Validität psychiatrischer Diagnosen

Themen und Smalltalk aller Art - Plaudern, Tratschen, Gedanken, Offtopic-Beiträge (sofern Netiquette-verträglich..) und was immer Sie hier austauschen möchten.
Benutzeravatar

stern
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 99
Beiträge: 25013

Beitrag Mo., 27.01.2014, 23:32

viciente hat geschrieben:bist eben ein stern und ich bin lediglich auf der erde - und jetzt lassen wirs.
ja, ohne Macken aber mit special effects . Nee, im Ernst, mir wird eigentlich ebenfalls eher Bodenständigkeit nachgesagt... und "geistige Unflexibilität" sollte schlichtweg eine Umschreibung für "festgefahren" sein... o.k. mglw. unglücklich gewählt.

Das Eingangsposting ist für meinen Geschmack halt etwas reißerisch-einseitig.

Sicherlich gibt es umstrittene Diagnosen (ob es eine Vielzahl betrifft, ist mMn schon wieder streitbar). Umstritten impliziert jedoch auch, dass man verschiedene Meinungen dazu vertreten kann. Dazu muss ich mich nicht zwingend der Sichtweise eines TE anschließen. Und Diagnosen können auch einen Nutzen haben (bzw. eine Nicht-Diagnose bzw. weitgehende Gesunddefinitionen auch nachteilig sein)... was man dem Zitat des TE "What a price for human knowledge" gegenüberstellen könnte. Dazu könnte ich sogar noch mehr schreiben als ich es getan habe .
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
«

(alte Weisheit)

Werbung

Benutzeravatar

stern
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 99
Beiträge: 25013

Beitrag Di., 28.01.2014, 03:25

Im übrigen ist es ja mitnichten so, dass hierzulande Psychotherapeuten und Ärzte nach einer massiven Ausweitung von Diagnosen schreien. Sondern manche Änderung im DSM-V werden erheblich kritisiert. Der ICD-11 soll 2015 erscheinen... und es ist ja nicht so, dass die WHO einfach die Änderungen des DSM-V übernimmt. Es bleibt abzuwarten, was kommt (habe mich aber auch noch nicht so detailliert über geplante Änderungen des ICD informiert).
Immer wieder kann man hören, wie sehr die psychischen Erkrankungen zunehmen. Stets aufs Neue wird der Druck der modernen Arbeitswelt verantwortlich gemacht. Der vorherrschende Eindruck ist klar. Bloß: Er ist mit ziemlicher Sicherheit falsch.
(...)
"Alle großen Studien, in denen psychische Störungen methodisch solide über längere Zeit erfasst wurden, widersprechen der Annahme, dass es in den letzten Jahrzehnten eine bedeutsame Zunahme gab", sagt Frank Jacobi, der an der Psychologischen Hochschule Berlin lehrt und als ein führender Experte für die Epidemiologie psychischer Krankheiten gilt. (...) Bei solchen Studien zeigen sich immer mal wieder leichte Ausschläge nach oben oder unten, insbesondere bei Depressionen oder Sucht; aber den einzigen dramatischen Einschnitt gab es in Deutschland während des Zweiten Weltkriegs und der Nachkriegszeit.

Forscher wie Jacobi nennen unter anderem einen Grund, warum die Kassen-Statistiken in die Irre führen: Der Hauptfehler liegt darin, dass die Meldungen aus den Arztpraxen für bare Münze genommen werden. Die Kassen berichten zwar korrekt, dass immer mehr Menschen vor allem wegen Depressionen und Angststörungen krankgeschrieben werden. Doch vermutlich beruhen diese Zahlen nicht auf einer realen Zunahme.
http://www.sueddeutsche.de/gesundheit/z ... -1.1676866
näher erläutert auch hier: http://www.report-psychologie.de/filead ... Jacobi.pdf

oder vgl. auch: Auswertung von 44 Forschungsarbeiten:
https://www.thieme.de/viamedici/klinik- ... s-4107.htm
"konnte kein eindeutiger Trend erkannt werden, der darauf schließen lässt, dass die Häufigkeit psychischer Störungen in der Bevölkerung westlicher Länder in den Dekaden nach dem zweiten Weltkrieg anhaltend zugenommen hat."

Krankheit definiert sich u.a. als Normabweichung. Wo man die Grenze zwischen Krankheit und Gesundheit exakt zieht, ist sicherlicher streitbar. Was ist völlig natürliches menschliches Verhalten? Ist das nicht genauso streitbar wie die Frage, was Krankheit ist? Will man soweit gehen, dass man z.B. auch Depressionen als normales und natürliches Verhalten sieht, da depressive Reaktionen oder meinetwegen auch Persönlichkeitsstörungen vielmehr als eine völlige natürliche Anpassungsleistung an ein gestörtes System zu qualifizieren wären? Sind Hormonstörungen oder Beinbrüche, wenn man stürzt nicht auch natürlich? Wäre mMn auch heikel, wenn Normalisierung zu weit geht... könnte man aber natürlich auch vertreten.

@ vici: der Bezug ist folgende These des Eingangspostings, falls unklar: "Völlig natürliches, menschliches Verhalten wird in äusserst besorgniserregendem Maasse von der modernen Psychiatrie pathologisiert."
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
«

(alte Weisheit)


Jenny Doe
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 56
Beiträge: 5037

Beitrag Di., 28.01.2014, 07:15

@ Stern,

wobei man jedoch sagen muss, dass jeder Erklärungsversuch, auch dieser:
Doch die Inanspruchnahme psychologischer und psychiatrische Hilfe ist nach Ansicht von Richter kein Beleg für eine Zunahme psychischer Störungen. Die Zahlen zeigten nur, dass die Versorgungsprävalenz gestiegen sei – also die Bereitschaft, sich helfen zu lassen. Menschen werden im Jahr 2008 nicht häufiger seelisch krank als früher, sondern ihre psychischen Probleme werden lediglich schneller entdeckt und häufiger behandelt.
https://www.thieme.de/viamedici/klinik- ... s-4107.htm

nur reine Spekulation ist.

Tatsache ist, dass es eine Reihe von Störungen gibt, die, kaum dass ihnen Aufmerksamkeit geschenk wird, inflationär diagnostiziert werden. Besipiele:
Die Zahl der ADHS-Diagnosen stieg in Deutschland zwischen 1989 und 2001 um 381 Prozent.
Quelle: Überdiagnose von ADHS und Autismus. Ärzteblatt
In den letzten 25 Jahren, klagen Fachleute, sei die Zahl der diagnostizierten MPS-Fälle (Multiple Persönlichkeitsstörung) von unter 200 auf rund 20 000 gestiegen. (...)
Quelle: Modischer Wahn. Spiegel
In den USA wird immer häufiger fälschlicherweise die Diagnose ADHS gestellt. Forscher der University Michigan vermuten bereits über eine Millionen falsch diagnostizierte Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktiv-Syndrome bei Kindern.
Quelle: USA: Falsche ADHS-Diagnosen bei Kindern nehmen drastisch zu. Shortnews
Dieser Kongress ist inzwischen mit fast 8.000 Teilnehmern die größte Fachtagung auf diesem Gebiet in Europa. Hintergrund der DGPPN-Forderung ist die nach Auffassung der Fachgesellschaft als problematisch einzuschätzende, inflationäre Ausweitung des Trauma-Begriffs, wie diese mancherorts in der klinischen Praxis zu beobachten sei. Gerade die inflationäre Verwendung der Begrifflichkeit PTBS könne zu einer unkritischen Diagnostik führen.
Quelle: Noch 50 Tage bis zum DGPPN-Kongress
...

All diesen Störungen, die heute angeblich früher erkannt werden als früher, und unter denen Menschen angeblich schon früher gelitten haben, ist gemeinsam, dass die Anzahl der angeblich erkrankten Patienten drastisch zurückgeht, sobald der "modische Wahn" unmodisch geworden ist. Manche Störungen, die einst inflationär vergeben wurden, verschwinden plötzlich wieder aus dem DSM.

Klar, man kann alles Drehen und Wenden wie man will und alles "gut begründen". Wenn man z.B. hingeht, und das Trauerjahr im DSM von einem Jahr auf 4 Wochen reduziert, um eine Depression diagnostizieren zu können (bzw. du dürfen), ... klar kann man dann sagen "Wir sind heute in der Lage Depression viel früher zu erkennen".
Aber ist man heute wirklich in der Lage eine Depression früher zu erkennen oder werden Menschen heute nicht vielmehr früher "krankgemacht"?

Mich überzeugt die Ansicht des von dir zitierten Autoren nicht.
Ich habe erst gestern noch eine Doku gesehen über Kinder und Jugendliche, deren Leben heute von Handy, Internet, soziale Netzwerke, Computerspiele usw. geprägt ist, die keine Abenteuer in der Natur mehr erleben, die fettleibig werden, weil sie nur vorm Computer hängen, die schon im Kindesalter unter der Alterskrankheit Diabetes leiden, die keine kommunikativen Fähigkeiten mehr erwerben können, weil ihnen reale soziale Kontakte fehlen, die Montags unausgeruht und aggressiv in der Schule erscheinen, die einer permanenten Informationsflut ausgesetzt sind, ...
Mir kann keiner weißmachen, dass solche veränderte gesellschaftliche Bedingungen spurlos an einem vorbei gehen.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.


Jenny Doe
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 56
Beiträge: 5037

Beitrag Di., 28.01.2014, 07:23

Will man soweit gehen, dass man z.B. auch Depressionen als normales und natürliches Verhalten sieht, da depressive Reaktionen oder meinetwegen auch Persönlichkeitsstörungen vielmehr als eine völlige natürliche Anpassungsleistung an ein gestörtes System zu qualifizieren wären?
Da muss man gewiss genauer hingucken, wodurch die Depression ausgelöst wurde. Wenn Kinder depressiv und hyperaktiv werden, weil sie nur noch vorm Computer rumhängen, wenn Erwachsene depressiv werden, weil sie 24 Stunden lang beruflich erreichbar sein müssen und keine Freizeit mehr haben, ... ja, dann sehe ich Depression als eine ganz normale Reaktion auf kranke Umstände.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

Werbung


Jenny Doe
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 56
Beiträge: 5037

Beitrag Di., 28.01.2014, 10:14

@ Stern,

erst jetzt gesehen:
Burn-out gilt doch ohnehin nicht als Krankheit, die über die Krankenskasse abgerechnet werden kann, ist sozusagen eh nicht anerkannt. Auch der DSM-V sieht nicht vor "Burn-Out" als Diagnose aufzunehmen.

Damit ist auch impliziert, dass kein Zugang zu medizinischer oder psychotherapeutischer Versorgung gegeben ist.
Das kann Therapeuten aber nicht davon abhalten, es dennoch zu diagnostizieren. Der Kasse gegenüber teilen sie dann halt eine ganz andere, nicht zutreffende Diagnose mit. Die Klienten jedoch werden auf Burn-Out hin therapiert. Genauso ist z.B. mit der Internetsucht. Sie wurde nicht mit ins DSM V aufgenommen, dennoch gibt es Therapeuten, die sich auf diese Problematik spezialisiert haben. Auch hier: Mit der Kasse dürfen sie ihre Therapie nicht abrechnen. Dann wird halt eine andere Diagnose angegeben. Notfalls ist alles "Borderline".

Google mal, welche Klinik und welcher Therapeut Burn-Out-Therapie anbietet.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

Benutzeravatar

Broken Wing
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 40
Beiträge: 2978

Beitrag Di., 28.01.2014, 13:21

Selbst wenn solche Krankheiten nachweisbar wären, sehe ich das Problem, dass viel zu sehr er Geschmack des Psychiaters eine Rolle spielt. Und des Pat. natürlich auch. Da gibt es dann Aussagen wie: "Ich kann mich mit der Diagnose nicht anfreunden.".
Was aber, wenn der Psychiater selbst persönlichkeitsgestört ist?
So jemand hätte zu viel Macht, man ist viel zu sehr auf den Good-Will angewiesen. EEin inakzeptabler Zustand. Solange man ein uninteressanter Bürger ist, kann man einfach den Psych. wechseln. Kritisch wird's, wenn das geballte Unwissen auch noch vor Gericht Anerkennung findet.
Einmal als gestört abgestempelt, wird dann auch jede noch so normale Alltagshandlung unter der Krankheit subsummiert. Das Essen (Essstörung?), Schreiben (Mitteilungsbedürfnis) u.ä.
Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir. [Nico Semsrott]

Benutzeravatar

candle.
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 56
Beiträge: 15223

Beitrag Di., 28.01.2014, 13:28

Broken Wing hat geschrieben: Was aber, wenn der Psychiater selbst persönlichkeitsgestört ist?
Bei uns in D da hat man die freie Arztwahl.

candle
Now I know how the bunny runs! Bild

Benutzeravatar

viciente
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 61
Beiträge: 3085

Beitrag Di., 28.01.2014, 13:36

candle. hat geschrieben:Bei uns in D da hat man die freie Arztwahl.
.. bei uns in ösingen auch, aber z.b. eben NICHT bei gutachterInnen; und dort kannst sehr leicht rausgehen und dir beim betrachten der "diagnose" kopfschüttelnd die frage stellen, ob die/der jetzt mit DIR gesprochen hat oder jemand anderem. die tendenz zur stigmatisierung dürften ("unvorsichtige") kontakte mit der psychiatrie jedenfalls grenzüberschreitend aufweisen.

Benutzeravatar

candle.
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 56
Beiträge: 15223

Beitrag Di., 28.01.2014, 13:41

viciente hat geschrieben: aber z.b. eben NICHT bei gutachterInnen; und dort kannst sehr leicht rausgehen und dir beim betrachten der "diagnose" kopfschüttelnd die frage stellen, ob die/der jetzt mit DIR gesprochen hat oder jemand anderem.
Was für Gutachten meinst du jetzt viciente?

candle
Now I know how the bunny runs! Bild

Benutzeravatar

viciente
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 61
Beiträge: 3085

Beitrag Di., 28.01.2014, 13:43

.. na z.b. sowas, wie es hier formuliert ist:
Broken Wing hat geschrieben:Solange man ein uninteressanter Bürger ist, kann man einfach den Psych. wechseln. Kritisch wird's, wenn das geballte Unwissen auch noch vor Gericht Anerkennung findet. Einmal als gestört abgestempelt, wird dann auch jede noch so normale Alltagshandlung unter der Krankheit subsummiert. Das Essen (Essstörung?), Schreiben (Mitteilungsbedürfnis) u.ä.
.. das würd - zumindest ich - nicht ins reich der phantasie verweisen bzw. leichtfertig abtun.

Benutzeravatar

candle.
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 56
Beiträge: 15223

Beitrag Di., 28.01.2014, 13:50

viciente, nun ich war noch nicht in dieser Position, dass ich vor Gericht war. Von daher frage ich mich jetzt ein wenig was hier das Thema ist? Aber letzt habe ich einen Fernsehbericht gesehen wo es darum auch ging, dass sich die Ärzte bzw. entsprechende Klinik immer erstmal juristisch abgesichert hat. Was dann Leute vorher anstellen, dass es soweit kommt, weiß ich natürlich nicht?

Dann fehlt mir auch etwas der Bezug zur Validität. Bezieht sich das rein auf diese "Zwangseinweisungen"? Oder bezieht sich das auf alle behandelnden Therapeuten und Ärzte? Bezieht sich das auf das Privatleben?

Zu Zwangsmedikation kann ich also auch nichts sagen.

candle
Now I know how the bunny runs! Bild

Benutzeravatar

viciente
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 61
Beiträge: 3085

Beitrag Di., 28.01.2014, 14:16

candle. hat geschrieben:Dann fehlt mir auch etwas der Bezug zur Validität. Bezieht sich das rein auf diese "Zwangseinweisungen"? Oder bezieht sich das auf alle behandelnden Therapeuten und Ärzte? Bezieht sich das auf das Privatleben?
.. und ich "versteh" die frage nicht so recht; nichts bezieht sich jemals auf ALLE und alles (weil verallgemeinerungen grundsätzlich falsch sind), und es war doch auch hier ursprünglich lediglich die rede von der psychiatrie bzw. deren möglicher fehlentwicklungen (abseits ihrer durchaus nützlichen aspekte sowie jeder in der folge entstandenen schwarz/weiss-malerei) und NICHT von ärzten und (psycho)therapeutInnen. wie sollte sich weiters eine einmal diagnostizierte "störung" denn NICHT auf das privatleben beziehen/auswirken?

.. juristisch absichern? ja wohl - klar; wer möcht denn nicht die verantwortung von sich weisen, wenn fehldiagnosen menschen erst in den wahnsinn treiben, die vorher villeicht wegen eher harmloser unregelmässigkeiten nach hilfe gesucht haben? nikolas (und auch ich) hat hier NIEMALS behauptet es wäre alles "schlecht"; es ging lediglich um die feststellung, dass einige (viele) der "erkenntnisse" in der psychiatrie keinen wissenschaftlichen beweis für ihre validität antreten können - und manches deshalb eventüll mit vorsicht zu geniessen ist bevor man blind alles als wahr annimmt, bloss weil es jemand wo hingeschrieben hat.

.. das gilt auch für 1000&eine buchreferenz oder artikel, denn auch das ist jeweils meist nur EINE meinung bzw. ein standpunkt und gerade das hin- und her in solchen fällen beweist ja lediglich wie schwammig das ganze thema eigentlich ist. darüber ob 2x2=4 ist lässt sich kaum diskutieren, weils dort keine modelle, thesen und meinungen gibt; genau so evident ist, dass man menschliche verhaltensweisen nicht in ein buch pressen kann, das immer und überall gültigkeit hat - von diversesten (geschichtlich belegbaren) missbrauchsmöglichkeiten jetzt mal ganz abgesehen.


Jenny Doe
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 56
Beiträge: 5037

Beitrag Di., 28.01.2014, 14:29

Stern schrieb: "Alle großen Studien, in denen psychische Störungen methodisch solide über längere Zeit erfasst wurden, widersprechen der Annahme, dass es in den letzten Jahrzehnten eine bedeutsame Zunahme gab", sagt Frank Jacobi, (...)
http://www.sueddeutsche.de/gesundheit/z ... -1.1676866

Hier eine aktuelle Studie zu Burn-Out (ist gerade auf meinem Tisch gelandet)

Neue Studie
Stress im Job treibt Arbeitnehmer in die Frührente

http://www.spiegel.de/karriere/berufsle ... 45932.html
(...)
75.000 Menschen sind im vergangenen Jahr wegen psychischer Erkrankungen in Frührente gegangen, das sind 25.000 Menschen mehr als vor zehn Jahren. Das geht aus einer Studie der Bundespsychotherapeutenkammer hervor. Sie hat die Statistiken der Kranken- und Rentenversicherungen zur Arbeitsunfähigkeit und Frühverrentung für das Jahr 2012 ausgewertet.
(...)
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

Benutzeravatar

stern
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 99
Beiträge: 25013

Beitrag Di., 28.01.2014, 14:30

Jenny Doe hat geschrieben:Das kann Therapeuten aber nicht davon abhalten, es dennoch zu diagnostizieren. Der Kasse gegenüber teilen sie dann halt eine ganz andere, nicht zutreffende Diagnose mit.
Woher weiß du das, dass die Diangose untzutreffend ist. Ich denke schon, dass sich hinter dem, was landläufig ausgebrannt bzw. erschöpft psychiatrisch relevante Erkrankungen stecken können.

Burn-out soll auch eher ein deutsches Phänomen sein, weil Burn-out (in einer sog. Leistungsgeschellschaft) schlichtweg besser klingt als z.B. Depression. Auch international soll es nicht so die Bedeutung haben.

Es kann auch ein "komorbide Störung" bestehen, usw. Auch ist darunter bestimmt der eine oder andere Therapeut, der korrekt ist und das dann privat abrechnet, wenn es um etwas geht, das nicht als krankheitswertig (aus Kassensicht) angesehen wird.
Auch hier: Mit der Kasse dürfen sie ihre Therapie nicht abrechnen. Dann wird halt eine andere Diagnose angegeben. Notfalls ist alles "Borderline".
Man kann doch nicht so tun, wie es im Thread gezeichnet wird, als sind Diagnosen ein beliebiges Konstrukt. Und passt etwas nicht, wird einfach eine beliebige Störung angeheftet.

Dass nicht jeder Arzt sorgsam ist, weiß ich... aber das kann man den ICD/DSM nicht anlasten bzw. nur bedingt.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
«

(alte Weisheit)


Jenny Doe
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 56
Beiträge: 5037

Beitrag Di., 28.01.2014, 14:37

@ Stern
Woher weiß du das, dass die Diangose untzutreffend ist.
Berufserfahrung und Freude, die mit Burn-Out in der Klinik gelandet sind, dort auch auf Burn-Out behandelt wurden, aber die offiziell die Diagnose "Borderline" bekamen, obwohl kein einziges Kriterium der Borderline auf sie zutrifft.
Therapeuten wissen nicht was sie diagnostizieren sollen, wenn ein Klient ausgebrannt vom Job die Praxis betritt, sonst aber keine Probleme hat. Burn-Out können sie nicht diagnostizieren, weil Burn-Out noch nicht im ICD steht. Also müssen sie etwas anderes diagnostizieren, damit sie ihren Klienten helfen dürfen, auch wenn es nicht zutrifft.
Diese Problematik wird übrigens auch schön von Michael Mary in seinem Buch "Ab auf die Couch!: Wie Psychotherapeuten immer neue Krankheiten erfinden und immer weniger Hilfe leisten" beschrieben.
Man kann doch nicht so tun, wie es im Thread gezeichnet wird, als sind Diagnosen ein beliebiges Konstrukt. Und passt etwas nicht, wird einfach eine beliebige Störung angeheftet.
Diesen Satz verstehe ich nicht.
Hast du mein Posting wirklich verstanden?
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

Werbung

Gesperrt
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag