Und sie dreht doch alles ... - Psychoanalyse 'schlägt' alle anderen Therapien

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Lockenkopf
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Beitrag So., 03.09.2017, 20:28

isabe hat geschrieben: So., 03.09.2017, 18:20 Sandrin:
Es hat aber nicht jeder mit einer PS ein niedriges Strukturniveau; bzw. da wird sehr differenziert. Vielleicht kann derjenige irgendwas kaum und kann das mit anderen Fähigkeiten kompensieren, sodass der Mensch gut funktioniert, trotz seiner frühen Störung.
Persönlichkeitsstörungen haben ein mittleres, niedriges bis desintegriertes Strukturniveau. Borderlinern wird häufig eine desintegriertes Strukturniveau diagnostiziert. Kompensationen in der Lebensführung ändern nichts am diagnostizierten Strukturniveau.
Wer es nicht glaubt möge googlen.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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isabe
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Beitrag So., 03.09.2017, 20:46

Fein, Lockenkopf. Nur hat das, was du so schön aufführst, niemand bestritten.

In der Diagnostik sieht das dann so aus, dass ein Mittelwert aus allen Teilbereichen gebildet wird; der ergibt das Strukturniveau. Bei vielen gut funktionierenden Menschen sind nur Teile sehr schwach entwickelt, während andere Bereiche vorzüglich ausgebildet sind. Das macht, dass der Mensch leidet und Therapie benötigt; das macht aber auch, dass man ihn nicht mit "niedriges Strukturniveau" für "schwerstgestört" halten muss. Und anhand der Diagnostik wird der Zeitpunkt der Störung ermittelt (Bindung usw.).

Natürlich gibt es auch Patienten, die durchgängig schwach ausgebildete Wahrnehmungen und sonstige Fähigkeiten haben. Die haben es dann vermutlich deutlich schwerer, in einer ambulanten Therapie Fortschritte zu machen. Das trifft aber nicht auf alle Menschen mit einer PS zu.

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sandrin
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Beitrag So., 03.09.2017, 20:51

auf jeden Fall kein höheres Strukturniveau.

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Möbius
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Beitrag So., 03.09.2017, 21:07

Auch wenn ich oben ein wenig gegen die VT polemisiert habe - was ich wohl besser 1 Stückweit zurücknehme - sie ist, wie die PA, die Tfp usw usw eines von vielen Werkzeug im Werkzeugkasten. Man nimmt halt das, was grad passt - was leicht gesagt und schwer umzusetzen ist. Mir hat die VT während meiner langen chirurgischen Phase sehr viel geholfen, konkret ein Klinikpsychologe im Klinikum Meiningen. Der hatte mich aus meiner Angststörung rausgebracht, mir geholfen, mich in der Klinik "zurechtzufinden" und die Hilfe anzunehmen, die ich dort auch von anderen geboten bekam. Ich verdanke diesem "VTler", der noch nicht mal ne Therapeutenausbildung hat (braucht er in der Klinik ja rein rechtlich gesehen nicht), sehr, sehr viel. Es hat aber auch "gepasst", wir beide "konnten miteinander".

Die Psychoanalyse ist kein Schweizer Offiziersmesser - sie kann nicht alles. Was Jenny Doe da skizziert, ist ja kein Einzelfall. Es ist zwar möglich und wohl nicht selten, daß auch spätere "life events" deswegen psychische Störungen auslösen, weil sie auf psychischen Prädispositionen "aufsetzen", die während der Kindheit entstanden sind - aber es gibt sehr viele solche "life events", die völlig unabhängig von der Kindheit schwere Störungen auslösen können. Man denke nur mal an das coming-out von Homosexualität, wenn der Betroffene schon Vater oder Mutter einer Familie mit mehreren Kindern geworden war. Es ist zwar nicht völlig unnütz, daß die Psychoanalyse erklären kann, warum der Homosexuelle wirklich "nichts dafür kann" - aber der Kern der Probleme liegt woanders.

Dem Ziegenkind muß ich auch noch - teilweise - widersprechen. Das "PTF" kann eine Therapie sehr gut unterstützen und ergänzen, sogar die Psychoanalyse. Das Wiedererinnern meines eigenen Kaiserschnitt-Geburtstraumas ist zB hier im PTF angeschoben worden durch eine "Kulturpsychoanalyse", nämlich der klassischen Gruselgeschichte "Pendel und Grube" von E.A. Poe.

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mio
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Beitrag So., 03.09.2017, 21:20

Solage hat geschrieben: So., 03.09.2017, 20:13 Ich brauche und bin emotional angewiesen.
Der Therapeut ist wirtschaftlich angewiesen und mag dabei auch brauchen
Wobei weder Du noch der Therapeut konkret "auf Euch" angewiesen seid. Du könntest genausogut zu einem anderen gehen. Und er kann genausogut einen anderen Patienten nehmen.

Dh. der "Bedarf" kann jeweils auch "anders" gedeckt werden, es besteht also nur eine gegenseitige "Schein-Abhängigkeit", da es Ausweichmöglichkeiten gibt.

Dem Therapeuten dürfte das klar sein, dem Patienten der noch stark "fixiert ist" in seinem Denken wahrscheinlich weniger.

Die Abhängigkeit ist nicht "personeller" Natur, sondern "inhaltlicher".


mio
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Beitrag So., 03.09.2017, 22:05

Möbius hat geschrieben: So., 03.09.2017, 21:07 Das "PTF" kann eine Therapie sehr gut unterstützen und ergänzen, sogar die Psychoanalyse. Das Wiedererinnern meines eigenen Kaiserschnitt-Geburtstraumas ist zB hier im PTF angeschoben worden durch eine "Kulturpsychoanalyse", nämlich der klassischen Gruselgeschichte "Pendel und Grube" von E.A. Poe.
Ich glaube das kommt darauf an, wie man es individuell "nutzt". So wie bei jedem Austausch. Und wie auch in jeder Therapie, die ja letztlich auch nix als "Austausch" ist. "Nehme" ich mir das vom anderen was "mich individuell weiterbringen kann"? Oder nehme ich mir das vom anderen, was mich "dort wo ich bin" hält?

Der Hauptunterschied zwischen dem Austausch hier und dem Austausch in einer Therapie ist für meine Begriffe, dass in letzterer da ein "Profi" sitzt, der im besten Falle "verhindert" dass ich dort bleibe, wo ich schon bin....


ziegenkind
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Beitrag So., 03.09.2017, 22:18

ich erinnere mich sehr gut, daran, dass und wie mir das forum geholfen hat, v.a. dabei, nicht schreiend wegzurennen, als es in der therapie an eingemachtes, an das aushebeln destruktiver muster ging. aber irgendwann ist gut, zumindest weniger, glaube ich.

von denen, die mir damals weitergeholfen haben, ist auf jeden fall so gut wie keiner mehr hier.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.


Thread-EröffnerIn
Widow
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Beitrag So., 03.09.2017, 22:53

ziegenkind hat geschrieben: von denen, die mir damals weitergeholfen haben, ist auf jeden fall so gut wie keiner mehr hier.
Seither ist die Welt auch hierzulande dunkler geworden.

Und ziegenkind, was willst Du uns damit sagen, wenn Du sagst, dass alle, die Dir damals hier helfen konnten, nun weg sind?
- Dass die guten alten Zeiten hier vorüber sind?
- Dass die guten Menschen, die einst hier waren, fortgezogen sind?
- Dass wir, die wir ihnen nachfolgten, scheyzze sind?

[Verzeih, ziegenkind, aber aufgrund unser beider VOLLKOMMEN verschiedenen Situationen nicht zuletzt als "Analysandinnen" bin ich etwas "picky", wenn Du hier schreibst, wie toll Dir hier damals geholfen wurde, bis das Resultat Deiner tollen Analyse erreicht war - und dass jetzt fast alle, die da so toll geholfen haben, weg sind.]




ziegenkind
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Beitrag Mo., 04.09.2017, 06:05

widow, ich finde das, was ich sagen wollte, in keiner der von dir angebotenen varianten wieder.

ich wollte sagen, dass viele leute, die damals eine analyse gemacht haben, mittlerweile nicht mehr da sind, nicht mehr hier schreiben, vielleicht auch, weil ihnen diese analyse so sehr geholfen hat; dass sie hier kaum noch lesen und schreiben. ich merke an mir, dass ich oft noch hier bin, wenn (i) es mir grad nicht so gut geht oder (ii) ich an flughäfen oder bushaltestellen rumhänge.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

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stern
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Beitrag Mo., 04.09.2017, 07:00

Ich habe in diesem Thread gelernt, dass der Therapieerfolg anscheinend umso höher ist, je besser man über Therapien (bzw. den Therapieerfolg) anderer User urteilen kann. :hehehe: ;)
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
«

(alte Weisheit)


isabe
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Beitrag Mo., 04.09.2017, 07:02

...und schon die Tatsache, dass es sich so anfühlt, macht den Therapieerfolg aus ("ich bin, was ich mir einrede und dem Anderen ausrede" oder so ähnlich).

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Möbius
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Beitrag Mo., 04.09.2017, 08:51

Es gibt noch andere sehr wertvolle Hilfestellungen, die mir das PTF bei meiner analytischen Therapie geleistet hat und noch leistet:

Das PTF ist ein ganz wunderbarer psychopathologischer Sandkasten, in dem man völlig unbeschwert um Risiken und Nebenwirkungen mit Förmchen, Schaufel und Eimerchen spielen, diagnostizieren und analysieren kann, ein ganz toller virtueller Übungsraum für mich - und ja beileibe nicht nur für mich. Eigentlich hätte Herr Fellner schon längst die Ehrendoktorwürde des "Departments for Medicine" (furchtbar, dieses Denglish!) der Karl-Marx-Universität zu Leipzig verdient dafür, daß er mit viel Mühe und Zeit diesen Übungsraum für alle deutschsprachigen Studenten klinischer Psychologie bereitstellt und aufrechterhält !

Das hilft mir bei meiner analytischen Weiterbildung ganz enorm !

Und mit der Psychoanalyse verhält es sich ja auch wie mit der Chirurgie: sie ist höchst leidvoll für den, der sie über sich ergehen lassen muß - aber höchst lustvoll für den, der sie anderen antuen darf. Es macht schon tierischen Spaß, in anderer Leute Seelen herumwühlen zu können. Das trägt nicht unerheblich zu meiner Lebensqualität bei.

Last not least haben sich sogar meine notorischen AnfurzerInnen als ein Teil von jener Kraft erwiesen, die stets das Böse will und dabei doch das Gute schafft, indem sie es mir ermöglicht haben, die Wirkungsgeschichte meines Gurus S. Freud sozusagen im Märklin HO - Modell selbst spielerisch nachzuvollziehen. Das hat mir beim Aufbau meiner zwar noch suboptimalen, aber schon recht leistungsfähig gewordenen Über-Ich-Prothese auch sehr viel geholfen.


shesmovedon
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Beitrag Mo., 04.09.2017, 09:25

Möbius hat geschrieben: Mo., 04.09.2017, 08:51
Das PTF ist ein ganz wunderbarer psychopathologischer Sandkasten, in dem man völlig unbeschwert um Risiken und Nebenwirkungen mit Förmchen, Schaufel und Eimerchen spielen, diagnostizieren und analysieren kann, ein ganz toller virtueller Übungsraum für mich - und ja beileibe nicht nur für mich.


Naja, man hat aber nun mal mit Menschen zu tun und nicht mit Förmchen und Eimerchen. Hier gibt's ne Menge Leute, die ich gerne manchmal nehmen und schütteln würde, aber dann denke ich mir auch wieder: was geht's mich an. Die wollen gar keine Hilfe, die wollen einfach ihren pathologischen Wiederholungszwang leben, auch wenn sie sich dessen nicht bewusst sind.
Manche interessieren mich einfach gar nicht, da ist es mir schlichtweg egal, ob's denen gut oder schlecht geht, da kann ich mich perfekt abgrenzen. Aber es gibt auch einen Teil, da tut es mir wirklich um die Person leid und man sieht hilflos zu, wie sie dieses Verhalten hier ausleben und es einfach nicht merken und so auch nichts aus ihrem Verhalten lernen oder das Problem an der Wurzel packen können. Das ist zwar spannend zu analysieren, aber auch im höchsten Maße irritierend.
Das kenne ich aus dem Alltag in dem Maße nicht.
Das Verstörende ist doch, dass hier fast alle behaupten würden, dass sie wegen eines Hilfe-Gesuchs herkämen. Tatsache ist aber, dass die meisten einfach hier ein Biotop gefunden haben, in dem sie ihre Defizite ausleben können.

Man kann hier gut für sich lernen, was man alles nicht will. Aber das Problem bleibt. Es handelt sich um Menschen und nicht um Förmchen oder Eimerchen. Und da packt mich dann schon mein Gewissen.

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sandrin
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Beitrag Mo., 04.09.2017, 09:35

Möbius, glaubst du nicht, das, was du schreibst, kommt ein wenig menschenverachtend rüber? Ich meine, ich kann mich da gut abgrenzen, weiß auch gar nicht, ob du mich meinst oder nicht. Auch egal, aber hier sind Menschen und keine Objekte. Und sich da drüber zu stellen und seinen Spaß dran zu haben, finde ich ehrlich gesagt auch nicht ganz gesund. Aber das ist nur meine Meinung und die will ich jetzt auch nicht groß diskutieren, denn für mich gibt es da nix zu diskutieren.


isabe
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Beitrag Mo., 04.09.2017, 09:52

Möbiis:
Und vergiss bitte nicht die juristische Spielweise für verhinderte Juristen.

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