Therapeut feuchte Augen

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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candle.
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Beitrag Mo., 27.06.2022, 14:18

Ich denke schon, dass hier ein Mißverständnis vorliegt.
lisbeth hat geschrieben: Mo., 27.06.2022, 14:08 Mit dem Bulldozer alles platt machen?
Warum mußt du es so verstehen, wenn es schon korrigiert wurde?

Allerdings weiß ich auch nicht warum die Therapeutin nichts sagt. Es ist doch wirklich eine Vergeudung der Therapiestunden nicht voran zu kommen. Oder es gibt ein Agreement von nur reden und abnicken? Jedenfalls wurde mir das so mal mitgeteilt, dass es diese beiden Optionen gibt. Allerdings war das eine PIA und nur eine Übergangslösung.

An einen gewissen Punkt muß man sich leider wirklich mal überwinden oder man wird in jeder neuen Therapie enttäuscht.

So schlecht war es für mich damals nicht den Druck gespürt zu haben, ob ich Therapie überhaupt will oder nicht. Nach der positiven Entscheidung ging es bergauf.
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lisbeth
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Beitrag Mo., 27.06.2022, 14:36

candle. hat geschrieben: Mo., 27.06.2022, 14:18 Warum mußt du es so verstehen, wenn es schon korrigiert wurde?
Ich *muss* gar nichts, candle. Es ist einfach so wie es ist. ;-)
Der Nachschub von alatan ist für mich auch keine 'Korrektur', man malt dann ein paar Blümchen auf den Bulldozer, das macht es (für mich) nicht akzeptabler.
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― Anne Lamott

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candle.
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Beitrag Mo., 27.06.2022, 14:40

Nein, man kann es auch mal anders verstehen, denke ich.

Es dürfte doch jedem klar sein, dass mit immer "nett und freundlich" aus einer Therapie nichts werden kann?

candle
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chrysokoll
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Beitrag Mo., 27.06.2022, 15:01

candle. hat geschrieben: Mo., 27.06.2022, 14:40 Es dürfte doch jedem klar sein, dass mit immer "nett und freundlich" aus einer Therapie nichts werden kann?
ebensowenig kann aus einer Therapie was werden in der ein Therapeut "gepfeffert" Dinge hinknallt

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lisbeth
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Beitrag Mo., 27.06.2022, 15:14

candle. hat geschrieben: Mo., 27.06.2022, 14:40 Nein, man kann es auch mal anders verstehen, denke ich.
Klar *kann* man es anders verstehen, wie fast alles im Leben. Aber ich *muss* mir von dir nicht vorschreiben lassen, wie ich was zu verstehen habe...
candle. hat geschrieben: Mo., 27.06.2022, 14:40 Es dürfte doch jedem klar sein, dass mit immer "nett und freundlich" aus einer Therapie nichts werden kann?
Das hat hier auch keine*r behauptet... Aber du musst es anscheinend so verstehen?? ;-)
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― Anne Lamott

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candle.
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Beitrag Mo., 27.06.2022, 15:22

Ja, ich muß... mich stört es wieder, dass die Zwischentöne fehlen und die gibt es auch immer.
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StillesMeer
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Beitrag Mo., 27.06.2022, 15:46

Gespensterkind hat geschrieben: Mo., 27.06.2022, 12:09 Sprecht ihr denn darüber, dass Du Dich schon automatisch versteckst und Du hinterher dann das Gefühl hast, gar nicht das gesagt zu haben, was Du wolltest?
Und sprecht ihr darüber, was Du Dir wünschen würdest?
Therapeuten sind keine Hellseher. Und Therapeuten warten oftmals auch erst ab, was Du willst und was von Dir kommt.
Wenn es ein Schutzmechanismus ist macht es oft wenig Sinn, den zu durchbrechen, sondern erst mal gemeinsam zu schauen, vor was genau Du Dich schützen musst und was Du brauchst, um auf den Schutz stückweise verzichten zu können.
Das Verrückte ist ja, dass es mir nicht einmal bewusst ist in jenen Momenten, in denen der Schutzmechanismus aktiv ist. Erst nach der Therapiestunde fällt mir wieder auf, wie erschöpft ich bin und wie unergiebig das ganze Gerede letztlich war. Warum ich dieses starke Redebedürfnis habe, schrieb ich ja schon: ich suche in meinem Gegenüber eine haltgebende, mitfühlende emotionale Reaktion, aber da kommt nichts und dadurch werde ich noch unruhiger, noch agitierter, „bedürftiger“ könnte man fast sagen. Es sind unbewusste Prozesse, die ich in dem Moment bewusst nicht reflektieren kann. Es brauchte bei mir selbst viel Nachdenken, bis ich dahinter kam.

Ich habe vor kurzem ein paar Selbsthilfebücher zur Schematherapie gelesen (ich selbst mache aber normale VT) und dieses Verhalten, was ich hier beschreibe, wird dort dem Modus des distanzierten Beschützers zugeschrieben, der bei mir sehr stark ausgeprägt zu sein scheint. Es geht letztlich wieder um das Thema der Emotionsvermeidung.
Leider bringe ich neben schwierigen Persönlichkeitsmerkmalen noch diverse Traumata mit. Wahrscheinlich daher das zaghafte Vorgehen meiner Therapeutin. Ich kann durch meine Traumata nur schwer Vertrauen aufbauen und meide Bindungen. Dadurch bin ich selbst für eine erfahrene Therapeutin wohl eine härtere Nuss.

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Gespensterkind
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Beitrag Mo., 27.06.2022, 15:52

…aber es fällt Dir ja hinterher auf und Du kannst es hier doch sehr gut in Worte fassen…?
…Du könntest es daher in die nächste Stunde als Thema mitnehmen?

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StillesMeer
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Beitrag Mo., 27.06.2022, 16:21

Gespensterkind hat geschrieben: Mo., 27.06.2022, 15:52 …aber es fällt Dir ja hinterher auf und Du kannst es hier doch sehr gut in Worte fassen…?
…Du könntest es daher in die nächste Stunde als Thema mitnehmen?
Das Verrückte: Selbst wenn ich es zum Thema machte, würde ich wieder nur darüber reden.

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alatan
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Beitrag Mo., 27.06.2022, 17:49

StillesMeer hat geschrieben: Mo., 27.06.2022, 15:46 Warum ich dieses starke Redebedürfnis habe, schrieb ich ja schon: ich suche in meinem Gegenüber eine haltgebende, mitfühlende emotionale Reaktion, aber da kommt nichts und dadurch werde ich noch unruhiger, noch agitierter, „bedürftiger“ könnte man fast sagen. Es sind unbewusste Prozesse, die ich in dem Moment bewusst nicht reflektieren kann. Es brauchte bei mir selbst viel Nachdenken, bis ich dahinter kam.
Du kannst diese "unbewussten Prozesse" sehr wohl reflektieren, tust es ja gerade. Was fehlt, ist, dass du diese Erkenntnisse umsetzt! Das starke Redebedürfnis ist nichts anderes als eine Mauer, mit der du genau das Gegenteil von dem erreichst, was du ersehnst: das Gegenüber fühlt sich auf Distanz gehalten, ja, geradezu abgestoßen von dir. Zugleich mit der äußeren Mauer, die echte Beziehung verhindert, boykottierst du auch dich selbst, weil es dich vom Erleben deiner Gefühle fern hält.

Wenn eine Therapeutin gut wäre, würde sie das erkennen und konfrontieren - solange, bis du es sein lässt und die Gefühle erleben kannst, die du in der therapeutischen Beziehung suchst. Aber wahrscheinlich ist es mal wieder eine Therapeutin, die, weil sie selbst nicht durchgearbeitet ist, Angst vor Gefühlen hat, vor denen von Pat. und ihren eigenen. Das ist leider bei vielen PT ein sehr großes Hindernis für eine erfolgreiche Arbeit mit schwerer gestörten Patienten.

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Philosophia
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Beitrag Mo., 27.06.2022, 17:58

alatan hat geschrieben: Mo., 27.06.2022, 17:49 Wenn eine Therapeutin gut wäre, würde sie das erkennen und konfrontieren - solange, bis du es sein lässt und die Gefühle erleben kannst, die du in der therapeutischen Beziehung suchst. Aber wahrscheinlich ist es mal wieder eine Therapeutin, die, weil sie selbst nicht durchgearbeitet ist, Angst vor Gefühlen hat, vor denen von Pat. und ihren eigenen. Das ist leider bei vielen PT ein sehr großes Hindernis für eine erfolgreiche Arbeit mit schwerer gestörten Patienten.
Seh ich anders. Konfrontation ist wichtig. Aber eine taktvolle - dann kann sie auch "hart" sein, wie du sagst, aber eben mit Wertschätzung im Background. Aber es geht nicht darum, dass die Therapeutin so lange konfrontiert, bis die Patientin ungewünschtes Verhalten sein lässt. Das ist doch voll manipulativ. Es geht darum (wohlwollend) zu verstehen. Und dann kommt der Wunsch zur Veränderung in der Patientin selbst. Es geht um ehrliches Miteinander. Nicht darum, die Patientin verändern zu wollen. Es geht darum, dass inneres Wachstum und somit mehr Handlungsspielraum möglich wird.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

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alatan
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Beitrag Mo., 27.06.2022, 18:12

Philosophia hat geschrieben: Mo., 27.06.2022, 17:58 Aber es geht nicht darum, dass die Therapeutin so lange konfrontiert, bis die Patientin ungewünschtes Verhalten sein lässt. Das ist doch voll manipulativ. Es geht darum (wohlwollend) zu verstehen. Und dann kommt der Wunsch zur Veränderung in der Patientin selbst. Es geht um ehrliches Miteinander. Nicht darum, die Patientin verändern zu wollen. Es geht darum, dass inneres Wachstum und somit mehr Handlungsspielraum möglich wird.
Ich meinte nicht, dass die Pat. ihr destruktives Verhalten einfach sein lässt, das wäre ja Schwachsinn, sondern dass sie stattdessen ihre Gefühle erlebt, weil dieses Verhalten genau das verhindert. Der Wunsch zur Veränderung ist bei der Patientin ja längst da - es geht, wie ich schrieb, um die Tat der Veränderung, und das muss die Patient wirklich selbst wollen. Wenn dieser unbedingte Wille nicht da ist - genau wie z. B. bei allen Substanzabhängigkeiten - dann geht gar nichts. Also: es braucht eine fähige Therapeutin und eine sehr stark wollende und handelnde Patientin!

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Philosophia
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Beitrag Mo., 27.06.2022, 18:47

Ok, da kann ich mitgehen. Überdies stimmt es nach meinen Erfahrungen wirklich, dass viele TherapeutInnen sich scheuen, stimmig konfrontativ zu sein. Und auch leider viele PatientInnen mit mangelnder Veränderungsbereitschaft - trifft beides aufeinander ist das keine gute Kombi. So hat meine sehr gestörte Mutter es geschafft, sich von einer Therapie zur nächsten zu hangeln und nix zu verbessern - ich konnte nur dabei zusehen. Und selbst als sie Übergriffe auf die Therapeuten startete, haben die nicht gehandelt... und das hat ihr Verhaltensmuster nur verstärkt.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

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caduta
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Beitrag Mo., 27.06.2022, 19:58

StillesMeer hat geschrieben: Mo., 27.06.2022, 15:46 Ich habe vor kurzem ein paar Selbsthilfebücher zur Schematherapie gelesen (ich selbst mache aber normale VT) und dieses Verhalten, was ich hier beschreibe, wird dort dem Modus des distanzierten Beschützers zugeschrieben, der bei mir sehr stark ausgeprägt zu sein scheint. Es geht letztlich wieder um das Thema der Emotionsvermeidung.
Frag doch deine Therapeutin, ob ihr nicht auf Schematherapie umsteigen könntet. Mein Therapeut ist umgestiegen, nachdem er gemerkt hat, dass Verhaltenstherapie bei mir hinten und vorne nicht klappt. Bei Schematherapie geht es um Emotionen. Ich finde allerdings die Bücher zum Teil sehr technisch. So habe ich es eigentlich nicht erlebt in der Therapie.

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diesoderdas
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Beitrag Mi., 29.06.2022, 05:47

lisbeth hat geschrieben: Mo., 27.06.2022, 14:08
Dass der Bulldozer empathisch sein kann? Macht glaube ich keinen großen Unterschied, wenn man da ein paar Blümchen draufmalt... Und den Allmachts-Anspruch des/der Therapeuten/in, der hinter so einer Methode steckt - den finde ich immer noch und immer wieder neu gruselig...
Habe das Gleiche gedacht beim Lesen.
alatan hat geschrieben: Mo., 27.06.2022, 13:52 Und genau das ist die therapeutische Kunst, Mitgefühl und Wahrheit, die hart sein kann, zu verbinden.
Und die Wahrheit kennt natürlich der Therapeut.
alatan hat geschrieben: Mo., 27.06.2022, 17:49 Du kannst diese "unbewussten Prozesse" sehr wohl reflektieren, tust es ja gerade. Was fehlt, ist, dass du diese Erkenntnisse umsetzt! Das starke Redebedürfnis ist nichts anderes als eine Mauer, mit der du genau das Gegenteil von dem erreichst, was du ersehnst: das Gegenüber fühlt sich auf Distanz gehalten, ja, geradezu abgestoßen von dir.
Abgestoßen vom Patienten? Das war nun schätzungsweise einer der Bulldozer... Und das soll etwas bringen!?
So Aussagen können nach hinten los gehen - auch online. Nur mal zum Bedenken...

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