Abnorm und Abstoßend - wie damit fertig werden?

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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lost luck
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Beitrag Mi., 20.08.2008, 23:42

Was ist "Normal"? Den Zustand gibt es gar nicht. Es ist ein idealisiertes Zerrbild, was sich ausgerechnet die Menschen in den Kopf setzen, die momentan unzufrieden mit ihrem eigenen Dasein sind.
Mir geht's ja leider nicht viel anders wie Sargo, umständehalber, aber mir fiel und fällt immer wieder auf das jenes "Normalosein", ich würde es auch grob mit "Mainstream" umschreiben, d.h. man folgt brav ungeschriebenen aber häufig zutreffenden Gesetzen der Gesellschaft, nicht in allen Details das Tolle ist, was man sich phantasievoll in der eigenen Langeweile und Einsamkeit ausmalen kann. Das fällt einem nur immer erst dann auf, wenn man dann mal plötzlich "dazugehört", was ja auch hin und wieder vorkommt.

Gerade im Umgang mit anderen Menschen bin ich eher der Typ der, aufgrund des manifestierten Einzelgängertums, auf alle zugeht, die verm. Hürden übergeht, die Reaktionen die daraufhin von "Normalen" kommen, sind alles andere als nett, Grenzgänger sind eigentlich unerwünscht, zumindest unter Menschen gleichen Geschlechts.
Split hat geschrieben:Die Menschen merken oft nicht sie soziale Defizite haben, sondern sehen ihr mieses Verhalten als eine "angemessene Reaktionen" auf Sonderlinge an.... weil mit den "Normalen" klappt es ja...
Ich denke dahinter steckt eine Phobie, diejenige von der eigenen Gruppe, wahrscheinlich nicht selten aufgrund niederen Ranges, abgelehnt zu werden wenn man sich mit Sonderlingen, ich ziehe eher Einzelgänger als Bezeichnung vor, einlässt. Aber es stimmt, die Masse merkt dieses Fehlverhalten, was in der Natur wahrscheinlich seinen Sinn hat(te), selber nicht.

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Sargo
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Beitrag Mi., 27.08.2008, 00:52

Okay, es reicht. Die Kommilitonin hatte mir geschrieben, dass sie mich auf einer Feier meiner Dozentin treffen wollte, um eine längst überfällige Gruppenarbeit abzusprechen. Per E-mail konnte sie wegen ihres Zeitplanes nichts klären, und es war keine Zeit mehr bevor der Deadline, also war das ihrer Argumentation nach der einzige Weg für mich, die Arbeit ordentlich hin zu kriegen und professionell zu sein.
Also bin ich heute zum ersten Mal, seit ich 8 war, zu ner Feier gegangen und hatte tierisch Angst. Die Kommilitonen hat mich nicht mal zur Kenntnis genommen (es waren 10 Leute da) und erst recht kein Wort zur Arbeit verloren, sondern sich betrunken, mit anderen im Kreis gestanden, und laut gelacht, keine Ahnung, über was oder wen. Lautes Lachen macht mich leider immer unruhig, egal welcher Kontext, und zusammen mit der Enttäuschung, dass die Frau mich so verarscht hat (sie war ja neben meinem Therapeuten die einzige Person, die mit mir mal geredet hat, und er wird dafür bezahlt), musste ich nach ner Stunde blöd Rumstehens, während dessen mich trotz Augenkontakt und "offen ansehens" und an-der-Tür-hallo-sagens außer der Dozentin niemand angesprochen hat, schwupps mit den Tränen kämpfen. Dann lief ich die nächsten zwei Stunden ständig zwischen Badezimmer und Getränketisch hin und her (habe über 4l Wasser getrunken und enorm geschwitzt und dabei so mit Hand und Unterkiefer gezittert, dass ich auf den Teppich gekleckert habe), bevor ich dann aus der Tür geschlichen bin.

Die halbe Fakultät hat das mit bekommen. Zuhause hat mein Vater nur gelacht, weil ich nicht ersthaft hätte denken können, das jemand auf einer Feier mit mir über Arbeit reden will - "Die hat dich doch nur verarscht!" Stimmt auch, wahrscheinlich war ich für sie von Anfang an ein perverses soziales Experiment oder ein Stück Dreck, wo sie ihren Frust abladen kann. Meine unangemessenen E-mails aus den vorhergegangenen Monaten hatte sie wahrscheinlich eh nie gelesen. Ich kann nicht glauben, dass ich mit für mein unprofessionelles Verhalten oder mein Weinen ihr gegenüber geschämt habe, sie hat's doch nur genossen. Ich hab ihr schon geschrieben, dass ich sie nie wieder sehen will; am Liebsten hätte ich ihr das persönlich ins Gesicht gespuckt.

Ein paar Stunden davor hat mir mein Psychologie erzählt, dass er 26 Semester studiert hat und die ersten 20 davon keinen Sozialkontakt hatte. Das gefällt mir auch gar nicht, aber ohne Therapeuten kann ich kaum existeiren, weil ich so ein nervliches Weichei bin. Ich werd jetzt drüber schlafen, und wenn ich mich morgen immer noch umbringen will, dann mach ich das auch, das muss ich endlich rigoros handeln. Andernfalls weiß ich noch nicht, was ich für Alternativen habe. Ich will auf jeden Fall nie wieder auf ne Feier oder in die Uni oder mit Leuten zusammen sein, die darüber reden, wie sie trinken und lachen und nicht mit abnormalem Abschaum wie mir reden und wieviel Spaß das doch macht.

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der_einsame
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Beitrag Fr., 29.08.2008, 00:46

lost luck hat geschrieben:Was ist "Normal"? Den Zustand gibt es gar nicht. Es ist ein idealisiertes Zerrbild, was sich ausgerechnet die Menschen in den Kopf setzen, die momentan unzufrieden mit ihrem eigenen Dasein sind.
ich glaub es geht den meisten darum wie sie sich selbst sehen, wie sie gerne aussehen würden. ich zb hab einfach zu viele haare am körper. bauch, brust rücken, oberarme. natürlich ist das was normales aber wenn ich mir in den spiegel schau dann sag ich mir immer "Nein das gefällt mir einfach nicht", es passt einfach nicht zu mir und es stört mich in meiner haut wohl zu fühlen. es geht mir auch nicht darum einen waschbrettbauch zu haben oder ne tolle figur. aber ich würd einiges dafür geben diese körperbehaarung nicht zu haben. bei jemand anderen ist es die nase oder das Gesicht oder sonst was.
natürlich sag ich mir immer dass das normal ist das ich halt haarig bin aber mehr als akzeptieren kann ich es nicht denn gefallen tut es mir nicht. in meinem fall hat das aber auch sehr viel mit meinem Selbstbild und meinem Selbstbewußtsein zu tun.

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ichhabedaeinefrage
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Beitrag Fr., 29.08.2008, 10:29

ich kann da nur eins sagen: du bis was du denks was du bist. ändere deine beziehung zu dir selbst, liebe dich ind die menschen werden dich auch lieben.

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lost luck
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Beitrag Fr., 29.08.2008, 12:08

der_einsame hat geschrieben: natürlich sag ich mir immer dass das normal ist das ich halt haarig bin aber mehr als akzeptieren kann ich es nicht denn gefallen tut es mir nicht. in meinem fall hat das aber auch sehr viel mit meinem Selbstbild und meinem Selbstbewußtsein zu tun.
Schon klar, aber in meinen Augen spielt da immer ein großes "Aber" mit, ich meine, der Hang zum körperlichen Perfektionismus ist Betrug, für einen selbst und die Umwelt. Egal ob sich eine Frau die Oberweite vergrößern lässt, jemand die Nase richtet, du dich, wie auch immer, haarlos präsentierst, genetisch bleiben die "Schönheitsfehler" im Erbgut, darauf zielt aber gerade jenes "aufs Äußere fixieren" ab, jeder präsentiert nur dass, was in seinen Genen liegt mit entsprechenden Absichten. Man erwartet damit zu punkten, tut es bei einer kleinen Auswahl an Mitmenschen (die womöglich ebenso durch Umwelt/Medien beeinflusst sind) nicht, folglich -->OP. Jahre später fragt sich vielleicht der eigene Sohn/Tochter woher die schiefe Nase kommt
Selbstverständlich kann man aber auch die Vorteile sehen, wahrscheinlich fällt der Nachwuchs hübscher aus weil es mit, per Op erworbener Selbstsicherheit, auch beim entsprechend hübscheren anderen Geschlecht klappt. Aber das ist Träumerei, man weiss nie ob es dazu kommt und vielleicht nicht auch ohne OP, alleine mit mehr Selbstbewusstsein funktioniert hätte.

Natürlich, der Wahn fängt schon beim Deo an, aber ich denke es gibt Schritte die zu weit führen. Beim ZDF gibt's eine Heute -Nachrichtenvorleserin die stolz darauf ist ihre Augenlieder per Messer korrigiert zu haben, 'man bräuchte das wenn man täglich auf dem Bildschirm ist', dass ihr Blick völlig unnatürlich und starr ist brauche ich wohl nicht zu erwähnen

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working
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Beitrag So., 31.08.2008, 11:00

Ich kenne das sehr gut. Und ich habe einen konkreten »Akut-Tipp« für Dich: Geh dorthin und erwarte gar nichts. Versuche, einfach nur präsent zu sein und lass die Eindrücke auf Dich wirken – beobachte. Konzentriere Dich nicht auf Deine Erwartungen und schon gar nicht auf Deine Interpretationen des Geschehens, sondern beobachte es einfach ganz neutral. Du stehst also im Flur und beobachtest einfach nur, was um Dich herum passiert. Sobald ein Gedanke aufkommt wie »Die da guckt ’rüber … die macht sich bestimmt über mich lustig!« konzentriere Dich sofort auf Details (was hat sie an, welche Körpersprache legt sie an den Tag) oder auf etwas anderes – dazu musst Du dich zwingen.

Probier das mal aus. Und sag Bescheid, was passiert ist!

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ari
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Beitrag Mo., 01.09.2008, 20:02

@sargo

hast du schon irgendwelche medikamente verschrieben bekommen, die dir helfen sollten?
hab im netz z.B über sertralin viel gutes gelesen.

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Sargo
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Beitrag Di., 02.09.2008, 23:26

ari hat geschrieben:@sargo

hast du schon irgendwelche medikamente verschrieben bekommen, die dir helfen sollten?
hab im netz z.B über sertralin viel gutes gelesen.
Da bin ich ganz vorsichtig, weil ich mich von allen bewusstseinsverändernden Mitteln lieber fernhalte - wenn ich was falsch mache, dann muss ich wenigstens auch ganz klar dafür verantwortlich sein, und bei Alkohol oder auch Medikamenten klappt das nun mal nicht. Im schlimmsten Fall merk ich dann ja sogar nicht mal mehr, dass ich gerade wie ein Vollidiot handle und das ist eigentlich das Schlimmste, was ich mir überhaupt vorstellen kann.
Außerdem ist mir das ganze zu experimentell und willkürlich, weil ich bei den 2 Malen, wo ich mich nach Vorschlag meines Therapeuten mal mit einem Psychater getroffen hatte, immer sofort was verschrieben bekam. Allerdings waren die wenigstens nicht so gefälscht optimistisch und haben mir klar gesagt, dass ich so, wie ich bin, nie auf ne Beziehung hoffen kann - vielleicht war das aber schon wieder zu viel für mich, weil ich den Gedanken nicht ertragen kann, dass ich nur unter ständigem Medikamenteneinfluss ein liebenswerter Mensch sein kann. Da steckt bei mir so viel verdammte Selbstverliebtheit und Arroganz dahinter... Manchmal komm ich mir so vor wie Frankensteins Monster, das ständig Leuten mit seiner Trampelei auf die Nerven geht und ihnen die gute Laune verdirbt, ohne das richtig mitzukriegen, weil es zu sehr mit seinen eigenen Problemen beschäftigt ist.

Meine professionelle Seite scheitert genauso wie die private - ich habe in diesen Monaten zwei Gruppenprojekte gehabt, die beide kollabiert sind. Die Leute haben mir geschrieben, dass ich die Themen zu wichtig nehme, mir zu große Vorstellungen mache, und denen das zuviel Arbeit ist. Ich dachte, ich fühle mich wenigstens weniger alleine, wenn ich mal professionellen E-mailverkehr haben darf, aber da kommt nur immer wieder Ablehnung und nicht-so-wichtig-nehmen. Aber irgendwas muss ich doch auch mal wichtig nehmen dürfen, das kann doch nicht alles so abnorm sein... Jetzt muss ich das irgendwie alleine hinkriegen und heule statt zu arbeiten nur rum, während die Anderen toll mit ihren Freunden feiern oder groß ihr Leben planen. Professionell sein bringt mir nix, privat sein erst recht nichts, da bleibt doch nur noch totale Isolation. Ich glaube auch, dass viele Leute meine Beiträge hier sehr negativ bewerten, aber mir das natürlich nicht offen sagen möchten... aber wenn ihr's nicht sagt, kann ich's auch nicht besser machen oder meine Klappe halten!

Das eine gute, was in der letzten Zeit passiert ist, ist dass die Dozentin, auf deren Feier ich die Stimmung fast versaut hätte, mir ne nette E-mail geschrieben hat, dass ich überhaupt durch mein Auftauchen auf der Feier schon was geleistet hätte. Dann hat sie mir dringend Therapie empfohlen, weil ich ja offensichtlich unfähig bin, alleine irgendwas an meinem Verhalten zu verbessern. Aber da konnte ich ihr natürlich nicht sagen, dass ich da schon seit über nem Jahr drin bin und immer noch so störe und krank und therapiebedürftig erscheine. Und sie ist ja wirklich die einzige, mit der ich irgendwas Professionelles diskutieren kann, ohne gleich wieder abgewunken zu werden oder zu hören, ich würde jetzt total stören.
Das ist doch total falsch, dass ich nur mit jemandem reden muss, mit dem ich eigentlich gar nichts zu tun haben sollte, während ich mit den anderen Studenten überhaupt nicht reden kann, ohne irgendwo anzustoßen oder durch Mangel an Smalltalk-skills als abnorm entlarvt zu werden und irgendwann wieder öffentlich zu heulen. Und eigentlich hab ich mit den Dozenten ja noch weniger gemeinsam als der Normalstudent, weil ich im letzten Monat vor lauter Weinen und Unzufriedenheit gar nix hinbekommen habe und auch schon wieder zu zittern anfange, wenn ich durch ne menschengefüllte Halle gehen muss. Jetzt bin ich im 7. Semester und muss vielleicht noch ein achtes machen, für nix und wieder nix, weil ich zu schwach war, ein normaler Mensch zu sein. Bestenfalls habe ich gemerkt, dass ich nirgendwo dazugehöre und so von kurzen professionellen E-mails an meine Dozenten abhängig bin, dass ein Leben ohne solche Kontakte, ohne irgendjemanden, der mit mir irgendwie redet, für mich unerträglich erscheint.

Das ist alles schwach, abhängig, egozentrisch, und abnorm, und das würde doch jeder objektive Betrachter auch so sehen und bezeichnen. Aber was soll man, was soll ich mit so jemandem machen? Ich hab in diesem Beitrag schon viele Tipps gelesen, was ich machen könnte, aber ich glaube gar nicht mehr dran, dass ich irgendwann akzeptiert werden könnte, mit jemandem reden könnte, der mich mag, oder eine Frau kennen würde, die freiwillig mit mir Körperkontakt haben würde. Und wenn ich "normale" Sachen wie zu Feiern gehen mache, wird's ja nur noch schlimmer, weil ich dann ganz schlimm weine und mich nur noch umbringen will. Als Fortschritt möchte ich das nicht bezeichnen, es geht nur immer weiter bergab

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lebenslust
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Beitrag Mi., 03.09.2008, 01:15

Hallo sargo!!


Ich finde nicht gut, dass du dich als abnormalen Abschaum bezeichnest. Was soll das? Du bist genauso viel Wert wie jeder andere Mensch! Was sollte andere Menschen wertvoller machen?

In deinem Beitrag schreibst du, du hättest die Feier versaut. Warum denn? Ich hast doch kaum etwas getan.

Ich denke nicht negativ über dich, finde es aber traurig, dass du so solche Problem hast. Hast du gar keine Freunde? Oder Geschwister mit denen du mal was unternehmen könntest?

Wenn ich eine Kommilitonin von dir wäre, würde ich gerne eine Seminararbeit mit dir schreiben, weil du zuverlässig bist und die Arbeit wichtig nimmst. Das sind doch schon mal 2 gute Eigenschaften bei dir. Gut schreiben/formulieren kannst du auch.

Hat dir denn die Therapie bis jetzt wenigstens etwas geholfen? Und was wäre wenn du mal in den Semesterferien Tabletten ausprobieren würdest? Vielleicht hilft es deine Ängste besser in den Griff zu bekommen.

Ich kann deine Probleme nur etwas nachvollziehen. Ich war während meiner Schulzeit immer eine Außenseiterin. Aller haben gelästert über mich, ich hatte keine richtigen Freunde. Ich spürte immer wie unnormal und anders ich war. Ich wollte so gerne sein wie die anderen, deren Leben so locker war mit vielen Freunden, Verabredungen, Partys, jede Menge Spaß, Hobbys. Alle waren so locker drauf, konnten auf fremde Leute zugehen. Mich brauchte jeder nur zum Hausaufgaben abschreiben, dann wurde ich als Streberin beschimpft. Irgendwann konnte es so nicht mehr weitergehen. Dann habe ich eine Verhaltenstherapie begonnen. Diese hat mir sehr geholfen. Dann hatte ich wenigstens Freunde gefunden, aber immer noch Minderwertigkeitsgefühle. Ich traute mich kaum was zu sagen, weil ich immer dachte, es hört sich blöd an, interessiert eh keinen. Auch hatte ich Angst, ich könnte beim Reden anfangen zu zittern, stottern und man würde mir die Aufgeregtheit anhören, ansehen sowieso. Vor meinem ersten Vortrag im Studium hatte ich schreckliche Angst. Lieber wäre ich mit einer schrecklichen Krankheit ins Krankenhaus gekommen als diesen Vortrag zu halten. Ich habe die 3 Nächte und Tage davor nicht geschlafen, 3 Kilo abgenommen. Während des Vortrags zitterte ich sehr stark, was mich am klaren Sprechen behinderte. Aber keiner der Zuhörer hat sich drüber lustig gemacht. Das ganze ist nun schon eine Weile her, keiner denkt mehr daran. Ich habe es überlegt ohne bleibende Schäden. Und so wird es auch dir gehen. Wenn eine Situation ungenehm/peinlich war, geht sie auch wieder vorüber ohne dass wirklich etwas passiert und die beteiligten Personen vergessen es schnell.

Je mehr Zeit vergeht, desto selbstbewusster werde ich. Wenn ich das kann, kannst du das auch schaffen. Mir hat in der Therapie sehr geholfen, mir über meine Stärken und Erfolge Gedanken zu machen. Hast du das in der Therapie auch schon gemacht oder privat? Schreibe jeden Abend deine Erfolge auf, denn du hast ganz sich jeden Tag Erfolge, wie z.b. einen Professor nach der Vorlesung etwas gefragt, essen in der Mensa, ein Buch gekauft und dabei die Kassiererin richtig angesehen, eine Sekretärin in der Uni angerufen, Sport gemacht, ein leckeres Essen gekocht..... Mach dir doch mal Gedanken über deine Erfolge und nicht nur über die Misserfolge. Schreibe deine Stärken auf: Zuverlässigkeit, gewissenhaftes Arbeiten.....

Ist an der Uni wenigstens ein Student mit dem du dir vorstellen könntest Kontakt zu halten? Dann kannst du die anderen doch links liegen lassen.

Hast du Hobbys? Vielleicht kannst du dich drüber etwas ablenken, wie zb joggen, das befreit unheimlich, und macht stolz

Ich habe schon öfter bei christlichen Erwachsenenfreizeiten für junge Leute vom CVJM teilgenommen. Vielleicht wäre das etwas für dich. Es war immer sehr schön. Es ist immer eine Gruppe junger Leute zwischen 17 - 28 Jahren, die 1-2 Wochen zusammen verbringen. Das schöne daran ist, dass man in die Gruppe aufgenommen wird, egal ob man viel spricht, schüchtern ist oder lieber nur zuhört. Es gibt keine Außenseiter, niemand macht sich über andere lustig.

Hast du schon mal versucht auf einer Party einfach nur rumzusitzen, die Leute zu beobachten? Du musst doch nichts sagen. Mit diesem passiven Verhalten kannst du gar nicht auffallen.

Überlebe dir mal wie wichtig du in diesem Forum geworden bist, wie viele Leute dir hier helfen wollen, sich Gedanken um dich machen. Und dann denkst du noch immer du bist Abschaum und wertlos?
Fast alle Fische legen Eier. Die russischen sogar Kaviar.

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ari
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Beitrag Mi., 03.09.2008, 09:25

[quote="Sargo"][/quote]
Ich habe ähnliche Ängste wie du, wenn ich unter Menschen bin. Ich muss mich auch zwingen z.B in eine Diskothek reinzugehen.Das sind so Situationen mit denen ich ohne bewusstseinverändernde Drogen, nicht klarkommen würde. Also muss ich unbedingt einen trinken bevor ich unter die Jugendlichen gehe, um z.B genug Ignoranz zu entwickeln, sich nicht so sehr für das eigene Aussehen zu schämen(Die Quelle aller meiner Probleme) und um einigermassen den Körper kontrollieren zu können, also die Panik in mir zu unterdrücken.
Oder wenn ich eine Bekannte besuche und meine Pumpe auf 180 abgeht, die Halsschlagader fast zerreist und mein Kopf rot wird ich mein, habe öfters versucht das zu Unterdrücken, aber da werden wohl auch erst Drogen helfen müssen.
Damals auf der Party hattest du auch keine Kontrolle über deinen Körper, richtig? Das ist einfach so ne Sache wo der Körper gegen einen arbeitet, also musst du mit Medikamenten nachhelfen. Ich meine so starke Wirkung werden die Medis wohl auch nicht entwickeln so das du völlig benebelt bist und anfängst dumme Sachen zu machen, oder?
Du musst auch kein liebenswerter Mensch durch Medikamente werden, sondern einfach mal entspannter die Alltagssituationen angehen können.

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Kurlis
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Beitrag Mo., 08.09.2008, 18:22

@Sargo:

Was mir auffällt ist, dass du dich in nahezu jedem Post extrem selber bemitleidest. Warum tust du das ?

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lebenslust
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Beitrag Di., 09.09.2008, 01:34

Kurlis hat geschrieben:Was mir auffällt ist, dass du dich in nahezu jedem Post extrem selber bemitleidest. Warum tust du das ?
Das ist mir auch schon aufgefallen, ich denke aber, dass wenn es Sargo besonders schlecht geht, er hier was schreibt. Tabletten würden ihm zusätzlich zur Therapie bestimmt helfen.
Auf meinen langen Beitrag ist Sargo bisher nicht eingegangen...
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Kurlis
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Beitrag Di., 09.09.2008, 16:56

Ich denk mal du bist einfach verwirrt und weisst nicht wer du bist, oder ?

Dann kann ich kann dir nur den Tipp mitgeben: Flieh nicht ! Es gibt sicher paar Gefühle, von denen du denkst,dass sie dich absolut zerstören/quälen und vor denen du fliehst und Angst hast, oder ?

Weil ich nicht denke, dass du "verrückt" bist und direkt Amok laufen wirst:
Such die Gefühle (denke an irgendwas/deine Probleme), die du hasst und die dich hindern und halte sie aus, egal was passiert, auch wenn du denkst, du wirst gefressen. Je öfter du dich deinem Abgrund, den du tief in dir verdrängt hast, stellst, desto klarer wirst du und desto weniger Angst wirst du haben. Dazu gehört Willenskraft, du kannst nicht dein ganzes Leben fliehen, mach dir das mal klar !
Warum lässt du es dir gefallen, so leben zu müssen ? Was hasst du (sag jetzt nicht "mich")

Warum solltest du irgendwie "scheisse" sein ? Das spinnst du dir in deinem abhängigen Denken zusammen und siehst die Realität nicht.
Stell dich dir selbst ! Suche Vollständigkeit (dazu gehört auch Ungeliebtes)!
Denn du bist total in alle Winde verstreut.

Daraus gewinnst du deine Stärke. Hau rein !

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L.Redlich
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Beitrag Di., 09.09.2008, 22:08

Hallo, Sargo...

Wie bereits jemand erwähnt hat, Uni ist nicht Schule. Da kennt man nicht jeden. Mit 5-6 Leuten bist du noch gut. Ich komm jetzt ins 3. Semester und kenn keinen einzigen Menschen in meinen Fächern!
Wer sagt denn, dass man an der Uni Leute kennen muss? Wer sagt, dass man in der Schule mit den Leuten aus der Klasse viel am Hut haben muss?
Schließen Anonymität und Mobbing einander nicht aus?

Und worin besteht diese Seltsamkeit, die dir versichert, dass du komplett asozial bist?

Und was sollte das (2. Seite oder so), dass diese Studienkollegin denkt, du wüsstest sehr viel über Sex? So völlig aus dem Zusammenhang gerissen...
Die lässt sich offensichtlich nicht so leicht abschrecken. Ich finde du solltest froh sein, dass dir da jemand eine Chance gibt und sich um dich bemüht.

Was deine Eltern betrifft, kann ich dich gut verstehen, dass du da nicht einfach weg kannst. Zumal du ja scheinbar komplett alleine bist... Mit dem bisschen Kindergeld kannst du dir ja auch kaum was eigenes leisten, nehm ich an, weiß nicht so gut bescheid über die Mieten bei euch.

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Sargo
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Beitrag Mi., 10.09.2008, 16:11

lebenslust hat geschrieben:Das ist mir auch schon aufgefallen, ich denke aber, dass wenn es Sargo besonders schlecht geht, er hier was schreibt.
Ja, da hast du leider recht. Es tut mir Leid, dass ich hier schreibe, weil ich eigentlich nicht glaube, dass sich mein Leben noch irgendwie verbessern könnte. Wenn du sagst, ich sollte doch irgendwelche Freunde oder Geschwister haben, wird mir klar, dass das eigentlich das normale und gesunde wäre, und dass ich eben abnorm und krank bin, weil ich das nie auch nur im Ansatz hingekriegt habe. Das soll jetzt kein Vorwurf sein, aber wenn ich ständig merke, welche Mindesterwartungen man von einem Poster in diesem Forum hat, und wie wenig ich es schaffe, dem gerecht zu werden, dann wird klar, wie unnormal ich bin.

Das mit dem Selbstmitleid seh ich nicht - Ich sag nie, dass meine Elten oder sonst jemand irgendeine Schuld an meinem kranken Verhalten haben; das hör ich nur von anderen Leuten. Ich weiß sogar genau, dass das meine Schuld ist, weil ich krank und schwach bin, und da will ich nicht drüber jammern, sondern meine Fehler aufdecken, bis ich rauskriege, wo so jemand überhaupt hingehört.
Momentan kann ich vielleicht 5% von dem identifizieren, was an mir abnorm ist, und ein besserer Mensch bin ich dadurch noch nicht geworden. Da denk ich aber nicht, dass ich ein armes Kindchen bin, das Freunde und Akzeptanz verdient hat, obwohl man mir das immer sagt - jeder Mensch ist was wert, einfach so, egal, wie abnorm er sich verhält?? Gerade das führt zum Selbstmitleid, dieser falsche Selbstwert entgegen aller objektiven Anzeichen von Abnormalität.
L.Redlich hat geschrieben: Uni ist nicht Schule. Da kennt man nicht jeden. Mit 5-6 Leuten bist du noch gut.
Ich stell mal kurz dar, weswegen ich ganz sicher weder Mitleid noch Selbstmitleid verdient habe:

- Belästigung meiner Tutorin, bis hin zum Stalken (stundenlang an der BH gelauert, damit sie mir Hallo sagt) und massiven Belästigen (zuhause angerufen, gefordert, dass sie mir sagt, was sie an mir nicht leiden kann), und E-mail Terror mit sexueller Belästigung (ein gutes Dutzend Emails, alle voller verstörender "Danksagungen", wieviel es mir bedeutet, dass sie mit mir zweimal geredet hat, und dass ich soviel an sie denke). Dass war ein profesionelles Verhältnis, sie konnte mir also nichtmal aus dem Weg gehn. Ich belästige sie auch immer noch, indem ich ihr jedes Semester schreibe, welche Seminare ich besuche.

- Belästigung meiner ersten Gruppenarbeitspartnerin, indem ich zuerst über Weihnachten Tagelang in ICQ blieb in der Hoffnung, dass sie Hallo sagt (sie wusste auch, dass ich sonst niemanden kenne, da ich wie üblich distanzlos war), und ihr dann kurz vor Studienbeginn sage, dass ich ihre Augen sehr schön finde, und das so formuliere, dass sie die nächsten beiden Sitzungen verpasst und sich dann vom Platz neben mir in die andere Ecke des Zimmers setzt. Auch sie belästige ich noch, indem ich ihr alle 4-5 Monate "hallo, danke nochmal für die Zusammenarbeit, wie gehts dir?" schreibe, und auf ihr Schweigen aus reiner Selbstverliebtheit nicht wie ein normaler Mensch reagiere.

- sexuelle Belästigung und mehr, als ich hier aufzählen kann, bei der letzten "Studienkollegin". Das Schlimmste war wohl, dass ich nur, um mit ihr zu reden (wenn auch über die Gruppenarbeit und auf ihren Impuls hin) zu meiner ersten Feier gegangen bin, und ihr das auch noch gesagt habe, nachdem sie mir dort nur aus dem Weg gegangen war. Es ist zwar nett, dass sie sich so tolerant verhielt, aber an meinen Vergehungen ändert das ja nichts.

- 4 HAs geschmissen, weil ich stattdessen nur über dieses Thema nachdenken konnte und weil mir "Karriere" weniger wichtig als Kontakte erschien. Dafür bin ich jetzt im 7. Semester und habe nur ein Portfolio voller abnormalem Verhalten vorzuzeigen.

- Ausnutzen meiner Mutter, z.B. als Wohnungsfinderin, obwohl sie vollkommen überarbeitet ist und seit Dezember nur zwei Termine machen konnte, weil ich selbst zu feige bin, das Telefon zu benutzen und wildfremde Leute anzurufen - ein parasitäres Kleinkind mit 22!

Das sind die einzigen Leute außer meinem Therapeuten und den Dozenten, mit denen ich je wirklich geredet habe, und bei allen hab ich nur Schaden angerichtet. Wenn ich die Beiträge hier lese, scheint es, als hättet ihr ein ganz falsches Bild von mir und wolltet mich zwingend positiv sehen, obwohl ihr mich aufgrund meiner Schilderungen klar als abnorm erkennnen könntet. Ich denke als Lösung eher ans Wegsperren oder an Kastration, höre da aber nur, dass das auch nicht dauerhaft helfen würde und dass ich "optimistisch sein" soll. Ich weiß nur, dass Leute mit so einer langen Vergangenheit von Abnormalität nichts mehr in der Gesellschaft zu suchen haben, und versuche zu sehen, wie es weiter gehen soll. Das ist doch nichts verwerfliches, und hat auch wenig mit Selbstmitleid oder Beschönigung der eigenen Fehler zu tun.

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