Heilpraktiker für Psychotherapie = Psychotherapeut? (D)

Hier können Sie Fragen zu Begriffen, Diagnosen und sonstigen Fachworten stellen, die einem gelegentlich im Zusammenhang mit Psychologie und Psychotherapie begegnen oder die Bedeutung von Begriffen diskutieren.
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Chakotay
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Beitrag Di., 21.05.2013, 08:10

Bin unterwegs, schreibe heute Abend noch was dazu.
Per Handy ist es etwas mühsam.
Nur kurz: ich kann überhaupt nicht malen!!
Wenn ich mich niederwerfen würde,weinen u.erzählen,was wüßtest Du v. mir mehr als v. der Hölle,wenn jmd erzählt,sie ist fürchterlich.Darum sollten wir voreinander so ehrfürchtig,nachdenklich,liebend stehn wie vor dem Eingang zur Hölle.(Kafka,gekürzt)

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sandrin
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Beitrag Di., 21.05.2013, 08:51

Geht mir ãhnlich
Bin auch unterwegs. Bis dann

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Chakotay
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Beitrag Di., 21.05.2013, 20:30

Noch kurz zur Gestalttherapie aus meinen Erfahrungen - ich hoffe, das gerät nicht zu sehr OT (aber Gestalttherapeuten sind ja in Deutschland "nur" nach dem HP-Gesetz zugelassen und daher passt es vielleicht noch...).
Wie ich schrieb, gibt es innerhalb der Gestalttherapie ja auch versch. Strömungen, die sich meiner Erfahrung nach zwar nicht im humanistischen Menschenbild unterscheiden, aber durchaus in der Schwerpunktsetzung hinsichtlich der Methodik. Es gibt Theras, die eher körpertherapeutisch und andere, die eher gesprächstherapeutisch arbeiten etc.
Die kreativen Ansätze werden auch etwas unterschiedlich gehandhabt. Ich habe zum Glück einen Thera, der zwar als kreativen Schwerpunkt die Musik hat, aber auch im Bereich der Bewegung/Tanz, Kunst und in der Poesie ein Stück weit zu Hause ist.
Viele Menschen meinen, dass man bei solchen Ansätzen schon ein halber Künstler sein muss, aber das stimmt nicht - es ist evtl. sogar eher etwas hinderlich... Ich kann beispielsweise überhaupt nicht zeichnen/malen, nutze dieses Medium aber oft, um eine kleine Tür zum Kontakt mit mir selbst zu finden und ein klein wenig zu öffnen (natürlich mit Hilfe meines Theras).
Beispiel wie das in meiner Thera-Stunde aussehen könnte:
Auf die Frage wie es mir geht, kann ich nicht so recht antworten. "ich weiß nicht", "geht schon" oder so ähnlich ist dann oft meine Reaktion. Nun kommt vom Thera der Vorschlag, mein "Ich-weiß-nicht" zu malen. Dann beginnt der Prozess, um den es geht. Ich muss mich entscheiden, wie groß das Blatt sein soll, welche Farbarten (flüssig, mit/ohne Pinsel, mit Schwamm, mit Händen; Kreiden, Pastell- oder Wachskreiden; Kuli, Kaffeesatz...) und welche Farben (rot, gelb...) ich verwenden möchte. Ich denke dabei laut und mein Thera hört zum einen aufmerksam zu, fragt nach oder schlägt zur Not auch mal was vor. Irgendwann sitze ich dann mit der Ausrüstung vor dem leeren Blatt und weiß nicht, wie ich anfangen soll. Auch hier kommt durch hilfreiche Fragen meines Theras ein Gespräch zustande, dass dann irgendwann im wahrsten Sinne des Wortes durch mein Gekritzel und Geklecker auf dem Blatt "untermalt" wird. Es kann sein, dass ich zuerst das "Ich-weiß-nicht" als Farbkleckse male, dann vielleicht irgendwann wütend (weil ich immer noch nicht weiß, wie ich das malen soll) mit allen 10 Fingern in den Farbtopf greife und vollflächig auf dem Blatt herumschmiere etc...
Und währenddessen bin ich immer in Kontakt mit meinem Thera und in 90 % der Fälle schaffe ich es dadurch auch, die vorhin erwähnte kleine Tür zu mir selbst aufzustoßen.

Dieses Beispiel kann beliebig mit Musik erzählt werden oder mit Poesie (im weitesten Sinne) oder Ähnliches kann entstehen, indem ich eine Art Statue nachbilde (mit meinem Körper oder auch mit Einrichtungsgegenständen des Raumes) - der Fantasie sind da so gut wie keine Grenzen gesetzt.
Die Achtsamkeit auf das Körpererleben zu richten (vor allem auch auf den Atem), ist auch eine ständige Intervention. Am Anfang konnte ich meistens auf Fragen wie "Wo im Körper spüren Sie den Schmerz?" keine Antwort geben, mittlerweile gelingt es mir immer besser.

Nochmal: es ist IMMER das Gespräch dabei - entweder begleitend während des kreativen Prozesses oder anschließend.

In der Gestalttherapie ist es immer die Kompetenz der/des Klientin/en, die die Richtung bestimmt. Der Therapeut begleitet und unterstützt, aber es geht um MEINE Entwicklung. Ich habe nie erlebt, dass mir gesagt wird, was ich zu tun oder zu lassen habe. Ich fühle mich dort selbstbestimmt begleitet. Meine Würde steht immer im Mittelpunkt.

Viele Grüße!
Chakotay
Wenn ich mich niederwerfen würde,weinen u.erzählen,was wüßtest Du v. mir mehr als v. der Hölle,wenn jmd erzählt,sie ist fürchterlich.Darum sollten wir voreinander so ehrfürchtig,nachdenklich,liebend stehn wie vor dem Eingang zur Hölle.(Kafka,gekürzt)

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sandrin
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Beitrag Di., 21.05.2013, 20:58

Wow! Das klingt absolut spannend. Ich hab heute in zwei großen Buchhandlungen nach Literatur geschaut, leider hab ich nirgends was gefunden, was ich sofort hätte kaufen können. Schade, aber ich habe einige PDF-Dateien aus dem Internet ausgedruckt und im Zug gelesen. Das alles klingt wunderbar. Dieses Sich-Einlassen auf das Gefühl, das Forcieren des Fühlens. In meiner Therapie wird immer nur alles zerredet, meist geht es nicht einmal um mich, sondern um die Gesellschaft, andere Patienten, meine Familie. Aber nie um MICH! Ich kann gar nicht sagen, wie wütend mich das inzwischen macht.

Für mich ist klar: Ich laufe nicht mehr weg, ich intellektualisiere nicht mehr. Das hat mich krank gemacht. Es ist nicht geeignet, mich gesund zu machen! Am liebsten würde ich ihm das so an den Kopf knallen!

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Chakotay
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Beitrag Di., 21.05.2013, 21:39

Welche Therapieform machst du denn zur Zeit?
Wenn ich mich niederwerfen würde,weinen u.erzählen,was wüßtest Du v. mir mehr als v. der Hölle,wenn jmd erzählt,sie ist fürchterlich.Darum sollten wir voreinander so ehrfürchtig,nachdenklich,liebend stehn wie vor dem Eingang zur Hölle.(Kafka,gekürzt)

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Beitrag Di., 21.05.2013, 21:42

tiefenpsychologisch fundierte Therapie

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Chakotay
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Beitrag Di., 21.05.2013, 21:47

Mmh, da ja doch zunehmend schulen-übergreifend gearbeitet wird (mein Thera z. B. hat auch tiefenpsychologische Elemente dabei): hast du denn mal nachgefragt, ob er auch kreative Medien in deine Therapie mit einbeziehen würde?
Wenn ich mich niederwerfen würde,weinen u.erzählen,was wüßtest Du v. mir mehr als v. der Hölle,wenn jmd erzählt,sie ist fürchterlich.Darum sollten wir voreinander so ehrfürchtig,nachdenklich,liebend stehn wie vor dem Eingang zur Hölle.(Kafka,gekürzt)

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sandrin
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Beitrag Di., 21.05.2013, 21:49

Macht der nie, er ist überzeugter PA'ler. Wie gesagt, mir ist ehrlich gesagt auch nicht klar, worum es in dieser Therapie überhaupt geht. Das macht es extrem schwierig.

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Chakotay
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Beitrag Di., 21.05.2013, 21:57

Ach, also ist er Analytiker, der auch tiefenpsychologisch arbeitet?!
Wenn die Therapie für dich so unglücklich läuft und du das mit ihm nicht klären kannst, würde ich mich auch nach etwas anderem umschauen.
Ich wünsche dir von Herzen viel Erfolg bei der Klärung und/oder bei der Suche!
Wenn du noch etwas von mir erzählt haben möchtest, melde dich ruhig.
Hier kannst du auch mal stöbern:
www.kreative-Therapie.de

Lieben Gruß und gute Nacht!
Chakotay
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sandrin
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Beitrag Di., 21.05.2013, 21:59

Vielen Dank! Ich muss morgen mal Klartext sprechen. Es hilft nichts. Auch wenn es schwer ist.

Schlaf gut!


Jenny Doe
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Beitrag Mi., 22.05.2013, 07:20

Hi sandrin,

es ist schon ein paar Jahre her - ich weiß nicht, ob es solche Angeboten heute noch gibt - da hatte die AOK (auch für Patienten anderer Krankenkassen) Kurse angeboten. Ich hatte diverse Kuser belegt, u.a. "Maltherapie" und auch Körperarbeit. Diese Kurse gingen so ca. 10 Stunden. Der Vorteil war, dass ich so in verschiedene Kurse reinschnuppern konnte und so ausprobieren konnte, was für mich das beste ist.
Wenn du dir noch unsicher bist, was für dich das beste das sein könnte, dann wären so "Schnupperangebote" vielleicht nicht schlecht.
Mit Ausnahme des Malens (ich kann nicht malen!!!)
Du sollst ja auch keinen Picasso erstellen und im Museum ausstellen, sondern an deine Gefühle rankommen

In den ersten Stunden meiner Maltherapie hatte ich mich auch bemüht, Kunstwerke zu erstellen und habe Bilder gemalt, schön mit Konturen und sonst was. Irgendwann sagte mir der Thera dann, ich solle nicht so sehr darauf achten, dass die Bilder schön werden, sondern einfach malen, was ich fühle, einfach Farben aufs Papier bringen.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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sandrin
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Beitrag Mi., 22.05.2013, 08:15

Guten Morgen Jenny Doe,

ich bin ja (leider!) nicht mehr gesetzlich versichert (da sind die Konditionen für Psychotherapie nämlich deutlich besser!). Aber ich würde das sogar selbst bezahlen. Es ist nur so unglaublich schwer, was zu finden. Und das obwohl ich jetzt wieder in der unmittelbaren Umgebung einer Großstadt lebe. Komisch.

Aber wie gesagt: Gestalttherapie ist etwas, das mich sehr ansprechen würde.

GLG Sandrin


Jenny Doe
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Beitrag Mi., 22.05.2013, 09:07

Gestalttherapie ist etwas, das mich sehr ansprechen würde.
Dann versuch mal hierüber einen Therapeuten zu finden:
http://www.dvg-gestalt.de/therapeutensuche
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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sandrin
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Beitrag Mi., 22.05.2013, 09:21

Habe ich schon. Gibt nur einen, den ich mal kontaktieren möchte.

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ENA
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Beitrag Mi., 22.05.2013, 15:49

Chakotay hat geschrieben: Wie ich schrieb, gibt es innerhalb der Gestalttherapie ja auch versch. Strömungen, die sich meiner Erfahrung nach zwar nicht im humanistischen Menschenbild unterscheiden, aber durchaus in der Schwerpunktsetzung hinsichtlich der Methodik. Es gibt Theras, die eher körpertherapeutisch und andere, die eher gesprächstherapeutisch arbeiten etc.
Die kreativen Ansätze werden auch etwas unterschiedlich gehandhabt.

Chakotay hat geschrieben: Viele Menschen meinen, dass man bei solchen Ansätzen schon ein halber Künstler sein muss, aber das stimmt nicht - es ist evtl. sogar eher etwas hinderlich... Ich kann beispielsweise überhaupt nicht zeichnen/malen, nutze dieses Medium aber oft, um eine kleine Tür zum Kontakt mit mir selbst zu finden und ein klein wenig zu öffnen (natürlich mit Hilfe meines Theras).
[...]
Und währenddessen bin ich immer in Kontakt mit meinem Thera und in 90 % der Fälle schaffe ich es dadurch auch, die vorhin erwähnte kleine Tür zu mir selbst aufzustoßen.
Dieses Beispiel kann beliebig mit Musik erzählt werden oder mit Poesie (im weitesten Sinne) oder Ähnliches kann entstehen, [...] der Fantasie sind da so gut wie keine Grenzen gesetzt.
Die Achtsamkeit auf das Körpererleben zu richten (vor allem auch auf den Atem), ist auch eine ständige Intervention. Am Anfang konnte ich meistens auf Fragen wie "Wo im Körper spüren Sie den Schmerz?" keine Antwort geben, mittlerweile gelingt es mir immer besser.
Nochmal: es ist IMMER das Gespräch dabei - entweder begleitend während des kreativen Prozesses oder anschließend.
In der Gestalttherapie ist es immer die Kompetenz der/des Klientin/en, die die Richtung bestimmt. Der Therapeut begleitet und unterstützt, aber es geht um MEINE Entwicklung. [...]Meine Würde steht immer im Mittelpunkt.
Voll Zustimmung !!!!!!
Jenny Doe hat geschrieben:In den ersten Stunden meiner Maltherapie hatte ich mich auch bemüht, Kunstwerke zu erstellen und habe Bilder gemalt, schön mit Konturen und sonst was. Irgendwann sagte mir der Thera dann, ich solle nicht so sehr darauf achten, dass die Bilder schön werden, sondern einfach malen, was ich fühle, einfach Farben aufs Papier bringen.
Genau! ...und da Farben fließen können, können dadurch auch Gefühle wieder ins Fließen kommen.

Finde ich übrigens schön, dass hier mal wieder positiv über Gestalttherapie, Körperarbeit und kreative Methoden geschrieben wird!!!
Zuletzt geändert von ENA am Mi., 22.05.2013, 15:55, insgesamt 1-mal geändert.

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