Identitätsstörung (ohne 'Dis')

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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candle.
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Beitrag Mo., 04.01.2016, 10:47

leberblümchen hat geschrieben:Vielleicht möchte ich nicht unbedingt dasselbe tragen wie deine Mutter?
Oder deine Mutter?
Mir geht es darum, dass erstens alles Tun nur ein Tun ist und dass zweitens das Tun sogar benutzt werden kann, um das fehlende Sein zu kaschieren.
Das halte ich für normal und menschlich, auch wenn mir das ab und an in meinen Gedankengängen zuwider ist, weil das uns Menschen auf eine simple Art gleich macht.
Primär aber geht es mir um die Frage, wer ich bin (oder halt darum, wie andere sich fühlen und darüber schreiben).
Hm, schwere Frage! Warum stellst du sie dir denn eigentlich?

Kann man diese Zeit bei dir nicht auch einfach als IdentitätsKrise bezeichnen?

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leberblümchen
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Beitrag Mo., 04.01.2016, 10:48

ich bin hier wieder weg.
Das freut mich sehr.


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leberblümchen
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Beitrag Mo., 04.01.2016, 10:50

Hallo, candle,
ich glaube nicht, dass es eine Krise ist, denn die markiert ja einen Wendepunkt, einen bestimmten Punkt, an dem sich irgendwas entscheidet. Ich befinde mich selten in Krisen; es ist eher ein ständiges Suchen. Als ob du ein Loch siehst. Und dann sagen dir Andere: "Wieso Loch? Ich sehe kein Loch". Es gibt aber Menschen, die Löcher sehen und die dann als Loch wahrnehmen.

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candle.
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Beitrag Mo., 04.01.2016, 10:59

leberblümchen hat geschrieben:Hallo, candle,
ich glaube nicht, dass es eine Krise ist, denn die markiert ja einen Wendepunkt, einen bestimmten Punkt, an dem sich irgendwas entscheidet. Ich befinde mich selten in Krisen; es ist eher ein ständiges Suchen. Als ob du ein Loch siehst. Und dann sagen dir Andere: "Wieso Loch? Ich sehe kein Loch". Es gibt aber Menschen, die Löcher sehen und die dann als Loch wahrnehmen.
Ich nehme hier ständig irgendwas wahr, was um dein Loch herumführt. Ich kann es nicht klar benennen, weil du es noch nicht klar benennst. Vielleicht ist es aber auch nur eine Sinnkrise, eine Depression oder wirklich eine Persönlichkeitsstörung? Das läßt sich hier kaum erfassen.

Haben denn deine Therapeuten nichts dazu sagen können?

Was man trägt oder mag, finde ich im Prinzip unerheblich, wenn man sich selber damit wohlfühlt. Und denke auch, dass es eher um den Körper geht als um die Verkleidung dessen.

Ich finde Latzhosen auch toll, habe mir wegen meines korpulenten Aussehens dazu nie viel Gedanken gemacht, weil ich finden könnte, was ich suche. Was hält mich davon ab? Ich finde sie toll, aber auch tierisch unpraktisch die auszuziehen, wenn man unterwegs mal auf das WC muß.

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lamedia
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Beitrag Mo., 04.01.2016, 11:24

leberblümchen hat geschrieben:Lamedia, ich kann dem nicht folgen, was du meinst, wenn du sagst, dass Individualität die Komplexität reduziert? Ist es nicht genau umgekehrt? Wenn etwas nicht beschreibbar ist, dann heißt es doch nicht, dass es nicht (mehr) da ist, oder? Vielleicht ist es gerade (m)ein Problem, meine Komplexität (von der ich in der Tat annehme, dass es sie gibt) zu beschreiben, weil - so scheint es doch - im Alltag immer alles auf Entscheidungen zwischen vorgegebenen Alternativen hinausläuft.

Das finde ich interessant. Indem du dich entscheidest (bzw. dann handelst), reduzierst du die Komplexität. Vor der Entscheidung ist alles im Reich des Möglichen, Gedachten. Eine Handlung wählt eine der Möglichkeiten (im Rahmen der begrenzenden Umstände) aus. Du bist dann für andere beschreibbar als diejenige, die dies oder jenes Konkrete getan/gesagt hast. Eine Identität braucht Begrenzungen, Einschränkungen. Das sagen zumindest die einen. Solange du im Reich der Möglichkeiten, der unendlichen Alternativen bleibst, wirst du nicht greifbar für andere, für dich selbst auch nicht, weil keine Grenzen/Abgrenzungen ersichtlich sind.
Wobei es auch philosophische (z.B. mystische) Traditionen gibt, die diese Art von Identität als Illusion begreifen, da ohnehin alles im Fluss - oder aber miteinander verbunden sei. Da ist es gerade die Auflösung von Grenzen, die angestrebt wird, um das "Wesen" (z.B. als Alleinheit oder Unendlichkeit) zu ergründen. Allerdings sind solche Gedanken weniger alltagstauglich und eher in der Askese oder in religiösen Gemeinschaften lebbar - und es ist auch nicht gerade komfortabel, alles offen zu halten.
Daher greifen heute auch immer mehr Menschen zu Fundamentalismen und konservative Gedanken: Sie identifizieren sich mit Traditionen, religiösen Schriften - oder Konsumgütern, sie greifen auf Familie und traditionelle Geschlechterbilder zurück. Das ist deren Identität: Sie reduzieren die Komplexität der Post-Moderne. Sie wählen eine Identität aus, die dann so fest wird, dass sie nicht mehr hinterfragbar und vom "Kleid, Verkleidung" zur "Person selbst" wird.


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leberblümchen
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Beitrag Mo., 04.01.2016, 11:29

candle hat geschrieben:Ich nehme hier ständig irgendwas wahr, was um dein Loch herumführt. Ich kann es nicht klar benennen
Ja, so geht es mir auch. Das Problem ist ja nicht: "Hilfe, ich habe keine Latzhose" - selbst wenn ich eine Latzhose unbedingt wollte, stellt sich die Frage, warum das so wichtig wäre für mich und wie komisch jemand in einer Latzhose wirkt mit Bauch und Busen. Trotzdem würde ich nicht sagen, dass es egal ist, was man trägt. Ich denke, irgendwo zwischen dem Latz und dem Bauch liegt das Problem.

Ja, danke, lamedia, damit hast du mich bzw. das, was ich denke, gut beschrieben! In der Tat finde ich z.B. Klöster total faszinierend, aber nicht aus gebetstechnischen Gründen, sondern weil ich annehme, dass da Leute leben, denen ihr Kern reicht.

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candle.
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Beitrag Mo., 04.01.2016, 11:35

leberblümchen hat geschrieben: Trotzdem würde ich nicht sagen, dass es egal ist, was man trägt.
Das ist es ja auch nicht. Es gibt da gewisse Normen, die man einhalten muß wie z. B. am Arbeitsplatz, feierliche Anlässe. Was man privat trägt, ist dann doch aber die eigene Sache.

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montagne
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Beitrag Mo., 04.01.2016, 12:21

Ich hab es schon so wahrgenommen bei mir, dass es etwas in mir gibt, dass in mir angelgt ist. Man kann es Kern nennen oder Selbst, find ich nicht ganz so wichtig, wie man es nennt.

In meiner Kindheit wurde einiges davon gefördert oder bestärkt, teils auch durch dysfunktionale Interaktionen. Anderes konnte sich nicht zeigen oder blieb diffus. Es ist nun meine Aufgabe, dieses Innere, mein Sein weiter herauszuarbeiten. Und das finde ich geht durch wechselseitige Reflexion und Aktion. Das eine finde ich ohne das andere wenig hilfreich.

Ich habe durch die Therapie gelernt Dinge mit offenem Ausgang zu wagen. Ich möchte nicht mehr warten bis ich mir absolut sicher bin, wie etwas wird, ob es das Richtige für mich ist. Ich nehme in Kauf, dass ich etwas verpasse. Identitaet engt Wahlmoeglichkeiten ein. Ist gut finde ich, denn es passt ja nicht alles zum Selbst.

Also warum nicht einfach mal etwas wagen?
Ein neues Kleidungsstück in einem anderen Stil probieren oder einen anderen Habitus. Beobachten, wie man sich damit fühlt, wie andere darauf reagieren, was das wiederum mit einem macht.

Ich finde nachdenken und fuehlen unerlässlich. Was ich nur in Bezug auf den bei mir unsicheren Teil der Identität immer wieder erlebe ist, dass Handeln absolut machtvoll ist, weil sich daraus Gefühle ergeben, die tief gehen und machtvoll sind, die mir genau sagen, was in mir ist, was ich bin und was nicht.
amor fati


mio
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Beitrag Mo., 04.01.2016, 14:02

Hallo Leberblümchen,
leberblümchen hat geschrieben: Mir geht es auch nicht darum zu beweisen, dass es nicht möglich ist, etwas zu tun. Mir geht es darum, dass erstens alles Tun nur ein Tun ist und dass zweitens das Tun sogar benutzt werden kann, um das fehlende Sein zu kaschieren. Primär aber geht es mir um die Frage, wer ich bin (oder halt darum, wie andere sich fühlen und darüber schreiben).
ich denke, dass sich die Frage "Wer bin ich" eben nicht "theoretisch" beantworten lässt sondern auch immer ein "experimentieren" beinhaltet. Vielleicht hakt es gerade da bei Dir?

Du hast weiter vorn im Thread glaube ich mal beschreiben, dass Du immer sehr in Deinem Explorationsverhalten ausgebremst wurdest als Kind (Also mit diesen Sätzen: Kannst Du nicht, tut man nicht..etc.). Dass diese Sätze zu Introjekten wurden ist Dir wahrscheinlich bewusst. Was Dir eventuell nicht bewusst ist, ist dass ein solches Introjekt für das Kind einen großen Nutzen hatte: Es hat es vor weiteren Ängsten, Verletzungen und dem Verlassenwerden emotional geschützt. Dass Du nun heutzutage sagst: "Das Tun ist nur ein Tun und das Tun ist vielleicht sogar falsch" besagt ja im Grunde nichts anderes als die Introjekte von früher: Sinnlos, versuche es erst gar nicht, das kannst Du doch gar nicht, das bist Du doch gar nicht...etc. könnte also einfach auf eine tiefsitzende Angst davor verletzt und verlassen zu werden, wenn Du "aus Dir heraus" (also Deinen Wünschen und Impulsen gemäss, die ja schon irgendwie da zu sein scheinen, zumindest ansatzweise) handelst, hinweisen.

Meiner Erfahrung nach lassen sich solche Ängste nur überwinden indem man ihnen zuwiderhandelt und auch mal was ängstigendes ausprobiert, wenn man es im Grunde seines Herzens gerne möchte, sich aber nicht traut. Damit nimmst Du Dich und Dein Gefühl, Deine Wünsche und Bedürfnisse nämlich überhaupt erst einmal ernst und solange Du selbst Dich da nicht ernst nimmst, lässt sich da nichts verändern. Das ist ja quasi auch "Explorationsverhalten" - ich erkunde mich indem ich mutig die Welt erkunde und mir meinen (eigenen) Raum in ihr erobere...

Lieben Gruss,

mio


montagne
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Beitrag Mo., 04.01.2016, 15:25

Ich find das eine interessante (und für mich stimmige) Verbindung. Ich war, manchmal noch bin, durch das, was ich erlebt habe und wie ich geprägt wurde, in sozialer Hinsicht ziemlich in meinem "Explorationsverhalten" gehemmt. Und das hat es mir tatsächlich schwer gemacht, bzw. es hat lange gedauert mein soziales und sexuelles Selbst zu finden. (IN anderen Bereichen habe ich das Problem nicht so, was mir vielleicht wiederum einiges leicht gemacht hat.)
Danke für die Verbindung, mio.

Und ich erlebe es auch wie eine Beschleunigungsbewegung. Ist wie ein Zug, der braucht lange, bis er anfährt, aber wenn er fährt, fährt er. So fiel mir in letzter Zeit einiges scheinbar mit Leichtigkeit zu, worum ich jahrelang gerungen habe.
amor fati


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leberblümchen
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Beitrag Mo., 04.01.2016, 15:51

Ja, finde ich auch, mio. Von alleine passiert so was ja nicht, und wie montagne sagt: Der Zug braucht ewig, bis er anfährt, aber dann läuft er auch. Interessanterweise ist das bei mir immer und überall so. Es ist wohl so, dass ich annehme, dass noch immer irgendwer (wer wohl?) danebensteht und mir zuruft, dass es sich nicht lohnt (das ist übrigens MEIN Credo!) oder dass es zu gefährlich ist, der Ausgang zu ungewiss usw. Mir fehlt tatsächlich auch ein bisschen die Freude daran. Als ich mich entschieden hatte, nach dem Bachelor den Master zu machen, hab ich das meiner Mutter gar nicht erzählt (nur auf Anfrage habe ich es dann doch "offenbart"), weil mir klar war, dass mich ihre Reaktion natürlich wieder hemmen würde. Da ist noch immer das Gefühl, ich müsste mich für jeden meiner Gedanken oder für alles, was ich tue, rechtfertigen. Und selbst wenn ich weiß, dass das nicht mehr so IST, kann ich es nicht ablegen wie einen alten Mantel.

Es ist, als würde ständig jemand einen Deckel draufhalten. Nur: Da IST kein Deckel mehr. Aber es fühlt sich noch nicht nach Freiheit an.

Beim Handeln habe ich nur das Problem, dass dann eine Kleinigkeit ausreichen würde, wirklich alles zu vernichten ("ich hab's ja gleich gewusst") - und je unsicherer man auftritt, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit dieser sich selbst erfüllenden Prophezeiung.


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leberblümchen
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Beitrag Mo., 04.01.2016, 16:25

Da sind zum Beispiel auch die Auswanderungsphantasien. Die haben sicher viele Leute, und bei den meisten bleibt es wohl bei Phantasien, die sich einreihen in die Dinge, die man alle irgendwann vielleicht mal macht oder auch nicht, mit dem Wissen, dass man sie sowieso eher nicht macht.

Zusätzlich zu diesen Gedanken (kann ich das? will ich das? wie wird das praktisch?) stellt sich mir die Frage, ob ich dadurch vor mir selbst weglaufen wollte oder ob ich gerade dadurch mich selbst verwirklichen würde. Und solange ich das nicht geklärt habe, kann ich nicht konkreter werden (davon abgesehen, ginge das sowieso erst, wenn die Kinder erwachsen sind; vorher möchte ich definitiv nicht) in der Planung. Die tatsächliche Umsetzung wäre wohl nicht das Problem; ich hab nur Angst davor, mir etwas vorzumachen oder mich dann ggf. vor Ort erst recht dauerhaft fremd zu fühlen und dann das Ausländersein nur zu benutzen, um eine Ausrede zu haben, warum ich dort noch immer keine 50 Freunde und Ehemänner habe.


mio
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Beitrag Mo., 04.01.2016, 16:30

Hallo Leberblümchen,
leberblümchen hat geschrieben: Beim Handeln habe ich nur das Problem, dass dann eine Kleinigkeit ausreichen würde, wirklich alles zu vernichten ("ich hab's ja gleich gewusst") - und je unsicherer man auftritt, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit dieser sich selbst erfüllenden Prophezeiung.
je unsicherer ich in solchen Punkten war desto "kleiner" habe ich angefangen bestimmte Dinge zu üben und in umso sichereren Zusammenhängen/Situationen. Nimm zum Beispiel den Vorschlag Deines Theras mal Deine Jacke auf den Boden zu pfeffern bei ihm. Klingt erst mal albern und vollkommen sinnlos, aber ich schwöre Dir, wenn Du das mal ausprobierst dann tut sich was in Dir, emotional. Das sind "bizarre" Prozesse aber sie funktionieren. Und so lässt sich der Zug ins Rollen bringen, sozusagen... Wenn Du aus einer "Angst vor dem Misserfolg" heraus nichts tust, dann wirst Du ewig das Opfer dieser Angst sein. Sieh Misserfolge wie Hinfallen: Das Kind erschrickt sich kurz, weint anfangs ganz doll und laut, Mama sagt: Nix passiert, hast Dich nur erschrocken, lauf ruhig weiter...das Kind läuft weiter. Beim nächsten Hinfallen ist es schon weniger schlimm und bei wieder nächsten noch weniger...irgendwann steht das Kind einfach wieder auf und läuft weiter ohne nach Mama zu schreien, weil es "verinnerlicht" hat: Ich falle hin, aber ich kann auch wieder aufstehen. Hinfallen ist nix schlimmes. Unsicherheit lässt sich nicht überwinden indem man sagt "Ich warte besser solange bis ich sicher bin" da dieser Zustand nur über die Praxis erreicht werden kann. Dh. die Erfahrung muss einfach gemacht werden. Manchmal tut das weh, weil es nicht gleich so klappt, man also wie das Kind hin fällt, aber ohne dieses sinnbildliche Hinfallen lernt man nicht laufen = kann keine Sicherheit entstehen.

Lieben Gruss,

mio

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candle.
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Beitrag Mo., 04.01.2016, 16:38

leberblümchen hat geschrieben: um eine Ausrede zu haben, warum ich dort noch immer keine 50 Freunde und Ehemänner habe.
Wer fordert dir denn diese Ausreden ab?

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Beitrag Mo., 04.01.2016, 16:44

Zu den Ausreisephantasien: Da bist du ja noch weit im Reich der Möglichkeiten, was das angeht. Da es gerade nicht akut ist, könntest du dich doch als jemand "definieren", der sich durchaus vorstellen könnte, das Land zu verlassen - und bis dahin in kleineren Schritten die Möglichkeiten dazu erweitern (Sprache lernen, Kontakte aufnehmen.) Wenn der mögliche Zeitpunkt dann näher rückt, gibt es dann noch viele andere Dinge zu berücksichtigen: Politische Situation im Zielland, soziale Absicherung, soziale Einbindung. Vielleicht kommst du irgendwann auf diesem Weg zum Schluss: Ja, das mache ich jetzt. Oder: Ach nein, es wäre zwar schön (wie mit der Latzhose), aber es sprechen doch a), b), c) dagegen. Oder du siehst jetzt schon, dass es "nur" eine schöne Phantasie ist, und hast entsprechend Verständnis und Sympathie für Leute, die diese Phantasie teilen.
Was ich in meiner Dauer-Identitätskrise gelernt habe: Die Mittel sind immer begrenzt, die Freiheit, jemand anders zu sein, jemand Vollständigeres zu werden nimmt sogar mit dem Alter ab, ich muss mich mit dem Begrenzten teils abfinden - und wo ich die Grenzen sprengen will, entsprechend Ausdauer und Kraft einsetzen.

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