Ich war ein Leben lang für meine Kinder da, die letzten Jahre will ich endlich für mich haben! Ich genieße es, endlich mal den Fernseher laut stellen zu können, ohne dass ich auf meinen Sohn achten muss, der Frühschicht hat und schlafen muss.

Wenn du es von dieser Seite siehst, hat Ausziehen nochmal eine andere Bedeutung, oder? Manchmal ist eben dann nötig, vom Amt zu leben - oder von der Rente, in meinem Fall, mit aufstockenden Leistungen. Das ist kein Traum, und abgesehen davon habe ich im Gegensatz zu dir eh niemanden mehr. Aber es bedeutet auch, endlich Verantwortung zu übernehmen und "weiter zu wachsen".
Wenn du ein Leben lang anderen die Verantwortung für dich überträgst, wirst du niemals weiter wachsen. Und das ist wieder nicht besonders attraktiv, wenn du eine Frau abkriegen möchtest.

Deine Befürchtung, es könnte nicht auf Augenhöhe sein, würden sich dann erfüllen - in der Sicht, wenn es um Eigenverantwortung und Selbstständigkeit geht. Klar, du weißt bestimmt wie man eine Dose öffnet oder Bratkartoffeln macht. Aber wie siehts aus mit Miete zahlen, an die Jahresabrechnung denken, sein Geld einteilen, haushalten, überleben? Die VOLLE Verantwortung hast du nur dann, wenn du für DICH sorgen musst. Daran wirst du wachsen und das macht attraktiv. Also... Das eigenständig Sein natürlich. Das sich zu helfen Wissen...
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Beitrag Mi., 28.03.2018, 01:11

Das klingt jetzt vielleicht ziemlich ernst, aber so meine ich es nicht. Ich möcht dir nur eben ehrlich sagen, was evtl mal dein Problem werden könnte, wenn du es weiterhin schön gemütlich haben magst. Weißt? Nicht böse gemeint.
Wenns mir nicht wichtig wäre, würde ich gar nicht so ewig lange Mails schreiben, aber ich finde, du bist es wert, dass man dir all das schreibt.

Denk einfach mal an die Perlenkette und überleg dir, welche Perle dir gerade am Wichtigsten ist, und welche Perlen dir dazu im Weg sind. *Zwinker*
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baobab
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Beitrag Mi., 28.03.2018, 10:25

Du erinnerst mich zunehmend mehr an meinen Bekannten.
Wobei er den Auszug geschafft hat - trotz keine Ausbildung haben.
Allerdings noch sehr Elternhausbetont.

Er hat eine Persönlichkeitsstörung und da war auch das - ja, wenn ich eine Freundin hätte, dann ... würde sie mir Halt und Struktur geben (so war das bei ihm) und ihm sagen, wenn er aufräumen soll und er hätte mehr Motiviation.
War eher so wie Mutterersatz fast suchen.

Ich halte das für den falschen Ansatz - anders herum wird eher für mich ein Schuh draus. Aufbrechen, machen, das was im Leben schief läuft, versuchen für sich - nur für sich - zu verändern. Das raus aus dem Elternhaus schaffen - und dann eine Beziehung als I-Tüpfelchen. Mit einer Beziehung kommen ja auch neue Probleme / Herausforderungen.

Wenn das eh dein Anliegen ist und du da auf dem Weg bist - gut - wenn es ein - ich warte vorwiegend auf Beziehung ist - ich glaube, da nimmst du dir wertvolle Lebenszeit.

Was mich auch erinnert, ist so dieses: ich bleibe in der Komfortzone, Leben in eigener Wohnung mit Hartz4 wäre ja unbequem. Mein Eindruck ist, dass mit gewissen frühen Erkrankungen, die elterliche Symbiose als sehr komfortabel erlebt wird und das Außen im Gegensatz dazu bedrohlich - manchmal wird von Seiten der Eltern da auch aktiv Angst gemacht.
Gerade dieses - ach, ist ja bequemer so und wer weiß, ob ich eine Wohnung überhaupt finde ... ist dann allerdings auch so ein Gefängnis oder eine Falle - scheint sehr schwer zu sein, da rauszufinden.

Eine Menge Erwachsene haben ein etwas widrigeres Leben, mit Schwierigkeiten und können nicht zu Hause wohnen.
Das gehört zum erwachsenen Leben doch dazu, oder?. Wenn beim Amt es für dich sehr schief laufen sollte, dann hättest du ja sogar noch Sicherheit, wie ich dich verstehe, familiären Rückhalt.
Ich hatte auch eine ganze Weile Hartz4 Bezug und habe alleine, ohne Familienanbindung in irgendeiner Form gelebt.
Geht also auch. Wenn man erwerbsbeeinträchtigt oder erwerbsunfähig ist, dann kann man das dem Amt ja so vermitteln und mit Ärzten in Kontakt sein.

Hat für mich so etwas wie "sein Leben selbst in die Hand nehmen", auch wenn es nicht so einfach ist.

Im Gegenzug zu Krankheiten, wo es zu Hause so unkomfortabel, bedrohlich ist, dass nur die Flucht nach vorne hilft.

Hast du ein Stück Erspartes oder so? Kannst du mal was "Wildes" machen, mal 2 Monate reisen, abenteuerlich leben? Geht ja oft auch recht günstig oder so work and travel Sachen oder für Unterkunft und Verpflegung, irgendwo an einem volunteer-Projekt mitarbeiten mit anderen Menschen aus "aller Welt"? (Da gibt es doch auch diverse Anbieter).

Mit der Wohnung, wenn deine Schwester so gute Kontakte hat, kannst du nicht über sie dann auch an etwas drankommen, sie fragen, ob sie sich für dich mal umhören kann?
WG-Zimmer ist ja auch eine Möglichkeit. Da kommt man ja auch manchmal eher kostengünstig unter.

Oder wenn du sagst: du bist kein Disco-Gänger - egal - mach mal was - etwas, was eher nicht dein Ding ist - der eine Mann, der spät dann in Beziehung fand, hat im Tanzkurs seine spätere Frau kennen gelernt. Tanzkurs ist ja auch nicht gleich Disco.

So, mehr fällt mir dann aber auch nicht ein - - ich wünsche dir einfach, dass du vielleicht auch mit der Therapie es schaffst, dein Dilemma "aufzubrechen" und "auszubrechen" - dir dein Leben, deinen Lebensraum "zu erobern". Erwachsen werden / Verantwortung für sein Leben übernehmen, sind auch noch Worte, die mir einfallen. Sich "abnabeln".
- Bitte erstmal keine Antworten in meinem Blog-Thread, weil es mich überfordert -

In Wirklichkeit gibt es nur die Atome und das Leere.
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Sommerkind09
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Beitrag Mi., 28.03.2018, 12:01

Danke erstmal für all die Ratschläge. Vielleicht war der Zusammenhang Beziehung -> mehr Mut zu Arbeit etc. etwas falsch und übertrieben dargestellt, aber ich stelle es mir schon leichter vor wenn da jemand ist und das mal eben nicht aus dem Elternhaus (die schlagen einem H4 zwar auch mal vor, verstehen von Zeit zu Zeit aber auch die Vorbehalte die nicht nur ich, sondern ja auch große Teile der Gesellschaft - leider! - gegenüber ALG-Beziehern haben) der einen stützt, aufbaut, aber für den man natürlich auch umgekehrt selber da sein kann, so lernt man ja auch was man kann, oder besser machen sollte. Und bekommt ehrliche Wertschätzung zurück.

Und über das Wachsen der sozialen Fertigkeiten (dies vor allem natürlich über therapeutische Maßnahmen) klappt dann hoffentlich der Einstieg in die Arbeitswelt besser, denn hier sind ja jene Kompetenzen auch, aber eben nicht nur gefragt. Nur wenn man, mal überspitzt formuliert, noch nicht mal am Kopierer weiß wie man sich richtig verhält/unterhält, dann will ich an die übrigen Notwendigkeiten erst einmal gar nicht denken.

Was das Thema verreisen angeht, jein, es ist zwar finaziell durchaus noch Spielraum da, aber mir würden schon 2 Wochen an der Nordsee reichen, Problem, der Gedanke es alleine zu machen betrübt mich. Es ist nicht so, dass ich mich nicht versorgen könnte, klappt auch wenn ich hier im Elternhaus mal ne Woche allein bin, aber hier hab ich ja auch ganz andere Möglichkeiten bei schlechtem Wetter, an der See sitze ich allein in der Wohnung, ohne PC, Musik, Lesestoff etc.
Aber es ist noch nicht raus obs dabei bleibt, da ich mich schon sehr nach dem Meer sehne und dabei auch nicht wie zuletzt noch immer meinen Vater als "Notlösung" bemühen werde, zumal der altersbedingt auch dann eher belastend wird, zumindest bei meiner Schlafproblematik ist es lästig wenn der im Nebenbett schlafende dauernd raus muss...


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Beitrag Mi., 28.03.2018, 14:09

Letterlove hat geschrieben:(…) es gibt eine kulturelle Körpersprache. Deutsche geben die Hand, in Japan verbeugt man sich usw. Und auf dieser Körpersprache baut Samy auf.
Es gibt auch nicht die eine kulturelle Körpersprache, es gibt immer subkulturelle Unterschiede, die sich teilweise gewaschen haben. Es geben sich bei weitem nicht alle Deutschen die Hand, bei vielen gilt das sogar als unhöflich. In Japan verbeugen sich auch nicht alle, gerade in Großstädten ist diese Praxis immer seltener anzutreffen.
Letterlove hat geschrieben:Wer lügt schaut auf die Erde und der ganze Kram?
Es gibt erhebliche Unterschiede zwischen Korrelation und Kausalität (auch so ein Punkt, an dem Molcho prinzipiell versagt). Bei weitem nicht alle Menschen, die lügen, schauen auf den Boden, fassen sich an die Nase, die Ohren, an den Mund und so weiter. Ich habe schon eine Menge Menschen kennen gelernt, die beim Erzählen vom Lügen ganz andere Verhaltensweisen an den Tag gelegt haben, Verhaltensweisen, die nicht in einem einzigen Körpersprache-Buch erwähnt werden, weder denen von Molcho, noch von anderen Autoren. Je mehr man von diesen Büchern liest und je genauer man Menschen im täglichen Leben beobachtet, desto mehr kommt man drauf, dass Menschen sehr individuelle Körpersprachen haben und es wirklich lange dauert, bis man diese auch nur ansatzweise versteht. Verhält sich ähnlich wie mit dem Verstehen von gesprochenen und geschriebenen Wörtern.
Letterlove hat geschrieben:Körpersprache ist vorhanden wie dein Drang zu atmen und eine lange Zeit ist dir das gar nicht bewusst.
Das ist schon klar, aber es gibt eben nicht die eine Körpersprache, auf mehr wollte ich nicht hinaus.
Letterlove hat geschrieben:Warum wohl erkennen Eltern, ob ihre Kinder lügen, wenn sie etwas anderes sagen als sie denken?
Soviel ich mitbekommen habe, klappt das in der Regel recht gut, Eltern zu belügen, die meisten Kinder scheinen damit keine großen Probleme zu haben. Überzeugend lügen zu können ist ja auch überlebenswichtig. Aber genug davon.
Sommerkind09 hat geschrieben:Ja, gerade im zwischenmenschlichen Umgang sehne ich mich auch des öfteren nach der analogen Zeit zurück. Und wie auch schon bei Bewerbungen erlebt, wird schnell und oft ohne genau hinzuschauen aussortiert.
Läuft im "analogen RL" auch nicht anders. Menschen tendieren nunmal dazu, andere auf oberflächliche Charakteristika zu reduzieren und von diesen ausgehend auf alles andere zu schließen.
Sommerkind09 hat geschrieben:Ich halte auch bewusset Ausschau nach Leuten die nicht über (freizügige) Bilder, sondern ihren Text, Interessen oder anderes "punkten" und vielleicht bei manchem Oberflächlichen durchs Raster fallen würden, denn nur dann hat man ja überhaupt eine Chance mit meinem "Handicap".
Damit habe ich selbst gute Erfahrungen gemacht, so bin ich überhaupt erst an alle meine Beziehungen gekommen.
h2o hat geschrieben:Aber nachfolgendes ist ziemlich typisch: ein Mann bemüht sich und bekommt einen einzigen Treffer/Kontakt und eine Frau bemüht sich gar nicht (kein Bild) und wird überhäuft.
Soviel ich weiß, werden Frauen, die überhaupt kein Bild von sich hochladen, fast vollständig ignoriert. Und zu Männern, die sich bemühen – Bemühen allein reicht nicht, man muss eben auch etwas können. Die meisten Männer, die sich ihrer eigenen Meinung nach bemühen, machen sich auch nicht einmal die Arbeit, ihre Texte orthographisch zu korrigieren. Oder Fotos von sich hochzuladen, auf denen sie auch nur halbwegs passabel rüberkamen.

Interessant finde ich auch, dass die meisten Männer und Frauen, die in Singlebörsen unterwegs sind, nicht auf den Gedanken zu kommen scheinen, dass Menschen auch ein soziales Umfeld haben. Dass man in diesem sozialen Umfeld auch potenzielle Partner finden kann …
h2o hat geschrieben:Frauen beantworten die Anfragen/Mails oft ja nicht ein mal :)
Na ja, bei der Menge an Anfragen kein Wunder, da habe ich schon einiges gesehen.

Ich bin ganz gut damit gefahren, den Spieß einfach umzudrehen und mich anschreiben zu lassen. Dafür braucht man aber auch ein interessantes Profil …
Letterlove hat geschrieben:Und... Ein Profil anlegen... Dort wo ich angemeldet bin, scheint es nur Deppen zu geben.
Es gibt teilweise sehr große Unterschiede zwischen den Singlebörsen. Empfehlenswert sind (sofern man auf mehr aus ist als eine schnelle Nummer) solche, die es ermöglichen, ein umfangreiches Profil mit viel Text zu erstellen. Ist eine Börse mehr bild- als textbasiert, werden Menschen, die gerne, intensiv und viel kommunizieren, eher einen Bogen darum machen, und übrig bleiben zwangsläufig vor allem oder nur User, die nur auf eine schnelle Nummer aus sind.

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Beitrag Mi., 28.03.2018, 15:12

Sommerkind09 hat geschrieben: Mi., 28.03.2018, 12:01aber ich stelle es mir schon leichter vor wenn da jemand ist und das mal eben nicht aus dem Elternhaus der einen stützt, aufbaut, aber für den man natürlich auch umgekehrt selber da sein kann, so lernt man ja auch was man kann, oder besser machen sollte. Und bekommt ehrliche Wertschätzung zurück.
Aber... Wenn du ehrlich bist, dann möchtest du eine Beziehung scheinbar doch, damit es DIR besser geht, oder? Ich bin jetzt nicht der ultimative Experte, aber ich habe mittlerweile gelernt, dass ein Partner nicht dazu da ist, sein Leben zu erleichtern.

Wenn du dein Glück und Wohlbefinden von deiner Partnerin abhängig machst, was tust du dann, wenn sie wieder weg ist? Das ist ein Konstrukt welches du auf ihrer Basis baust und wenn sie die Zelte abbricht, geht dein ganzes Bauwerk kaputt. Was dann? Du hast in diesem Falle nicht gelernt, wie es ist, sich selbst glücklich zu machen. Die Konsequenz ist, dass du in ein tiefes Loch fällst und erstmal hilflos bist, denn keiner ist da um dich glücklich zu machen.

Genau deswegen raten wir dir dazu, dass du selbst die Dinge FÜR DICH änderst.
Ein Beispiel.
Stell dir vor, du lernst eine Frau kennen, mit der es was werden könnte. Zufällig bekommst du deine eigene Wohnung. Du weißt, dass deine Freundin TOTAL auf thailändischen Kram steht, also packst du die ganze Bude voll damit (nur ein Beispiel, denk dran). Sie liebt auch grün. Also wird das Sofa grün, der Teppich, die Gardinen...
So, anfangs ist sie glücklich, aber irgendwann verlässt sie dich trotzdem.
Jetzt sitzt du da in einer Wohnung, die nicht für dich hergerichtet ist, sondern um andere glücklich zu machen. Du stehst nicht so auf grün und thailändische Deko ist jetzt auch nicht so der Burner für dich. Was tust du? Was in dieser Wohnung würde dir jetzt den Mut geben, dass das DEIN Reich ist und dass du dich wohlfühlst, weil du dich zuhause fühlst?

Verstehst du dieses Sinnbild? Du möchtest jemanden wertschätzen, weil du darauf aus bist, etwas zurück zu bekommen - nämlich Beistand fürs Arbeitsamt und dass alles leichter und schöner ist. Aber so geht das nicht. Man kann nicht sagen: Ich wertschätz dich, also mach das bitte auch bei mir.

Wenn du deine Bude so einrichtest, wie du das möchtest, wie du es dir vorstellst, sodass du heim kommst und lächelst, weil du in deiner eigenen Wohnung bist, die dir Freude macht, ist das was ganz anderes, wenns nicht klappt. Du hast einen Rückzugsort, der dir gehört.

Das mit der Wohnung war jetzt nur eine Metapher, es geht darum, dass du etwas aufbaust, was auf fremden Fundamenten zusammen bricht. Du brauchst dein eigenes Fundament, wo DU bestimmst, wer da was baut und einreißt. Und wenn du dort dein Glück und deine Zufriedenheit aufbaust, dann hat das auch Bestand. Dir eine Freundin zu suchen, damit dein Leben besser wird, ist wie cheaten. Du möchtest den unangenehmen "ich mach alles allein" Teil überspringen. Wie ein Vogel, der drauf wartet, dass das Weibchen das Nest baut. Schön gemütlich - du gehst dann Würmchen holen, weil du ja auch irgendwas machen musst. (ala gegenseitige Wertschätzung). Aber sobald das Weibchen weiterzieht, sitzt du da und hast nichts dazu beigetragen, dass du zufrieden bist.

Und so kannst du dir sicher selbst ausrechnen, dass das keine Zukunft haben wird. So wird eine Frau für dich, wie für manche der tröstende Schnaps, denn die sind nur dann glücklich, wenn sie Schnaps haben - dass sie schon längst für ganz andere Dinge happy sein könnten, sehen sie nicht, sie sehnen sich nur nach Schnaps und solange der nicht da ist, ist alles scheíße.
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Beitrag Mi., 28.03.2018, 15:13

Sommerkind09 hat geschrieben: Mi., 28.03.2018, 12:01 (die schlagen einem H4 zwar auch mal vor, verstehen von Zeit zu Zeit aber auch die Vorbehalte die nicht nur ich, sondern ja auch große Teile der Gesellschaft - leider! - gegenüber ALG-Beziehern haben)
Das braucht dich nicht zu stören, was andere denken. Ich muss mir von meiner Familie auch dauernd anhören, wie ich in meinem Alter nur Rentner sein kann. Ist eben so, ende der Geschichte. Ich arbeite gerade daran, dass es mir egal wird. Fakt ist, dass es dir nicht gut geht und dass es einen Grund dafür gibt. Mehr hat die nicht zu interessieren.
Sommerkind09 hat geschrieben: Mi., 28.03.2018, 12:01 Nur wenn man, mal überspitzt formuliert, noch nicht mal am Kopierer weiß wie man sich richtig verhält/unterhält, dann will ich an die übrigen Notwendigkeiten erst einmal gar nicht denken.
Du machst dir viel zu viele Sorgen. Jeder Affe kann einen Kopierer bedienen. Lass doch einfach mal was auf dich zukommen. Statt jetzt schon zu grübeln, was du alles nicht kannst und können wirst, grübel lieber darüber, was sich alles dadurch ändert, wenn du endlich mal mutig bist und auf etwas Neues zugehst. Das ist es (vermutlich) auch, was dir baobab mit ihrem Verreisen-Vorschlag nahebringen möchte - es geht nicht darum, sich einfach mal für drei Wochen in nen Strandkorb zu fläzen. Ich glaube, sie möchte dir schmackhaft machen, dass außerhalb deiner Seifenblase (aka Elternhaus, wohlbehütet und total bequem) ein Leben auf dich wartet, welches dir wahnsinnig viele Abenteuer bietet. Und auch wenn du nicht so für Action zu haben bist, sondern lieber 3 Wochen am Strand der Nordsee liegen würdest, geht es darum, einfach mal die ERFAHRUNG zu sammeln. Sie erzählt dir von einem Kerl, der seine große Liebe darin fand, sich auf ein Abenteuer eingelassen zu haben, indem er einfach mal etwas tat, was er sonst nie tun würde.
Work and travel -
Weißt du, wie damals die Zimmermänner Erfahrungen sammelten? Ich habe mal eine Doku gesehen, die mich sehr beeindruckt hat.

Jeder Zimmermann musste nach seiner Lehre einige Jahre auf Wanderschaft (Wanderjahre) gehen und durfte sich 50km um sein Zuhause herum nicht nähern. Sie trugen ihr Werkzeug immer mit sich und einen Ohrring, der teuer genug war, ein Begräbnis zu zahlen. Der Name "Schlitzohr" leitet sich auch davon ab, denn wenn einer dieser Zimmermänner schlechte Arbeit lieferte, oder irgend einen Schaden machte, den er nicht zahlen konnte, riss man ihm den Ohrring vom Ohr. Das war dann das Zeichen dafür, dass dieser Zimmermann Schande über sich gebracht hatte. Jedenfalls... Wie lange die Jungs wandern mussten, ist von Zunft zu Zunft verschieden gewesen, in der Doku waren es drei Jahre und ein Tag. Ziel war es, dass die jungen fertig ausgebildeten Zimmerer neue Techniken lernen sollten und Erfahrung sammeln sollten. Sie zogen von Stadt zu Stadt (Walz) und boten dort ihre Dienste an, oder gingen bei dortigen Zimmermännern arbeiten, um ihr Wissen zu erweitern.

Drei Wochen Nordsee, evtl mit deinem Vater als Trostspender, dass du nicht alleine bist, ist damit nicht gemeint. Gemeint ist, dass du mal irgendwas unternimmst, wo du auf dich allein gestellt bist, wo du allein die Verantwortung hast. Da du kein Einkommen hast, wäre es ja wieder Papa, der das Hotelzimmer bucht und alles zahlt. Es geht aber drum, dass du dich mal nur auf dich verlassen sollst, nicht auf andere.

Wäre das so unmöglich? Einfach mal irgendwo ein Praktikant sein, dort wohnen, wenn du dafür arbeitsmäßig auskommst? Würde sich in deinen Bewerbungen auch gut machen, wenn da stünde, dass du der Erfahrung wegen so etwas gemacht hast. Die würden denken: Hm, der traut sich was, der ist spontan und weltoffen...
Wer den Schmerz nicht kennt, der macht sich über Narben lustig.
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