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Do., 14.05.2015, 00:13
Zur Augenhöhe:
In der Psychotherapie (so postuliere ich jetzt mal) ist der Therapeut psychisch gesünder als der Patient. Gerade wenn wie bei unsereins eine gravierende Persönlichkeitsstörung vorlag (die DIS wird ja dazu gezählt, ich sehe es, wie anderweitig schon erwähnt etwas anders) und noch andere frühkindlich bedingte Fehlentwicklungen, die bis ins Erwachsenenalter aufrecht erhalten wurden, liegt beim Patienten definitiv ein niedrigeres Funktionsniveau (wird so in der Psychologie genannt) vor als beim Therapeut. Es liegen u.a. unbefriedigte Bedürfnisse beim Patienten vor, die er als gesunder Erwachsener nicht haben sollte. Und das ist aus meiner Sicht (und auch das meinte mein Therapeut) dieses nicht auf Augenhöhe sein.
Wenn unbefriedigte kindliche Bedürfnisse und auch Abhängigkeiten seitens des Patienten vorliegen, ist keine Augenhöhe gegeben sondern Gefälle, es ist dann eher wie ein Eltern-Kind-Verhältnis.
Selbstverständlich kann dieses Verhältnis geprägt sein von gegenseitigen Respekt, Wertschätzung, Achtung, das sind nämlich verschiedene Paar Schuh. Ebenso sind die Menschen für mich gleichwertig, auch wenn sie sich nicht auf Augenhöhe befinden, also auch Eltern und Kinder. Erst wenn das von einer Partei anders gesehen wird (also als nicht gleichwertig), kommt Macht/Überlegenheit/Unterlegenheit hinzu, was wiederum ein anderes Paar Schuh ist.
Und das war das eine von meinem Thera aufgezeigte Therapieziel, mich auf Augenhöhe haben zu wollen, mich also aus den unbefriedigten kindlichen Bedürfnissen heraus zu holen und das Funktionsniveau auf das eines psychisch gesunde Erwachsenen zu bringen.
Und das ist schon seit geraumer Zeit erreicht. Punkt. Also findet inzwischen eine Begegnung auf Augenhöhe statt.
Das zeichnet u.a. meine erfolgreiche Therapie aus, genau wie das Erreichen anderer formulierter Therapieziele, die sich vor allem an „1000“ nicht mehr vorhandener Symptome zeigen, wie z.B. kein selbstverletzendes Verhalten mehr, Abwesenheit diverser Ängste und Zwänge, und vor allem das Loslassenkönnen der Traumatischen Erlebnisse, das Verlassen der Opferrolle.
Das zuletztgenannte hatte ich durchaus schon erwähnt, wurde nie drauf herumgeritten.
Warum ist das bei dem Therapieziel „auf Augenhöhe“ anders?
Wenn ich dreimal erzähle „hey Leuts, ich hab kein selbstverletzendes Verhalten mehr“, kommt als Reaktion „mensch, toll, dass du das geschafft hast“
Wenn ich zweimal (!) schreibe, dass mein Thera und ich mich auf Augenhöhe befinden (ja und ein nicht ganz so glücklich gewählter Vergleich mit der Arbeitswelt), dann wird mir vorgehalten, wenn ich so „massiv“ die Augenhöhe erwähne, müsse ich ja wohl immer noch ein Problem damit haben …
Wer weiß? Vielleicht ist es ja eher anders herum…
Oder es liegt schlicht und ergreifend ein Kommunikationsproblem vor, weil wir unter „Augenhöhe“ etwas anderes verstehen.
Oder es gibt noch andere nicht angedachte Optionen.
Hallo Leberblümchen,
du interpretierst in deinem Posting an mio aber eine ganze Menge in mein Geschriebenes hinein (ich beziehe mich jetzt vor allem auf meine erste beiden größeren Postings), was ich da beim besten Willen nicht finde.
„Wandelröschen schrieb begeistert (…) davon, dass es ein Gespräch auf Augenhöhe war und dass ihr Th. ihr anfangs gesagt habe, er wolle sie auf Augenhöhe bringen.“
Dazu habe ich mich schon ausgelassen
„Daneben schrieb sie noch von dem 'Drumrum' der Begegnung“
von der Begegnung, wie sie stattfand, schrieb ich vorher. "Drumrum" hört sich etwas abwertend, nebensächlich, nicht erwähnenswert an, vor allem in ``.
„dass alles so beiläufig augenhöhig war“
Hä???
„Ich hab es so interpretiert (!), dass es für sie sehr wichtig ist, erfolgreich zu sein, dem Th. also ebenbürtig“
Ups, wo interpretierst du da „erfolgreich“ hinein? Und was hat erfolgreich mit ebenbürtig zu tun? Und weiter:
„Er soll sie, vielleicht (…) auch ein bisschen bewundern“
Da schlägt aber deine Interpretation und Phantasie Kapriolen.
„Ich wollte zunächst nur darauf hinweisen, dass das Zufällige der eigentlichen Dreiminutenbegegnung, die sich zu einem langen Spaziergang ausgeweitet hat, für mich irgendwie seltsam klang“
Da bist du wesentlich mehr bei Chaosfee, die das hineinbrachte, als bei mir
Dazu hatte ich dann im übrigen was geschrieben, überlesen?
Und so frage ich mich das gleiche wie mio:
„Was mich hier vielmehr irritiert sind die geäußerten "Zweifel" an Wandelröschens Authentizität bzw. der Authentizität ihres Theras bzw. der Beschreibung der Situation. Die verstehe ich einfach nicht so recht, da sie mir doch recht "gewollt konstruiert" und auch unnötig "misstrauisch" erscheinen.“
Gruß
Wandelröschen
Wann, wenn nicht jetzt. Wo, wenn nicht hier. Wer, wenn nicht ich.