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Di., 18.08.2009, 22:56
Hallo!
Am 01.08.2009, vor also 17 Tagen, nahm ich meine bisher letzte Zyprexa. Nun sind bereits über zwei Wochen vergangen und ich kann ein vorläufigen Bericht geben:
Die erste Woche verlief problemlos. Ich bekam durch andere Gründe wenig Schlaf in den zwei folgenden Wochen (Reisen, Hochzeitsfeiern, etc.), das kann ich nicht empfehlen (für ausreichend Schlaf sorgen!). Ich hatte ziemlich viel Stress (sehr viele Hochzeitsgäste, kein eigener Raum für Privatsphäre und zum Rückzug). Vom Alkohol hätte ich auch besser ganz die Finger lassen sollen, trank zwar nur sehr wenig (auf der ganzen dreitägigen Feier ca. zwei Bier und fünf Wodkagläschen), denke aber auch das hat leicht geschadet. Ca. eine Woche nach der letzten Einnahme, auf der Hochzeitsnachfeier, ging es mir sehr schlecht und ich zog mich extrem zurück von allen anderen, dummerweise hatte ich keine Rückzugsmöglichkeit und streifte daher unruhig hin und her, jeglicher Kontakt zu Menschen tat brennend weh in der Psyche, so versuchte ich allen auszuweichen so gut es ging. Leider war das Haus voller Gäste von Freitag bis Dienstag, und von Sonntag bis Dienstag musste ich durch diese persönliche Hölle gehen. Alle konnten sehen wie dreckig es mir ging, das machte es nicht leichter.
Dienstag der 11.08., nach drei Tagen Hölle, war der tiefste Tiefpunkt: Ich war sehr fertig und sehr verwirrt, ging in zornigen und hasserfüllten Selbstgesprächen versunken am See spazieren um allein zu sein, war äußerst aggressiv und wütend/zornig, auf alle, auf die Welt und besonders auf meine Familie, und ich spürte regelrecht das Böse in mir aufsteigen. Ich fühlte mich bereit, zu töten. Unglücklicherweise kam ein jungesPärchen mit Baby in meine Richtung, ich war bereit anzugreifen, wenn sie meinen Steg betreten wollten. Und sie taten es! Die Wut stieg extrem hoch, doch ich konnte es kontrollieren und zum Glück für uns alle gingen sie nach sehr sehr kurzer Zeit weiter. Die Situation war gelöst, die Wut aber blieb.
Ich redete die ganze Zeit über mit mir selbst und war mir sicher, ich bin zum Nazi geworden, völlig bereit, sofort allen "Zecken" den Kopf einzutreten und bereit sofort beim nächsten NPD-Kreisverband beizutreten und ihre Slogans mitzubrüllen. Ich stellte mir vor, wie ich auf einen wehrlosen Punk eintrete und meine Wut fand keine Grenzen. Es geilte mich auf.
Ich ging zu einem Platz am See, ein Baumstumpf ragte am Ufer, ich setzte mich darauf. Und hier erkannte ich ihn: Satan, Luzifer, Schaytan, Mara, Belzebub, Der Leibhaftige - er war in mir! ER war es, der mich dazu trieb! Er sprach die ganze Zeit mit mir, durch mich selbst. Ich war zweigeteilt. Ich versuchte mich zu wehren, aber es hatte mich zunächst unter Kontrolle. Es sprach laut durch meinen eigenen Mund zu mir selbst, Böse Dinge sollte ich tun, es wollte mich in meiner schwachen Stunde für seine Seite gewinnen, es wollte mich verführen. Es geschah am 11.08.2009 zwischen 17 und 17.30h. Der Tag war sonnig, warm. Nach schwerer Kraftanstrengung gewann ich völlig die Kontrolle über mein Denken und Fühlen zurück; ich vertrieb ihn aus mir, ich gewann die Schlacht, ich war wieder ich, furchtbar schwach nach den schrecklichen Tagen des diffusen Kampfes, aber ich wusste es würde nun langsam aufwärts gehen! Ich war so stolz, dass ich sofort wieder klar denken konnte. ICH HATTE DEN SATAN AUS MIR VERTRIEBEN! Ich war verrückt und Ich habe mich geheilt, ich hatte gewonnen! Sofort als ich zu den Leuten zurückkam ging es mir besser, der starke Drang, allein sein zu müssen und der Hass und die Wut auf alle war schwächer und verging bis zum nächsten Tag fast gänzlich. Meine völlig soziale Isolation löste sich stark auf und all die unerträgliche Wut wurde weg gespült.
Heute.
Die alles ist nun eine Woche her. Seitdem ging es mir ganz OK. ich war mit Familie auf Reise. Es ist anstrengend, mit dieser pathologischen Familienstiuation zu leben. Ich bin der Andere, keiner versteht mich, meine Art, mein Denken, Fühlen, meine Überzeugungen, ich werde von Vater bewusst missverstanden, angegriffen und missachtet. Ehe der Eltern fürn Arsch, für mich fürchterlich belastend sie so zu sehen. Doch ich habe es überlebt und bin mega glücklich, endlich wieder in meiner anderen Stadt zu sein, wo ich lebe und mein eigenes Leben führe, (fast) frei von diesen ganzen krankmachenden Einflüssen. Kaum kam ich in meiner Stadt an, weit weg von der Familie, fiel ein Stein vom Herzen - ich fühlte mich besser, freier, unbeschwerter. Ich war etwa zwei Wochen mit den Eltern und Geschwistern zusammen und kann nur sagen, dass die Situation ziemlich belastend ist. Ich möchte eigentlich nur einigen Abstand von ihnen, auch wenn ich sie lieben muss weil es Familie ist, aber sie machen mich auch irgendwie krank.
Ich habe aufgehört, für mich alleine zu leben und angefangen, für uns alle zu leben.
Nennt mich Little!