Freundschaft mit Therapeutin möglich?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Beitrag Fr., 18.01.2013, 00:16

Sausewind hat geschrieben:und dann wäre aber die nächste Frage: Würde ein Therapeut das offen zugeben? Würde er/sie auf Nachfragen zugeben, dass es ihm/ihr wichtig ist, dass er/sie eine ganz besondere Stellung im Leben der KlientIn einnimmt? Oder dass er/sie nachts wach im Bett lag, weil er/sie sich so über die KlientIn geärgert hat? Und wir tatsächlich heftige Emotionen in ihm/ihr ausgelöst haben? Wäre das überhaupt gut für uns, das zu wissen? Das ist ja noch die nächste Frage.. wie ehrlich sollte ein Therapeut da sein?
Also in besagtem Buch zur Therapeutensicht, das ich in diesem Thread bereits zweimal erwähnte, werden den Therapeuten u. a. Tipps gegeben, wie sie solche Gedanken an ihre Patienten besser eingrenzen können mit gewissen Imaginationen oder Protokollen und klaren Zeiteinteilungen.

Was die Ehrlichkeit betrifft, werden typische Standardsätze vorgeschlagen, um die Wahrheit zu bemänteln, wenn es den Patienten zu sehr verletzen könnte. Wobei: Auch im realen Leben sind solche diplomatischen Ausweichsätze notwendig.
Lieben Gruß
elana

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candle.
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Beitrag Fr., 18.01.2013, 00:23

Vielleicht überschätzen wir hier auch alle das "Problem"? Ich würde auch schon gar nicht schreiben was ich mit Therapeuten mache, weil da einigen echt der Hut explodieren würde.

Und elana, mit der Aussage drumherum, ja so ähnlich habe ich es versucht darzustellen, das ist ja die Frage: Grenze oder drumrum geschwurbelt?

candle
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(e)
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Beitrag Fr., 18.01.2013, 00:27

candle. hat geschrieben:Ich würde auch schon gar nicht schreiben was ich mit Therapeuten mache, weil da einigen echt der Hut explodieren würde.
Also DAS will ich jetzt unbedingt wissen!
Lieben Gruß
elana

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candle.
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Beitrag Fr., 18.01.2013, 00:36

Ich denke nur, dass kein Mensch nur mit angekurbelter Libido arbeitet, auch Therapeuten nicht. So wirkt das hier vielfach auf mich- sorry.

candle
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stern
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Beitrag Fr., 18.01.2013, 00:36

Ein Patient kann Emotionen entwickeln und (Ver)Bindung/Kontakt aufbauen... ich fände es daher unvorstellbar, dass einem Therapeuten nicht zuzugestehen. Gefühle sind nunmal wie sie sind... und auch ein Thera kann mMn nach nicht Teile seines emotionalen Spektrums vor der Türe ablegen. Die Frage ist mMn eher, wie geht man/Therapeut dann damit um. Also: Gefühle und Bedürfnisse können "da" sein, aber gewisse regulative Fähigkeiten sollten vorhanden sein, auch insofern, was man in Tat umsetzt.
Was die Ehrlichkeit betrifft, werden typische Standardsätze vorgeschlagen, um die Wahrheit zu bemänteln, wenn es den Patienten zu sehr verletzen könnte. Wobei: Auch im realen Leben sind solche diplomatischen Ausweichsätze notwendig.
Was bei mir aber praktisch so aussieht: Thera: Wenn Sie eine Frage stellen, erhalten Sie auch eine Antwort. Nur wenn es weiter geht mit "o.k., wieviel Ehrlichkeit verkraften Sie ?" dann denke ich vorher nochmals nach .

Finde ich auch gut so... bzw. in anderen Worten: Von zu vielen Mänteln halte ich nichts... also die Kernaussage sollte schon noch hervorgehen, auch wenn man es evtl. etwas diplomatisch-vorsichter fomuliert. Auch Ausweichen halte ich für kritisch... denn was ist es für eine Beziehungsgestaltung, wenn man auf Dauer Mäntel und Samthandschuhe über etwas stülpen und ausweichen muss. Wo eine Grenze des Therapeuten erreicht ist (meinetwegen was seine Person angeht, mglw. intime Fragen), dann kann man das ebenso kommunizieren wie meinetwegen eine evtl. Distanzlosigkeit eines Patienten. Standardsfloskeln, die evtl. gar noch floskelhaft ankommen, wären auch nicht so mein Ding.
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Beitrag Fr., 18.01.2013, 00:50

Aus diesem Grund lese ich wirklich alles, was mein Thera bisher an Artikeln etc. schrieb und für mich erreichbar ist, um zu sehen, wie er als Gutachter Stellung bezieht in der Fachwelt. Er ist wirklich authentisch bei mir, was die Aussagen selbst betreffen, auch in der Art und Weise der patientenorientierten Vermittlung. Bei anderen hab ich da teilweise Unterschiede gesehen zwischen fachlicher Sicht und Praxis.
Lieben Gruß
elana

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candle.
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Beitrag Fr., 18.01.2013, 00:54

Nun desillusioniere mal nicht alle, aber du hast recht. Ich erkenne auch oft Sätze wieder, die offenbar in Therapie Usus sind.

Ich denke aber, wenn da wirklich mehr ist zwischen zwei Menschen, dann bleibt es eigentlich keinem verborgen, oder doch?

candle
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Beitrag Fr., 18.01.2013, 01:01

Ich denke auch, dass man das einfach merkt mit der Zeit, ob da mehr ist. Sonst ist es eben sehr wahrscheinlich nicht mehr. Es sei denn, jemand ist extrem gefühlsblind.
Lieben Gruß
elana

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WhoCares
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Beitrag Fr., 18.01.2013, 01:48

Ohne viel in diesem Thema gelesen zu haben, moechte ich etwas dazu schreiben (entschuldigt, wenn das ganz an dem vorbei geht, was hier sonst so geschrieben wird):
Sausewind hat geschrieben:Wäre das überhaupt gut für uns, das zu wissen? Das ist ja noch die nächste Frage.. wie ehrlich sollte ein Therapeut da sein?
Fuer mich selber habe ich da eine ganz klare Antwort: NEIN, ich will gar nicht wissen, was mein Thera ueber mich denkt, wenn es die "normale therapeutische Beziehung" uebersteigt. Wenn es etwas negatives ist, dann denke ich, dass es gar nicht so schlimm fuer mich waere, aber wenn ich auch nur den kleinsten Hinweis darauf finde, dass sie sich eventuell ehrlich, ueber ihren Job hinaus, um mich sorgt, mit mir mitfuehlt, mich mag oder sonst was, dann wuerde bzw. hat es die Therapie schwieriger gemacht. Einfach aus dem Grund, dass ich, sobald ich das merken, nicht mehr offen ueber Sachen reden wuerde, weil ich nicht moechte, dass sich jemand um mich "Sorgen macht". Gut, direkt Sorgen, wie um einen guten Freund oder ein Familienmitglied, wird sich sicher kein Therapeut machen (so viel Distanz sollten moeglich sein), aber wenn ich auch nur denke, dass sie das was ich ihr erzaehle mehr als eventuell andere Theras mit nach Hause nimmt, weil ich irgendwie besonders fuer sie bin oder so, dann ist das schon zu viel fuer mich und ich erzaehle ihr nicht mehr irgend welche krassen Sachen... praktisch um sie zu schuetzen. So, wie ich Freunde vor mir "schuetze". (Ja, ich weiss, eine Reaktion darauf koennte jetzt sein, dass ich daran arbeiten sollte, dass ich auch mal um Hilfe bitten darf und auch mal anderen ein wenig von meinen Problemen abgeben darf an Stelle alles bei mir zu behalten und mir noch die Probleme und Sorgen der anderen auf die Schultern zu packen.)
Lange Rede, kurzer Sinn, ich moechte es gar nicht wissen, falls mein Thera mich mehr mag als andere Klienten und ich etwas besonderes fuer sie bin oder so, da es fuer mich den therapeutischen Prozess erschweren wuerde.

So, noch ein kleiner Zusatz:
Auch, wenn ich es nicht wissen will, denke ich, dass man es auf lange Sicht merk, falls es bei einem Thera so ist (wie elena schreibt).
Weiter denke ich, dass Theras auch nur Menschen sind, die eben einige mehr moegen als andere und Gefuehle haben. Sie sollten eben nur in der Ausbildung gelernt haben, ihre Gefuehle nicht zu sehr auf der Oberflaeche zu tragen.
"Could be worse ... could be raining" (aus Young Frankenstein, 1974)

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stern
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Beitrag Fr., 18.01.2013, 10:05

candle. hat geschrieben:Nun desillusioniere mal nicht alle, aber du hast recht. Ich erkenne auch oft Sätze wieder, die offenbar in Therapie Usus sind.
Was gibt es da zu desillusionieren... natürlich gibt es Empfehlungen, wie man mit bestimmten Dingen bzw. Patienten im allgemeinen (therapeutisch) umgeht. Und vereinzelt hatte ich btw. bei Aussagen auch schon einen gewissen Wiedererkennungswert. Das ist nicht der Punkt. Sondern wenn man einen Thera z.B. fragt, wie er zu etwas bzw. zum Patient steht (i.w.S.) bzw. wie die Beziehung in Punkt x oder allgemein aus dessen Sicht aussieht, dann kann man das kaum manualhaft beantworten (ansonsten könnte man, überspitzt gesagt, gleich Therapieroboter dergestalt programmieren: Bei Bemerkung xy spucken sie Antwort yz aus). Denn eine Beziehung, auch die therapeutische, ist vielmehr etwas hochpersönliches.
elana hat geschrieben:Was die Ehrlichkeit betrifft, werden typische Standardsätze vorgeschlagen, um die Wahrheit zu bemänteln, wenn es den Patienten zu sehr verletzen könnte.
Also meiner Meinung nach kann man bestimmte Fragen kaum mit Standardsätzen beantworten (das wollte ich btw. auch nicht). Standardfloskeln wie man etwas ummäntelt bzw. wie man einen Patienten abwimmelt oder wie man ausweicht gibt es bestimmt. Nur das kann auch eine Wirkung haben. Und dafür schlägt das manual dann hoffentlich den Klärungssatz gleich mit vor .

Jedenfalls wünsche ich @ yamaha, dass sie die nötige Klarheit finden werden, wie auch immer die dann aussieht.
Liebe Grüße
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Hamna
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Beitrag Fr., 18.01.2013, 10:25

Sorry, eigentlich habe ich gerade gar keine Zeit, aber über einen Satz bin ich jetzt gestolpert und wundere mich, dass niemand drauf eingegangen ist:
Sausewind hat geschrieben: Denn eigentlich ist die therapeutische Beziehung ja ein komplett hierarchisches Verhältnis, bei dem die "Macht" auf Seiten der Therapeuten liegt.
Ich sehe das überhaupt nicht so, und eigentlich @Sausewind, widerlegst du das ja auch mit dem, was du danach schreibst, sehr schön anschaulich. Wo genau siehst du (seht ihr) denn also die "Macht" beim Therapeuten?

Sicher, er hat einen gewissen Einfluss auf seine Patienten, aber auch nur so weit, wie der Patient das zulässt oder annehmen will/kann. Solange der Patient nicht mitarbeitet, ist ein Therapeut doch ziemlich machtlos, oder wie seht ihr das?

(So, jetzt muss ich zum Zahnarzt )

Liebe Grüße, Rilke

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yamaha1234
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Beitrag Fr., 18.01.2013, 10:54

Hi zusammen,

da ist ja ordentlich noch was an Input für mich zusammen gekommen, ich kann da jetzt nicht auf alles einzeln eingehen, denn soviel Zeit habe ich leider nicht. Aber über einiges werde ich sicher nachdenken. Elena, ich finde diese Idee die Thera auf ein Leben "nach der Therapie" anzusprechen wirklich einen guten Vorschlag, ich finde das hat auch nichts klammerndes oder taktierendes, es ist schließlich nur die Wahrheit und mein Wunsch. Ich würde meine Thera gerne privat kennenlernen wollen, aber was sich daraus entwickelt oder auch nicht steht in den Sternen. Wichtig für mich ist es zu diesem Wunsch zu stehen und ihn auch zu kommunizieren. Das Ende ist offen, da ich eben nicht Gedanken lesen kann und auch nicht jedes Wort von ihr nun interpretieren möchte, denn da kann man ganz schön daneben liegen, deshalb möchte ich auch auf Fragen wie: "Woran machst du es fest, dass deine Thera sich mit dir anfreunden will"? nicht tiefer eingehen und hier Beispeile nennen, ich finde das total irrelavant, denn konkret gesagt, dass das ihr Wunsch ist hat sie noch nie, genauso wenig wie ich das jemals zu ihr sagte.

Das mit der Macht auf Seiten der Therapeuten mag ich so nicht stehen lassen. In einem therapeutischen Prozess findet eine einseitige Öffnung statt, ja und dies macht verletzbar, aber ich weiß, dass meine Thera auch verletzbar ist. Es gab Situationen in denen sie mir konkret sagte, dass ich sie verletzt habe, folglich ist sie auch verletzbar. Was die sonstigen Machtverhältnisse angeht, denke ich, dass eine therapeutische Beziehung eine Beziehung ist in der beide Teilnehmer Macht haben. Beispielsweise hat der Patient die Freiheit sich zu melden, wann er es wünscht, oder es auch zu lassen oder gar die Therapie abzubrechen.Ich denke auch der Therapeut muss dem Patienten auf einer Ebene vertrauen können um sich ganz auf ihn einzulassen. Da muss erstmal eine stabile Beziehung wachsen, denn sonst ginge das alles nicht. Supervision hin oder her, aber ich glaube, wenn ein Therapeut seine Klienten ambivalent und sprunghaft wahrnimmt, würde er sich aus Selbstschutzgründen gar nicht so tief auf einen Patienten einlassen können, der Rahmen muss stimmen, und den gestalten schließlich beide Teilnehmer gemeinsam. Es ist eine Beziehung in der jeder in einem anderen Maße Macht hat. Wobei dies (und ich schreibe dies nun zum gefühlten 100.mal, dass man die Therapieformen nicht so einfach mischen kann, in einer Analyse ist das sicher etwas anderes als in einer Vt!)

Ebenso nehme ich kein hierachrisches Verhältnis zwischen mir und meiner Thera wahr, was vielleicht auch daran liegt, dass wir im selben Alter sind, eine ähnliche Ausbildung und sicher ähnliche Einkommensverhältnisse haben.

LG

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yamaha1234
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Beitrag Fr., 18.01.2013, 11:01

carö hat geschrieben:
stattdessen hast du schon mehrmals darüber hier im forum geschrieben und es ist immer noch unklar für dich... du traust dich nicht so recht... ich kann mir das nur so erklären, dass du angst hast und unsicher bist über eure beziehung. und das ist doch alles andere als zwinkersmilieverdächtig oder ? eher im gegenteil und es wäre es wert, darüber zu sprechen.

wünsche dir auf jeden fall viel mut, offen zu sagen, was du dir wünschst.

und ja, ich denke freundschaften sind sicher möglich, aber sie sind wohl eher die ausnahme.. und die frage ist auch, ob du auf die therapeutin verzichten kannst. denn beides zusammen geht sicher nicht.

LG
Hi Carö,

ich glaube mir fällt das so schwer, weil das wirklich so eine Art Lebensthema für mich ist. Klar habe ich Angst vor Ablehnung schon generell, und dann die Gefahr eventuell von einer Person die mir wirklich etwas bedeutet abgelehnt zu werden, setzt mich noch mehr unter Druck. Ich habe das Gefühl, dass mir momentan der Mut noch fehlt, ein Korb ist für mich nicht "lächerlich" und bisher ist es mir gelungen in meinem Leben noch nie einen zu bekommen. Also klar, da sitzt so etwas wie eine Urangst! Und dieses Thema tangiert meine Angst. Ja, ich möchte darüber irgendwann sprechen, und ich werde es auch, aber es fällt mir eben absolut nicht leicht.

Lg

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stern
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Beitrag Fr., 18.01.2013, 12:04

Was das Thema "Macht" angeht... ich tendiere stark dazu, dass es Sinn macht zu unterschieden, wieviel Macht ein Thera über einen Patienten hat (z.B. ein Patient kann natürlich nicht genötigt werden, zur Therapie zu erscheinen, z.B. weil es dem Therapeuten damit besser geht). Sehr wohl sollte ein Therapeut aber eine gewisse Macht (i.w.S.) haben, seine emotionalen Bedürfnisse bzw. Befindlichkeiten zu steuern. Wie ein Therapeut sein emotionalen Bedürfnisse reguliert (wie das eingangs gefragt wurde), das kann ich als Patient natürlich nicht sagen . Nur dass es wohl ein Mindestmaß an bestimmten Fähigkeiten braucht. Und ich tendiere auch dazu, dass Therapeuten nicht unberührbar sind (in vielerlei Hinsicht, also im positiven wie negativen Sinn)... nur wer das nicht verkraftet bzw. nicht damit umgehen kann, der macht seinen Job vielleicht nicht so lange.

-------------
Es ist eine Beziehung in der jeder in einem anderen Maße Macht hat. Wobei dies (und ich schreibe dies nun zum gefühlten 100.mal, dass man die Therapieformen nicht so einfach mischen kann, in einer Analyse ist das sicher etwas anderes als in einer Vt!)
Was ist genau anders aus deiner Sicht. Aus meiner Sicht wirkt es so (das kann voll daneben liegen, also nicht überbewerten ), als versuchst du bestimmte Ansichten etwas beiseite zu schieben, weil die Sichten konträr zu deinem Wunsch sind .

Ich sehe das so: VT und PA haben aber auch einen Überbegriff, der Therapie heißt, die sogar in einen normativen Rahmen eingebettet ist. Bzw. wieso sollte ein PAler (wegen eines Tonfalls) z.B. grundsätzlich weniger verletzbar sein als ein VTler et vice versa. Bzw. ein VTler kann genauso emotionale oder sonstige Bedürfnisse wie ein PAler haben... mit denen beide umgehen können sollten. Bzw. wie montagne bereits zurecht schrieb: Natürlich können Übertragungen oder Wünsche des Patienten oder sonstige Phänomene auch in einer VT auftreten... nur der therapeutische Umgang oder Bezeichnungen können dann etwas variieren. Bzw. auch in folgenden sehe ich nicht, dass man krasse Gegensätze zwischen den Formen zeichnen kann:
Beispielsweise hat der Patient die Freiheit sich zu melden, wann er es wünscht, oder es auch zu lassen oder gar die Therapie abzubrechen.Ich denke auch der Therapeut muss dem Patienten auf einer Ebene vertrauen können um sich ganz auf ihn einzulassen. Da muss erstmal eine stabile Beziehung wachsen, denn sonst ginge das alles nicht. Supervision hin oder her, aber ich glaube, wenn ein Therapeut seine Klienten ambivalent und sprunghaft wahrnimmt, würde er sich aus Selbstschutzgründen gar nicht so tief auf einen Patienten einlassen können, der Rahmen muss stimmen, und den gestalten schließlich beide Teilnehmer gemeinsam.
However: Hier ist die Ebene die Therapieebene - wie auch immer die im einzelnen aussieht.

Im Gegensatz dazu geht es bei Fragen
Ich würde meine Thera gerne privat kennenlernen wollen, aber was sich daraus entwickelt oder auch nicht steht in den Sternen.
dann darum, wie verlässt man GENAU DIESE Ebene. Soviele grundsätzliche Möglichkeiten gibt es dann nicht, aus meiner Sicht:

Entweder wird damit therapeutisch umgegangen... also der Therapeut wahrt seine Rolle konsequent (was je nach Form mglw. etwas anders aussehen kann)... aber auf die private Ebene geht es so oder so nicht.

Oder man schaut, wie kann man eine private Beziehung/Freundschaft, etc. aufbauen (sofern ein Therapeut das überhaupt will bzw. einen normativen Rahmen, der nicht nur willensabhängig ist, gibt es ja auch noch). Damit ist/wird aber dann auch die therapeutische Ebene verlassen. Damit wird es gleichgültig, ob die therapeutische Beziehung im Rahmen einer VT oder anderen Therapieart bestand.

Beide Ebenen würde ich nicht vermengen...

So sehr du einerseits fundamentale Unterschiede aufzeigst, so versuchst du, was dein Verhältnis zu ihr angeht, auch eine Gleichstellung. Also was andere Belange angeht, zeichnest du (ohne Wertung, nur als Eindruck) auf, dass du deiner Therapeutin Punkten xy gleich stehst... um zu verdeutlichen, dass eine Freundschaft, etc. ja wirklich nichts im Wege steht?
Zuletzt geändert von stern am Fr., 18.01.2013, 12:23, insgesamt 2-mal geändert.
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ziegenkind
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Beitrag Fr., 18.01.2013, 12:14

yamaha, mir blitzt da grad was im kopf auf. darf ich?

ich hab auch noch nie einen korb bekommen im leben. warum eigentlich nicht? sicher nicht - oder nicht nur - weil ich so eine faszinierende person und natürlich auch ganz wunderschön bin (sorry, manches ist nur im ironiemodus sagbar). meine korblosigkeit hat auch mit meiner vorsicht zu tun. vielleicht auch mit so einer sirene, die in mich eingebaut zu sein scheint und die menschen anzuziehen scheint, die ihrerseits gar keine probleme mit dem schutzlosen und riskanten zeigen von gefühlen der zuneigung hatten. will heißen: ich hatte immer männer, die mit dem teuteburger wald schwenkend um mich geworben haben, so deutlich, dass da nix mehr an interpretationsspielraum war und ich mich dann auch sicher genug gefühlt hab. das war schon auch schön und gut so.

aber, ein bisschen ist mir vielleicht auch was entgangen. ich war noch nie wirklich in der rolle der werbenden, vielleicht auch der verführenden. ich hab das risiko gescheut. und sicher ist mir dadurch auch die ein oder andere beziehungserfahrung entgangen, die sehr schön hätte werden können.

will heißen: ich wünsch mir, dass ich das in der therapie anders lerne, dass ich da kapieren kann, dass auch ein korb mich nicht umbringen täte....
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

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