'Vertrauen': in aller Munde, aber mir so unklar

Hier können Sie Fragen zu Begriffen, Diagnosen und sonstigen Fachworten stellen, die einem gelegentlich im Zusammenhang mit Psychologie und Psychotherapie begegnen oder die Bedeutung von Begriffen diskutieren.
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lemon
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Beitrag Do., 10.01.2013, 23:32

...auf was vertraust du hopeless bzw. willst du vertrauen?

weshalb traust du dich (noch) nicht?

lemon
[center]Das, was wir Menschen am meisten brauchen,
ist ein Mensch, der uns dazu bringt,
das zu tun, wozu wir fähig sind.[/center]

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hope_81
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Beitrag Fr., 11.01.2013, 12:02

Ich würde gerne mir vertrauen können und vielleicht auch mal wieder so richtig in einen Menschen.
Mir ist aufgegfallen, dass sobald ich anfange mich fallen zu lassen, automatisch so ein "Alarmsystem" anspringt und mich
in die Flucht schlägt.
Mein Therapeut z.B. hat mir ein wahnsinnig schönes, sehr persönliches Gedicht geschickt.
Das in mir wirklich Vertrauen wachgerüttelt hat, genau 2 Tage lang.
Dann fing ich an panisch zu werden, kann ich nicht richtig beschreiben und habe via Email die Therapie gekündigt (ist natürlich wieder rückgängig gemacht). So reagiere ich immer, auch bei "normalen" Menschen. Soald sich mein Herz öffnet, ich mich anlehnen könnte, renn ich weg. Der Mechanismus ist so starkt, dass ich es in dem Moment gar nicht raffe und die Beziehung zerstöre. Therapeuten lassen sich das ja gefallen, aber normale Menschen natürlich irgendwann nicht mehr.
Total paradox eben, einerseits sehne ich mich danach zu vertrauen und wenn ich es dann könnte renne ich weg.
Ja und mir vertrauen, ich möchte meiner Wahrnehmung wieder vertrauen können, denn ich nehme offensichtlich vieles als bedrohlich wahr, was gar nicht bedrohlich ist. Frage mich allerdings woran erkenne ich das..
Dafür mach ich Therapie, ich hoffe, dass wir gemeinsam diesem komischen Mechanismus mal auf die Schliche kommen.
Das Beste, was du für einen Menschen tun kannst, ist nicht nur deinen Reichtum mit ihm zu teilen, sondern ihm seinen eigenen zu zeigen.
Benjamin Disraeli

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lemon
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Beitrag Fr., 11.01.2013, 13:10

Kann es sein hopeless, dass du Angst vor zu viel Nähe hast?
Das brauchst du eigentlich nicht zu haben, du kannst dich jederzeit immer zurückziehen.

Um dir selbst zu vertrauen musst du dich selbst annehmen und zu dir stehen, und zwar mit allen Stärken und Schwächen, die dich als Person ausmachen. Und ich glaube, dass wenn man das mit sich selbst kann, kann man das auch mit anderen Menschen, weil man dann mehr Verständnis hat.

Jemandem Vertrauen entgegen bringen ist für mich wie ein Geschenk.
Ich glaube wer selbst nicht vertraut findet kein Vertrauen.
Ich denke wer anderen misstraut, wird auch häufiger enttäuscht bzw. sieht sich darin bestätigt, dass sein Misstrauen berechtigt war. Unsere Erwartungen beeinflussen unser Verhalten - auch wenn uns das nicht bewusst sein mag - und andere Menschen reagieren darauf entsprechend.
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Vincent
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Beitrag Fr., 11.01.2013, 13:29

lemon hat geschrieben:Kann es sein hopeless, dass du Angst vor zu viel Nähe hast?
Das brauchst du eigentlich nicht zu haben, du kannst dich jederzeit immer zurückziehen.
Das ist so eine Sache mit der Nähe, da sie durch Rückzug ja nicht zwangsläufig verhindert wird. Nähe ist ja nicht nur physisch-räumlich zu verstehen. Das Band der Nähe zwischen zwei Menschen hält ja auch in der räumlichen Distanz zueinander.

Mir scheint eher, dass du, hopeless, emotionale Nähe/Zuwendung überhaupt nicht annehmen kannst. Vielleicht weil du sie damit verbindest, dass sie an Erwartungen geknüpft ist?
"Eigentlich bin ich ganz anders, aber ich komme so selten dazu." (Horvàth)

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hope_81
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Beitrag Fr., 11.01.2013, 14:25

lemon hat geschrieben:Kann es sein hopeless, dass du Angst vor zu viel Nähe hast?
Ja absolut, davor habe ich wahnsinnige Angst.
Das brauchst du eigentlich nicht zu haben, du kannst dich jederzeit immer zurückziehen.
Eben nicht, das ist ja dieser komische Kreislauf, dieses Hamsterrad
.

Um dir selbst zu vertrauen musst du dich selbst annehmen und zu dir stehen, und zwar mit allen Stärken und Schwächen, die dich als Person ausmachen. Und ich glaube, dass wenn man das mit sich selbst kann, kann man das auch mit anderen Menschen, weil man dann mehr Verständnis hat.
Ja da gebe ich dir recht, nur wie geht das?
Jemandem Vertrauen entgegen bringen ist für mich wie ein Geschenk.
Finde ich auch. Mehr wert als so manch anderes.
Ich glaube wer selbst nicht vertraut findet kein Vertrauen.
Das ist die logische Konsequenz dessen, ja.
Ich denke wer anderen misstraut, wird auch häufiger enttäuscht bzw. sieht sich darin bestätigt, dass sein Misstrauen berechtigt war.
vermutlich weil man dadurch solche Menschen anzieht. Zumindest geht es bzw. ging es mir so.
Unsere Erwartungen beeinflussen unser Verhalten - auch wenn uns das nicht bewusst sein mag - und andere Menschen reagieren darauf entsprechend
Das stimmt....Aber da ist ja nun die Frage, wie krieg ich das hin, wie schaffe ich es meine Gefühle auszuhalten und die "richtigen" zu erkennen und die " falschen" aufzulösen....
Das Beste, was du für einen Menschen tun kannst, ist nicht nur deinen Reichtum mit ihm zu teilen, sondern ihm seinen eigenen zu zeigen.
Benjamin Disraeli

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Beitrag Fr., 11.01.2013, 14:29

Vincent hat geschrieben: Das ist so eine Sache mit der Nähe, da sie durch Rückzug ja nicht zwangsläufig verhindert wird. Nähe ist ja nicht nur physisch-räumlich zu verstehen. Das Band der Nähe zwischen zwei Menschen hält ja auch in der räumlichen Distanz zueinander.
Ja und ich kann beides nur sehr schlecht aushalten. Ich habe es geschafft eine Beziehung zu meinem Thera aufzubauen die nun über diese räumliche Distanz hinausgeht. Das auszuhalten finde ich fürchterlich, obwohl es ja eigentlich super schön ist.

Mir scheint eher, dass du, hopeless, emotionale Nähe/Zuwendung überhaupt nicht annehmen kannst. Vielleicht weil du sie damit verbindest, dass sie an Erwartungen geknüpft ist?
Ich glaube ich erwarte zwangsläufig enttäuscht, ausgenutzt oder anderweitig verletzt zu werden. Ich scheine nicht zu kapieren, dass nicht alle Menschen gewalttätig sind oder anders verletzend. Das es Menschen gibt, die sich um meiner Selbst willen mit mir verabreden, mich mögen etc. ohne gleich irgendwelche Hintergedanken zu haben.
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lemon
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Beitrag Fr., 11.01.2013, 14:42

Das stimmt....Aber da ist ja nun die Frage, wie krieg ich das hin, wie schaffe ich es meine Gefühle auszuhalten und die "richtigen" zu erkennen und die " falschen" aufzulösen....
Es gibt weder richtige noch falsche Gefühle.

Gefühle gilt es nicht auszuhalten sondern fließen lassen

zulassen und fühlen

und dir bewusst sein, dass sie ständig im Wandel sind, das nimmt die Dramatik aus der Sache, du wirst an keinem Gefühl hängen bleiben liebe hopeless (das meinst du doch mit aushalten, oder?).

Erwarte nicht zu viel von dir, versuch einfach du selbst zu sein. Und DU SELBST, das bist du, wenn du dich ehrlich betrachtest, mit all deinen Schwächen und Stärken

und es wird dir nichts anderes übrig bleiben dich so anzunehmen, da du immer mit dir zusammen bist, dir selbst kannst du nicht ausweichen, aber du kannst dich stark und ganz machen und somit bist du individuell, eine taffe Frau, die keine Angst mehr zu haben braucht vor Nähe sondern eine, die gut ist im Jonglieren mit Nähe und Distanz und Distanz und Nähe und mit der Zeit erlebt, wie riesigen Spaß das doch macht .

lemon
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Vincent
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Beitrag Fr., 11.01.2013, 17:50

hopeless81 hat geschrieben:Ich habe es geschafft eine Beziehung zu meinem Thera aufzubauen die nun über diese räumliche Distanz hinausgeht. Das auszuhalten finde ich fürchterlich, obwohl es ja eigentlich super schön ist.
Was denn jetzt - ist so eine Nähe fürchterlich oder schön? Dass sie schön sein sollte, wenn du sie nur zulassen könntest, ist wohl eher (nur) eine Vorstellung... etwas von dem 'die Anderen' schwärmen. Oder kennst du dieses Gefühl der 'schönen, guttuenden Nähe'?
hopeless81 hat geschrieben:Ich glaube ich erwarte zwangsläufig enttäuscht, ausgenutzt oder anderweitig verletzt zu werden. Ich scheine nicht zu kapieren, dass nicht alle Menschen gewalttätig sind oder anders verletzend. Das es Menschen gibt, die sich um meiner Selbst willen mit mir verabreden, mich mögen etc. ohne gleich irgendwelche Hintergedanken zu haben.
Oder hast du (auch) Angst vor der "Verpflichtung", einer aufrichtigen Aufmerksamkeit durch andere, etwas zurückgeben zu müssen?
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Beitrag Fr., 11.01.2013, 18:07

Vincent hat geschrieben: Was denn jetzt - ist so eine Nähe fürchterlich oder schön? Dass sie schön sein sollte, wenn du sie nur zulassen könntest, ist wohl eher (nur) eine Vorstellung... etwas von dem 'die Anderen' schwärmen. Oder kennst du dieses Gefühl der 'schönen, guttuenden Nähe'?
Nein so richtig kenne ich es nicht, ich habe allerdings festgestellt, wie schön es ist sich fallenlassen zu können, zumindest für einen Moment. Und ich habe gemerkt wie entsätzlich müde ich bin, da ich normalerweise immer unter Strom stehe. Ich habe für mich gemerkt, dass irgendwas in mir eben dieses "sich fallen lassen" verhindert und da will ich wissen was das ist.
Oder hast du (auch) Angst vor der "Verpflichtung", einer aufrichtigen Aufmerksamkeit durch andere, etwas zurückgeben zu müssen?
Nein absolut nicht, ich gebe sehr viel, nehme nur nicht, weil ich mich nicht "zeige".
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Beitrag Fr., 11.01.2013, 18:10

lemon hat geschrieben:
Es gibt weder richtige noch falsche Gefühle.
Ja das stimmt, habe mich etwas ungünstig ausgedrückt. Ich meine eher meine verzerrte Wahrnehmung, aus der heraus ich eben Dinge falsch interpretiere und dies dann e zu "falschen" Gefühlen führt. Also situationsunangemessen, da falsch wahrgenommen.
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Beitrag Fr., 11.01.2013, 18:13

Was ist das denn für ein Gedicht? Selbst für dich geschrieben?

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Beitrag Fr., 11.01.2013, 19:05

candle. hat geschrieben:Was ist das denn für ein Gedicht? Selbst für dich geschrieben?

candle
Nein, natürlich nicht. Möchte ich aber nicht weiter drauf eingehen. Eben eines welches mich tief bewegt und berührt hat, da so passend, fast so als wäre es für mich geschrieben worden. Das hat mir gezeigt, das er mich gut kennt und entgegen meiner Unterstellungen mich eben versteht. Das wiederum dazu führte, dass ich mich öffnete und dieses "sich-öffnen" nun zu den weglauftendenzen führt, da irgendwie zu "gefährlich", was ja auch quatsch ist, aber eben ein tief sitzendes Gefüühl, was es nun gilt auszuhalten und aufzuarbeiten. Allerdings schwierig, das dieses Muster so automatisiert abläuft, dass ich es kaum erkenne, bermerke.
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Beitrag Fr., 11.01.2013, 19:09

hopeless81 hat geschrieben:ich habe allerdings festgestellt, wie schön es ist sich fallenlassen zu können, zumindest für einen Moment.
Dann hast du ja immerhin schon einen Anreiz und weißt, was dir blüht, wenn es dir gelingt, diese Verhinderung zu entlarven und zu lösen.

Wie erklärst du dir deine Müdigkeit in letzter Zeit?
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Beitrag Fr., 11.01.2013, 19:14

Vincent hat geschrieben: Dann hast du ja immerhin schon einen Anreiz und weißt, was dir blüht, wenn es dir gelingt, diese Verhinderung zu entlarven und zu lösen.
Ja
Wie erklärst du dir deine Müdigkeit in letzter Zeit?
Die sitzt hinter dieser "Hab-acht"-Fassade. Es ist unglaublich anstrengend immer unter Strom zu stehen, in dem Moment, als ich mich fallenlassen konnte habe ich zum ersten Mal diese furchtbare Müdigkeit gespürt. Eigentlich ist sie mir nicht so bewusst. Ich denke ich kaschiere sie durch Fressanfälle und diese ganzen anderen "Lösungen".....
Bin mir allerdings auch da noch nicht ganz sicher. Aber alles hängt schon irgendwie zusammen.
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Beitrag Fr., 11.01.2013, 19:27

Nun hast du es aber schon geschrieben hope. Nun bedienst du Blog und diesen Thread mit den gleichen Themen. Irgendwie merkwürdig, dass du den Drang hier hast das öffentlich zu machen. Gehört das mit zu deinen Übungen?

Sag mal, wieso brauchte dein Therapeut 3 lange Jahre um nun mit dir so intensiv die letzten Stunden zu gehen?

candle
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