Wo bleibt das Leben während einer Therapie

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Schneerose
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 44
Beiträge: 1134

Beitrag Di., 20.06.2017, 17:06

Philosophia hat geschrieben: Di., 20.06.2017, 17:00
Schneerose hat geschrieben: Di., 20.06.2017, 16:57 Ich vermute, dass meinem Therapeuten mit der Zeit sehr sehr bewusst wurde, was falsch gelaufen ist, und er wollte alles tun um es gut zu machen, er wollte alles tun... (damit er heil rauskommt... was die Erfahrungen mit mir machen, das bleibt aber für ewig meine Sache)...
und genau das ist schlimm ... hat er sich wenigstens entschuldigt...?
ja hat er, zweimal sehr bewusst und wirklich herzergreifend, aber er hat mir dann auch erklärt, dass er alles aus bestem Wissen und Gewissen tat, das bringt mir aber nichts.
"Der Einzige, der sich wirklich vernünftig benimmt ist mein Schneider, er nimmt jedesmal neu Maß, wenn er mich sieht" :->

Werbung

Benutzeravatar

sandrin
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 33
Beiträge: 3313

Beitrag Di., 20.06.2017, 17:09

Oh mann.... Das ist harter Tobak. Tut mir total leid für dich.
Das Schlimme ist, dass man eigentlich ja arglos ist. Man geht in eine Therapie und glaubt, da kann es nur besser werden, aber es kann eben auch schlechter werden - bedeutend schlechter. Die Erfahrung hatte ich auch schon mehrmals.

Du bist nicht völlig selber schuld, du bist ein Opfer.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Schneerose
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 44
Beiträge: 1134

Beitrag Di., 20.06.2017, 17:11

ja genau, sandrin.

Mein Problem war wohl wirklich, dass ich durch die Jahre mit unserem behinderten Kind, sehr stark wirkte, und Therapeuten mir viel zuviel zutrauten, an aufdeckend arbeiten und so... ich aber zerbrach fast daran.

Weiters habe ich jetzt eine massive Angststörung, die ich vorher nicht hatte, ich leide an Reizdarmsyndrom, das hatte ich vor Therapie auch nicht...
"Der Einzige, der sich wirklich vernünftig benimmt ist mein Schneider, er nimmt jedesmal neu Maß, wenn er mich sieht" :->

Benutzeravatar

Philosophia
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 39
Beiträge: 4650

Beitrag Di., 20.06.2017, 17:13

@ schneerose: Nee, das nicht - aber, es ist besser, als wenn er es gar nicht annimmt, das heißt er hat es auch nicht geleugnet und bestätigt dir deine Wahrnehmung und Wahrhaftigkeit. Das mit dem besten Wissen und Gewissen hätte er sich allerdings sparen können, das relativiert das Ganze wieder. Du arme, er ist offenbar oft doppeldeutig gewesen...

das mit dem Reizdarmsyndrom tut mir richtig Leid... hast du ihm das sagen können, wenn es in der Therapie entstanden ist?
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

Werbung

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Schneerose
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 44
Beiträge: 1134

Beitrag Di., 20.06.2017, 17:17

doppeldeutig - ja deshalb erwähne ich auch hier öfter mal Doublebind.

ich habe ihm alles gesagt, alles was mir in den Sinn kam, ich war offen und ehrlich, wenn er nicht mehr weiter wusste, kam eben "ich habe stets aus bestem Wissen und Gewissen gehandelt" und "kein Therapeut ist perfekt nicht mal der Beste" das ist auch gern ein Spruch von ihm...

da sprech ich jetzt aber, von meinem letzten Therapeuten, es ist wichtig aber, dass ich zwei massive Therapieerfahrungen hinter mir habe, die erste ging ja sogar an die Ethikkommision - worauf der aber ganricht mal reagierte.
"Der Einzige, der sich wirklich vernünftig benimmt ist mein Schneider, er nimmt jedesmal neu Maß, wenn er mich sieht" :->

Benutzeravatar

sandrin
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 33
Beiträge: 3313

Beitrag Di., 20.06.2017, 17:18

Das Problem ist ja oft auch, dass es Therapeuten gibt, die die Signale der Patienten mehr oder weniger ignorieren, weil sie meinen, sie wüssten besser, was für ihn gut ist.

Und dann muss man es einmal offen aussprechen: Das Risiko trägt alleine der Patient, wenn eine Therapie schiefgeht. Das Leid liegt beim Patienten. Der Therapeut hat vielleicht anfangs ein schlechtes Gewissen, geht dann in eine Supervision, wo man ihm sagt,, dass manche Therapien halt scheitern, sucht sich den nächsten Patienten und weiter geht's. Beim Patienten spielen sich Tragödien ab.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Schneerose
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 44
Beiträge: 1134

Beitrag Di., 20.06.2017, 17:21

ja genau so ist es sandrin,

der erste hat sogar ein Weiterbildungsinstitut aufgemacht und macht jetzt Forschungen über "Fehler" die passieren können... echt offiziell...

und auch der Zweite ist Lehrer im Zweitberuf und lehrt seine Methode...

also sie sind beide überzeugt von dem was sie tun, und, ja das stimmt es wird ihnen sogar in Supervision sogar noch gut zugeredet... das hat mir der Zweit echt gesagt, dass ihm in Supervision gesagt wurde, er mache das richtig, wie er es macht.
"Der Einzige, der sich wirklich vernünftig benimmt ist mein Schneider, er nimmt jedesmal neu Maß, wenn er mich sieht" :->


Jenny Doe
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 56
Beiträge: 5037

Beitrag Di., 20.06.2017, 17:25

Hallo Schneerose,

Du kommst auch nicht wirklich über Deine negativen Therapieerfahrungen hinweg? Geht mir ähnlich. Hast Du die Möglichkeit darüber zu reden und die Erfahrungen zu verarbeiten?
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

Benutzeravatar

Scout
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 28
Beiträge: 135

Beitrag Di., 20.06.2017, 17:25

Schneerose hat geschrieben: Di., 20.06.2017, 17:17 ... und "kein Therapeut ist perfekt nicht mal der Beste" das ist auch gern ein Spruch von ihm...
ich finde diese Aussage, in dem Kontext, den du da beschreibst geht dermaßen, aber wirklich dermaßen an der Thematik vorbei, das macht mich richtig wütend, dass er das zu dir gesagt hat, Entschuldigungen hin oder her.
Als ob eine für den Patienten schädliche, vom Therapeuten in Kauf genommene Beziehungsdynamik, die den Patienten hilflos und verstört zurücklässt auch nur das allergeringste mit "es gibt keine perfekten Therapeuten" zu tun hat. Kein Therapeut ist perfekt, selbst der reflektierteste, fähigste, bewussteste, aber das hat überhaupt nichts mit den Therapeuten zu tun, die sich in Beziehungen mit Patienten verstricken und diese schädigen
when you’re in therapy and you feel fine but then you get home and your mental illness is like ‘welcome home honey how was therapy’

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Schneerose
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 44
Beiträge: 1134

Beitrag Di., 20.06.2017, 17:27

@Jenny D., also mein Vertrauen in Psychotherapie ist bis auf ein Minimum gesunken, das möchte ich gerade nicht mehr, nochmal neu anfangen,

ich schreibe ein Buch über meine Erlebnisse, und will das auch auf den Markt bringen, ich muss nur Abstand zu allem bekommen, denn ich will Psychotherapie nicht grundsätzlich verdammen, aber meine Erfahrungen schildern...
"Der Einzige, der sich wirklich vernünftig benimmt ist mein Schneider, er nimmt jedesmal neu Maß, wenn er mich sieht" :->

Benutzeravatar

sandrin
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 33
Beiträge: 3313

Beitrag Di., 20.06.2017, 17:29

Der Supervisor kennt nur den Bericht des Therapeuten. Das ist für mich eh ein Witz. Wie soll ein Außenstehender das einschätzen können?

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Schneerose
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 44
Beiträge: 1134

Beitrag Di., 20.06.2017, 17:32

Ich glaube das schlimmste an allem für mich ist, ich habe aus meiner Sicht in meiner ersten Therapei schwere Retraumatisierung erlebt, genau mit diesem schweren Punkt hab ich bewusst nach einem Traumatherapeuten gseucht, und bin dann zum zweiten, hab dem alles offen geschildert über die erste Therapie...

der zweite hackte genau da ein, so seh ich es heute, er hat nicht für mich gehandelt, sondern wollte mir klar machen, dass nicht der Therapeut das Problem war, sondern ich und mein destruktives Verahlten...

als er viel später checkte, dass da wirklich was passiert war in meiner ersten Therapie, da war es lange zu spät... auch der Zweite hat mich darin geschädigt, in dem er mir nicht glaubte, das aber so geschickt verpackte, dass ich es nicht checkte.
"Der Einzige, der sich wirklich vernünftig benimmt ist mein Schneider, er nimmt jedesmal neu Maß, wenn er mich sieht" :->

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Schneerose
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 44
Beiträge: 1134

Beitrag Di., 20.06.2017, 17:33

sandrin hat geschrieben: Di., 20.06.2017, 17:29 Der Supervisor kennt nur den Bericht des Therapeuten. Das ist für mich eh ein Witz. Wie soll ein Außenstehender das einschätzen können?
nicht nur Supervision, sogar die Ethikstelle arbeitet im Grunde beinah für die Therapeuten - wie heißt es so schön, im Zweifel für den Angklagten
"Der Einzige, der sich wirklich vernünftig benimmt ist mein Schneider, er nimmt jedesmal neu Maß, wenn er mich sieht" :->

Benutzeravatar

sandrin
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 33
Beiträge: 3313

Beitrag Di., 20.06.2017, 17:35

Am Ende steht man halt alleine da ...

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Schneerose
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 44
Beiträge: 1134

Beitrag Di., 20.06.2017, 17:35

aber eigentlich um zurück zu kommen zu meinem Eingangspost,
deshalb ist es mir so wichtig, anderen wirklich Betroffenen zu schildern, da kann wirklich gehörig was daneben laufen,
und

verdammt nochmal während dies passiert, läuft an einem das Leben vorbei... die Sonne scheint und man sieht es kaum, weil die Augen verheult sind für den Therapeuten...

das war mein Eingangspost - und mein Beweggrund
"Der Einzige, der sich wirklich vernünftig benimmt ist mein Schneider, er nimmt jedesmal neu Maß, wenn er mich sieht" :->

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag