Wenn Therapeuten 'Ich mag Sie' und Ähnliches sagen...

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ephraima
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Beitrag Mi., 31.05.2017, 22:56

lisbeth hat geschrieben: Mi., 31.05.2017, 22:45
Auch in Nicht-Analysen geht es immer wieder und immer wieder neu um die Beziehungsebene. Und ich finde es immer wieder spannend, welche Bilder PA-Patienten von VT haben... :kopfschuettel:
Wo verläuft bei dir die Trennlinie zwischen Eigenschaft und Beziehungsebene? Sind es nicht auch unsere Eigenschaften, die die Beziehung mit prägen und gestalten?
[/quote]

Das meinte ich gar nicht so, ich hab mal eine VT gemacht, wo es ganz doll darum ging. Das ist ja Verhandlungssache. UNd das war eine tolle, aber viel zu kurze Auseinandersetzung (viele Jahre her).
Nur ist es eben in der PA ganz klar das Thema. Also, man hat sich ja eine bestimmte Therapieform ausgesucht, weil es einem die beste Möglichkeit erscheint für das eigene Dilemma.

Ich wollte ja gerade DAS sagen: auch da ist es fehl am Platz. Weil es eine gemeinsame Arbeit am Beziehungsgeschehen innerhalb und ausserhalb der Therapie ist.

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isabe
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Beitrag Mi., 31.05.2017, 22:57

Ich kann mich noch erinnern (es war in den ersten Monaten der 2. Therapie), als er sagte: "Sie werden hier angenommen" - und ich hab innerlich Luftsprünge gemacht. Ich weiß noch, wie ich gefühlte 2 Meter gewachsen bin und dann in der folgenden Stunde innerlich gestrahlt hab und gesagt hab: "So was Schönes hab ich schon lange nicht mehr gehört. Ich war fassungslos und fühle mich wie bei einem Lottogewinn!" - ich glaube eigentlich, dass ihn meine Reaktion auch ein wenig überrascht hat, aber für mich war es das Größte! Kein Superlativ ("Sie sind so klug und besonnen", z.B., ein Zitat vom ersten Therapeuten) hätte eine Chance gehabt, diesen Satz zu toppen. Komisch, eigentlich.

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ephraima
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Beitrag Mi., 31.05.2017, 23:01

mio hat geschrieben: Mi., 31.05.2017, 22:53
ephraima hat geschrieben: Mi., 31.05.2017, 22:34 Aber das ist wichtig, um zu verstehen, weil die Beziehungen jedenfalls in einer psychoanalytischen Therapie Gegenstand der Auseinandersetzung sind. Nicht aber, die Eigenschaften des Patienten. Das wäre ja fatal.
Ich kenne aber auch "spezifischere" Komplimente und finde diese sogar weit "klärender" für mich, weil ich die überprüfen kann. Also wenn sie sagt, ich finde das können sie wirklich gut. Dann kann ich das prüfen, ob das stimmt. Wohingegen so eine "allgemeine" Aussage ja weniger "prüfbar" ist.
Als mir mein Therapeut mal sagte, ich könne ja schliesslich toll schreiben, war ich wütend.
Das weiss er nämlich nicht. Es sei denn, er hat meine Artikel gegoogelt und eine Auswertung gemacht. Was ich mir auch nicht wünschen würde.
Er wollte mein Selbstbewusstsein stärken, aber das finde ich wenig hilfreich.
Mit einer Zuneigung bleibt er in der Wahrheit zwischen uns beiden.

Aber ok war mal: "Sie sind ja blitzgescheit!" (oder so ähnlich).
Das kann ich so verstehen, dass der Eindruck in der Therapie entstanden ist. Und würdigt, wie wir miteinander "kämpfen".

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ephraima
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Beitrag Mi., 31.05.2017, 23:06

isabe hat geschrieben: Mi., 31.05.2017, 22:57 Kein Superlativ ("Sie sind so klug und besonnen", z.B., ein Zitat vom ersten Therapeuten) hätte eine Chance gehabt, diesen Satz zu toppen. Komisch, eigentlich.
Das verstehe ich. Ja.
Gar nicht komisch.
"Sie sind hier angenommen" ist die Reinform dessen, was wir uns untereinander eigentlich wünschen.

Ich hab am Anfang der Analyse komischerweise Kontakt zu einer katholischen Gemeinde bekommen. Das war kein Zufall. Das ist die gleiche Botschaft. Plötzlich hab ich die verstanden,

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mio
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Beitrag Mi., 31.05.2017, 23:10

ephraima hat geschrieben: Mi., 31.05.2017, 23:01 Als mir mein Therapeut mal sagte, ich könne ja schliesslich toll schreiben, war ich wütend.
Das weiss er nämlich nicht. Es sei denn, er hat meine Artikel gegoogelt und eine Auswertung gemacht. Was ich mir auch nicht wünschen würde.
Er wollte mein Selbstbewusstsein stärken, aber das finde ich wenig hilfreich.
Mit einer Zuneigung bleibt er in der Wahrheit zwischen uns beiden.

Aber ok war mal: "Sie sind ja blitzgescheit!" (oder so ähnlich).
Das kann ich so verstehen, dass der Eindruck in der Therapie entstanden ist. Und würdigt, wie wir miteinander "kämpfen".
Na ja, ich würde nicht ausschließen, dass er Dich gegoogelt hat. :)

Ich denke mal ich hätte gefragt, wieso er meint das beurteilen zu können?

Ein "Kompliment" ohne "Fundament" käme mir auch blöd vor. Das wäre ja, als würde jemand was beurteilen wollen, was er gar nicht beurteilen kann. Und damit vollkommen ohne Wert oder Aussagekraft.

Komplimente zu meiner Intelligenz macht mir meine auch gern mal, finde ich bisweilen grenzwertig, aber ein paar im Inneren scheint es zu freuen. Hat glaube ich tatsächlich so was von "erfolgreichem" Überlegenheitskampf. Kann aber halt auch "kippen" wenn ich einfach nur "das Kind" mal gewinnen lasse, damit es auch mal einen Erfolg hat. Braucht also auch wieder ein "Fundament" für meine Begriffe, das "begründbar" ist.

Na ja, seltsame "Spielchen"... ;-) :lol: :-)

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candle.
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Beitrag Mi., 31.05.2017, 23:10

"Angenommen sein" finde ich ungeschickt. Das ist ja direkt ein Freifahrtsschein sich Dinge rauszunehmen, die vielleicht doch nicht so gut sind.

Aber dieser Begriff ist auch nicht so meines.

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ephraima
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Beitrag Mi., 31.05.2017, 23:15

mio hat geschrieben: Mi., 31.05.2017, 23:10
ephraima hat geschrieben: Mi., 31.05.2017, 23:01 Als mir mein Therapeut mal sagte, ich könne ja schliesslich toll schreiben, war ich wütend.
Das weiss er nämlich nicht. Es sei denn, er hat meine Artikel gegoogelt und eine Auswertung gemacht. Was ich mir auch nicht wünschen würde.
Er wollte mein Selbstbewusstsein stärken, aber das finde ich wenig hilfreich.
Mit einer Zuneigung bleibt er in der Wahrheit zwischen uns beiden.

Aber ok war mal: "Sie sind ja blitzgescheit!" (oder so ähnlich).
Das kann ich so verstehen, dass der Eindruck in der Therapie entstanden ist. Und würdigt, wie wir miteinander "kämpfen".
Na ja, ich würde nicht ausschließen, dass er Dich gegoogelt hat. :)

Ich denke mal ich hätte gefragt, wieso er meint das beurteilen zu können?

Na ja, seltsame "Spielchen"... ;-) :lol: :-)
Ich bin ja immer zu geschockt, um dann nachzuhaken. Aber natürlich denkbar, dass er googelt.

Natürlich sind das Spiele. Ich lese ja zwischendurch gerne mal den Gleichsatz von Jay Haley, saukomisch: http://www.gleichsatz.de/b-u-t/gene/haley1.html

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Beitrag Mi., 31.05.2017, 23:17

Ich verabschiede mich mal. Morgen ganz früh aufstehen. Gute Nacht!


mio
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Beitrag Mi., 31.05.2017, 23:22

Das lese ich wohl lieber morgen... :lol: :lol: :lol:

Dir auch eine gute Nacht!


isabe
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Beitrag Mi., 31.05.2017, 23:27

candle. hat geschrieben: Mi., 31.05.2017, 23:10 "Angenommen sein" finde ich ungeschickt. Das ist ja direkt ein Freifahrtsschein sich Dinge rauszunehmen, die vielleicht doch nicht so gut sind.
Das beruhigt mich, zeigt es doch, dass die therapeutischen Beziehungen und Interventionen individuell sind: was für den Einen ein Freifahrtsschein für schlechte Taten ist, ist für den Anderen ein kostbares Geschenk, das Türen öffnet.

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RoboCat
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Beitrag Do., 01.06.2017, 09:15

isabe hat geschrieben: Mi., 31.05.2017, 22:57 Ich kann mich noch erinnern (es war in den ersten Monaten der 2. Therapie), als er sagte: "Sie werden hier angenommen"
Bei mir lösen solche Sätze eher Fluchtgedanken aus. Ich bin mir aber (fast) sicher, dass meine Therapeutin so was ähnliches auch schon gesagt haben wird. Offenbar habe ich ein ziemliches Problem mit dieser Form von Nähe. Vielleicht, weil mir diese therapeutische Beziehungskiste immer noch ein Stück weit zu viel ist, Blackbox gewissermaßen. Also ich meine, rational weiß ich da schon Bescheid was das soll, wozu das gut und sinnvoll ist. Aber emotional kann ich das alles nur sehr schwer einsortieren.

Oder noch "schlimmer" ist ja der Satz (wie vor einigen Beiträgen geschrieben stand) "Ich liebe Sie, aber nicht so wie Sie sich das erhoffen". Was soll denn das? Ich könnte damit rein gar nichts anfangen. Ich möchte von der Therapeutin nicht geliebt werden und habe auch keine anderslautenden Hoffnungen diesbezüglich. Ich weiß nicht, ob solche Aussagen dem Patienten wirklich gut tun und nicht vielleicht eher schaden.
:axt:

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ephraima
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Beitrag Do., 01.06.2017, 09:19

RoboCat hat geschrieben: Do., 01.06.2017, 09:15
isabe hat geschrieben: Mi., 31.05.2017, 22:57 Ich kann mich noch erinnern (es war in den ersten Monaten der 2. Therapie), als er sagte: "Sie werden hier angenommen"
Oder noch "schlimmer" ist ja der Satz (wie vor einigen Beiträgen geschrieben stand) "Ich liebe Sie, aber nicht so wie Sie sich das erhoffen". Was soll denn das? Ich könnte damit rein gar nichts anfangen. Ich möchte von der Therapeutin nicht geliebt werden und habe auch keine anderslautenden Hoffnungen diesbezüglich. Ich weiß nicht, ob solche Aussagen dem Patienten wirklich gut tun und nicht vielleicht eher schaden.
Naja, wie ich schrieb, war es ja in meinem Fall eine Reaktion auf meine offensichtlichen Hoffnungen. Sonst wäre es natürlich daneben gewesen.

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candle.
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Beitrag Do., 01.06.2017, 09:24

Naja, es ist dann eine Stellvertreterliebe für mangelnde Elternliebe.

Nur kann es mit den verschiedensten Patienten die verschiedensten Sachen auslösen. Es ist auch erstmal eine vertrauensbildende Maßnahme. Wie die dann wiederum vom Klienten angenommen wird, ist die zweite Frage. Dauerhaftes Sicherheitsgefühl in Beziehungen wird es nicht jedem geben, was man im Forum gut lesen kann.

Zu viel Mißtrauen ist hinderlich und zu wenig davon auch. Es geht immer um das persönliche Mittelmaß um gut für sich durch das Beziehungserleben zu kommen bzw. heranzukommen.

candle
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Ta_Ra
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Beitrag Do., 01.06.2017, 09:25

RoboCat hat geschrieben: Mi., 31.05.2017, 06:29 Moin moin,

Also bei mir gehts schon um das Thema Rückversicherung. Das ist mir selber ziemlich klar und die Therapeutin hat das auch erkannt ("ich denke sie glauben, dass man sie nicht mag"). Das ist zutreffend, nur hat es eben der Versuch mir zu sagen, och sei eine tolle frau nicht gebracht.

Was hätte mir die Rückversicherung gebracht? Etwas konkretes wie "ich finde toll, dass Sie...". So aber ist ihre Aussage für mich so hohl wie das hohle Händchen.

Ich habe sowieso Probleme, die Künstlichkeit dieser Beziehung als "das ist eben so" anzunehmen (im Sinne von "Beziehung auf professioneller Basis") und die "tolle Frau" Aussage hat die Künstlichkeit für mich noch einmal unterstrichen, statt dem ganzen etwas Echtes beizumengen. Das hingegen glaube ich hätte ich gerne angenommen, das wäre in Ordnung gewesen.

@candle, warum ich dort geblieben bin? Nun, ich hatte ja 5 Probesitzungen Zeit, mir die Frau näher zu betrachten und dann festgestellt, dass es ganz gut passen könnte. Wir haben einen ähnlichen Humor, sie wirkt in vielem sehr nüchtern, keine Esomacke. Dass sie eventuell ein Problem mit Authentizität hat, hätte ich damals gar nicht so benennen können. Heute würde mir das sicher auffallen.
Hm, ja eine konkretere Formulierung, wäre wahrscheinlich sinnvoller gewesen, aber du sagst, sie hat es dann bei deinem Nachfragen etwas konkretisiert, was dir aber immer noch nicht geholfen hat, zu verstehen was bzw. wie sie es meint.
Kannst du für dich sagen, was du gut annehmen könntest?

Habt ihr dann das Thema "Komplimente/Lob annehmen können" zum Thema gemacht?
Ich glaube es kann dich durchaus weiterbringen, wenn du dir dieses Thema mit ihr näher ansiehst.

Aber klar, innerhalb einer Therapie wird auch des öfteren mal "daneben gehauen", das liegt ein Bissl in der Natur der Sache.

Wenn ichs richtig verstanden habe, bist du erst am Anfang der Therapie mit dieser Therapeutin, oder?
Dann gibts ja da durchaus noch Entwicklungspotential.

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RoboCat
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Beitrag Do., 01.06.2017, 09:29

Hallo ephraima,

Nun ja. Er liebt dich!!!

(Aber nicht, so wie du dir das erhoffst). Wie denkst du darüber? War das für dich eine ehrliche, authentische Aussage? Oder eben eine rein therapeutische?

Mir geht es mit meinem Beitrag auch darum, die Wahrhaftigkeit von Komplimenten, Lob und Sympathiebekundungen abzuklopfen, wenn sie im Rahmen einer Therapie stattfinden. Komplimente (bezogen zB auf das Fortkommen innerhalb der Therapie) finde ich total okay und hilfreich. Aber Sympathiebekundungen? Oder gar Liebesbekundungen?

Bei mir bleibt da ein flaues Gefühl im Magen zurück. Aber das gilt nur für mich und ich will dir auf gar keinen Fall einreden, dass daran etwas falsches gewesen sein könnte. Das kannst selbstverständlich nur du beurteilen, und vielleicht noch der damalige Therapeut!

Jedoch, wir haben erfahren, dass dies ein Satz ist, der offensichtlich wortwörtlich in Therapielehrbüchern dieser Schule genannt wird. Was kann da mehr zurück bleiben, als ein "er hat es sicher gut gemeint"? Gibt es einen therapeutischen "Mehrwert", den du daraus ziehen kannst? Ich könnte es nicht, versuche aber gerade mich in diese deine Situation zu versetzen.

Ich hatte schon vor dem Entschluss, eine Therapie zu machen, das Gefühl, dass dem Ganzen etwas furchtbar Synthetisches anhaftet und das hat sich im Verlauf eigentlich nur noch mehr bestätigt. Wie geht man damit um und wie kann man trotzdem zu einem guten Abschluss einer Therapie gelangen? Ist das überhaupt möglich?
:axt:

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