Mutter verzeihen oder Kontaktabbruch

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.

Eremit
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Beitrag Mi., 21.02.2018, 01:20

Flowfalls hat geschrieben:@Eremit, danke für die zahlreichen Erklärungen.
Gern geschehen.
Pianolullaby hat geschrieben:Ich freue mich einfach daran zu erleben, dass auch Einsicht vorhanden sein kann, bzw. werden kann.
Ich wünsche Dir, dass die Einsicht von Dauer ist. Meistens hat sie ein Ablaufdatum, zumindest habe ich das schon ziemlich oft beobachten können. Vielleicht werden die Schuldgefühle irgendwann unerträglich und es werden (wieder) Schutzmechanismen aktiviert (Indizien dafür gäbe es durchaus), vielleicht liegt es auch an biologischen Ursachen (mit dem Alter abnehmende Intelligenz und Erinnerungsvermögen, gar Erkrankungen wie Alzheimer oder Demenz) …

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Pianolullaby
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Beitrag Do., 22.02.2018, 16:13

Meine Mutter ist noch nicht so alt, als dass biologische Ursachen in Frage kämen,
und da sie sich ebenfalls in Behandlung begibt, nach dem Tod meines Vaters sehe ich nicht dass sich das wieder verändern wurde. So gut kenne ich sie.
Träume nicht Dein Leben, lebe Deinen Traum

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RoboCat
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Beitrag Do., 22.02.2018, 16:14

Ich wurde jetzt auch nach einem Treffen gefragt. Ich müsse darüber nachdenken und würde mich noch mal melden mit einer Sache, die mir vorab wichtig sei. Antwort: Es sei hoffentlich nichts Belastendes, sie würde gerade wegen ihrer Knie-Op doch schon so leiden :hammer:
:axt:


Eremit
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Beitrag Fr., 23.02.2018, 18:07

Ich und meine Mutter haben uns auf ein recht gutes Arrangement geeinigt: Ich schaue nur dann vorbei, wenn ich Bock habe, was höchstens alle zwei Jahre mal der Fall ist, meistens zu Weihnachten. Wobei das auch wieder seltener werden wird, da ihr Hund gestorben ist, den ich sehr gerne hatte.

Sie kocht jedes Mal etwas und wir quatschen für ein paar Stunden über Kunsthandwerk und Filme, das sind die einzigen Interessen, die wir (noch) gemeinsam haben. Über die Vergangenheit wird nicht gesprochen, sie hat sich dazu entschlossen, diese auszublenden, was ich mittlerweile akzeptiert habe. Ich nehme sie als den Menschen, der sie jetzt ist. Mit diesem Menschen verbindet mich aufgrund der "fehlenden" Vergangenheit nur wenig, eben gerade so viel, dass ich mal alle paar Jahre einen Sprung vorbeischaue. Aufgrund der "fehlenden" Vergangenheit gibt es nichts schlechtes, was zu verzeihen wäre – aber auch nichts gutes, auf das wir Bezug nehmen könnten. Das Ausblenden der gemeinsamen guten Vergangenheit (die es definitiv auch gab) war der Preis, den sie bereit war für das Ausblenden der gemeinsamen schlechten Vergangenheit zu zahlen.

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RoboCat
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Beitrag So., 25.02.2018, 17:39

Hallo Eremit,

vielen Dank, dass du hier noch mal kommentiert hast. Ich finde in deinen Beiträgen immer vieles, dass ich für mich nutzen kann!
Eremit hat geschrieben: Fr., 23.02.2018, 18:07 Das Ausblenden der gemeinsamen guten Vergangenheit (die es definitiv auch gab) war der Preis, den sie bereit war für das Ausblenden der gemeinsamen schlechten Vergangenheit zu zahlen.
...ist ihr das bewusst, hast du ihr das mal so gesagt und ihr habe euch dann quasi auf die aktuelle "Beziehungsform" geeinigt? Hast du den Eindruck, sie hätte gerne mehr Kontakt oder würdest du sagen, sie ist ganz froh, dass es so ist wie es ist und sie vor allem in Ruhe gelassen wird mit "schwierigen Themen"? Magst du dazu etwas schreiben?

LG, Robocat
:axt:


Eremit
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Beitrag Mo., 26.02.2018, 13:41

RoboCat hat geschrieben:...ist ihr das bewusst, hast du ihr das mal so gesagt und ihr habe euch dann quasi auf die aktuelle "Beziehungsform" geeinigt?
Es kam immer wieder zu Unterredungen und Einigungen. Die Sache ist die: Nach spätestens drei Wochen kann oder will (?) sie sich nicht mehr daran erinnern, dass es eine Einigung gab, noch, dass es jemals einen Konflikt gab, der eine Einigung notwendig gemacht hätte, und das ganze Spiel geht wieder von vorne los. Mit meiner Mutter Kompromisse zu schließen ist wie der Stein des Sisyphos. Egal, wie oder was man auch tut, am Ende steht man wieder am Anfang. Ich habe es rund zwei Jahrzehnte mit ihr versucht, weitere zwei Jahrzehnte werde ich nicht anhängen.
RoboCat hat geschrieben:Hast du den Eindruck, sie hätte gerne mehr Kontakt oder würdest du sagen, sie ist ganz froh, dass es so ist wie es ist und sie vor allem in Ruhe gelassen wird mit "schwierigen Themen"?
Sie hätte schon gerne mehr Kontakt. Nicht mit mir als Individuum, sondern einfach mit irgendwem, meine Mutter will bzw. kann nur nicht allein sein. Sie ist nicht wählerisch was soziale Kontakte anbelangt, Menschen sind für sie sehr leicht ersetzbar. Ich weiß nicht, ob sie froh ist, mit "schwierigen Themen" in Ruhe gelassen zu werden, das lässt sich nicht herausrausfinden.

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RonRonRon
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Beitrag Mo., 26.02.2018, 15:37

Eremit hat geschrieben: Mo., 26.02.2018, 13:41 Nach spätestens drei Wochen kann oder will (?) sie sich nicht mehr daran erinnern, dass es eine Einigung gab, noch, dass es jemals einen Konflikt gab, der eine Einigung notwendig gemacht hätte, und das ganze Spiel geht wieder von vorne los. Mit meiner Mutter Kompromisse zu schließen ist wie der Stein des Sisyphos. Egal, wie oder was man auch tut, am Ende steht man wieder am Anfang.
nur ein Gedanke: Könntest Du dir vorstellen, anstelle von deiner "Mutter", auch den Namen "Eremit" zu verwenden?

."".Menschen sind für sie sehr leicht ersetzbar. ""

Hat das Thema/(bzw. Angst davor) vielleicht auch in deinen eigenen Beziehungen eine Rolle gespielt?

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saffiatou
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Beitrag Mo., 26.02.2018, 18:03

RonRonRon hat geschrieben: Mo., 26.02.2018, 15:37 ."".Menschen sind für sie sehr leicht ersetzbar. ""

Hat das Thema/(bzw. Angst davor) vielleicht auch in deinen eigenen Beziehungen eine Rolle gespielt?
auch wenn ich nicht Eremit bin, fühle ich mich angesprochen, da mich das selbe Thema beschäftigt....

Meine Meinung ist, daß Du mit dieser Frage die Verantwortung mal wieder an uns weiterschiebst und die der Eltern bzw Mutter nicht siehst.

Ich habe keinen Kontakt zu meinen Eltern, da ich für sie austauschbar bin und nur dazu diene, daß sie sich nicht mehr langweilen. Sie sind nicht bereit zu reflektieren, anzuerkennen und ihre Fehler zuzugeben.

Saffia
never know better than the natives. Kofi Annan

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Sehr
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Beitrag Mo., 26.02.2018, 18:10

"Sie sind nicht bereit zu reflektieren, anzuerkennen und ihre Fehler zuzugeben."

Ja, leider.

Das macht mich wütend. Immer wieder.
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RonRonRon
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Beitrag Mo., 26.02.2018, 18:20

Ach, so unterschiedlich kann man die Frage verstehen...bei mir ging es um die "andere Seite", da mir in meiner Beziehung ständig unterstellt wurde, dass mein Partner für mich sowieso austauschbar wäre. Da ich selbst nie wirklich Angst hatte, "austauschbar" zu sein (da ich es sowieso bin), war seine Angst mir sehr schwer zu begreifen.

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Philosophia
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Beitrag Mo., 26.02.2018, 19:12

Ich denke es geht hier darum, als Person wahrgenommen zu werden, bzw. auch das Gegenüber als Person wahrzunehmen und nicht nur als etwas, das man gerade braucht - und wenns nicht funktioniert, wirds ausgetauscht oder ist nicht mehr interessant. Es geht nicht um das Wesen, es geht um den Nutzen.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer


Eremit
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Beitrag Mo., 26.02.2018, 19:36

RonRonRon hat geschrieben:Ach, so unterschiedlich kann man die Frage verstehen...
Sie war etwas unglücklich formuliert. Ich habe ehrlich gesagt nur Bahnhof verstanden.
RonRonRon hat geschrieben:Hat das Thema/(bzw. Angst davor) vielleicht auch in deinen eigenen Beziehungen eine Rolle gespielt?
Ich kann diese Frage gar nicht beantworten, da sie auf einer falschen Grundannahme fußt, nämlich der Anwesenheit der Angst vor Ersetzbarkeit.

In meinem vorherigen Beitrag hatte ich sogar einen Satz drin, den ich vor Abschicken wieder rausgelöscht habe, weil ich nicht dachte, dass er relevant sein könnte, und zwar, dass diese Austauschbarkeit sein Gutes hat: Meine Mutter stalkt mich nicht wie andere "problematische" Eltern, es gibt keinen Telefonterror, sie kreuzt nicht unaufgefordert auf oder ähnliches. Es wäre furchtbar, würde sie das tun, zumindest habe ich das bei Bekannten mitgekriegt, wie nervig das sein kann, wenn die Eltern einen ständig "bearbeiten". Ist immerhin etwas, was ich meiner Mutter zugute halten kann.

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Philosophia
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Beitrag Mo., 26.02.2018, 19:41

Och, sag das nicht Eremit - denn diese Fixiertheit, dieses Stalking passiert ja nur, weil der Mensch nicht gesehen wird, sondern nur das eigene Begehren auf diese Person projeziert wird - soll heißen, ist doch in gewissem Maße ähnlich bescheuert.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer


Eremit
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Beitrag Mo., 26.02.2018, 19:46

Philosophia hat geschrieben:Ich denke es geht hier darum, als Person wahrgenommen zu werden, bzw. auch das Gegenüber als Person wahrzunehmen und nicht nur als etwas, das man gerade braucht (…)
Richtig.

Um zu verdeutlichen, was ich mit Erstzbarkeit meine, wenn ich von meiner Mutter schreibe: Eine Entität, die sich durch den Raum bewegt, Geräusche macht und von Zeit zu Zeit meine Mutter unterhält, die Art der Beziehung ist dabei nicht relevant, auch nicht die Spezies, vielleicht muss es sich nicht einmal um ein Lebewesen handeln.


Eremit
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Beitrag Mo., 26.02.2018, 19:52

Philosophia hat geschrieben:(…) denn diese Fixiertheit, dieses Stalking passiert ja nur, weil der Mensch nicht gesehen wird, sondern nur das eigene Begehren auf diese Person projeziert wird (…)
Das ist mir schon bewusst. Aber was ist wohl besser? Ein Mensch, der nur die eigenen Bedürfnisse wahrnimmt und einen stalkt, oder ein Mensch, der nur die eigenen Bedürfnisse wahrnimmt und einen nicht stalkt?

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