Stabilisierung <-> Trauma-Bearbeitung/-Konfrontation

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

Waldschratin
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Beitrag Di., 19.08.2014, 08:20

Stern hat geschrieben:aber durchaus sehe ich es, dass es nichts bringt (oder sogar schaden kann), wenn die basics (doch) nicht gegeben sind/etwas übersehen würde.
Ich denk mal,da drüber sind wir uns eh alle einig.
Ich seh`s ja auch so,daß nicht jeder Traumatisierte,nur weil er traumatisiert ist,in ne Traumatherapie gehört.Da muß man schon ein paar Voraussetzungen dafür mitbringen bzw. sich erarbeiten.
Stern hat geschrieben: Auch gibt es nunmal keine Garantie, dass die die Bearbeitung von whatever (für jeden) zu einer besseren Bewältigung des Lebens führt. Usw. Insofern ist für mich auch nachvollziehbar, wenn abgewogen wird.
Da hab ich hier auch ehrlich gesagt noch keine andere Sichtweise dazu gelesen.

Es geht ja Wandelröschen,so wie ich sie verstehe,auch nicht um Sinn oder Unsinn von Traumatherapie oder Konfrontation ja oder nein an sich.
Ich finds aber schon wichtig,das auch mal auf den Tisch zu bringen,daß es eben auch ein Zuviel an Stabi geben kann und daß das nicht der Weisheit letzter Schluß ist für viele Betroffene,trotz der Gefahr der Retraumatisierung dabei.

Letztlich versteh ich die Diskussion hier als einen "Aufheller",sich mal wieder ein paar Gedanken drüber zu machen,was man eigentlich selber für sich erreichen will,wo man steht,was es noch für andere Sichtweisen und damit vielleicht Möglichkeiten für einen gibt,die man bisher noch gar nicht kannte - und daß es eben auch nicht unbedingt das sein muß,was Thera dazu meint und sagt und empfiehlt.

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Waldschratin
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Beitrag Di., 19.08.2014, 08:26

Stern hat geschrieben:Sondern nach Ansicht der Quelle, die ich gestern mal angelesen habe, enthält bereits eine gute Stabilisierung schon ein paar konfronatativere Elemente beeinhaltet.
Hab ich auch so erlebt und seh das auch so.
Wer sich tatsächlich auf Stabi einläßt und sie "praktiziert",der kommt um Konfrontation mit dem Geschehenen und den Gefühlen dazu eh nicht drumrum.

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stern
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Beitrag Di., 19.08.2014, 08:32

Waldschratin hat geschrieben:Ich denk mal,da drüber sind wir uns eh alle einig.
Nur ist doch das Problem, dass auch der Behandler das nicht immer im voraus ersehen kann... und dass das ein Grund sein kann, weswegen man wegen Stabi erstmal kritisch ist.

In der Klinik wurde bei mir bereits bei zunächst nicht i.e.S. konfrontativen Therapien abgewogen, ob das Sinn macht.
Ich seh`s ja auch so,daß nicht jeder Traumatisierte,nur weil er traumatisiert ist,in ne Traumatherapie gehört.Da muß man schon ein paar Voraussetzungen dafür mitbringen bzw. sich erarbeiten.
Eben... lässt sich evtl. bearbeiten, evtl. auch in einer anderen Thera, die bestimmte Voraussetzungen schafft. Kommt mMn halt wirklich darauf an, was jemand mitbringt.
Ich finds aber schon wichtig,das auch mal auf den Tisch zu bringen,daß es eben auch ein Zuviel an Stabi geben kann und daß das nicht der Weisheit letzter Schluß ist für viele Betroffene,trotz der Gefahr der Retraumatisierung dabei.
Sehe ich nicht anders. Aber es gibt auch Behandler, die konfrontieren zu früh oder falsch. Eine Statisik, was häufiger vorkommt, bringt nicht so viel... sondern der Einzelfall ist anzusehen, was passt.
und daß es eben auch nicht unbedingt das sein muß,was Thera dazu meint und sagt und empfiehlt.
Gehören dennoch 2 dazu... wenn ein Thera beharrlich bleibt (auch er wird Gründe haben - legitime oder weniger legitime oder persönliche... persönlich halte ich mich jedoch etwas raus ) bleibt halt nur der Wechsel. Weil man kann ja nicht gegen den Thera arbeiten oder diesen zu etwas zwingen kann (wenn es dessen Überzeugung widerspricht).

Es gibt auch Patienten, die es nicht absehen können, was sie erwartet bzw. zu früh darauf drängen (lt. Literatur)... und da ist es dann vielleicht wiederum gut, wenn der Thera seine Erfahrungen einbringt und der Patient das in dem Fall nicht in den Wind schießt.

Die Kunst ist mMn das eine vom anderen zu unterscheiden...
Zuletzt geändert von stern am Di., 19.08.2014, 08:44, insgesamt 3-mal geändert.
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Beitrag Di., 19.08.2014, 08:35

Waldschratin hat geschrieben:Ich kanns nur nochmal wiederholen :
Für mich war es wichtig,ZUERST die traumatischen Erlebnisse - die ja samt und sonders mit Kontrollverlust und Ohnmachtserlebnissen der absoluten Art einhergingen - ein Stück weit abgearbeitet zu bekommen,bevor ich mich überhaupt auf ne engere Beziehung und die Themen da drum mit nem anderen Menschen wirklich thematisch und bearbeitend einlassen konnte.
Oder nochmals kurz dazu: Wer magersüchtig ist, muss vielleicht erstmal die ES in den Griff kriegen (und bevor er das kann, muss er zunächst zwangsernährt werden)... auch die "Fälle" gibt es in Kliniken. Einzelfall ansehen eben... also andere brauchen vielleicht erst Symptomkontrolle ANDERER Störungen als die der PTBS. Nur wie gesagt: So linear lässt sich im Zweifel nicht alles abarbeiten.
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Beitrag Di., 19.08.2014, 08:46

Waldschratin hat geschrieben: Es geht ja Wandelröschen,so wie ich sie verstehe,auch nicht um Sinn oder Unsinn von Traumatherapie oder Konfrontation ja oder nein an sich.
Ich finds aber schon wichtig,das auch mal auf den Tisch zu bringen,daß es eben auch ein Zuviel an Stabi geben kann und daß das nicht der Weisheit letzter Schluß ist für viele Betroffene,trotz der Gefahr der Retraumatisierung dabei.
Hm, was ich so meine ist, dass man ja mit ausreichender Stabilisation gar nicht Gefahr laufen dürfte ganz hart retraumatisiert zu werden, andernfalls reichte dann die Stabilisierung womöglich doch nicht aus? Und anders wiederum: Man kann ja im Alltag nach meinem Erleben vor Triggern nicht flüchten zumal die mir ja auch erstmal unbekannt waren. Ergo war ich vor der Therapie ja quasi unter einer Dauerretraumatisierung, die sich dann erstmal wieder legen konnte mit Stabilisierung. Als Schutzmechanismus hatte ich dann unbwußt eh den sozialen Rückzug gewählt.

Wird es denn in Therapie schlimmer als vorher ohne Therapie? Ich denke nicht, mal abgesehen von diesen Auf- und ab Bewegungen.

Also ich persönlich bin für Konfrontation, wüßte sonst auch nicht was ich mit meinen verbleibenden Stunden tun sollte, wenn ich einigermaßen zurecht komme. Ich denke auch, dass mein Erfolg die Konfrontationen sein werden und auch waren. Allein technisch gesehen von der Speicherung im Gehirn eines Traumas, empfinde ich jetzt wirklich als Erleichterung. Es bleibt eine Erinnerung, aber sie wühlt nicht mehr auf und läßt sich so auch nicht mehr antriggern.

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Beitrag Di., 19.08.2014, 09:20

candle. hat geschrieben:Wird es denn in Therapie schlimmer als vorher ohne Therapie? Ich denke nicht, mal abgesehen von diesen Auf- und ab Bewegungen.
Teile ich nicht uneingeschränkt, sorry weil ja nicht jeder dauertraumatisiert durch die Gegend läuft... sondern manche Menschen durchaus (mehr oder weniger dysfunktionale Schutzmechanismen) haben bzw. teilweise auch länger haben... und davon gibt es eine Palette. Manche laufen dann aber evtl. traumatisiert durch die Gegend, wenn die Schutzmechanismen (sei es in vertretbarer oder unprofessioneller Weise) durch eine Therapie gelockert wurden.

... und ist dann in jedem Fall abzusehen, was kommt, wenn nun darin gerührt wird, hm. Gibt auch Therapeuten, die verleugnen dann eine (nachhaltigere) Verschlechterung in Folge der Konfro oder ordnen diese falsch ein... und setzen die Konfro dann fort à la muss so sein. Ich tendiere dazu aus Laiensicht: Ist von außen nicht immer leicht abzugrenzen, was noch normale Entwicklung sein könnte und was evtl. Entgleisung eines Prozesses. Manche Menschen haben zusätzlich Persönlichkeitsstörungen, wo Ich-Funktionen eh eingeschränkt sind (der bzgl. Verarbeitzungskapazitäten evtl. auf einer anderen Stufe steht als der an sich gesunde Mensch mit intaktem Umfeld, der einen Autounfall erlitten hatt).

Auch erachte ich eine ausgewachsene Retraumatisierung im Rahmen einer Thera (mit einer Person, der man mehr oder weniger stark vertraute) tendenziell für folgenreicher als meinetwegen im Zuge eines Film angetriggert zu werden... bzw. allgemein: Wenn der Beziehungsaspekt (wieder) hinzukommt.
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Beitrag Di., 19.08.2014, 09:26

stern hat geschrieben: Wenn der Beziehungsaspekt (wieder) hinzukommt.
Um das nochmal ganz deutlich zu sagen: Ich beziehe mich in meinen Beiträgen NICHT auf Beziehungsaspekte. Von daher weiß ich jetzt nicht stern wie wir beide hier auf einen grünen Zweig kommen sollen?

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Beitrag Di., 19.08.2014, 09:32

candle. hat geschrieben:Um das nochmal ganz deutlich zu sagen: Ich beziehe mich in meinen Beiträgen NICHT auf Beziehungsaspekte. Von daher weiß ich jetzt nicht stern wie wir beide hier auf einen grünen Zweig kommen sollen?
Oh man, Therapie findet ZWANGSWEISE in Beziehung statt... und eine solche Traumatisierung ("man-made" und darunter auch zu subsumieren: "thera-made") wird tendenziell als folgenreicher erachtet als eine außerhalb von Beziehungen.

Dass du manches nicht nachvollziehen kannst, ahne ich. Ich muss mit dir auch nicht auf einen grünen Zweig kommen. Möchte aber meine Meinung dazu sagen können.
Wird es denn in Therapie schlimmer als vorher ohne Therapie?
Jedenfalls sehe ich es durchaus so: Therapie kann Sympotmatiken (wenn es blöd) kommt auch verschlimmern bzw. weiter einfahren. Ich erinnere dich:
Gäbe es das, dann gäbe es auch keine Forendiskussionen zu diesem oder anderen Themen.
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Beitrag Di., 19.08.2014, 09:40

stern hat geschrieben: Möchte aber meine Meinung dazu sagen können.
Das möchte ich aber nicht mehr zu meinen Beiträgen.

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Beitrag Di., 19.08.2014, 09:48

Ich beziehe mich ja nicht PERSONELL auf deine Beiträge, sondern auf die SACHFRAGE, ob
Wird es denn in Therapie schlimmer als vorher ohne Therapie?
ja, kann evtl. passieren. Meinungsauschlüsse gibt es hier im Forum nicht, sorry. Daher ist nach Ansicht einiger Stabi wichtig... bei manchem Klientel soll es schon viel sein, das zu erreichen (von Konfro noch gar nicht zu reden).
Liebe Grüße
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Beitrag Di., 19.08.2014, 09:54

stern hat geschrieben: Meinungsauschlüsse gibt es hier im Forum nicht, sorry.
Aber wir können uns aus dem Weg gehen bitte. Mir geht hier sonst nämlich langsam der Hut hoch.

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Wandelröschen
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Beitrag Di., 19.08.2014, 09:56

Seite 6 noch nicht gelesen

Hallo Jenny Doe,
danke für dein letztes Posting. So ähnlich ist bei mir in der 2. Therapie auch vorgegangen worden, also parallel.

Klar gibt es, wie von einigen aufgeführt, unterschiedliche Arten von Traumata, die auch eine unterschiedliche Vorgehensweise/Behandlungsansatz fordern, hängt auch noch von der Struktur des Patienten ab.
Und eine Beziehungsstörung/Bindungsproblematik liegt doch oft auch bei denen vor, die zB. „zur "Luststeigerung" anderer gequält“ wurden (prima Ausdruck). Denn ein Kind, dass eine sicher Bindung an die Eltern hat, in dessen Elternhaus eine vertrauensvolle Atmosphäre herrscht (also nicht beziehung-/bindungsgestört ist), wird auch nicht so schnell Opfer durch Übergriffe anderer.
Unsereins gehört ja auch zu den „Frühgestörten“, was meine erste Thera sehr schnell erkannte und sich darauf einschoss. Begonnen mit der Therapie hatte ich wegen den gravierenden Symptomen einer ausgewachsenen, chronisch gewordenen PTBS, die dann zu diesen willkürlichen "Terrorismus der Seele" führen (Waldschratin, du hast so geniale Ausdrücke). Also wurde an der Beziehung gearbeitet. Immer, wenn eine belastende Erinnerung (nenn ich jetzt so, weil ich damit nicht eines der Traumata meine, sondern eine „normale“ negative Erfahrung) auf den Tisch kam, ich vielleicht dabei noch regredierte, war das natürlich auch schon schwer für mich, denn sie schaffte es nicht gut, mich auch aus diesen kindlichen Gefühlen wieder gut herauszuholen und im Hier und jetzt wieder zu verankern, so das unsereins doch oft halb neben sich stehend die Praxis verließ (gab dann oft Doppelstunden, hatte dann besser geklappt). Sie hatte das wohl auch schon als instabil bezeichnet und sich daher wohl nicht an die schweren Brocken gemacht bzw abgebrochen. Na, ja, die Symptome verbesserten sich ja schon auch, wurden teilweise weniger oder nicht so intensiv, aber richtig weg gingen sie nie.

Mal zwischendurch zusammenfassend zum Thema:
Es wird seitens der Thera sehr stark (in erster Linie) an der Beziehung gearbeitet (weil ja auch oft Bindungsproblematik mit vorhanden ist), was ebenfalls zu einer Stabilität beiträgt. Dadurch kommt es schon zur Symptomverbesserung, was die Theras in ihrer Vorgehensweise auch bestärkt, sie schon als positiv werten. Traumakonfrontation wird hinten an gestell.

Mein jetziger Thera arbeitet ressourcenorientiert und kontrontativ. Wenn man nach den eigenen Ressourcen gefragt wird, fällt einem ja gar nicht alles ein/ist einem bewusst, was man kann. Auch bei ihm kam dann so eine belastende Erinnerung auf den Tisch. Das ist ja auch schon eine Konfrontation mit einem nicht so gravierenden Ereignis. Aber seine/unsere Bearbeitung damit war anders. Durch seine Bearbeitungsart konnte auch ich sehr schnell erkennen, welche Ressourcen ich alles habe und auch lernen/erfahren, mit den aufkommenden Gefühlen und auch den Affekten umzugehen. Am Ende solcher Stunden war ich immer gut aufgestellt. Aber diese frühen Konfrontationen bewirkten noch was anderes ganz gravierend:
Sie wirkten sich sehr positiv auf die Beziehung aus: denn sie waren sehr vertrauensfördernd. Ich konnte seine Verlässlichkeit spüren, auch, dass er meine starken Gefühle aushält. Und auch, das wurde mir erst viel später bewusst, spürte ich, dass auch er mir ein Vertrauen entgegen bringt, dass wir Stärken in uns haben, um Lösungen zu finden. Durch seine Unterstützung in diesen kleineren Konfrontationen erfuhr ich hautnah, dass er mich nicht absaufen lässt (wie es ja bei meiner Ex durchaus passierte), mich souverän begleitet und er mir auch vertraut. Und so etwas förderte dann parallel zur Konfrontation auch die Beziehungsarbeit. Er konnte durch diese ersten harmloseren Konfrontationen auch für sich ausloten, was ich an Ressourcen mitbringe, vor allen die, die ich selber gar nicht verbalisieren konnte. Er hat sich da Schritt für Schritt vorgewagt.
Und dann ging es ziemlich schnell an die Konfrontation bei den Traumata.
Jenny Doe hat geschrieben: Ich selber habe sehr von der Traumatherapie nach Ehlers & Clark uns Steil profitiert, weil die Traumatherapie so durchgeführt wird, dass sie Konfrontation und Stabilisierung zugleich ist. Die Konfrontation wird so durchgeführt, dass sie nicht retraumatisiert oder den Klienten überfordert, sondern stabilisiert und befreiend wirkt und zugleich die negativen Erfarungen ins Autobiografische Gedächtnis integriert.
Genau dieses parallele Vorgehen habe ich erfahren, diese Konfrontation wirkte gleichzeitig stabilisierend und auch sehr fördernd auf die Beziehung. Und so stellt sich Erfolg viel schneller und tiefgreifender ein. Die Symptome, die mit den Traumata im Zusammenhang standen, sind weg.
Jenny Doe hat geschrieben: Dann wird die Konfrontationstherapie vorbereitet. Es werden z.B. stabilisierende Elemente gesucht, die der Klient mit bringt, in sich hat (z.B. positive Erfahrungen im Lebenslauf), die während der Konfrontation traumakompensierend Anwendung finden, so dass man als Klient nicht abstürzt.
-> ressourcenorientiert
Jenny Doe hat geschrieben: Ich habe es so erlebt, dass die Therapiestuden nach der Traumatherpie Huber/Reddemann in der Tat nicht reichen. Die ersten Stunden gehen "dafür drauf", dass eine Beziehung zum Therapeuten aufgebaut wird. Die nächsten Stunden werden in die Stabilisierungstherapie investiert. (…), zieht sich die Stabilisierungstherapie in die Länge. Ehe man sich versieht ist die Therapie vorbei, ohne dass am Trauma gearbeitet wurde.
Genau, bei dieser sequenziellen Vorgehensweise, die wohl meistens durchgeführt wird, sieht sich es ganz schön in die Länge, falls es dann überhaupt noch zur Traumabearbeitung kommt.
stern hat geschrieben:Manche Therapeuten halten die Gefühle des Patienten nicht aus (als weitere Möglichkeit).
=nicht nur subjektive Vermutung. Wird auch teilweise von Fachleuten geteilt, dass das ein Grund sein kann, weswegen nicht konfrontiert wird.
Ja, sehe ich auch so, ist ja nicht jeder gleich belastbar. Und dann traut er sich selber nicht, da hinzugehe, weil er weiß, dass er es nicht kann, er nicht „genug Arsch in der Hose hat“. Daher wird er wohl nur stabilisierend arbeiten und Konfrontationswünsche des Patienten auf den Sankt Nimmerleinstag verschieben, z.B. mit dem Totschlagargument, er sei noch nicht stabil genug (was natürlich gerade zum Anfang wohl auch stimmen mag).
Waldschratin hat geschrieben: traumatischen Erlebnisse - die ja samt und sonders mit Kontrollverlust und Ohnmachtserlebnissen der absoluten Art einhergingen

Diesen Kontrollverlust und das Ohnmachtsgefühl will man als Traumatisierte natürlich nicht erleben und begibt sich „freiwillig“ natürlich nicht in Situationen, wo das passieren könnte. Durch die vorbereitenden „harmloseren“ Konfrontationen konnte man aber selber erfahren/spüren, das man dem nicht zwangsläufig ausgeliefert ist und traut sich dann auch an die „schwierigeren“ Konfrontationen dran.

Mal wieder so eine kleine Zusammenfassung:
-> manche Theras halten die hefigen Gefühle der Patienten nicht aus und gehen deshalb nicht in die Konfrontation
-> Beziehungsaufbau und Stabilisierung auch durch Konfrontation möglich (parallel)
-> liegt der Fokus auf den Beziehungsaufbau (Bindungs-/Beziehungsstörung), und wird daher sequenziell vorgegangen, reicht die Zeit oft nicht zurTraumakonfrontation
Gruß
Wandelröschen

Wann, wenn nicht jetzt. Wo, wenn nicht hier. Wer, wenn nicht ich.


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Beitrag Di., 19.08.2014, 10:29

@ Wandelröschen
Genau dieses parallele Vorgehen habe ich erfahren, diese Konfrontation wirkte gleichzeitig stabilisierend und auch sehr fördernd auf die Beziehung.
Genauso "funktioniere" ich auch Bei mir entsteht eine gute therapeutische Beziehung nicht durch "Aufbau einer Beziehung", sondern durch die Erfahrung, dass mir die Therapie helfen kann. Diese Erfahrung weckt in mir Vertrauen der Therapeutin gegenüber und auch Dankbarkeit. Alles andere davor, die ganze Beziehungsaufbauprozedur, ... ist nicht so mein Ding. Denn ich möchte nicht durch eine gute Beziehung zur Therapeutin stabilisiert werden, denn wenn die Thera mal weg ist, dann hab ich den Salat. Ich möchte lieber in mir selbst stabilisiert werden, so dass ich eine Chance habe, nach der Therapie auch zu anderen Menschen eine Vertrauensbeziehung abzubauen.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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Beitrag Di., 19.08.2014, 10:35

Wandelröschen hat geschrieben:Mal wieder so eine kleine Zusammenfassung:
-> manche Theras halten die hefigen Gefühle der Patienten nicht aus und gehen deshalb nicht in die Konfrontation
Der Autor (Therapeut), der das u.a. vertritt (bzw. bei dem ich das gelesen habe, als ein Argument, warum manchmal zu wenig konfrontiert wird) plädiert daher auch dafür, dass der Thera in diesem Fall über seine Supervision eine Stabilisierung benötigen würde.
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Beitrag Di., 19.08.2014, 10:47

montagne hat geschrieben:Sehe ich ganz genauso stern.
Die Ausgangsfrage war jedoch, ob zu zoegerlich konfrontiert wird. Was ich erstmal bejahen würde.
Subjektiv angenommen hätte ich das auch (die Literatur scheint das auch zu stützen)... nur hängt das (so auch besagter Autor) eben auch eng mit der Frage zusammen, dass Konfro auch Risiken hat, schädigen kann und nicht bei jedem sinnvoll ist. Ich wüsste echt nicht, wie man den Aspekt außen vorlassen sollte, wenn das sogar ein recht wesentlicher zu sein scheint.

Der eher sicherheitsbedachte Thera wird dann vielleicht denken: Das Risiko gehe ich nicht ein (er trägt ja auch Verantwortung für den Patienten, nicht nur formale, sondern evtl. auch moralische). Dann wird halt verzichtet. Motto: Lieber (passiv) auf manche Interventionen verzichten als in Gefahr laufen, aktiv das Risiko eingehen, etwas falsch zu machen... insbes. weil ja bei vermutlich der Mehrheit der Patientin nicht Idealbedingungen im Sinne der Empfehlungen für traumakonfronatives Vorgehen vorherrschen (räumt z.B. Huber, soweit ich weiß auch ein).

Finde ich persönlich (allerdings je nach Einzelfall) evtl. auch zu kurz gedacht... aber als Argument kann man nicht beiseite lassen, sondern ich nehme an, darum wird sich vieles drehen *find*. Das sei dazu gesagt, obwohl ich mich persönlich etwas raushalten möchte.
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