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Sa., 25.07.2015, 18:08
Hallo Jenny Doe,
es ist nun einmal so, dass nicht jeder Therapeut "jederzeit" für seine Patienten erreichbar sein möchte. Das ist ja auch ok und nachvollziehbar. Und ich habe auch EXPLIZIT geschrieben, dass dieses Angebot auch von nicht "zertifizierten" Traumatherapeuten kommen kann, so sie entsprechend eingestellt sind.
Ich möchte Dich bitten etwas aufmerksamer zu lesen, bevor Du reagierst.
Meiner Meinung nach verallgemeinerst Du aufgrund Deiner eigenen negativen Erfahrungen das Thema in eine Richtung, die so nicht richtig ist. Nicht jeder Therapeut hat jede Ausbildung. Manchmal machen weiterführende Ausbildungen Sinn, um einem Patienten adäquat helfen zu können. Das "Schild" "Traumatherapeut" (das es SO ja eh nicht gibt! Es ist einfach eine Zusatzqualifikation. Auf dem Schild "meiner" zB. steht: Dipl. Psychologin, Psychologische Psychotherapeutin, Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie) zeigt nur an, dass jemand sich in eine bestimmte Richtung zusätzlich und über das "normale" "Ausbildungsmass" hinaus qualifiziert hat. Diese "besser"/ "schlechter" Wertung ist Dein Film.
Und es gibt nun einmal unterschiedlichste Traumafolgestörungen, das ist eine Tatsache, weshalb diese auch unterschiedlich behandelt werden müssen. "PTBS" ist ja nur ein "Oberbegriff" der als "Diagnose" gern vergeben wird, weil er weniger stigmatisierend ist, als andere Diagnosen die eventuell schwerwiegende Auswirkungen auf die zukünfitge Lebensgestaltung des Patienen bzw. seine Behandlung haben könnten und wenn die dann "fehlerhaft" sind kann das ziemlich blöde Konsequenzen haben. Ich habe "für die Krankenkasse" zB. auch die "offizielle" Diagnose PTBS und zwar aus genau diesem Grund.
Mit "normalen" Therapeuten meinte ich die, die aufgrund ihrer Basisausbildung kassenzugelassen praktizieren. Dass die grundsätzlich auch ein Basisausbildung zum Thema "Psychotrauma" habe ist klar und liegt in der Natur der Sache.
Aber zB. bei dissoziativen Störungen KANN - nicht muss! - dies zuwenig sein. Eine Freundin von mir, die auch meinte, das besser als ich und bewusster Psychiater, der mir das Vorgehen empfohlen hat, beurteilen zu können und mir da was ans Bein reden wollte, hat mal ihre Thera ("normale" TFPlerin) gefragt. Als diese ihr dann gesagt hat, dass es bei dissoziativen Störungen schon besser ist, wenn da wer rangeht, der sich damit auskennt war sie endlich ruhig. Um sich auszukennen braucht es allerdings kein offen sichtbares "Etikett", es reicht, wenn die Person informiert und ausgebildet ist. Aber wenn das jemand ist, dann spricht auch nichts dagegen, dies nach außen zu verdeutlichen. Es ist doch nur eine "Spezialisierung", nichts weiter. Ich versteh das Problem, dass Du mit dieser "Spezialisierung" und der "Kenntlichmachung" dieser hast nicht?
Niemand sagt, dass "normale" Therapeuten "schlechter" sein müssen, sie sind nur in der Regel nicht automatisch "zusatzqualifiziert". Wenn Du diese "Zusatzqualifikationen" nicht brauchst, dann ist das doch schön, damit hast Du mehr "Auswahl". Aber es gibt nun einmal Menschen, für die es hilfreich ist, so der Therapeut eine entsprechende Spezialisierung hat. Wo also ist das Problem so dieser dann darauf hinweist? Und Ausbildungen in Techniken wie Kathathymes Bilderleben, PITT, Schematherapie, EMDR, Brainspotting, Somatic Experiencing, Hypnotherapie etc.pp. sind nun mal einfach Zusatzqualifikationen, die nicht jeder Therapeut zwangsläufig hat. Ebenso wie "Traumatherapie" eine Zusatzausbildung ist.
Du bist an jemanden geraten, der nicht professionell gearbeitet hat. Sowas ist schrecklich, weil es in die "falsche" Richtung führt und dem Patienten dann mehr schadet als nutzt und wahrscheinlich kommt Deine "Ablehnung" daher (das interpretiere ich jetzt mal so). Aber deshalb sind nicht alle Therapeuten die in diese Richtung arbeiten, spezialisiert sind und dies auch klarmachen Scharlatane, Blender, Wichtigtuer. MIR würde es schaden, so sich jemand vor mich setzen würde und sagen: Frau mio, sie haben doch eigentlich die und die Störung, sie sind gar nicht DIS. Wir schmeissen die anderen jetzt mal in die Tonne, denn da gehören sie hin. Um es mal überspitzt zu sagen.
Und ob und inwiefern ein Therapeut seine Zusatzqualifikationen nach außen verdeutlicht, ist dessen Entscheidung. Mir als Patientin erleichtert das eine gezielte Suche, weshalb ich es begrüße so Therapeuten dies kenntlich machen.
Lieben Gruss,
mio