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Sa., 05.08.2017, 12:10
Soderle ... nachdem sich der Blutspiegel im Alkohol wieder etwas erholt hat:
Ich werde mir den Vortrag nicht ansehen - für solche "Formate" bin ich nicht ansprechbar. Vorträge wirken auf mich autoritativ, können sogar intrusiv werden bei mir. Kurz vor meinem Zusammenbruch 2009/10 mußte ich aus einem Vortrag eines von mir sehr geschätzten Zivilprozessualisten, den ich gerne mal "live" erlebt hätte, sogar nach 20 min rausgehen, weil ich es nicht mehr ertragen hatte ...
Was ich aber merkwürdig finde: für wieviele doch die Frage nach dem Sinn des Lebens von so großer Bedeutung ist - während sie mich selbst und wohl auch einige andere verhältnismässig kalt lässt. Daß "alles so sinnlos ist, so furchtbar sinnlos" - das juckt mich nicht weiter, ich vermisse den "Sinn des Lebens" in keinster Weise.
Ich vermute, daß der Grund für diese "fröhliche Sinnlosigkeit" derselbe ist, wie für meine Areligiösität: das nur in einer "verkrüppelten" und pathogenen Ausführung zustande gekommene Über-Ich. Ein voll funktionsfähiges Über-Ich setzt voraus, den Ödipuskonflikt "ordnungsgemäß" durchlaufen zu haben, den gleichgeschlechtlichen Elter als "siegreichen Aggressor" empfunden und als solchen introjiziert zu haben. Danach schließt sich das postödipale Kind an den gleichgeschlechtlichen Elter an, der zu seinem Führer, Beschützer und "Erklärbär" wird. Erst dann, wenn dieser allwissende Erklärbär Fragen nicht mehr beantworten kann, vom Thron der Omnipotenz stürzt, löst sich das Kind wieder von ihm ab, ein Stückweit zumindest. Und das ist dann wohl der Moment, wo sich solche Fragen wie die große Frage nach dem Sinn des Lebens, der Welt und überhaupt: allem - zu stellen beginnen.
Früher, als alles besser war, stand die alleinseeligmachende Katholische Kirche mit ihren dogmatischen Antworten bereit und wer was anderes erzählen oder daran zweifeln wollte, wurde einfach verbrannt. Heute dagegen müssen wir in unseren aufgeklärten Zeiten erleben, wie "das Nichts nichtet" (Heidegger (ich will auch mal n bischen protzen!))
Wer keinen ordnungsgemässen Ödipus-Konflikt absolviert hatte, wie ich selbst - für den hat es nie den omnipotenten Erklärbär gegeben, niemals die "letzte Autorität". Und weil ich soetwas niemals erlebte, vermisse ich auch die "letzten Antworten" nicht, sind auch die "großen Fragen" keine anderen Fragen, als die des Alltags.
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Möbius am Sa., 05.08.2017, 12:30, insgesamt 1-mal geändert.