ein Therapeut ist kein Freund sondern ein professioneller Helfer, ein Fachmann/eine Fachfrau für ein bestimmtes Gebiet. In diesem Fall die Psyche des Menschen. Dies ist gut so, da Du nur so uneingeschränkt "auf Deine Kosten" (volle Konzentration auf Dich, Deine Probleme etc.) kommen kannst ohne den anderen "auszunutzen" oder "zu benachteiligen", der bekommt dafür nämlich Geld und verdient damit seinen Lebensunterhalt. Kommt also bereits durch die Art des Verhältnisses auf seine Kosten.Broken Wing hat geschrieben: Ein Therapeut kann eben nur ein gekaufter Freund sein. Natürlich gibt es unterschiede zwischen echter und gekaufter Freundschaft, genauso, um den Bogen zum Rotlichtmillieu zu spannen, wie es unterschiede zwischen gekaufter und echter Liebe gibt. Das gekaufte ist weniger wert. Man achtet nicht darauf, einen Ausgleich zwischen Geben und Nehmen herzustellen. Man möchte auf seine Kosten kommen.
Gut verstehen kann man sich allerdings trotzdem, nur tut man es eben im Rahmen eines klar definierten, gemeinsamen "Auftrags".
Ich versteh mich auch mit anderen Ärzten unterschiedlich gut. So hatte ich zB. mal einen Kieferchirurgen, der es mir trotz bereits ausgemachtem "Extraktionstermin" (der mühsam von ihm für mich freigeschaufelt wurde, weil derbste Entzündung) nicht übel nahm, dass ich diesen einen Tag vorher abgesagt habe, weil ich mir eingebildet habe, dass der Zahn doch nur entzündet war, weil er wächst (war ein Weisheitszahn) und nicht, weil er nicht "durchkommen" konnte (was seine Meinung war). Ein halbes Jahr später stand ich wieder mit dicker Backe und sehr reumütig auf der Matte, sein einziger Kommentar war ein grinsendes: Na, darf ich ihn Dir jetzt ziehen? Diesen Mann habe ich geliebt für seine Art, mir die Entscheidungen so selbstverständlich zu überlassen und dafür, dass er verstand, dass ich nicht gegen mein Gefühl handeln konnte.
In meiner Therapie geht es mir da bisweilen ähnlich.
Lieben Gruss,
mio