Was macht abhängig von Therapeuten?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Solage
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Beitrag Do., 19.11.2015, 23:36

Igelkind hat geschrieben:."sein dürfen"... was tut denn daran weh?
frei und unabhängig... der Inhalt dieser Worte ist mir gerade vollkommen fremd.
Mir tut das deshalb weh, weil ich das bis jetzt eben nicht kannte. Sondern immer glaubte etwas dafür tun zu müssen, dass ich angenommen oder gar geliebt werde. Mir tut die Erkenntnis und die dadurch verlorene Zeit weh.
Mir tut weh, dass ich aus Abhängigkeit Dinge getan habe, eben auch in der letzten Therapie, die sehr "an mir vorbeigegangen" sind. Dinge, die ich nicht wollte, für die ich mich geschämt habe......nur aus Angst, dass ich bestraft und fallengelassen werde....

Und es ist jetzt eben ein schönes und auch ein schmerzvolles Weh, dass ich nichts für den Therapeuten tun muss, sondern einfach so sein darf wie ich bin und er mich NICHT wegstößt, er zuverlässig bleibt. Dass ich keine Angst mehr haben muss. Ich muss den nicht unterhalten, nicht schonen, ihm nicht gefällig sein. Einfach NIX davon!
Ich bin bei dem so mit all meinen Schwächen und Bedürftigkeiten angenommen.

Mir tut es weh, dass ich immer von Angst begleitet war. Eine Angst, die sinnlos war, weil "veraltet" und nicht mehr notwendig. Diese Angst hatte aber mein Leben bestimmt und das macht mich traurig und tut auch weh.

Und mir tut dieses Anspüren der "Schönheit" meines So-Seins weh, weil ich ihr gegenüber blind war und dieses leise Aufwachen irgendwie auch schmerzvoll ist. So ein kleines bisschen sich selbst mögen.....weiß auch nicht warum, aber auch das tut mir weh.

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doppelgängerin
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Beitrag Fr., 20.11.2015, 10:04

Solage hat geschrieben:Finde sehr schlimm, was Du da erleben musstest.

Ich habe gelesen, dass entweder übermäßig gebendes und grenzüberschreitendes, flirtendes, Verhalten die Abhängigkeit forciert oder eben aber auch ZU distanziertes Verhalten. Dieses "Kratzen" und die Unerreichbarkeit des Therapeuten. Eine übertriebene Distanz kann genauso zu verstärkter Abhängigkeit führen. Weil dann eben jede noch so kleine liebevolle Geste schmerzlich ersehnt wird und das macht eben auch abhängig und keinesfalls frei.
Danke, dass Du das geschrieben hast, Solage! Du weißt nicht zufällig noch, wo Du das gelesen hast??
Natürlich gebe ich mir da auch Schuld an der Sache - so ala "Ich war halt verstockt, konnte nicht locker lassen, konnte mich nicht einlassen, hab zu viel erwartet, hab mich nicht gut konzentriert (es hat sie genervt, wenn ich innerlich weggezoomt war und ihrem Thema nicht folgen konnte), war einfach aufsässig und nervig, ich hab sie angeekelt mit meinem SV, ich war zu dumm" etc.
Jetzt, wo ich Deine Zeilen las, dachte ich mir, ich könnte meine Schuld einfach weglassen im Betrachten dieser Geschichte - ich war ja auch noch so jung. Und irgendwie ist es vielleicht auch logisch, dass zu distanziertes Verhalten eine Abhängigkeit verstärkt. Zumal ich ihre Gefühlskälte und Ablehnung auch immer in Zusammenhang mit meiner Mutter brachte - was mich einerseits abstieß, andererseits eine riesige Sehnsucht auslöste.
Ich erinnere mich, dass ich ihr vorspielte, es würde mir gut gehen und dass ich viele Dinge verschwieg (Suizidgedanken usw), weil sie mit mir "lockerer" und freundlicher umging, wenn ich nicht am Boden war. Und ich WOLLTE ihr Freundlichkeit als wäre mein Leben davon abhängig.

Vielleicht sollte ich das ganze mal in meiner jetzigen Therapie besprechen. Hab ich bisher nicht getan. Aber imerhin hat mich die olle Geschichte ein gutes Jahrzehnt - trotz schlechten Zuständen - davon abgehalten überhaupt nochmal einen Therapeuten zu kontaktieren.


Hope°
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Beitrag Fr., 20.11.2015, 10:13

Ohne Bezug auf die Schreibenden zu nehmen, wollte ich kurz schreiben was mich so lange extrem abhängig machte...

Bei mir war es der Umstand, dass er mir absolut nicht helfen konnte, sich meine Symptome verschlimmerten und er trotzdem weiter verlängerte. Ich habe ihm total vertraut und dachte er wisse schon was er tut. Ich habe darauf vertraut, dass er die Therapie schon beenden würde, mich überweisen würde, käme er an seine Grenzen. Da er erzählte, er lasse meinen Fall supervidieren, dachte ich, so müsse halt eine Therapie verlaufen und es bräuche einfach Zeit. Mir ist nicht im Traum eingefallen, dass es Therapeuten gibt, die vorsätzlich Schaden. So naiv war ich.
Mich hielt also die Unwissenheit und die Hoffnung auf Besserung gefangen und seine kryptische Art und Weise.

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candle.
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Beitrag Fr., 20.11.2015, 14:04

Hope° hat geschrieben: Ich habe ihm total vertraut und dachte er wisse schon was er tut.
Was ich oft lese ist, dass kein Vertrauen vorhanden ist und offenbar auch schwer aufzubauen- gilt jetzt nicht zwangsläufig für dich!

Gesunde Skepsis ist dann wohl auch nicht vorhanden?

candle
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Thread-EröffnerIn
Schnuckmuck
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Beitrag Fr., 20.11.2015, 14:33

Ich habe meinen als eventuellen Täter abgecheckt. Sind wir in einer Therapiestunde draufgekommen.

Als es dann als Strategie im Raum stand war es total einleuchtend in mein Verhalten klar erkennbar.

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AmyinmeinemHimmel
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Beiträge: 188

Beitrag Fr., 20.11.2015, 14:51

candle. hat geschrieben: Gesunde Skepsis ist dann wohl auch nicht vorhanden?
Hey candle,
ich glaube diese gesunde Skepsis geht einem bei einer pathologischen Abhängigkeit ganz schnell flöten. Schließlich braucht man den Therapeuten dann ja wie die Luft zum atmen. Man könnte also Angst haben der Therapeut verließe einen, wenn man ihn kritisieren würde. Oder man ist so auf die Person oder die Beziehung als solche fixiert, dass man gar nicht mehr merkt, dass es einem nichts bringt. Vielleicht toleriert man das aber aus Angst vor Verlust. Oder man hat so wenig Selbstbewusstsein, dass man sich nicht traut das anzusprechen. Oder man vertraut zu viel nachdem man zunächst zu wenig vertraut hat. Ich persönlich kenne beide Extreme und gebe zu, dass ich sehr empfänglich für einen "missbrauchenden" (auf welche Art auch immer) Therapeuten gewesen wäre. Es war mein Glück nicht an so jemanden geraten zu sein. Gesunde Skepsis war lange ein Fremdwort für mich. Ich schwang zwischen " Ich glaube Ihnen nichts" und "ich glaube Ihnen Alles" hin und her. Deswegen...ich hatte wirklich Glück.
LG Amy

Ein bißchen Nähe
ist nicht genug
für die große Sehnsucht
nach Zärtlichkeit.
Ein bißchen Vertrauen
ist nicht genug
für die schwierige Suche
nach Geborgenheit.
Ein bißchen Liebe
ist nicht genug
für die ehrlichen Versuche,
ein erfülltes Leben
zu führen.

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candle.
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Beitrag Fr., 20.11.2015, 15:00

AmyinmeinemHimmel hat geschrieben: ich glaube diese gesunde Skepsis geht einem bei einer pathologischen Abhängigkeit ganz schnell flöten.
Erstmal muß die Abhängigkeit ja entstehen.
Ich habe da etwas Probleme bei dem Gedanken mich völlig an einen Therapeuten zu heften, den ich ja eigentlich wenig sehe.

Hm. Ich denke, ich halte mich jetzt mal raus.

candle
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Hope°
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Beitrag Fr., 20.11.2015, 18:58

@Candle
Sicher war gesunde Skepsis vorhanden, die war es auch, die mich schlussendlich in Sicherheit brachte-verhinderte eine Abhängigkeit jedoch nicht.
Die Zusammenhänge jedoch sind viel zu komplex, als dass ich sie hier schlüssig so formulieren könnte (und wollte), dass sie sich nachvollziehen lassen.


Widow
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Beiträge: 2240

Beitrag Fr., 20.11.2015, 22:25

Igelkind hat geschrieben: Für mich ist es so, dass diese Liebesgefühle oder die Bedürftigkeit oder die Abhängigkeit oder was immer es ist, eine so schreckliche Angst und auch Scham auslösen, dass es mich existentiell betrifft.
Ich bin so Harmoniebedürftig, und ungeschickt darin, für mich einzustehen, dass ich deswegen immer wieder furchtbare Ängste habe, die ich kaum aushalte.
[...]
Ich fühle mich meinen Gefühlen ziemlich ausgeliefert, und ich sehe eigentlich nicht, ob ich das wirklich jemals zum besseren verändern kann, ja, irgendwann "normal" und für mich und andere erträglich werden / fühlen / mich verhalten kann.
Das scheint ein Unterschied zwischen uns zu sein:
Du vermagst es, diese Gefühle zu leben. Ich verbiete sie mir, und da, wo ich das nicht kann, dressiere ich sie.

- Täte ich das nicht, ginge es mir genau wie Dir: Diese Gefühle würden auch für mich existentiell, und damit bedrohlich (schlimmstenfalls auch für andere) werden (alle: erst die Liebe, die ja in dieser Gestalt 'nur' eine - womöglich grenzenlose - Bedürftigkeit wäre, dann die Scham).

Ich glaube, dieser Dressurakt (bis hin zum 'Wegsperren' in Gestalt eines blanken Verbotes) ist der Preis, den wir als Mensch dafür zu zahlen haben, dass wir eine mehr oder minder funktionierende Gemeinschaft zu bilden imstande sind. Und eine solche müssen wir bilden, weil wir andernfalls sehr schnell zu Tode kämen.
(Auch gattungsentwicklungsgeschichtlich betrachtet. Ich erinnere mich da noch gut an Norbert Elias' Thesen zum Zivilisationsprozess. Von Freuds "Unbehagen in der Kultur" zu schweigen ...)

'Glücklich' macht das wohl alles nicht.
Nicht Deine Art. Nicht meine.
Aber Glücklichsein ist, so denke ich, auch nur eine relative Kategorie.

Widow


Igelkind
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Beitrag Sa., 21.11.2015, 01:19

Ich habe den Beitrag gelöscht, da ich zu sehr auf mich bezogen und OT geschrieben habe.
Zuletzt geändert von Igelkind am Sa., 21.11.2015, 01:47, insgesamt 1-mal geändert.


Widow
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Beitrag Sa., 21.11.2015, 01:29

Beste Grüße
Widow
Zuletzt geändert von Widow am Sa., 21.11.2015, 01:59, insgesamt 2-mal geändert.


Igelkind
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Beitrag Sa., 21.11.2015, 01:33

Ich habe den Beitrag gelöscht, aus dem selben Grund wie oben.
LG Igelkind
Zuletzt geändert von Igelkind am Sa., 21.11.2015, 01:48, insgesamt 1-mal geändert.


Igelkind
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Beitrag Sa., 21.11.2015, 01:41

@widow
Ich brauche keine Antwort.
Ich bin gerade sehr gefangen in mir, und ziehe mich jetzt wieder zurück.

LG Igelkind

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Schneerose
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Beitrag Sa., 21.11.2015, 07:09

Widow hat geschrieben:
Igelkind hat geschrieben: Für mich ist es so, dass diese Liebesgefühle oder die Bedürftigkeit oder die Abhängigkeit oder was immer es ist, eine so schreckliche Angst und auch Scham auslösen, dass es mich existentiell betrifft.
Ich bin so Harmoniebedürftig, und ungeschickt darin, für mich einzustehen, dass ich deswegen immer wieder furchtbare Ängste habe, die ich kaum aushalte.
[...]
Ich fühle mich meinen Gefühlen ziemlich ausgeliefert, und ich sehe eigentlich nicht, ob ich das wirklich jemals zum besseren verändern kann, ja, irgendwann "normal" und für mich und andere erträglich werden / fühlen / mich verhalten kann.
Das scheint ein Unterschied zwischen uns zu sein:
Du vermagst es, diese Gefühle zu leben. Ich verbiete sie mir, und da, wo ich das nicht kann, dressiere ich sie.

- Täte ich das nicht, ginge es mir genau wie Dir: Diese Gefühle würden auch für mich existentiell, und damit bedrohlich (schlimmstenfalls auch für andere) werden (alle: erst die Liebe, die ja in dieser Gestalt 'nur' eine - womöglich grenzenlose - Bedürftigkeit wäre, dann die Scham).

Ich glaube, dieser Dressurakt (bis hin zum 'Wegsperren' in Gestalt eines blanken Verbotes) ist der Preis, den wir als Mensch dafür zu zahlen haben, dass wir eine mehr oder minder funktionierende Gemeinschaft zu bilden imstande sind. Und eine solche müssen wir bilden, weil wir andernfalls sehr schnell zu Tode kämen.
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Widow
Dies ist wohl der Spannungsbogen der Ambivalenz den gilt es auszuhalten um zu lernen und sich irgendwann in der guten Mitte zu finden - genau das sollte ich bei gelungener Therapie gelernt haben u.a. LG Schneerose
"Der Einzige, der sich wirklich vernünftig benimmt ist mein Schneider, er nimmt jedesmal neu Maß, wenn er mich sieht" :->

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Schneerose
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Beiträge: 1134

Beitrag Sa., 21.11.2015, 07:13

Igelkind hat geschrieben:@widow
Ich brauche keine Antwort.
Ich bin gerade sehr gefangen in mir, und ziehe mich jetzt wieder zurück.

LG Igelkind
Hast du schon mal daran gedacht dass du eine tapfere Kämpferin bist. Vielleicht steht dein Durchbruch vor der Tür und das macht dir Angst. Achte mal auf deine nächtlichen Träume eventuell erhältst du da eine Antwort. Schneerose
"Der Einzige, der sich wirklich vernünftig benimmt ist mein Schneider, er nimmt jedesmal neu Maß, wenn er mich sieht" :->

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