@ Stern,
wobei man jedoch sagen muss, dass jeder Erklärungsversuch, auch dieser:
Doch die Inanspruchnahme psychologischer und psychiatrische Hilfe ist nach Ansicht von Richter kein Beleg für eine Zunahme psychischer Störungen. Die Zahlen zeigten nur, dass die Versorgungsprävalenz gestiegen sei – also die Bereitschaft, sich helfen zu lassen. Menschen werden im Jahr 2008 nicht häufiger seelisch krank als früher, sondern ihre psychischen Probleme werden lediglich schneller entdeckt und häufiger behandelt.
https://www.thieme.de/viamedici/klinik- ... s-4107.htm
nur reine Spekulation ist.
Tatsache ist, dass es eine Reihe von Störungen gibt, die, kaum dass ihnen Aufmerksamkeit geschenk wird, inflationär diagnostiziert werden. Besipiele:
Die Zahl der ADHS-Diagnosen stieg in Deutschland zwischen 1989 und 2001 um 381 Prozent.
Quelle: Überdiagnose von ADHS und Autismus. Ärzteblatt
In den letzten 25 Jahren, klagen Fachleute, sei die Zahl der diagnostizierten MPS-Fälle (Multiple Persönlichkeitsstörung) von unter 200 auf rund 20 000 gestiegen. (...)
Quelle: Modischer Wahn. Spiegel
In den USA wird immer häufiger fälschlicherweise die Diagnose ADHS gestellt. Forscher der University Michigan vermuten bereits über eine Millionen falsch diagnostizierte Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktiv-Syndrome bei Kindern.
Quelle: USA: Falsche ADHS-Diagnosen bei Kindern nehmen drastisch zu. Shortnews
Dieser Kongress ist inzwischen mit fast 8.000 Teilnehmern die größte Fachtagung auf diesem Gebiet in Europa. Hintergrund der DGPPN-Forderung ist die nach Auffassung der Fachgesellschaft als problematisch einzuschätzende, inflationäre Ausweitung des Trauma-Begriffs, wie diese mancherorts in der klinischen Praxis zu beobachten sei. Gerade die inflationäre Verwendung der Begrifflichkeit PTBS könne zu einer unkritischen Diagnostik führen.
Quelle: Noch 50 Tage bis zum DGPPN-Kongress
...
All diesen Störungen, die heute angeblich früher erkannt werden als früher, und unter denen Menschen angeblich schon früher gelitten haben, ist gemeinsam, dass die Anzahl der angeblich erkrankten Patienten drastisch zurückgeht, sobald der "modische Wahn" unmodisch geworden ist. Manche Störungen, die einst inflationär vergeben wurden, verschwinden plötzlich wieder aus dem DSM.
Klar, man kann alles Drehen und Wenden wie man will und alles "gut begründen". Wenn man z.B. hingeht, und das Trauerjahr im DSM von einem Jahr auf 4 Wochen reduziert, um eine Depression diagnostizieren zu können (bzw. du dürfen), ... klar kann man dann sagen "Wir sind heute in der Lage Depression viel früher zu erkennen".
Aber ist man heute wirklich in der Lage eine Depression früher zu erkennen oder werden Menschen heute nicht vielmehr früher "krankgemacht"?
Mich überzeugt die Ansicht des von dir zitierten Autoren nicht.
Ich habe erst gestern noch eine Doku gesehen über Kinder und Jugendliche, deren Leben heute von Handy, Internet, soziale Netzwerke, Computerspiele usw. geprägt ist, die keine Abenteuer in der Natur mehr erleben, die fettleibig werden, weil sie nur vorm Computer hängen, die schon im Kindesalter unter der Alterskrankheit Diabetes leiden, die keine kommunikativen Fähigkeiten mehr erwerben können, weil ihnen reale soziale Kontakte fehlen, die Montags unausgeruht und aggressiv in der Schule erscheinen, die einer permanenten Informationsflut ausgesetzt sind, ...
Mir kann keiner weißmachen, dass solche veränderte gesellschaftliche Bedingungen spurlos an einem vorbei gehen.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.