Körperkontakt mit Therapeuten trotz Missbrauch

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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stern
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Beitrag So., 21.05.2017, 19:14

Eine massierte Konfrontation ist ein standardisiertes Verfahren und in erster Linie ein Verfahren der Exposition (und nicht der Körpertherapie. Der "Reiz", mit dem man konfrontiert wird, sind im Ausgangsposting halt körperliche Berührungen - könnte aber genauso gut alles mögliche sein)... mit bestimmtem und beschriebenem Ablauf und Zweck, was vorher normal auch vorbereitet wird... und was natürlich auch indiziert sein muss (bei komplexeren Traumastörungen kann es hier erhebliche Einschränkungen geben. Aber mangels von Anhaltspunkten setze ich voraus, dass das abgewogen wurde).

Ein massierte Konfrontation gehört sicher nicht gerade zu den sanften Formen der Bearbeitung (eher im Gegenteil), aber durchaus effektiven. Wenn man sich übergeben muss, ist es sinnvoll, wenn ein Therapeut mit Traumstörungen ausreichend Erfahrung hat, das einordnen zu können, ob ein Patient das (ähnlich wie von mio beschrieben) tatsächlich verarbeiten kann. ODER ob es sich hier nicht eher um eine Retraumatisierung handelt, die den Patienten nicht in die Lage versetzt das zu verarbeiten (sondern vielmehr wieder DIS-soziiert wird). Da hier auch von hoher Dissoziationsneigung die Rede ist, kann man basierend auf den Schilderungen das nicht einfach mittels Ferndiagnose mutmaßen. Auch von Missbrauch bereits im Säuglingsalter die Rede... hmm. Die lange Vorbereitung ist sicherlich von Vorteil gewesen.

Daher @ Sommerwind: Wie geht es dir denn damit? Bringt dir das bis jetzt etwas (also Besserung) oder wieso fragst du überhaupt nach Erfahrungen?
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Sommerwind90
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Beitrag So., 21.05.2017, 20:39

Also es ist sehr effektiv. Ich kann dadurch innere Spannungen abbauen, das merke ich allerdings erst schön langsam nach 3 Jahren Therapie . Ich frage deshalb , weil ich das wie gesagt noch nie in dieser Form gehört habe und es auch in diesem Forum dazu eigentlich nichts dazu gibt, ist interessant für mich wie in anderen Therapien berührungsängste bearbeitet werden


mio
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Beitrag So., 21.05.2017, 20:46

stern hat geschrieben: So., 21.05.2017, 19:14 ODER ob es sich hier nicht eher um eine Retraumatisierung handelt, die den Patienten nicht in die Lage versetzt das zu verarbeiten (sondern vielmehr wieder DIS-soziiert wird).
Sicher, das muss im Blick behalten werden. Aber ein geschulter Therapeut kann das. Der "merkt" wann Kontakt da ist und wann nicht.

Gerade über den Körper lässt sich ja der Kontakt zum Gefühl da gut herstellen, was eben nicht passiert, wenn dissoziiert wird. Mein Körperthera merkt das SOFORT - da habe ich das noch nicht mal annähernd realisiert. Am Anfang fand ich das regelrecht unheimlich, dass er das merkt und ich nicht. Und zwar wirklich nur anhand meiner körperlichen Reaktionen, der hat noch nicht mal meine Mimik dazu gebraucht. Der hat das nur am "Atem" gemerkt bzw. daran ob ich mit meinem Atem im Kontakt mit seiner Berührung bin. Und mich dann immer sanft verbal zurückgeholt.

Und in so einer Situation hat man ja noch mehr "Merkmale", weil man die Mimik sieht, die Körpersprache etc. Meine Psychothera "sieht" es auch, wenn ich dissoziiere und holt mich dann verbal zurück bzw. versucht es. Da klappt es nicht immer vollständig oder es geht langsamer, aber auch dafür gibt es ein "Code-Wort" in dem Fall halt eines von ihrer Seite, in der Körperthera hat es immer geklappt, weil ich da nichts "zeigen" musste, also auch nicht so "stark kontrollieren". Das war gerade für das "anfangen" damit sehr hilfreich für mich. Auch wenn die - bei mir auch meist erst im Nachgang -bewusster hochgekommen Gefühle oft anstrengend waren. Das geht mir aber mit der Psychotherapie nicht anders, wenn ich da wirklich an den Themen dran bin.

Aber es stimmt schon, es ist eine anstrengende Form der Verarbeitung, gerade weil man auch mit den "schlimmen Gefühlen" in Kontakt kommt. Die Gefahr einer Retraumatisierung sehe ich solange die Grenzen des Patienten gewahrt werden nicht. Aber es kann natürlich dazu führen, dass viele abgespaltene Gefühle hochkommen, was natürlich erst mal unschön ist und destabilisieren kann, aber eben auch dazu führt, dass diese bewusst integriert werden können. Wichtig ist eben, dass der Therapeut den Patienten dann dabei gut und sicher und zuverlässig begleitet und als Helfer zur Verfügung steht und der Patient so im Hier und Jetzt und in Sicherheit bleiben kann. Bzw. der Patient da eben auch selbst mit Skills oder so dafür sorgen kann, wenn was zuviel wird und auch versteht, was da passiert und dass es eben "Gefühle aus der Vergangenheit" sind die ihn da so quälen, dass er aber im Hier und Jetzt in Sicherheit ist.

Oft werden bei konfrontativen Techniken ja auch "Stopp" Signale vereinbart für den Fall dass es zu viel wird und dann wird sofort unterbrochen. Das kenne ich wiederum aus der Psychotherapie, sogar für das reine Gespräch oder auch nur das "aushalten" der Situation im Therapieraum. Ich dürfte da jeder Zeit kommentarlos gehen, wenn was zuviel würde und das wurde mir auch klar so mitgeteilt. Oder eben "Stoppen".

Eigentlich gilt eine zu abstinente Therapie bei Traumata eher als kontrainduziert, weil in ihr die Gefahr einer Retraumatisierung gesehen wird. Gerade weil der Patient dabei ja "sehr sich selbst" überlassen ist und damit schneller in einen "alten Film" rutschen kann und da dann eventuell nicht so gut wieder rauskommt. Mittlerweile wird da mehr auf "wirklich spürbaren Kontakt" gebaut, was aber natürlich auch nur verbal und über die Körpersprache bzw. die "Haltung" des Therapeuten erfolgen kann, also wie dieser dem Patienten begegnet und wie "greifbar" dieser für den Patienten ist emotional mittels seines "echten emotionalen Ausdrucks". So dass es eben gar nicht so schnell zu einer "Täterübertragung" bzw. einem Rückfall in die missbräuchliche Ursprungssituation kommen kann bzw. falls doch diese möglichst schnell wieder aktiv unterbrochen wird.

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stern
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Beitrag So., 21.05.2017, 21:35

Nun, schau' mal unter Expositions- oder Konfrontationstherapie. Eigentlich kommt das relativ häufig zum Zug... meines Wissens typischerweise bei Angst- bzw. Zwangsstörungen (höchstens bei PTBS eher bei einfacheren Formen). Ich nehme an, dass das ein Grund ist, warum du im, Zusammenhang mit Traumata auch nicht allzu häufig davon liest? Dann wählt man bevorzugter spezielle traumatherapeutische Verfahren. Oder es gibt selbst Methoden der Körpertherapie, die ohne Berührung auskommen. Ein (so) direkte Konfrontation wird nicht immer als essentiell angesehen, um etwas trotzdem bearbeiten zu können... so gibt es auch Konfrontationsverfahren, die eher mit Hilfe der Vorstellung arbeiten.

Angst ist nicht Angst... so wird vielleicht der eine unmittelbar getriggert... der nächste fürchtet ein Kontamination... und beim nächsten stehen eher Beziehungsängste (wie: kann ich vertrauen) im Vordergrund, etc. auch davon wird die Vorgehensweise wohl etwas abhängen.
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Sommerwind90
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Beitrag So., 21.05.2017, 21:48

danke für deine Antwort, dass es Konfrontationen an sich gibt war mir bewusst, aber eine konfro mit Berührungen kannte ich nicht , aber wird wohl je nach Angst differenzieren

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candle.
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Beitrag So., 21.05.2017, 21:54

Mal eine Frage: Es gibt ja noch andere "Krankheitsbilder" wo es Berührungsempfindlichkeit gibt, meine ich. Ist das mal abgeklärt worden? Und anders gefragt: Ist der Mißbrauch sicher? Hast du Erinnerungen oder sonst welche "Beweise"?

Achtung, ich habe extra mal in Anführungsstrichen geschrieben, weil die Wortwahl nicht grundsätzlich paßt oder zu allgemein ist.

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Sommerwind90
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Beitrag So., 21.05.2017, 22:09

Also nur von der berührungsempfindlichkeit alleine würde ich auch nicht auf einen Missbrauch schließen. Aber bei mir gibt es da leider keine Zweifel, ist immer das Problem dass es ja keine Beweise im eigentlichen Sinn gibt. Aber ich hab meine Erinnerung wieder zumindest in dem Alter wo ich schon denken konnte, das andere ergibt sich aus Mutmaßungen da ich zB nicht ohne angstattacken auf dem Rücken liegen kann, da haben schon die Reflexe funktioniert das Gehirn aber eben noch nicht

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Beitrag So., 21.05.2017, 22:16

Sommerwind90 hat geschrieben: So., 21.05.2017, 22:09 da ich zB nicht ohne angstattacken auf dem Rücken liegen kann,
Wie machst du das mit dem Schlafen? Ich hatte das auch streckenweise mal und das war furchtbar! Zum Glück habe ich das in den Griff bekommen. Allerdings weiß ich jetzt manchmal wirklich nicht, ob das ein Symptom der Störung ist oder ob das was mit früher zu tun hat?

Womit bist du diagnostiziert, wenn ich mal fragen darf?

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Sommerwind90
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Beitrag So., 21.05.2017, 22:21

Ja darfst du. Aber Meine Therapeutin gibt keine Diagnosen ab...

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Beitrag So., 21.05.2017, 22:23

Sommerwind90 hat geschrieben: So., 21.05.2017, 22:21 Ja darfst du. Aber Meine Therapeutin gibt keine Diagnosen ab...
Komisch. Das muß doch auch irgendwo in deinen Unterlagen stehen oder bekommst du keine Rechnungen?

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Sommerwind90
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Beitrag So., 21.05.2017, 22:23

Ich schlafe in Seitenlage, das auf dem Rückenliegen wird speziell in Absprache mit einer physiothera Trainiert. Achso ja da steht Panikattacken :)

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Beitrag So., 21.05.2017, 22:28

Ich habe bestimmt fast zwei Jahre nicht im Bett geschlafen, sondern meistens auf der Couch oder Fußboden. Komisch, aber ist es nicht eh besser auf der Seite zu schlafen? Und medizinisch ist da alles OK? Wie läuft es denn bei dir ab, wenn du zu Bett gehst?

Ja, Panikattacken habe ich auch.

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Sommerwind90
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Beitrag So., 21.05.2017, 22:31

Also medizinisch ist einiges nicht ok, aber die Dinge sind alle abgeklärt soweit. Ich Ignoriere einfach die Rückenlage , man gewöhnt sich daran 😛

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Beitrag So., 21.05.2017, 22:33

Sommerwind90 hat geschrieben: So., 21.05.2017, 22:31 Also medizinisch ist einiges nicht ok, aber die Dinge sind alle abgeklärt soweit. Ich Ignoriere einfach die Rückenlage , man gewöhnt sich daran 😛
Naja, gibt ja durchaus medizinische Erkrankungen, die einem das so schlafen unmöglich machen.

Wieso streckst du mir nun die Zunge aus?

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Sommerwind90
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Beitrag So., 21.05.2017, 22:38

Hat nicht die gegolten sondern eher in dem Sinn dass ich mich nicht unterkriegen lasse

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