Therapieabbruch durch den Therapeuten

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

Widow
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Beitrag So., 13.07.2014, 21:38

Waldschratin, aber Du sagst es doch selbst (bezogen auf Deinen Beruf - und da kann ich das mehrfach bestätigen):
Es passiert ...
Es passiert, obwohl es nicht passieren darf, obwohl eine entsprechende Professionalisierung vorhanden ist, obwohl Fortbildungen und Teambesprechungen etc. vorhanden sind.
Es passiert.

Ich habe nur, um an eben nochmal anzuknüpfen, nicht den Eindruck, dass das dann immer so ganz ohne Vorspiel und damit völlig unvorhersehbar passiert.
Und ich habe langsam den Eindruck, dass das manchmal hier aber genau SO - als blanker Willkürakt des Profis - dargestellt wird, weil alles andere anzusehen zu schmerzhaft wäre. (So, wie - was Du selbst auch geschrieben hast - Therapie ebenfalls manchmal richtig weh tut, richtig doll weh! Muss man abkönnen ...)

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Waldschratin
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Beitrag So., 13.07.2014, 21:55

Ja,Widow,es passiert nunmal.Aber ich seh das nicht als "Tragödie" (auch nicht im eigentlichen,von dir andernorts so schön dargestellten Sinn des Wortes ) als "Schicksal",das es nun zu ertragen gilt.
Es ist,wie alles,was Beziehung angeht,was gemeinsam Fabriziertes,wo beide ihren Teil dazu beigetragen haben.
Allerdings ist es in der therapeutischen Beziehung - da ne besondere,ne Arbeitsbeziehung und damit mit Ausprobier- und Modellcharakter - nunmal definierte Aufgabe des Theras,nicht kopflos auf eigenen Baustellen und in Panik zu reagieren,sondern reflektiert zu sein und auch in persönlichen Stressmomenten (resp. -Zeiten] zu bleiben.Und das sogar zuverlässig.
Widow hat geschrieben:Und ich habe langsam den Eindruck, dass das manchmal hier aber genau SO - als blanker Willkürakt des Profis - dargestellt wird, weil alles andere anzusehen zu schmerzhaft wäre
Da magst du rechthaben.Aber andererseits ist es nunmal auch "Vorrecht" des Klienten,an eigenen blinden Flecken zu scheitern.Wiederum seh ichs so,daß auch das der Thera mehr in der Hand hat als der Klient,ihm diese blinden Flecken bewußt zu machen.
Wenn ich hier manchmal so mitlese,dann kommt es mir vor,als "warten" Theras manchmal regelrecht,daß die "Erleuchtung" ihre Klienten von selber überkommt,anstatt mal ihren Beitrag an Konfrontation (Muß ja nicht mit dem Vorschlaghammer sein...) dem Klienten gegenüber zu leisten.
Und wenn der zu sehr auf dem Schlauch steht,dann halt entsprechend klarer.

Warum z.B. war Stern`s Thera nicht einfach fähig,mal klar Farbe zu bekennen,wie es IHR mit dem geht,was Stern mitbringt?
Das geht doch auch in ner guten,"neutralen" Art,ohne daß sie gleich ihr Eigenes zum Zentrum machen muß.Sowas nenn ich Rückmeldung.Und nach wie vor : Ich seh da keine "Tragödie" drin,wenn sie`s so lange nicht klar genug für Stern ausdrücken und vermitteln konnte,bis sie ne Bombe platzen ließ aus eigener Überforderung.Ich habs ja im vorgehenden Beitrag schon geschrieben : Ein Thera ist zu eigener Psychohygiene in Verantwortung sich selbst und dem Klienten gegenüber verpflichtet.


Widow
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Beitrag So., 13.07.2014, 22:05

Waldschratin, sorry, aber Tragödie hat mit Werthers Leiden nicht sonderlich viel zu tun ... -
doch hier geht es ja nicht um Kulturgeschichte!

Hier geht es um postings, die wir alle lesen und zu verstehen versuchen.
Und genauso wenig, wie Du nun mein (und ziegenkinds) Anknüpfen an den ursprünglichen Tragödienbegriff verstanden hast (das ich versuchte, weil ich darin etwas sehr Erhellendes sah und sehe, das viele umständliche und erst recht Missverständnismöglichenkeiten bergende Worte ersparen könnte - wie das mit "Begriffen" so zu sein pflegt, zumindest, wenn sie beiden miteinander Redenden bekannt sind),
genauso wenig verstehen wir alle hier oft die postings.
Und genauso wenig verstehen wir alle, die wir postings schreiben, oft uns selbst und das, was uns widerfährt und was andere uns sagen, so dass wir es uns zurechtlegen und oft etwas ganz anderes daraus machen als das, was unser Gegenüber meinte.

Kurzum: Ich halte es zunehmend für wahrscheinlich, dass hier, wenn es um "unvermittelte" Therapieabbrüche durch die TherapeutInnen geht, vieles vorher nicht gesehen worden ist, das recht klar darauf hingewiesen hat, oder jetzt, in der Darstellung hier, schlicht "vergessen" wird.
Vielleicht sogar klare Worte seitens der/des Thera ...
(Und ich kann und will das nicht kritisieren! Dazu unterläuft mir sowas selbst viel zu oft.
Ich mag nur darauf hinweisen, dass - gerade bei solchen dramatischen Entwicklungen - wir alle davon ausgehen müssen, für manches blind zu sein, und erstrecht als hiesige LeserInnen vieles nicht zu erfahren.)


Waldschratin
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Beitrag So., 13.07.2014, 22:16

Widow hat geschrieben:Waldschratin, sorry, aber Tragödie hat mit Werthers Leiden nicht sonderlich viel zu tun ... -]
Das hast DU miteinander verbunden. Ich hatte das nicht in Bezug gesetzt.
Widow hat geschrieben:Kurzum: Ich halte es zunehmend für wahrscheinlich, dass hier, wenn es um "unvermittelte" Therapieabbrüche durch die TherapeutInnen geht, vieles vorher nicht gesehen worden ist, das recht klar darauf hinweist, oder jetzt, in der Darstellung hier, "vergessen" wird.
Vielleicht sogar klare Worte seitens der/des Thera ...
Ich halte das nicht nur für wahrscheinlich,sondern für gegeben.
Aber was willst du damit sagen? Suchst du sowas wie "die" Wahrheit?
Das seh ich als gegeben,daß es die im allgemeinen Sinn nicht gibt.Es ist doch eh immer die grade erlebte Wahrheit dessen,der schreibt.Und ein Kommentar drauf ebenso die grade erlebte Wahrheit dessen,der antwortet.

Es gibt nur die Sicht des Einen und die Sicht des Anderen dazu.
Was davon "richtig" ist oder "falsch" unterscheiden zu wollen,ist für mich der falsche Ansatz.

Mir reicht es,die Sicht dessen versuchen zu "teilen" ,der grade schreibt.Und dann meine Sicht drauf mitzuteilen.Was der Andere dann damit macht,darauf habe ich keinen Einfluß.Was beinhaltet,daß ich lernen muß(te),eben nicht immer verstanden zu werden.

Im Übrigen kommen wir mit SO einer Diskussion nur wieder recht schnell weg vom eigentlichen Thema.

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stern
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Beitrag So., 13.07.2014, 22:19

leberblümchen hat geschrieben:Mir ging es um einen Rauswurf von heute auf morgen. Und ja, da muss ein Profi - so schwer es für ihn ist - zunächst an den Patienten denken und dann an sich. Das impliziert auf jeden Fall, dass es eine Abschiedsphase gibt, in der der Patient auf das 'Danach' vorbereitet wird.
Obwohl ich persönlich involviert und mehr als reichlich bedient bin sehe ich es persönlich wie folgt (also persönliche Sichtweise):

Was du beschreibst, entspricht sozusagen dem professionellen Ideal(therapeuten). Nur der normal haben Therapeuten auch Grenzen.

Und so heftig das auch für den Patienten sein mag: Es kann Situationen geben, in denen eine Therapeut schlichtweg seine Grenzen wahren muss. Sonst geht es für ihn nicht mehr.

Ich überlege, ob es unprofessionell ist, wenn ein Therapeut zunächst an sich denkt. Kommt darauf an, würde ich sagen. Wenn er die Grenze schlichtweg nicht überschreiten kann (weil das Limit echt erreicht ist), würde ich es nicht als unprofessionell sehen. Es gibt unüberwindbare Hürden. Ist einfach so. Wenn hingegen generell die Devise ist, dass das "Wohl" des Patienten ist dem eigenen "Wohl" nachrangig, würde ich das eher als unprofessionell ansehen. Manchmal funktioniert vielleicht auch eine Gewichtung.

Im übrigen äußerte meine Thera (als Begründung) für eine Handlung (nicht Abbruch): Da habe ich beschlossen, dass ich jetzt an mich denke. Insofern verstehe ich auch den Patienten (und dessen Grenzen). Sogar recht hautnah Aber ich kann auch sie ansatzweise nachvollziehen. Hätte sie das in anderem Kontext gesagt, hätte ich das vielleicht nicht so gut nachvollziehen können. So habe ich gemerkt, ihre Grenze war in dem Moment wirklich erreicht. Insofern bin ich z.B. bei ziegenkind: Um Schuld geht es hierbei nicht. Und somit auch nicht um Entschuldigung. Was eine Abschlusssitzung angeht, so sind die Grenzen mit zeitlichem und emotionalem Abstand vielleicht (wieder) etwas weiter. Vielleicht. Jedenfalls hoffe ich, dass eine Gewichtung möglich ist.

Noch nicht alles gelesen.
Zuletzt geändert von stern am So., 13.07.2014, 22:37, insgesamt 2-mal geändert.
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Widow
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Beitrag So., 13.07.2014, 22:28

Waldschratin hat geschrieben: Das hast DU miteinander verbunden. Ich hatte das nicht in Bezug gesetzt.
Aha. Nun, dann hab ich Dich da komplett missverstanden:
Waldschratin hat geschrieben:Und das ist weit MEHR als "eine Tragödie",die man,wie weiland in den "Leiden des jungen Werther" besingen und hochstilisieren,letztlich nix anderes als glorifizieren aus Distanzierungswünschen raus "muß"...Naja,andere Baustelle.
Zum Eigentlichen:
Waldschratin hat geschrieben: Aber was willst du damit sagen? Suchst du sowas wie "die" Wahrheit?
[...]
Es gibt nur die Sicht des Einen und die Sicht des Anderen dazu.
Was davon "richtig" ist oder "falsch" unterscheiden zu wollen,ist für mich der falsche Ansatz.

Mir reicht es,die Sicht dessen versuchen zu "teilen" ,der grade schreibt.
Mir reicht das nicht.

Ich möchte - gerade, wenn der Schreibende zu vermitteln versucht (und das Forum entsprechend "drauf anspringt"), dass er im "Besitz der Wahrheit" sei, weil sich das z.B. mit seinem Therapie-Abbruch so und nicht anders zugetragen habe, dass er völlig überraschend gekommen sei etc. -, ich möchte dann nicht nur diese Sicht teilen.

Ich möchte dann darüber hinaus auch sachte danach fragen dürfen, ob denn die Sicht eine klare ist oder eine verschwommene, ob da vielleicht doch was übersehen worden ist (weil es vielleicht zu sehr weh tut, es anzuschauen), und ob es eventuell auch ganz anders sein kann.

Dass das vom "Thema" wegführe (wenn man das entscheiden könnte - gäbe es dann nicht da eine "Wahrheit": Was themennah vs. themenfern sei?), finde ich übrigens gar nicht - aber so unterschiedlich sind sie: Die Sichten.


Waldschratin
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Beitrag So., 13.07.2014, 22:49

Widow hat geschrieben:Aha. Nun, dann hab ich Dich da komplett missverstanden:
Waldschratin schrieb:
Und das ist weit MEHR als "eine Tragödie",die man,wie weiland in den "Leiden des jungen Werther" besingen und hochstilisieren,letztlich nix anderes als glorifizieren aus Distanzierungswünschen raus "muß"...Naja,andere Baustelle.
Das Eine ist die Tragödie,das Andere ist das "besingen und hochstilisieren müssen etc." aus ner Abwehr raus.
Stimmt,da hast du mich mißverstanden.
Widow hat geschrieben:Ich möchte dann darüber hinaus auch sachte danach fragen dürfen, ob denn die Sicht eine klare ist oder eine verschwommene, ob da vielleicht doch was übersehen worden ist (weil es vielleicht zu sehr weh tut, es anzuschauen), und ob es eventuell auch ganz anders sein kann.
"Dürfen" tust du das natürlich.
Aber mir geht es da mehr um die Haltung,die hinter diesem "Dürfen" steht,denn ums Tun an sich.
Das mündet nämlich meist schnell ins Besserwissen,wenn mans dann nicht auch irgendwann mal stehenlassen und dem zu bewerten überlassen kann,auf den man geschrieben hat.

Merkst du nicht,daß diese ART der Diskussion vom Thema wegführt?
Deshalb bin ich jetzt hier auch raus.Erstens hab ich in dieser Hinsicht genug Erfahrung im Umgang mit dir,als daß ich damit rechne,daß es NICHT ums Rechthaben gehen könnte
Zweitens finde ich den Thread viel zu interessant,als daß ich ihn wegen persönlicher Eitelkeiten "mitbeteiligt" sprengen möchte.

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stern
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Beitrag So., 13.07.2014, 22:56

Meine Sicht/Erfahrung:

Die Zuspitzung (bzw. das waren eher Wellenbewegungen) erstreckte sich über einen Zeitraum. Momente der Unsicherheit bzgl. Fortsetzung gab es in diesem Zeitraum (aber diese Momente waren nichts durchgängiges, sondern das waren ein paar Momente. Ambivalenzen gab es). Trotzdem erlebte ich den Abbruch an sich als plötzlich und unerwartet und ungeplant (und er war es wohl auch). Vielleicht (?) auch für die Thera. Denn noch in der letzten Sitzung hieß es, dass ich die kommende Sitzung div. Unterlagen für den Neuantrag mitbringen soll (ich hatte sie sogar teilweise schon dabei). Na ja, zu dieser Sitzung kam es nicht mehr. Ist abgesagt worden.
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Widow
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Beitrag So., 13.07.2014, 23:09

Waldschratin hat geschrieben:hab ich in dieser Hinsicht genug Erfahrung im Umgang mit dir,als daß ich damit rechne,daß es NICHT ums Rechthaben gehen könnte
Entzückend! Wer meint hier eigentlich, Recht zu haben?
_____________________

stern hat geschrieben:Die Zuspitzung (bzw. das waren eher Wellenbewegungen) erstreckt sich über einen Zeitraum. Momente der Unsicherheit bzgl. Fortsetzung gab es in diesem Zeitraum (aber diese Momente waren nicht durchgängig vorhanden, sondern das waren eben ein paar Momente. Ambivalenzen gab es). Trotzdem erlebte ich den Abbruch an sich als plötzlich und unerwartet und ungeplant (und er war es wohl auch). Vielleicht (?) auch für die Thera.
Liebe stern,

ich will gar nicht bezweifeln, dass das von Deiner Therapeutin nun verkündete (und durch extrem drastische, uns allen hier einstweilen noch völlig unverständliche Worte bekräftigte) Therapie-Ende absolut überraschend für Dich kam.

Ich bin nur zunehmend bei jenen "Wellenbewegungen der Zuspitzung". (Und mir fehlt alles, um dort zu sein - z.B. jene "Horrorsitzung", von der ich nur weiß, dass Du sie als Horror wahrgenommen hast und Deine Therapeutin sich danach [oder währenddessen?] genötigt gefühlt hat zu sagen, dass sie solche Gefühle [welche?] nie wieder erleben will. [Hat sie das so gesagt?])

Und ich bin genau genommen hier in diesem Faden gar nicht so sehr bei Deinem einstweiligen und derzeit noch so unvermittelt erscheinenden Therapieende - ich bin eher bei den postings hier allgemein und auch andernorts zu "im Stich lassenden Theras". (Manchmal bilde ich mir ein, in denen einen kleinen falschen Ton zu hören - auch wenn ich verstehen kann, wenn man da die eigene Verantwortung wegpfeifen will wie die Angst im Walde.)

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stern
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Beitrag So., 13.07.2014, 23:12

Waldschratin hat geschrieben:Warum z.B. war Stern`s Thera nicht einfach fähig,mal klar Farbe zu bekennen,wie es IHR mit dem geht,was Stern mitbringt?
Ich kann natürlich nicht nicht für sie sprechen. Und für meinen Teil kann ich gerade nicht einschätzen, ob ich sie an allen erdenklichen Stellen in Schutz nehme.

Eine meiner Überlegungen ist: Sie hatte schon eine Weile vor der finalen Eskalation mit mir bzw. sich zu tun. Ich frage bzw. überlege auch: Wenn ja: Hätte sie das eher ansprechen können, vielleicht sogar müssen? Vielleicht wollte mich ja schonen (denn natürlich wäre manches eingeschlagen)... und tat solange ihr mögliches (bis dann das Limit erreicht war). Jedenfalls hatte ich sonst schon regelmäßig den Eindruck, sie will, dass es mir (bzw. ihren Patienten) gut geht.
Liebe Grüße
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ziegenkind
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Beitrag So., 13.07.2014, 23:13

ich glaub, mir ging es darum: so ein abbruch ist etwas zum erschrecken. das einklagen, von der andere hätte und müsste, die rede von der mangelnden psychohygiene, die empörung über fehlende professionalität, das sind in meinen augen magische abwehrzauber, verständlich, aber nicht hilfreich - für den der zaubert wohlgemerkt.

und ich romantisiere nicht, wenn ich von tragödie rede. das wort kommt aus einer archaischen welt, in der noch viel deutlicher war, wie dünn das eis ist, wie dicht das chaos.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

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Beitrag So., 13.07.2014, 23:22

Widow hat geschrieben:Und ich bin genau genommen hier in diesem Faden gar nicht so sehr bei Deinem einstweiligen und derzeit noch so unvermittelt erscheinenden Therapieende
Das habe ich auch so wahrgenommen. Ist ja auch ein allgemeiner Thread. Und soll es besser auch bleiben.

Nur weil ich erwähnt wurde (nicht von dir) habe ich etwas dazu geschrieben. Aber auch ansonsten wäre meine "allgemeine" Sichtweise wohl eine ähnliche gewesen (nur dann mit etwas weniger Erfahrung unterlegt). Und weil du fragst:
und Deine Therapeutin sich danach [oder währenddessen?] genötigt gefühlt hat zu sagen, dass sie solche Gefühle [welche?] nie wieder erleben will. [Hat sie das so gesagt?])
ob sie sich dazu genötigt sah, weiß ich nicht. Ich hoffe nicht. Welche Gefühle das im einzelnen waren: I don't know (müsste man sie fragen... weiß ich nur andeutungsweise). Dass sich diese nicht mehr erleben möchte, sagte sie.
Liebe Grüße
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stern
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Beitrag So., 13.07.2014, 23:53

Ich bleibe wieder allgemeiner:
Waldschratin hat geschrieben:Es ist,wie alles,was Beziehung angeht,was gemeinsam Fabriziertes,wo beide ihren Teil dazu beigetragen haben.
Würde ich teilen (persönliche Sichtweise... ohne die Wahrheit pachten zu wollen). Und zwar sowohl an einer guten wie unguten Entwicklung. Beiden können "Fehler" unterlaufen (wie man das bezeichnen will, ist Geschmackssache). Aber als Patient stehle ich mich nicht aus der Verantwortung bzw. versuche es zumindest. Also ich muss mich natürlich fragen, was ich vielleicht anders hätte manchen können (vielleicht sogar "müssen") bzw. woran das scheiterte. Ansatzpunkte habe ich auch bzw. auch manche Kritik (die ich abwäge).
Allerdings ist es in der therapeutischen Beziehung - da ne besondere,ne Arbeitsbeziehung und damit mit Ausprobier- und Modellcharakter - nunmal definierte Aufgabe des Theras,nicht kopflos auf eigenen Baustellen und in Panik zu reagieren,sondern reflektiert zu sein und auch in persönlichen Stressmomenten (resp. -Zeiten] zu bleiben.Und das sogar zuverlässig.
Ja, ein Thera hat eine Aufgabe bzw. einen Auftrag zu erfüllen. Aber was, wenn er merkt, dass er die Aufgabe/Auftrag nicht (professionell) erfüllen kann? Grenzen hat? Wenn das vorübergehend der Fall ist, ist das vielleicht handhabbar. Aber ansonsten bleibt ja nicht viel als das Mandat niederzulegen. Denn angenommen ein Thera merkt "ich reagiere zunehmend kopflos" (und das trotz Supervision): Vielleicht ist Fortsetzung auch nicht immer eine Alternative, wenn ein Thera fortgesetzt kopflos reagiert.

Als professionell würde ich ansehen, dass soweit wie möglich das Wohl des Patienten berücksichtigt wird. Also eine Verantwortung für den Patienten hat er natürlich.
Liebe Grüße
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Nachteule79
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Beitrag Mo., 14.07.2014, 00:50

Hallo zusammen,

wollte mich bei allen hier für die Diskussion bedanken. Mir hat es zu denken gegeben und auch ein Stück weit für meinen persönlichen Fall weiter geholfen. Ich merke, dass ich wohl auch so einiges einfach übersehen habe, vielleicht weil ich es nicht sehen wollte, vielleicht weil ich einfach sonst keine Erfahrung mit Therapien habe. Natürlich kann man eine Therapie nicht unter allen Umständen weiterführen. Wenn es nicht mehr hilft, sondern schadet, ist es natürlich sinnlos. Klar leidet man als Patient unter dem Abbruch, aber im Endeffekt ist es doch besser so. Auch was das Nicht-Wollen angeht, finde ich, dass da das Selbe für Patienten wie für Therapeuten gilt. Wenn ein Patient nicht will, bringt es nichts. Wenn der Therapeut nicht will, genau so wenig.

Es kommt aber schon darauf an, wie das beendet wird. Ob der Therapeut sich nun professionell verhalten hat oder nicht, so ein Abbruch ist immer schmerzhaft. In so einer Situation ist es sicher für manche Patienten auch nicht möglich zu sehen, dass der Therapeut das Ende auf professionelle Art über die Bühne bringen wollte.

Hier ist meiner Meinung nach, Klarheit ganz wichtig. Mir hat das gefehlt. Es war meine erste Therapie und ich hatte nicht die geringste Vorstellung, wie das ist und was dabei entstehen kann. Ich war komplett überfordert und auch nicht in der Lage klar zu denken. Ich konnte/ wollte nicht glauben, dass er es beendet. Vielleicht war das sehr naiv, aber für mich war es unvorstellbar. Auch nachdem er es beendet hat (am Telefon), konnte ich das lange Zeit immer noch nicht glauben und dachte, dass er damit irgendwas bezwecken will. Also dass es in Wahrheit gar nicht vorbei ist. Vielleicht war es die richtige Entscheidung von ihm, ich kanns nicht beurteilen. Aber ich hätte gerne eine Erklärung gehabt. Vielleicht war es nicht sofort möglich, sehe ich ein. Nur ist inzwischen schon so viel Zeit vergangen, bald 1 Jahr und immer noch nichts. Mir einfach den Telefonhörer aufzulegen, finde ich wiederum nicht so professionell.
LG Nachteule

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stern
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Beitrag Mo., 14.07.2014, 02:30

@ Nachteule. Oh, Mann. Was ähnlich erscheint, muss nicht zwangsweise wirklich ähnlich bzw. das gleiche sein. Und unter diesem Vorbehalt: Ich meine Ähnlichkeiten zu deiner Geschichte wahrzunehmen. Und ich hoffe, ich projiziere nicht lediglich auf dich. Hast du denn einige Therapeuten aufgesucht? Und hattest du den Eindruck, diese nehmen dich aufgrund deiner "Vorerfahrungen" oder aufgrund anderer Gründe nicht? Falls ich fragen darf und du antworten magst.

Du erscheinst recht reflektiert.
Ich konnte/ wollte nicht glauben, dass er es beendet. Vielleicht war das sehr naiv, aber für mich war es unvorstellbar.
ja, geht mir auch ähnlich... aber bei mir ist es auch noch recht frisch (ein paar Tage her). Zwar hatte ich durchaus dahingehende Ängste und ich registrierte "neuerdings" auch faktische Unsicherheit bzgl. der Fortsetzung. Aber noch wenige Sitzungen zuvor hieß es: Für wie realistisch erachten Sie dass denn, dass ich die Therapie abbreche? Bzw. Ich möchte die Therapie mit Ihnen zu Ende bringen (aber best. Modalitäten sind zu beachten). Usw. Und ich hatte sogar schon einen Teil der Unterlagen, um die Therapie zu beantragen. Vom Abbruch habe ich dann auch telefonisch erfahren (mit "Begleitbrief", der vor dem Telefonat abgeschickt wurde, aber erst nach dem Telefonat eingetroffen ist). Effekt: Das kann nicht wahr sein. Falscher Film.

Die Idee, dass der Abbruch bezweckt sein könnte, habe ich für meinen Teil nicht. Hast du denn überhaupt keine (brauchbare) Erklärung erhalten? Tappst also sozusagen völlig im Dunkeln, was die Gründe angeht, und überlegst vielmehr, worin dein Versagen liegen könnte?
Mir einfach den Telefonhörer aufzulegen, finde ich wiederum nicht so professionell.
Heftig. Ich halte es auch nicht für professionell. Davor habe ich auch Angst. Sie hat immerhin noch angeboten, dass ich sie nochmals anrufen können. Aber ich habe Angst, dass sie dann doch abblockt. Wie realistisch diese Angst (in Bezug auf meine Situation) ist, kann ich nicht gut einschätzen.
Genau das ist ja leider nicht möglich. Er blockt es komplett ab. Hab das Gefühl da nicht mehr tun zu können.
Hast du eine Vorstellung, warum? Genau so nehme ich das nämlich auch wahr: Dass ich abgeblockt werde. Anscheinend nicht ganz so krass wie du (und sie bestätigte ihre Abwehr auch teilweise). Aber das lässt mich regelrecht ohnmächtig fühlen, dass die Verständigung darüber so erschwert bis verunmöglicht ist. Ich meine: Man kann dann ja wirklich kaum etwas tun.
Ein anderer Psychologe (der mich auch nicht aufnehmen wollte), hat gemeint, dass da vielleicht noch die einzige Möglichkeit wäre ihm einen Brief zu schreiben. Wenn ich noch etwas los werden möchte, aber ich soll nicht auf irgendwas von ihm hoffen, wenn ich es richtig verstanden habe.
Die Einschätzung erachte ich für realistisch. Man steckt halt nicht drin, ob das noch gelesen wird. Kann sein, muss aber nicht sein. Und selbst wenn er es nicht liest: Manchmal kann es auch entlasten, wenn man alles nochmals aufschreibt, was man noch loswerden will (sei es dass man den Brief dann abschickt oder nicht. Sofern nicht Konsequenzen angedroht sind, könntest du ja abschicken. Falls du magst).
Er meinte, dass es unwahrscheinlich wäre, nach dem ich die Situation kurz geschildert habe. Klar könnte ich ihm mitteilen, wie es mir gerade geht und mich für mein Verhalten entschuldigen, glaube aber nicht, dass es ihn wirklich noch interessiert
.
Aber vielleicht würde es dir helfen, selbst wenn es ihn nicht interessieren sollte. Ob ich das selbst einhalten kann, weiß ich nicht: Trotzdem rate ich dir: Entschuldige dich nur für wirkliche Schuld/Fehlverhalten.
Außerdem hab ich Angst, dass das schon wieder zu viel wäre und er sich dann belästigt fühlt.
Die Angst kann ich nachvollziehen. Aber wäre das sooo tragisch? Ich meine, wenn er es nicht lesen will, dann kann er denn Brief ja in die Akte legen oder beiseite legen.

Du hast auch die Möglichkeit, deine Akte einzusehen (evtl. auch in Kopie). Und zwar vollständig, sag' ich mal. Falls du von dieser Möglichkeit nicht weißt... Vielleicht erhältst du so ein paar Anhaltspunkte. Denn den Klärungsbedarf kann ich sowas von gut nachvollziehen.
Liebe Grüße
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