Erfahrung mit Therapie von komplexer PTBS

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.

Eremit
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Beitrag So., 04.09.2016, 01:12

mio hat geschrieben:Was wäre denn mit Schematherapie? Hast Du Dich da mal informiert?
Darüber habe ich schon einige Dinge gelesen. Allerdings stehe ich Konzepten wie der therapeutischen Dissoziation oder Reparenting skeptisch gegenüber, da dafür absolutes Vertrauen in den Therapeuten notwendig ist, womit ich große Probleme habe, schon aufgrund dessen, da Therapeuten bestimmte Traumata erst erzeugt haben.
candle. hat geschrieben:Spielt es denn eine Rolle wie du traumatisiert wurdest?
Ich denke du sperrst dich da ein bißchen, aber das ist ja deine Sache.
Auf meinem Mist ist das nicht gewachsen, so hat man mir das damals gesagt und geschrieben, mehrmals.

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mio
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Beitrag So., 04.09.2016, 01:21

Eremit hat geschrieben:Allerdings stehe ich Konzepten wie der therapeutischen Dissoziation oder Reparenting skeptisch gegenüber,
Schematherapie betrachtet - mit Dir gemeinsam und unter Deiner "Kontrolle" - einfach nur bestimmte Schemata. Nichts weiter. Wieviel Du "zulässt" ist wie in jeder anderen Therapie Deine Entscheidung. Ich verstehe das sogar als eine sehr "nüchterne" Therapieform, die sich eben an bestimmten Schemata orientiert.

Aber musst Du wissen.


Speechless
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Beitrag So., 04.09.2016, 07:10

Ich denke man muss da auch einfach rumprobieren. Imaginationen sind nicht für jeden was, genauso wie die eigentliche Konfrontation vielleicht auch nicht bei jedem Patienten möglich ist.

Ich finde Fiktion ganz gut, weil Realität für mich nichts ist.

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Mamamaus
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Beitrag So., 04.09.2016, 14:40

Huhu, ich war schon lange nimmer hier werde nun aber auch mal wieder mitmischen. Habe ja nun seit 10 Jahren Therapie Erfahrung und viel gelernt. Am Anfang wurde ich auf Angststörung und Depression behandelt in der VT. Leider ging es irgendwann los so dass sich das Vollbild zeigte der kompl. PTBS Ende 2012. Ende 2013 scheiterte die Therapie bei meiner VT Thera weil sie nicht mehr klar kam mit den Symptomen die immer heftiger wurden. War dann in Reha und danach bin ich über eine Gruppentherapie an eine nette Traumatherapeutin gekommen die mich dann notfallmässig aufgenommen hat. Erstmal ging es bergauf aber leider crashte mein Leben Ende 2014 total Zusammen. Mein Mann veränderte sich, er war aggressiv, hatte eine Geliebte wollte mich mit den Kids sitzen lassen. Habe ihn raus gesetzt. Vier Wochen nach dem Rausschmiss aus der Wohnung kam die Diagnose bösartiger Hirntumor, organische Psychose mit Wesensveränderung. Er hat nur durch den Tumor so getickt. Nach der OP zog er wieder ein aber es war schlimm, erst getrennt nun wieder zusammen und schwer kranker Mann. Wir arrangieren uns in der Ehe aber sexuell ist es nicht schön. Wir haben uns zusammen gerauft auch der Kinder zu Liebe. Und er hat eine schlechte Prognose wegen seinem bösartigsten Tumor den es gibt der sehr rezidivfreudig ist. Unser Jungs sind 10 und 6, der Kleine hat einen Asperger Autismus. Oft frage ich mich wie ich dieses Leben immer noch so schaffe. Aber es muss weiter gehen auch für die Kids. Die Angst mit den beiden Kindern irgendwann als Witwe zu enden macht es nicht besser. Aber meine Traumatherapeutin stützt mich einfach nur so gut dass ich das alles irgendwie hin bekomme. Eine Reha ist nun beantragt weil meine Kräfte am Ende sind. Meinem Mann geht es grad ganz gut nun muss ich nach mir schauen um wieder Kraft zu tanken. Soviel aus meinem Leben mit kompl. PTBS. MEin Motto "Lebe jeden Tag den es könnte der letzte sein " oder "The Show must go on".

LG Mamamaus

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Regenwolke
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Beiträge: 39

Beitrag So., 04.09.2016, 18:49

Hallo saffia,
In der Thera haben wir beschlossen, daß diese Wörter abgekürzt werden, das hilft sehr, manchmal spricht der Thera sie dann trotzdem aus und sagt ab und zu muss er mir beibringen michn daran zu gewöhnen, er erkundigt sich dann aber auch immer, wie es mir damit gerade geht.

Ja, beim Arzt ist es extrem rpoblematisch! Vor allem auch nicht gut, weil ich so vieles nicht weiß, weil ich mich auch nicht informieren mag...
Das daran gewöhnen...meine Thera hat dazu mal mit mir die Wörter, um die es geht, auf dem PC aufgeschrieben, ausgedruckt und dann in die einzelnen Buchstaben geschnitten. Aus den Buchstaben sollte ich dann neue Wörter legen. Das hat mir in dem Moment sehr geholfen: sie haben dann, zumindest kurzzeitig, ihren Schrecken verloren.

Das mit dem nicht informieren möchten kenne ich auch zu gut. Klar, wie du schon schreibst, es ist nicht gut, wenn man so viel nicht weiß. Aber auf der anderen Seite: man muss sich auch nicht überfordern (und ins Aus befördern), nur damit man mehr weiß.
Ich habe die Hoffnung, dass es irgendwann gehen wird. Irgendwann. Jetzt im Moment geht es nicht und das ist (einfach) so. Da muss ich durch.
Nicht das Beginnen wird belohnt, sondern einzig und allein das Durchhalten.
Katharina von Siena


Flowfalls
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Beitrag So., 04.09.2016, 22:34

Aller Achtung Mamamaus, das ist ja jede Menge, was Du geleistet hast.

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Mamamaus
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Beitrag So., 04.09.2016, 23:40

Flowfalls hat geschrieben:Aller Achtung Mamamaus, das ist ja jede Menge, was Du geleistet hast.
Was bleibt mir den anderes Übrig als weiter zu kämpfen. Aber für meine Kinder tue ich alles was möglich ist. Sie sollen trotz der Krankheit meines Mannes und auch meiner kompl. PTBS (die sehr in den Hintergrund rücken musste aber leider immer noch da ist) eine einigermaßen normale Kindheit haben. Wir sind momentan alle nur froh dass mein Mann noch am Leben ist nach 18 Monaten mit der Diagnose. 12 bis 18 Monate gaben die Ärzte im Schnitt. Es gibt leider sehr wenige Langzeitüberlebende bei der Erkrankung aber momentan sieht es recht gut aus dass nach 18 Monaten noch kein Rezidiv da ist, wir kämpfen weiter.

Manchmal frage ich mich nur wo ich bleibe? Ich als eigene Person? Ich habe mich durch Therapie gut kennen gelernt aber durch die äußeren Umstände kann ich das nicht so umsetzen wie ich das bräuchte. Zudem steht nächstes Jahr der Wiedereinstieg in meinen Beruf an zumindest zu 50 Prozent und ich habe wahnsinnige Angst zu versagen weil mich mein privates Leben so sehr schafft. Wenn ich auch mitbekomme wie viele mit meiner Diagnose in Rente sind in jungen Jahren scon hab ich echt Angst. Viele kompl. traumatisierte haben nicht wie ich es habe seit 17 Jahren eine feste Beziehung mit Kindern und allem drum und dran. E ist sehr anstrengend für mich. Auch dieser Trubel durch die Kids ist mir oft zu viel aber es ist nun mal so und irgendwann sind auch diese aus dem Gröbsten raus. Es heißt nur durchhalten.

Die meiste Angst ist leider wenn mein Mann die Krankheit nicht überleben sollte wie ich das allein mit den beiden Kidis schaffen soll, plus Job plus meiner eigenen Erkrankung und der Kleine Sohn ist ja zu 50 Prozent behindert, er braucht sehr viel mehr Energien von mir wie ein gesundes Kind.

Aber ich sage mir immer "Ich schaffe das schon irgendwie für meine Kinder"

LG


Flowfalls
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Beitrag Mo., 05.09.2016, 12:14

Hi Mamamaus,
wegen dem 50% behinderten Kind, hast Du da nicht die möglichkeit von auswärts Hilfe zu holen?
Also Einrichtungen, die dir unter die Arme greifen.
Du musst nicht immer alles alleine schaffen.
Bei dem ganzen Trubel sieht man das nicht, aber es gibt jede Menge Angebote. Du könntest Dich mal an den örtlichen "Sozial psychatriechen Dienst" wenden, die können dir Tipps geben, außerdem hast Du jemanden zum reden. SPD gibt es in jeder größeren Stadt. Anrufen u. Termin machen. Ok?
LG Grüße


Eremit
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Beitrag Mi., 07.09.2016, 13:33

Ich lese gerade einiges über die Transaktionsanalyse, sehr interessant, hat mir auch schon das eine oder andere Aha-Erlebnis beschert. Ist für mich einfach "griffiger", verständlicher und realistischer als viele andere Konzepte.

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Mamamaus
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Beitrag Fr., 09.09.2016, 16:35

Hallo Flowfalls, wir haben eine Familienhilfe seit mein Mann auch noch an Krebs erkrankt ist weil ich dachte ich schaffe das nimmer. Wir hatten eine Haushaltshilfe in der akuten Situation. Nun ist das leider ausgelaufen. Aber bis Dezember haben wir die Familienhilfe noch die mich bei der Einschulung meines asperger Sohnes unterstützt und immer ein offenes Ohr hat wenn mir was auf der Seele brennt.

LG


Vi83
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Beitrag So., 05.02.2017, 14:13

Hallo,

ich bin auf Medis angewiesen. Gibt es denn auch Ärzte, die eine komplexe PTBS diagnostizieren? (Mir ist bisher nämlich leider niemand begegnet)

Schöne Grüße
Vi

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Pianolullaby
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Beitrag So., 05.02.2017, 16:20

aus welchem Grund nimmst du denn welche Medikamente? Rein für PTBS gibt es insofern keine, sondern nur für die einzelnen Symptomatiken. Und ja, mein Arzt bzw. Klinik haben eine komplexe PTBS diagnostiziert. Ist bei mir sogar so von der Invalidenversicherungen übernommen.
Träume nicht Dein Leben, lebe Deinen Traum


Vi83
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Beitrag So., 05.02.2017, 18:41

Ich nehme Abilify ein, damit ich mit anderen Menschen besser zurecht komme. Ich bin ein sozial sehr zurück gezogener Mensch und bin auch ein sehr misstrauischer Typ . Ohne Medikament ist meine Lebensqualität nicht so hoch . Jetzt nehme ich ja das Medikament .

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Pianolullaby
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Beitrag So., 05.02.2017, 18:55

nur dass ein Medikament alleine nur ein Krückstock ist.
Träume nicht Dein Leben, lebe Deinen Traum


Vi83
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Beiträge: 69

Beitrag So., 05.02.2017, 21:06

Naja, durch das Medikament geht es mir so gut wie noch nie in meinem Leben.
Natürlich ist ein Krückstock, aber das ist besser als nichts.

Ich habe auch jede Woche Sitzungen bei einer Psychotherapeutin. Aber ich habe das Gefühl, dass sie und ich manchmal eine unterschiedliche Sprache sprechen. Mein Psychiater (Arzt) hält auch generell nichts von der Diagnose "Komplexe PTBS".

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