umgekehrt: wenn von vornherein nahezu ausgeschlossen ist, dass sich durch einmischung etwas zum positiven verändert - ist es dann gerechtfertigt, dieses risiko einer verschlimmerung einzugehen? es kommt eben sehr darauf an, ob eltern aus überforderung oder verzweiflung handeln oder ob sie aus moralischer überzeugung heraus handeln. wenn eltern prügel als legitimes erziehungsmittel ansehen oder kinder nicht als vollwertige menschen betrachten dürfte es wesentlich schwerer sein für die kinder etwas zu tun als wenn die eltern nur aus offensichtlicher überforderung zur prügelstrafe greifen (und das danach womöglich sogar bereuen...)Taffi hat geschrieben: Aber ich bin nicht sicher, ob das nicht vielleicht auch nur eine Ausrede ist. Ich denke da, um ehrlich zu sein, auch ungern weiter. Womöglich wäre ein Ansprechen ja doch hilfreich. Nicht in Form von Vorwürfen, sondern Fragen stellen, Hilfe anbieten (z.B. Eltern sind gestresst; man passt mal eine Stunde auf das Kind auf und geht mit ihm auf den Spielplatz). Dass es schlimmer werden könnte... Reicht das als Begründung, nichts zu versuchen?
von missbrauch in familien will ich mal gar nicht sprechen, das geschieht ja meist doch ohne von aussenstehenden zweifelsfrei bemerkt zu werden. und ich finde/fände es bedenklich auf puren verdacht hin den missbrauchsvorwurf auszusprechen, denn auch das kann verheerende folgen haben.
interessant. sehr interessant. mir ist nämlich trotz mehrmaligem durchlesen nicht bewusst geworden, wie widersprüchlich dieser abschnitt ist. allerdings meinte ich schon wirklich meine forderung nach mehr kinderrechten eher im sinne von gesetzlichen grundlagen und einer abstrakten gesellschaftlichen diskussion. erst wenn das bewusstsein für diese problematik geschärt ist und behörden hinweise oder gar kinder selbst ernster nehmen kann die zivile einmischung auf individueller ebene wirklich von erfolg gekrönt sein. klar, ein "restparadoxon" bleibt freilich weil so eine diskussion fruchtlos bleibt ohne menschen, die wirklich bereit sind zu handeln. nur denke ich, dass es diese menschen mit dem potential und dem willen zum hinschauen durchaus gibt, dass allerdings zu viele von ihnen durch die aussichtslosigkeit der lage entmutigt werden. von daher: wenn die lage nicht mehr so aussichtslos ist, eltern also nicht mehr so einen übergroßen spielraum für verbrechen an ihren kindern haben, der durch die erziehungsautonomie im rechtlichen und gesellschaftlichen raum gedeckt wird, genau dann werden auch mehr menschen hinsehen und handeln.Ich meine, du beschreibst eigentlich sehr schön das Paradoxon:
Wie will man ein gesellschaftliches Umdenken hinsichtlich der Kinderrechte erreichen, wenn man meint, Kinder vor weiterem Schaden zu bewahren oder bewahren zu müssen, indem man sich nicht einmischt?
Bewusstseinsbildung kann doch nur stattfinden durch Auseinandersetzung...
das ist ja imho der kern der problematik: als einzelner kommt man nur schwer gegen gesellschaftlich geschützte werte und moralvorstellungen an, der fisch stinkt eben immer am kopf zuerst... und deshalb muss man den kopf als erstes abschlagen - heisst in unserem fall es darf nicht mehr im ermessensspielraum der eltern liegen ob sie ihre kinder regelmässig verprügeln oder als emotionale müllhalde missbrauchen. die grenze darf eben nicht mehr erst dort liegen wo eltern ihre kinder vom schwimmunterricht befreien lassen damit niemand die beulen und blauen flecken sieht wobei die grenzsetzung an sich auch höchst problematisch ist. den sanften klaps auf den po kann man kaum mit einem faustschlag ins gesicht gleichsetzen. und von schreienden eltern und weinenden kindern kann man eben nicht mit sicherheit auf eine verfehlung der eltern schließen - kinder bauen nunmal unendlich viel mist, deshalb sind sie ja kinder
japp, absolut. aber trotzdem verdammt notwendig, leider.Ach, schwierig.
lg