Wenn Therapeuten Fehler machen, was dann?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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candle.
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Beitrag Mo., 27.03.2017, 17:33

Worauf willst du denn hinaus Landkärtchen?
Landkärtchen hat geschrieben: Mo., 27.03.2017, 17:04 Von der Psychotherapeutenkammer habe ich seit drei Monaten nichts gehört.
Bei mir ist das ja nun schon fast 10 Jahre her, aber da bekam ich telefonisch von der Psychotherapeuten Kammer die Auskunft, dass eine schriftliche Beschwerde erstmal nichts bewirkt, da wird dann "gesammelt", und erst wenn es mehrere Beschwerden gibt zu einem Psychotherapeuten wird dem nachgegangen.

candle
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stern
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Beiträge: 24503

Beitrag Mo., 27.03.2017, 18:35

Vielleicht gibt es je nach Kasse Unterschiede, inwieweit die Kasse unterstützt. Hier exemplarisch die AOK:

Behandlungsfehler – so hilft die AOK
Die AOK bietet ein professionelles Behandlungsfehlermanagement. Sie prüft den Verdacht auf Behandlungs- oder Pflegefehler sowie Schäden, die durch Medizinprodukte oder Arzneimittel entstanden sein könnten.

https://www.aok.de/inhalt/behandlungsfe ... t-die-aok/
Im Rahmen der Unterstützung führt die Krankenkasse weder den Prozess für den Versicherten noch beteiligt sie sich an den Kosten. Es spricht allerdings nichts dagegen, wenn die Krankenkasse in einem Verfahren, in dem sie übergegangene Schadensersatzansprüche geltend macht, auch die Interessen des Versicherten vertritt.

Die Krankenkasse ist berechtigt, Informationen zu geben, die Versicherten die Beweisführung beim Nachweis eines Behandlungsfehlers erleichtern. Zu diesen Informationen gehören u. a.

Diagnose und Therapie,
vorliegende Gutachten, z. B. des Medizinischen Dienstes der Krankenkasse, und
Erkenntnisse aus der Verfolgung eigener Schadenersatzansprüche nach § 116 SGB X.

Die Unterstützung des Versicherten bei Behandlungsfehlern beschränkt sich auf die Schadenersatzansprüche, die nicht nach § 116 SGB X auf die Krankenkasse übergegangen sind (z. B. Schmerzensgeldforderungen nach § 253 BGB).
http://www.finkenbusch.de/?p=1937
Sprich: Da evtl. Ersatzansprüche auf die Kasse übergehen, die sie einfordern möchte, muss sie das untersuchen. Und es spricht nichts dagegen, wenn sie manche Erkenntnisse dabei auch dem Patienten zur Verfügung stellt. Und auch bei Schadensersatzansprüche, die nicht auf sie übergehen, leistet sie manche Unterstützung. Wie weit diese reicht, weiß ich nicht. Vielleicht teilweise höchstens Beratung.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
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stern
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weiblich/female, 99
Beiträge: 24503

Beitrag Mo., 27.03.2017, 19:02

Womit ich allerdings immer noch hadere: Wie soll das nachgewiesen werden. Ich kann mir kaum vorstellen, dass gravierende Fehler unmittelbar aus Berichten hervorgehem, die ja immerhin ein Gutachter bewilligte... und auch in der Akte ist evtl. manches nicht dokumentiert (dort notiert ja niemand z.B. heute habe ich die Patienten sexuell belästigt). Wenn eine Patientin z.B. aufgrund eines Suizidversuches nach der Sitzung in einer Klinik vorstellig wird, ist das evtl. durch Unterlagen der Klinik belegbar. Aber einen Behandlungsfehler (bzw. den kausalen Zusammenhang beweist das ja meines Verständnisses immer noch nicht). Denn der Therapeut könnte ja sagen: Die Patientin ist Borderlinerin... Suizidversuche sind ihrer Störung zuzurechnen. Insofern denke ich: Schön und gut, dass die Kasse/Mdk Unterlagen ansieht... aber was ist darüber belegbar. Vielleicht erliege ich aber auch einem Denkfehler. Jedenfalls glaube ich, ein Röntgenbild mit einem vergessenen OP-Besteck hat mehr Beweiskraft als irgendwelche Psychoakten.
Liebe Grüße
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isabe
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Beitrag Mo., 27.03.2017, 19:30

Ich schreibe dir eine PN

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Landkärtchen
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Beiträge: 453

Beitrag Di., 28.03.2017, 20:42

candle, ich möchte, dass die Therapeutin von "Fachleuten" die Rückmeldung bekommt, dass sie schlimme therapeutische Fehler begangen hat. Keine einmalige Fehler, sondern systematische die zu ethischen Verfehlungen führten. Die Verfehlungen, die in den vier Wänden passierten, sollen gesehen und benannt werden. Kein wegschauen, sondern hinsehen von Kammer, Krankenkasse und Verbänden. Ein Austausch auf Augenhöhe. Ich möchte gehört werden.
Außerdem soll die Therapeutin erfahren welche Folgen dies für mich hat(te). Und ich wünsche mir, dass sie dafür die Verantwortung übernimmt.
Ich fände es auch gut wenn sie sich entschuldigen würde, weiß aber, dass das (schon aus rechtlichen Gründen) unrealistisch ist.

Bei der Kammer, wo ich die Beschwerde einlegte wird nicht "gesammelt". Ich bekomme irgendwann Bescheid das entschieden wurde aber nicht wie.
Was wäre das Leben, hätten wir nicht den Mut, etwas zu riskieren?

Vincent van Gogh


Landkärtchen
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Beiträge: 453

Beitrag Mi., 29.03.2017, 20:39

Ich blättere in meiner Akte.

Es ist so verletzend. Nicht, was mir in meinem Leben wiederfahren ist dort in chaotischen Bruchstückchen zu lesen, sondern das ich nicht gesehen worden bin von dieser Therapeutin.

Mich erschreckt ihre Inkompetenz und noch mehr wie sehr sie mich mit meinem Schmerz und dem Schlimmen ignorierte. Stunde für Stunde.

Ja, Fehler passieren. Aber das was da geschah hat etwas Sadistisches. Schwarz auf weiß kann ich es lesen, können die Gutachter es lesen.

Eine Akte ohne Reflexion. Lieblos und ohne Zusammenhang hinunter gekliert.

Ich bin es nicht mal wert, dass vernünftig dokumentiert wird.

Ab in die Tonne mit der Akte.
Was wäre das Leben, hätten wir nicht den Mut, etwas zu riskieren?

Vincent van Gogh

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Krümmelmonster
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Beiträge: 569

Beitrag Mi., 29.03.2017, 21:24

Hallo Landkärtchen,
ich bin gespannt was raus kommt. War sie in der Ausbildung oder schon fertig!
hast du anschließend eine neue Therapie gemacht und das verabeitet ?
Viel Glück!

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Ophelia12
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Beiträge: 539

Beitrag Mi., 29.03.2017, 21:57

Liebes Landkärtchen,
Es tut mir sehr, sehr leid was dir mit dieser Therapeutin widerfahren ist. Ich hoffe sehr das du bessere Erfahrungen machen darfst.


Landkärtchen
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weiblich/female, 80
Beiträge: 453

Beitrag Do., 30.03.2017, 22:00

Krümmelmonster, sie ist nicht nur ausgebildete Analytikerin, sondern auch Lehranalytikerin und Supervisorin. :roll:
Etwa ein halbes Jahr später habe ich eine neue Therapeutin gefunden. Mit dieser arbeite ich diese schrecklich verlaufende Therapie auf. Verarbeitet habe ich sie noch nicht, aber ich verstehe mittlerweile sehr genau was dort passierte. Trotzdem ist da oft purer Schmerz, Verzweiflung und ganz viel Wut. Durch den Kontakt mit meiner Wut bin ich in der Lage mich zu wehren und die Beschwerden zu schreiben: sachlich, klar mit deutlichen Worten für das was dort passierte.


Ophelia, meine neue Therapie läuft gut. Ich spüre Halt und Sicherheit. Ich traue mich alles zu sagen und ich spüre das tiefe Wohlwollen dieser Therapeutin mir gegenüber. Sie reflektiert sich und unsere Beziehung und lässt mich an ihren Gedanken teilhaben. Das tut mir, nach den furchtbaren Vorerfahrungen, einfach nur gut. Außerdem bezieht sie deutlich Stellung zu dem wie mich die vorherige Therapeutin behandelte.

LG-Landkärtchen
Was wäre das Leben, hätten wir nicht den Mut, etwas zu riskieren?

Vincent van Gogh

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