Ich stecke immer noch in Bulimie & Depression

Bulimie, Anorexie, Adipositas, EDNOS (mehr zur Unterscheidung finden Sie in meinen themenbezogenen Artikeln im Archiv, darüber hinaus finden Sie auf der Website auch Selbsttests zum Thema)
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lemon
[nicht mehr wegzudenken]
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Beitrag So., 11.01.2015, 18:18

Sonnenschein, klar braucht jeder Kontakte, die einem gut tun.

Wenn ich dich so lese habe ich das Gefühl, dass du immer denkst, dass du durch die Bulimie eine Außenseiterin seist und erst wieder glaubst richtig zu ticken, wenn du gesund bist.

Das ist aber nicht so.
Du bis DU und das solltest du so hinnehmen, egal was dich gerade bedrückt.
Als nächsten Kontakt und Anvertrauten stelle ich mir meinen Partner vor, ansonsten wäre ich nicht mit ihm zusammen.

Wieso bist du mit deinem Freund zusammen?

lemon
[center]Das, was wir Menschen am meisten brauchen,
ist ein Mensch, der uns dazu bringt,
das zu tun, wozu wir fähig sind.[/center]

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Verocasa
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Beitrag So., 11.01.2015, 20:02

Liebe Sonnenschein,

Du bist weder falsch noch schuldig. Am liebsten würde ich Dir das in riesigen Buchstaben übers Bett hängen, so dass Du es abends als letztes und morgens als erstes siehst - und Dir einhämmerst: Du bist jetzt und hier, genau so wie Du bist, auch mit der Erkrankung, liebens-wert und liebens-würdig!

Ich glaube, wenn Du den falschen Glauben an Schuld und verkehrt sein aus Deinem Kopf und Deinem Herzen eliminieren kannst, wird nicht nur vieles von selbst leichter, sondern es kommen auch die Menschen in Dein Leben, die Du suchst. -

Wann wurde Dir beigebracht, Du seist nicht richtig so wie Du bist? Erinnerst Du Dich, wann Du dieses Gefühl früher, ganz früh, erstmalig hattest? Und dann hast Du es so verinnerlicht, dass Du Dir heute Perfektion abverlangen musst, um Dich selbst akzeptieren zu können. Die Bulimie steht der Perfektion natürlich direkt entgegen … das funktioniert auch einfach nicht: Niemand ist wirklich perfekt.

Auch andere haben menschliche Schwächen, auch andere machen nicht immer alles richtig, und kämst Du auf die Idee, dass sie deswegen keine Liebe verdienen? Dein Freund … wie echt darfst Du sein bei ihm? Wenn Du bei ihm immer eine Maske tragen "musst", ist das schon schwierig.

Lieber Sonntagsgruß,
Vero

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sonnenschein1511
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Beitrag Mo., 19.01.2015, 22:18

Hallo ihr zwei,

ich möchte mich doch noch hier mal melden.

Warum ich mit meinem Freund zusammen bin, kann ich derzeit nicht beantworten. Ich bin zu weit weg von ihm und etwas näher bei mir. Bevor wir zusammen gezogen sind, habe ich mich meist sehr wohl gefühlt bei ihm. Vielleicht weil er nicht an mir herumgemeckert hat, mich so lassen wollte...anfangs dachte ich das...fragt mich das echt ein anderes Mal...jetzt kann und will ich nciht darüber nachdenken und es ist eh nur verzerrt durch all das, was jetzt da ist.

An dich. Vero. wegen der Sache mit meiner Mutter und perfekt sein sollen. Es ist doch egal, wann das erste Mal. Ich bin eine Tochter einer narzistisch gestörten Mutter. So böse das klingt und wahrscheinlich war sie auch eine Tochter solch einer Mutter. Was soll ich damit anfangen? Ich merke nur, dass im Hier und Jetzt ich noch an sie denke, dass ich sie jetzt beispielsweise seltener sehe und ich weiß und auch mehrmals zu lesen bekomme, dass sie darüber sehr traurig ist...ich fühle mich schuldig. Ich fühle mich für sie vernatwortlich. Ich fühle das, als sei ich die Person, die jetzt jemanden vermisst. Oder letztens im Restaurant, wo sich unsere Eltern kennen gelernt haben und mein Vater ganz außen saß, fast nichts sagte, zeriss es mir das Herz, dass er sich vielleicht außen vor fühlt und habe versucht ihn miteinzubeziehen. War aber selbst zu angespannt und hab da versagt. Von solchen Gefühlen (schlechtes gewissen, nicht genügen, sie glücklich machen wollen, ab und zu etwas Wut, die ich direkt wieder verdränge, da ich weiß, dass meine Eltern mich über alles lieben und alles nur richtig machen wollten...) habe ich oft, sehr oft, momentan täglich welche.

Die Bulimie war also da, um mich abzugrenzen, um das ach nicht mehr zu fühlen und vor allem mich noch auf irgendwas zu freuen. Hab ich sie nicht, beispielsweise an Wochenenden bin ich dermaßen depri..grausam das Gefühl...ich quäle mich noch, alles zu machen, auch zum Sport habe ich es geschafft, aber sobald ich nicht wirklich was zu tun habe und mich eigentlich auch nie motivieren kann, auch nur irgendwas zu tun, außer eben Sport (seltenst) und lernen, weil ich muss...dann denke ich nur noch an essen und denke, ja, dann fühlst dich zumindest kurzfristig gut und schmeckst leckere Dinge...

Grausam echt...

Das hier habe ich mal kopiert, weil es zu den Verhaltensweisen meiner Mutter passt...Mir tut es so weh, sie so runter zu machen. Ich will es halt erzählen, aber ich weiß doch ,sie liebt mich und hat einiges bestimmt absolut unbewusst getan... Ich liebe meine Mama...es tut so weh, dass sie leidet, weil sie michnicht sieht. Ich treff mich aber jetzt mit ihr...und sie wird immer älter und ist dann auch nivht mehr da und hat so eine Tochter wie mich, die sie zu selten trifft...und meinen Papa erst...er macht alles und ich treffe mich auch viel zu wenig mit ihm...gebe ihm viel zu wenig ...scheiße...ich seh meine Tastatur kaum noch scharf

naja, ich lass es mit den Verhaltensweisen...das ist gemein. Ich muss mich ablösen, zumindest etwas mehr...

LG

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daisyduck
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Beitrag Di., 20.01.2015, 13:44

Hallo Sonnenschein,
ich kann zu deiner Thematik nichts sagen
möchte dir aber einen lieben Gruß da lassen.
Kopf hoch du bist auf dem richtigen Weg.
Dee

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sonnenschein1511
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Beitrag Di., 20.01.2015, 13:56

danke dir!kommt gut...ich denke auch,ich bin auf e guten Weg,meinem zumindest.
hab heut morgen keinen fa gehabt,sondern bin zum Yoga!das fühlt sich gut an..ich erwarte aber nicht,dass es immer so ist und ich akzeptiere,dass es hauptsächlich aus der Motivation kam,heut Abend zu dürfen..

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daisyduck
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Beitrag Di., 20.01.2015, 14:03

ich noch mal....
setze dich nicht zu sehr unter Druck Heilung psychischer Erkrankungen braucht seine Zeit.
So nu muss ich aber raus........bis denne

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Verocasa
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Beitrag Di., 20.01.2015, 14:04

Gerade erst lese ich Deinen Beitrag von gestern, Sonnenschein.

Kurz noch dazu: Nein, ich finde es nicht egal, wann das mit Deiner Mutter zuerst auftrat und die ersten Anfänge davon zu erforschen, im Gegenteil, ich glaube eben, das wäre wichtig. Aber Du wehrst ab, und somit ist das okay; kann sein, es ist noch nicht der richtige Zeitpunkt, da dran zu gehen.

Nach meinem Empfinden befindest Du Dich derzeit noch in einem unlösbaren Konflikt, denn Du verteidigst hier fast, dass Dein Gefühl der Verantwortung für Deine Eltern und Dein Mitleid mit ihnen so großen Raum einnimmt, bekundest immer wieder, dass richtig sei - auch wenn Du darunter so leidest dass Du wortwörtlich Dein Leben aufs Spiel setzt. Du willst "weg davon" und auch wieder nicht.

Ganz klar nochmals, wir sind nicht verantwortlich für unsere Eltern, jedenfalls nicht in dieser Art und Weise. Ich glaube auch nicht, dass sie das von Dir wollen würden. Ich kenne übrigens das durchdringende Gefühl des Mitleids, hatte das auch mit meiner Familie. Daher weiß ich, wie wichtig es war, dies hinter mir zu lassen. Mitgefühl, ja - Mit-LEID, nein!

LG Vero

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sonnenschein1511
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Beitrag Di., 20.01.2015, 17:12

Hallo Vero,

danke dir wie immer herzlich für deine Antwort. habe ich nicht verdient, dass sich hier jemand so viel Mühe macht und mir schreibt. das rührt mich wirklich!

Ja, ein momentan unlösbarer Konflikt. Bzw. zwei Dinge wollen, die aber konträr gehen (könnten): loslassen von mama, auch wütend sein, sie enttäuschen und traurig machen, dafür mein Leben führen (wie auch immer das geht) vs. sie weiterhin beschützen und lieb sein.

Ich habe einfach mal, auch für mich, einige Erinnerungen von früher aufgeschrieben. Die ältesten sind so vor 22 Jahren, also ich mit 6 Jahren. Früher komme ich nicht. Brauchst nicht durchlesen, aber wenn fallen immer die Gefühle Scham, Angst, Wut und Trotz auf.

Lieben Gruß an dich!

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sonnenschein1511
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Beitrag Di., 20.01.2015, 17:13

Geschichten an die ich mich erinnern kann. Ob das normal ist?

Ich war schätzungsweise 7 Jahre alt, vielleicht etwas jünger oder älter. Meine Mutter mochte es nicht, dass ich viel fern sah. Keine Ahnung, wie viel es jetzt war, aber lass es 2 h gewesen sein oder mehr. Am liebsten Pipi Langstrumpf. Irgendwann im Garten, sie muss wütend gewesen sein, hatte wohl sie wieder mal zur Weißglut getrieben, sagte sie so etwas in die Richtung, wie dass ich ein verzogenes Blach sei, weil ich so viel Pipi Langstrumpf schauen würde und dass sie mich ins Heim bringen würde, wenn ich nicht lieber sei. Dass Mama oft sehr böse war, weil ich so frech und bockig und trotzig war, kam oft vor. Ich weiß nicht genau, was für ein Gefühl, eher Gefühle da dann in mir waren, aber ich kann es jetzt noch etwas fühlen. So was wie Wut, warum Mama das immer wieder sagt. Angst, dass sie mich wirklich ins Heim schickt. Scham und Angst vor weiteren abwertenden Kommentaren noch durch meinen Vater, der aber meist nichts sagte. Wenn dann immer nur das, was Mama sagte. Ich fühlte mich wie ein schlechtes Kind. Eines, das seine Mama nicht glücklich macht und den Papa so verärgert oder enttäuscht, dass er gar nichts sagt. Ich kann mich nicht erinnern, auch nur einmal Partei gar für mich ergriffen zu haben. Das wagte er sich nicht bei meiner Mutter. Auch heute noch ist es so. Manchmal schaffe ich es, aus seinem Mund seine Meinung zu mir zu hören und dann höre ich oft so etwas, wie „Du kennst doch deine Mutter!“ Das tut mir dann gut. Ich bin doch nicht so falsch und sie hat vielleicht nur etwas überreagiert.
Eine andere Geschichte – da war ich auch so in dem Alter – geschah im Schwarzwald. Mehrmals, denn wir waren jahrelang immer mit meiner gleichaltrigen Cousine im Herbst im Schwarzwald für 10 Tage. Mama hat oft geschwärmt, wie lieb doch meine Cousine mit ihrer Mutter umgehen würde und sagte dann auch oft so etwas, wie „X hat ihre Mama richtig lieb.“ Oder „X ist so richtig lieb zu ihrer Mama. So ganz anders als du.“ Manchmal hat sie geschrien und auch geweint, wenn ich mal wieder so frech war. Um dann am Abend oder am nächsten Tag mir immer wieder zu sagen, dass sie doch wüsste, wie sehr ich sie lieben würde und das man mir das doch nicht immer so ansähe. Sie hätte lieber ein Kind, dass ehrlich ist und nicht nur anhänglich und lieb wie meine Cousine. Das geschah auch vor den anderen. Und ich habe mich in Grund und Boden geschämt und war traurig und wütend zugleich, dass Mama so was sagte. Ich fand mich nicht so schlimm. Sie verglich mich sehr sehr oft mit meiner Cousine. Und sich selbst auch mit meiner Tante. Bei uns ging es ums lieb haben, lieb sein – da war ich immer hinten an und das kleine Teufelchen und meine Cousine das Engelchen mit den blonden Haaren. Und gut bzw. sehr viel besser war ich darin, dass ich wandern wollte, nicht genörgelt habe, bescheiden war und nicht auch so viel Spielzeug wollte und dass ich alles probierte und die schwäbische Küche genoß. Immer aber machte sie das, was sie negatives sagte, wieder gut. Die Stunden bis dahin waren aber für mich Horror und ich habe dann versucht, ganz lieb zu sein. Händchen genommen oder Blümchen gepflügt und ich war ganz still. Ich kann mich auch erinnern, dass ich ihr ab und zu auch mal (später) diese Geschichten erzählt habe und sagte, wie doof ich das fand, aber es wurde geleugnet bzw. sie hätte es nicht so gemeint, sie wüsste doch, wie sehr ich sie lieb haben würde. Und dann die Frage: DU hast deine Mama doch richtig lieb, oder? Ich habe dann kleinbei gegeben...ich wusste ja, ich komme da nicht gegen an.

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sonnenschein1511
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Beitrag Di., 20.01.2015, 17:16

Was meine Mama auch immer gestört hat, auch bei meinem Vater, dass ich so eine ‚Fresse‘ (original Wortlaut) ziehe. Heute weiß ich, dass ich teilweise auch ganz entspannt geguckt habe und einfach so aussehe. Ich kann mich an diese Geschichte nicht erinnern, aber mir wurde sie von demjenigen erzählt, der dabei war. Da waren wir in Straßbourg, ein typischer Tagesausflug im Schwarzwald-Urlaub. Wir waren wohl in einem Bistro und sie meinte zu mir ‚Setz dich doch mal richtig hin und zieh nicht so ein Gesicht. Ist was? Bring dich doch auch mal ins Gespräch ein.“ Das geschah natürlich im Beisein der anderen. Ich habe mich sicherlich geschämt und war wieder wütend, weil ich einfach wollte, dass sie mich in Ruhe lässt. Angst hatte ich aber auch immer, dass sie mich nicht mehr mag und mich dann wieder so missachtet und ignoriert oder eben lautstark mit anderen über mich herzieht, während ich drei Meter hinter ihr her laufe. Naja, er, der mir die Geschichte erzählt hatte, meinte auch, dass er das gar nicht so gesehen hätte, sich nur nicht getraut hätte, sich da einzumischen. Hinterher hätte ich dann wohl mit der Zeit wieder ihre Hand genommen und sind weiter durch die Straßen gelaufen.

Ganz früh war auch, dass ich nicht gut von meiner Tagesmutter sprechen durfte, da ich sie damit beleidigte. Von wegen sie sei die schlechtere Mutter, da sie ja nicht kocht für mich, z.B. Oder es kamen Fragen, ob ich die Tagesmutter lieber hätte als sie. Ich hatte dann immer ein dumpfes Gefühl...keine Ahnung, vielleicht ein schlechtes Gewissen, eben das Gefühl, sie traurig gemacht zu haben. Da war ich so 6 Jahre alt. Das kam öfters vor, also bis zum 10. Lebensjahr, wo ich dann erstmals einen Schlüssel bekam.

Für mich war es immer ganz schrecklich, wenn ich sie verärgert hatte, ob nun gerechtfertigt oder nicht. Sie zog sich dann zurück, oder schrie mich an. Und es dauerte immer eine gefühlte Ewigkeit, bis es wieder besser wurde und ich wieder zu ihr Vertrauen fand. Aber sie hat mir auch immer wieder gesagt, wie sehr sie mich liebt. Dass ich was ganz besonderes sei.

Von der Pubertät bzw. so ab dem 12. Lebensjahr wurde es absoluter Horror. Hinzu kamen dann Hänseleien in der Schule und ihre Wechseljahre und die Ehe war auch nie gut. Hatte auch immer andere Männer und ich durfte zwischen den beiden vermitteln, bzw. sollte mich auf ihre Seite schlagen. All solche Sachen sind auch heute noch zum Teil Thema bzw. diese Art der Gefühle kommen ab und an.

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Verocasa
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Beitrag Di., 20.01.2015, 17:47

Natürlich lese ich es, und zwar sehr interessiert, Sonnenschein! Ich bin sicher, dass es in solch problematischen Familien auch weit vorher schon die ersten dieser Erlebnisse gibt, speziell mit der Mutter. (Wir spüren deren eigene Probleme bereits sehr früh - manchmal schon im Mutterleib; davon bin ich überzeugt.)

Eindruck Deiner Schilderungen: Ganz klar viel emotionale Erpressung und das, was man psychologisch "Doublebind-Verhalten" nennt, also von ihrer Seite her eine für Dich im Kern widersprüchliche, verwirrende Kommunikation. Das ist furchtbar verunsichernd und kann genau dazu führen, dass man nicht ein noch aus weiß. Denn dadurch entsteht für das Kind, das ja noch nichts entgegenzusetzen hat, das Gefühl: Was ich auch tue, es ist falsch! Ergebnis: Depression.

Und so ist es durchaus möglich, dass sich Deine Psyche aus diesem Dilemma mit der heimlichen Bulimie ihren Ausweg gesucht hat. Diese beinhaltet nun beide Aspekte: Trotz und Auflehnung, und dennoch das brave Kind sein, das sich liebend abmüht, die Ansprüche der Eltern zu erfüllen. Es entspräche, so gesehen, sowohl Deiner Liebe zu den Eltern als auch Deinem natürlichen Selbstbehauptungswunsch.

Wir erschaffen uns unsere irrationalen Verhaltensweisen nicht bewusst, sondern als unbewussten Schutz. In der Regel dienen sie dazu, etwas für uns Schlimmeres zu verhindern. Das weitaus Schlimmere kann für Dich z. B. bedeuten, die Liebe Deiner Eltern zu verlieren. Und genau so schlimm wäre es andersherum: Dich selbst dafür aufzugeben. Also war die Bulimie über die ganzen Jahre vielleicht für Dich tatsächlich das kleinere Übel.

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sonnenschein1511
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Beitrag Fr., 23.01.2015, 13:28

Hallo Vero,
Verocasa hat geschrieben:Das ist furchtbar verunsichernd und kann genau dazu führen, dass man nicht ein noch aus weiß. Denn dadurch entsteht für das Kind, das ja noch nichts entgegenzusetzen hat, das Gefühl: Was ich auch tue, es ist falsch! Ergebnis: Depression.
Ja, so war es wohl auch dann in der Pubertät, wo das Hänseln dazu kam...hab mich zurückgezogen und abends lieber gegessen. Ich denke und es wurde auch mal vermutet, dass meine Stimmung wohl unter dem normalen Level liegt und damals schon lag. Nennt sich Dysthymie. Ich habe in den letzten Jahren erst bemerkt, dass mich meine Mutter mittlerweile wahnsinnig macht, da sie nie bei einer Meinung bleibt, sondern ist, wie ein Fähnchen im Wind. Zudem übertreibt sie verbal sehr...benutzt gerne Superlative...*nerv* naja, seitdem mir das so bewusst geworden ist, spreche ich mit ihr, wenn es mir nicht gerade rausrutscht (da ich ja doch meist das Bedürfnis habe, ehrlich zu sagen, wie es mir geht und mich aussprechen will), nicht mehr über die wichtigen Dinge, d.h. Beziehung nicht, mein echtes Wohlbefinden nicht, versuche auch abzuwehren, wenn sie über Papa herzieht bzw. die alten Geschichten hochholt, die sie sicherlich sehr verletzt haben...usw.
Als Kind wird mich diese Ambivalenz sehr verunsichert haben. Da hast du wohl recht.

Verocasa hat geschrieben:Wir erschaffen uns unsere irrationalen Verhaltensweisen nicht bewusst, sondern als unbewussten Schutz. In der Regel dienen sie dazu, etwas für uns Schlimmeres zu verhindern. Das weitaus Schlimmere kann für Dich z. B. bedeuten, die Liebe Deiner Eltern zu verlieren. Und genau so schlimm wäre es andersherum: Dich selbst dafür aufzugeben. Also war die Bulimie über die ganzen Jahre vielleicht für Dich tatsächlich das kleinere Übel.
Dass ich mir die Bulimie als Anker, als Baumstamm im reißenden Fluss gesucht und geschnappt habe, weiß ich. Sie hat mich vielleicht vor schlimmeren bewahrt. Zumal ich jetzt merke, wie depri ich teilweise bin und da es mir in meiner Pubertät und zu Hause (es war wirklich grausam...ich wollte nur noch weg....) echt schlechter ging...ja, mein einziges Highlight..und vieles mehr...heute aber leider auch noch. Ist klar, über Jahre, aber dennoch soll es so nicht sein und es ist auch nicht immer so. Die letzten Tage habe ich erstens keine Zeit für FAs, weil mein Freund immer da ist und auch nicht wirklich Lust. Aber was ich halt merke, ist, dass er mir auf den Keks geht, er am besten nur weg sein sollte und ich es Horror finde, dass wir jetzt ein ganzes WE plus heute verbringen, da er nichts vorhat und heute nicht klettern geht...Freitag Abend war er sonst immer weg und ich für mich allein. Ich finde es so nervig, wenn er meist auf der Couch schläft, der Fernseher immer läuft...keine Ahnung. Er ist jetzt nicht faul bzw. macht auch viel..aber naja, er geht mir auf den Keks und zwar so sehr, dass ich schon geschaut habe, ob nicht irgendwo ein Yoga-Retreat (habe Yoga für mich entdeckt im Fitnessstudio) stattfindet, welches ich mir erlauben kann, nur um hier rauszukommen. Ich habe auch keine Freundin, mit der ich was unternehmen kann bzw. ne auch da keine Lust, da ich es mache, um etwas zu tun zu haben...langweile mich hier auch..habe zu wenig Kontakte und dann er hier immer...grausam...jetzt gerade ist er nicht da *puhh* und ich habe schön gefrühstückt ohne fa, etwas Yoga gemacht...minimal gelernt (mach ich mir auch viel Sorgen drum, da bald Klausuren sind...) und denke nur daran, dass heute erst Freitag ist und noch 2, 5 Tage mit ihm...Habe versucht, uns zu verabreden mit einem anderen Pärchen...die sind schon unterwegs..d.h. er wird wie letztes WE nur schlafen, fernsehen und ab und zu arbeiten hier am Haus...zwischendurch reden wir dann etwas, aber eigentlich ist das kein Beisammen sein...WIll ich nicht, vielleicht auch nur so nicht? Oder ist es meine aktuelle Lage, warum ich so genervt bin? Oder liebe ich ihn nicht mehr so richtig? Also verlieren will ich ihn nicht ... keine Ahnung...


Ach, Vero. Wie gehts dir denn eigentlich gerade? Hast du Kinder?

LG

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Verocasa
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Beitrag Fr., 23.01.2015, 18:57

Danke, Sonnenschein, mir gehts gerade so la-la. Hatte gestern auch mal wieder - seit ewigen Zeiten - einen Essanfall, mit Sachen, die ich sonst gar nicht mehr esse. Danach ging es mir körperlich richtig schlecht. Selbst heute ist mir noch flau.

Wenn Du mich jetzt fragst, wieso ich den Anfall hatte - … Meine Schwägerin liegt im Sterben, und auch wenn ich es nicht direkt miterlebe (sie lebt sehr weit weg) - es ist so hart, was sie durchmachen muss. Bei einer anderen Verwandten geht es gerade um ihre zunehmende Demenz und was wohl aus ihr wird … Man fühlt mit und will es doch nicht zu nah an sich heran lassen … Aber wegessen ließ es sich auch nicht.

Ja, ich habe ein Kind, es ist bereits erwachsen.

LG an Dich.

P.S. Wann startet Deine Therapie nochmal? Ambulant oder stationär? Sorry, dass ich das nicht weiß, ich muss das überlesen haben.

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sonnenschein1511
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Beitrag Fr., 23.01.2015, 19:16

da frag ich ja intuitiv zum wohl richtigen Zeitpunkt. Aber für mich immer noch klasse, wie du damit psychisch umgehst. S hast du zumindest keine Schuldgefühle deswegen.

Das mit deiner Schwägerin tut mir sehr leid! Hast also ein recht inniges Verhältnis zu ihr? Dann nennt sich dann Mitgefühl, wohl etwas zu viel, aber das kann man nicht steuern. Demenz ist auch eine schlimme Sache, die jeden treffen kann. Da wird einem das vor Augen geführt. Ich kenne das von meiner Mutter, die jetzt 63 ist und in ihrem Verwandtenkreis schon Tode miterlebt usw. Da wird man daran erinnert, dass das Leben endlich ist und man nun mal nicht mehr die Jüngste ist. Also nicht, dass du mit deinen 49 Lenzen alt wärest

Dann ist dein Kind wahrscheinlich so in meinem Alter, oder? Ich habe Angst, aber nur etwas, dass ich irgendwann eine 'schlechte' Mutter werde, aber jeder gibt, denke ich, sein Bestes. Und zudem will ich jetzt gerade mal so überhaupt keines. Dafür muss ich mehr bei mir sein und mich um mich gekümmert haben und stabiler sein..

Therapie ist nicht in Aussicht. ich habe mich noch bei keinem hier in meiner neuen Stadt gemeldet. Zumal ich keine Stunden mehr habe und zur Tiefenpsychologie wechseln müsste...aber naja, ich habe da gerade keine Lust zu. Hab Adressen rausgesucht und müsste Erstgespräche ausmachen...

Hab jetzt gemerkt, dass viel von dem genervt sein auch mit meiner Depression zu tun hat. War extra beim Sport, damit ich mich etwas besser fühle...für den Moment ja, jetzt flaut es schon wieder ab...will dann nur essen, habe ich jetzt auch und darf dann erst wieder, wenn ich hunger habe. Dabei sind das meine täglichen Highlights...:(((

Dir alles Liebe und viel Kraft! Gute Besserung.

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Verocasa
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Beitrag Sa., 24.01.2015, 13:41

Liebe Sonnenschein,

oh, dann hatte ich mir das mit der Therapie ja ganz und gar falsch gemerkt! Sicherlich wird sich herauskristallisieren, ob und wann Du noch etwas machen wirst.

Danke Dir für Deine lieben Worte.

Nein, meine Schwägerin und ich telefonierten nur noch, seitdem mein Bruder tot ist; wir wohnen halt sehr weit voneinander enfernt. Nur kennen wir uns schon seit meiner Geburt, von daher steht sie mit schon nahe. Ach, es ist einfach momentan ein bisschen viel.

Psychisch hat mich mein Essanfall wirklich nicht belastet, nur denke ich, habe ich meinen Körper damit gar nichts Gutes getan, der momentan sowieso etwas "muckt".

Liebe Grüße, hab ein schönes Wochenende,
Vero

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