Habe ich zu empfindlich auf seinen Kommentar reagiert?

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bloedekuh
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Beitrag Di., 08.05.2012, 15:18

Carö, sehe ich auch so. Zumal hier ein öffentliches Forum ist und keine Traumatherapie. Jeder, der hier schreibt, muss sich dessen bewusst sein.
Hab die Beiträge von S123 gelesen und sie klingen glaubwürdig.

Es ist mir egal, wie die Reaktion darauf ausfällt, aber nicht jeder kann auch tatsächlich das Geschehen begreifen und richtig benennen. Wie auch, wenn man damals noch ein Kind war und die Dinge nicht mal benennen konnte?
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stern
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Beitrag Di., 08.05.2012, 15:30

Carö, sehe ich auch so. Zumal hier ein öffentliches Forum ist und keine Traumatherapie. Jeder, der hier schreibt, muss sich dessen bewusst sein.
Und hier wurde im wesentlich bemerkt, dass das Verhalten DES THERAPEUTEN in einer THERAPIE als unpassend o.ä. empfunden wird (von einem guten Teil der User zumindest)... so what. Die TE hatte doch gar nichts auszusetzen.

Ich sehe es auch so, dass es Situationen gibt, in denen ein Thera mal klar Stellung beziehen sollte... gab dazu auch mal einen anderen Thread (schon eine Weile her), wo es um Allparteilichkeit bzw. Neutralität ging... ein Vorgehen dass btw. auch nach Lehrbuchmeinung nicht immer indiziert ist.

Meine Thera ließ unbedacht mal eine Äußerung los, die mir ziemlich zusetzte... sprach ich nächste Sitzung an. Sie meinte daraufhin: Das habe ich wirklich gesagt? [ich habe versucht es wörtlich widerzugeben]... hätte ich nicht sagen dürfen... kann so ankommen, aber das wollte ich natürlich nicht sagen. Sinngem. Evtl. ist auch wichtig, dass man das erst lernt... umso schwerer, wenn man allerdings manches selbst nicht ernst nehmen kann (wo es dann IMO umso wichtiger ist dass erstmal der Therapeut ernst nimmt... was eine Hilfe sein kann, das selbst ernster zu nehmen). Muss man IMO ja auch so sehen, dass die heutige Sichtweise durchaus noch mit Sichtweisen aus der Perspektive einer 6jährigen gefärbt sein kann... so dass diese Sichtweisn evtl. auch ein "update" benötigen können (kann, muss aber nicht). Wenn dann auch ein Therapeut noch ungünstige Signale setzt, dann läuft's halt echt blöd.
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Maika
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Beitrag Di., 08.05.2012, 15:59

Dass der Therapeut die TE beschuldigt hat, hat sie ja so direkt nicht geschrieben.

Aber was mich umtreibt:

Was ich mich frage ist, ob Therapie bei MB so funktionieren kann mit einer komplett analytischen Haltung des Therapeuten? Also ohne durch Tonwahl, Mimik, Wortwahl Position zu beziehen?
Die Formulierung „mit einer nicht altersgemäßen Sexualität konfrontiert“ lässt ja den Aspekt, dass es sich um einen Übergriff gehandelt hat, aus. Kann man als Patient so eine Äußerung nicht als Trivialisierung verstehen, wenn der Therapeut weder verbal noch nonverbal Position bezieht? Wie kann man das? Durch früher bereits aufgebautes Vertrauen in den Therapeuten?
Das ist eine Frage, die mich sehr interessieren würde.

Edit: Das ist eine von mir aus komplett ernsthaft und offen gestellte Frage die mich beschäftigt und keine implizite Stellungnahme für die ein oder andere Antwort.

Ich habe selbst ja auch eine - schwierige - Therapiegeschichte mit dem Thema (die ich aber hier nicht öffentlich diskutieren möchte).
Zuletzt geändert von Maika am Di., 08.05.2012, 16:07, insgesamt 3-mal geändert.

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candle.
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Beitrag Di., 08.05.2012, 16:02

Maika!Genau, du hast es gut beschrieben. Deshalb auch meine Fragen. Komischerweise unterschätzen hier auch einige User die Wirkung von verbaler Gewalt (auch sexuell). Das verstehe ICH nicht!

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stern
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Beitrag Di., 08.05.2012, 16:26

Ich empfinde die Interpretation der TE als angemessen und absolut nachvollziehbar... denn es kann durchaus so sein, dass diese Form der Sexualität NIE altersentsprechend ist (weil sie schlichtweg in JEDEM ALTER inakzeptabel wäre). Insofern validiere ich selbst die Interpretation der Aussage des Therapeuten .

Denn wenn jemand analog sagen würde: die Watschn eines Lehrer war eine Strafe, die nicht ihrem Alter entsprach, so impliziert das analog: Hätten sie ein anderes Alter gehabt, hätte es eine altersentsprechende Strafe sein können. Nöö... das wäre es eben nicht gewesen. Sondern vielmehr eine Strafe, die nicht Recht und Gesetz entsprach (und strafbar ist). Das gleiche kann für die sexuell unsittlichen Berührungen/Übergriffe gelten, dass übgriffig oder strafbar, etc. die angemessenere Sichtweise ist (und es NIE altergem. sein konnte und NIE werden kann... also platt gesagt: ein unpassendes bzw. irreführendes Attribut gewählt wurde).
Was ich mich frage ist, ob Therapie bei MB so funktionieren kann mit einer komplett analytischen Haltung des Therapeuten? Also ohne durch Tonwahl, Mimik, Wortwahl Position zu beziehen?
Nun ja... für alle Patienten kann das natürlich niemand sagen... aber wie gesagt: Bei Traumastörungen (nicht jedes Missbrauchsopfer hat eine solche... bzw. es kann sich auch anders ausgewirkt haben oder im Optimalfall gar nicht) sehen Leitlinien Modifikationen vor, vgl. z.B. hier:
http://www.springerlink.com/content/wee7pl7hb74fcwgg/
Aufhebung bzw. Lockerung einer strikteren Neutralität/Abstinenz kann eine solche angebrachte Modifikation sein. IMO im Grunde völlig unabhängig von der Störung sollte für mich ein Thera soviel Feingefühl haben, Methodengekaspere hinter dem Patienten anzustellen, z.B. wenn es ungünstige Signale setzt bzw. irgendeine Intervention bzw. ein Vorgehen absehbar reinen Wiederholungs- bis Triggercharakter hat. Z.B. auch Liegen auf der Couch kann kontraproduktiv bis kontraindiziert sein für manche Patienten (z.B. Missbrauchsopfer). Allerdings ist wohl nicht alles antizipierbar/absehbar... wenn sich aber abzeichnet: So geht es für den Patienten nicht, wäre Kurskorrektur wichtig... notfalls zum Preis methodischer Regeln... siehe Link oben.
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Tristezza
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Beitrag Di., 08.05.2012, 17:28

stern hat geschrieben:IMO im Grunde völlig unabhängig von der Störung sollte für mich ein Thera soviel Feingefühl haben, Methodengekaspere hinter dem Patienten anzustellen
"Methodengekaspere" - tolles Wort, muss ich mir merken!
Ich will jetzt nicht wieder eine Analysediskussion lostreten, nur völlige Neutralität kann ich mir nicht mal in einer orthodoxen Analyse vorstellen. Auch ein Analytiker bezieht zwangsläufig Position durch seine Wortwahl, Tonlage und, beim Gegenübersitzen, durch seine Mimik.

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Maika
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Beitrag Di., 08.05.2012, 17:55

Tristezza hat geschrieben:Ich will jetzt nicht wieder eine Analysediskussion lostreten, nur völlige Neutralität kann ich mir nicht mal in einer orthodoxen Analyse vorstellen. Auch ein Analytiker bezieht zwangsläufig Position durch seine Wortwahl, Tonlage und, beim Gegenübersitzen, durch seine Mimik.
Ich meinte jetzt ja speziell beim Thema sex. Missbrauch, ob Therapie möglich ist ohne eine Position beziehende Haltung wie von montagne beschrieben:
Und ich denke persönlich eben da muss man ganz klar sein, wenn man hilfreich sein will. Dem anderen vermitteln wo man steht und wie das, was da passiert ist, auch wenn nur angedeutet, zu bewerten ist. Das gilt auf jeden Fall für Therapeuten, aber irgendwo auch für jeden, der es sich freiwillig antut sich mit sowas auseinanderzusetzen.
Also ob Therapie da möglich ist, ohne dass der Therapeut vermittelt, dass das Vorgefallene als Missbrauch zu werten ist. Ich finde so eine nicht-wertende Äußerung wie "mit nicht altersgemäßer Sexualität konfrontiert" halt schon extrem schwierig. Weil sie nur einen für das Problem der TE wohl nebensächlichen Aspekt anspricht (unterschiedliche sex. Entwicklungen beider Beteiligten), ohne eben das Problem um das es ihr ging (die Übergriffigkeit) zu thematisieren.
Klar, man kann sagen, seine Äußerung war sachlich nicht falsch. Man kann es auch als Trivialisierung des Problems sehen, den Übergriff nicht als Übergriff zu benennen und nur einen Teilaspekt anzusprechen.

Aber ich frage mich eben wie gesagt, ob und wenn ja: Wie Therapie bei Missbrauch möglich ist, ohne eine Positionierung des Therapeuten.
Also für diesen konkreten Fall: Hat sich der Therapeut versucht zu positionieren und es ist bei der TE aus welchen Gründen auch immer nicht so angekommen? Oder ist so eine Positionierung/Wertung/Einordnung des Therapeuten nicht unbedingt nötig? Und wenn nicht, gibt er dann Hilfestellung für den Patienten, selbst eine Einordnung vorzunehmen, z.B. durch Nachfragen? Oder ist es ein (analysespezifisches) Ziel, Gefühle des Nicht-Gesehen-Werden, Verlassen-Seins etc. bewusst zu machen in dem der Patient ähnliches in der Therapie fühlt (durch die fehlende Wertung/Positionierung des Therapeuten)?


montagne
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Beitrag Di., 08.05.2012, 18:42

@carö:
Nun ja, ich fühlte mich von dir auch etwas gefordert nochmal zu erläutern wie ich was meine. Ich schrieb aber ausdrücklich, dass ich weder eingangs (und auch jetzt nicht) sagen wollte deine Beiträge oder du seien nicht einfühlsam. Und ich habe hoffentlich auch nicht geschrieben, es ganz definitiv nicht gemeint oder gedacht, dass du dich mal in… hineinversetzen sollst. Das wäre tatsächlich absurd und ja unverschämt. Habe ich so aber eben nicht gemeint und nicht gedacht. Wenn es so rübergekommen ist, tut es mir wirklich Leid.

Ja ich weiß zu ist ein verpöntes Wort. Ich schrieb aber nicht du seist zu, sondern mir ist deine Meinung an diesem einem Punkt zu.. neutral. Ja ist halt so. Das heißt nicht, dass ich dich als Person oder dein ganzes Posting zu irgendwas finde oder gar Müll.

Ich muss nicht dabei gewesen sein, um sicher zu sein, das ist in meinen Augen der springende Punkt.
Die TE hat es so empfunden:
als sei das das einzige Problem; mich kränkt es, dass der Analytiker sich so ausgedrückt hat, als sei es "ok" dass mein Cousin mich so unterwürfig behandelt hat und mich so ohnmächtig gemacht hat, nur um seine Bedürfnisse zu befriedigen. Ich war immerhin lange in der Therapie und es hat sich angefühlt, als Stelle sich der Therapeut eher auf die Seite meines Cousins.
Ich habe mich dann eine ganze Zeit völlig ohnmächtig gefühlt und diese alten Bilder haben mich ständig "überfallen" - fast zwanghaft. Und dann habe ich die Sache noch ein paar Monaten noch einmal angesprochen.Und da sagte der Therapeut: "Wieso sind sie denn nicht zu ihrer Mutter gegangen!" - das klangdann wie ein Vorwurf. Ich habe die Sache dann nicht mehr thematisiert.
Und es konnte bis Ende der Therapie nicht geklärt, nicht aufgelöst werden. Die Beziehung war offenbar nicht tragfähig genug, als dass die TE das so auch hätte ansprechen können, wie sie es empfunden hat.


Deshalb ist es eben, wie stern ja auch sagt, inzwischen „Lehrbuchmeinung“ ist, dass Abstinenz, Neutralität, Allparteilichkeit in bestimmten Situationen aufgegeben werden müssen, das Therapeuten, unabhängig von der Therapieform erst mal Stellung beziehen müssen. Damit sie sich mit ihren Klienten nicht auf solch ein Glatteis begeben, wie es hier geschehen ist.
Und die Stellungnahme muss klar genug sein, dass es auch beim Klienten so ankommt. Dafür hat der Therapeut auch Sorge zu tragen, wenn nicht sofort, dann mittelfristig.


Ich habe mich auch schon im Vorfeld versucht für meine Heftigkeit zu entschuldigen, schrieb das es nur zu teilen deinem Posting gilt. Nur denke ich auch nur weil ich weiß und akzeptieren kann, dass es auch andere Meinungen gibt, diese auch geäußert werden, heißt es doch nicht, dass mit meiner Meinung gleich hinterm Berg halten kann und mich nicht auf andere Meinungen beziehen darf. Davon lebt doch der Austausch. Ich finde man muss sich nicht immer einig sein. Tut mir Leid, wenn das als unverschämt wahrgenommen wird. Tut mir wirklich Leid.
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Tristezza
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Beitrag Di., 08.05.2012, 18:59

@ Maika
Maika hat geschrieben:Klar, man kann sagen, seine Äußerung war sachlich nicht falsch.
Aber sehr unvollständig. In einer Klassenarbeit hätte er dafür nicht die volle Punktzahl erreicht...
Und ich sehe diese unvollständige Aussage zusammen mit dem einige Zeit später erfolgten Kommentars: "Warum sind Sie nicht zu Ihrer Mutter gegangen?" Hier wurde quasi das Thema verfehlt, um im Vokabular der schulischen Bewertung zu bleiben. Mein erster Eindruck, als ich die Darstellung der TE gelesen hatte, war, dass der Thera irgendwie ein Problem mit diesem Thema haben muss, sei es, dass er selbst irgendwann man übergriffig geworden ist, sei es, dass er SM praktiziert, dass er einen eigenen Missbrauch durch jemanden verdrängt etc. etc.
Maika hat geschrieben:Oder ist es ein (analysespezifisches) Ziel, Gefühle des Nicht-Gesehen-Werden, Verlassen-Seins etc. bewusst zu machen in dem der Patient ähnliches in der Therapie fühlt (durch die fehlende Wertung/Positionierung des Therapeuten)?
Das - sorry - halte ich für völlig abstrus, zumindest in der modernen Psychoanalyse. Verletzungen durch Gefühle des Nicht-Gesehen-Werdens etc. tauchen ja in jeder Therapie zwangsläufig irgendwann auf, die muss man nicht noch forcieren.

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münchnerkindl
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Beitrag Di., 08.05.2012, 19:02

montagne hat geschrieben: Deshalb ist es eben, wie stern ja auch sagt, inzwischen „Lehrbuchmeinung“ ist, dass Abstinenz, Neutralität, Allparteilichkeit in bestimmten Situationen aufgegeben werden müssen, das Therapeuten, unabhängig von der Therapieform erst mal Stellung beziehen müssen. Damit sie sich mit ihren Klienten nicht auf solch ein Glatteis begeben, wie es hier geschehen ist.
Und die Stellungnahme muss klar genug sein, dass es auch beim Klienten so ankommt. Dafür hat der Therapeut auch Sorge zu tragen, wenn nicht sofort, dann mittelfristig.
.

Ich habe ja den Verdacht daß es genug Therapeuten gibt die mit solchen Emotionen wie sie zB im Bezug auf Missbrauch entstehen so nicht klarkommen daß es ihnen ganz recht ist wenn sie sich bei so einem Thema wo wirklich Menschlichkeit gefragt ist dann hinter der Neutralität verschanzen (um die Benennung der Tatsachen herumlavieren, verharmlosen von KindesMB als "nicht altersgemässe Konfrontation) und Abwälzung von Verantwortlichkeiten im Umgang (warum nicht zur Mutter gegangen) können.

Nur da muss ich sagen, wenn ein Therapeut nur für "Schönwettertherapie" taugt und sobald das Thema auf traumatische Themen kommt die therapierelevant sind menschlich überfordert ist, dann hat diese Person den Beruf verfehlt.

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carö
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Beitrag Di., 08.05.2012, 19:08

montagne, danke. dieser satz mit dem sich hineinfühlen war von einer anderen userin, dachte du hättest es gelesen. sorry für die verwechslung und verwirrung.

ich kenne dich und ich schätze dich. ich kann durchaus meinungen stehen lassen... deswegen wollte ich mir auch verbitten mir meine als zu zu zu zu sonstwas zu beurteilen. wobei .. bitte... auch das ist erlaubt selbtverständlich. ich war ehrlich etwas perplex, wie man mich aufgefasst hat. bin gar nicht auf die idee gekommen. ich sehe es eben etwas anders. wir sind im grunde kaum auseinander.. habe es ja nun ausreichend hingeschrieben. ich kann mir halt denken, was uU mit diesem satz vielleicht gemeint sein könnte, worauf es hinaus sollte.... bzw. einiges könnte ich mir denken. du hast ja selbst geschrieben, wo darin auch die öffnung ins verständnis/anerkennen hinein bestehen kann.. vielleicht auch, um den gefühlen näher zu kommen. keine ahnung... vieles ist denkbar.

fakt ist aber, es kam nicht an, was auch immer es aussagen sollte... im gegenteil. und das war nicht gut so... er hätte es deutlicher und empathischer ausdrücken sollen, sicherlich... habe ich eigentlich genauso schon mal geschrieben. ich finde es halt nicht hilfreich, sich auf den therapeuten einzuschiessen, schliesslich haben wir keine ahnung, was da alles im vorfeld gelaufen ist... ich möchte mich dazu aber nicht mehr weiter äußern, da ich offenbar nicht den ton/die worte treffe, um mich verständlich zu machen.

danke für deine rückmeldung!
Es ist krass, was man erreichen kann, wenn man sich traut. (Aya Jaff)

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bloedekuh
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Beitrag Di., 08.05.2012, 19:16

Stern, dieses Thema mit einer Ohrfeige von einem Lehrer zu vergleichen hat keinen sinn. Erstens redest du von Bestrafen, und darum geht es nicht. Zweitens sind Ohrfeigen unter keinen Umständen gutzuheißen und stellen eine Erniedrigen dar, Sexualität wird nur aus guten Gründen eingeschränkt, gehört aber zu Leben - leider.

Etwas Positives hat das ganze ja für dich, s123: Du lernst aus der ganzen Sache, dass auch (und gerade Theras) auf Herz und Nieren zu prüfen sind, unabhängig von ihrem Glauben (hier "Methode" genannt), den sie propagieren. Nur du kannst in Zukunft verhindern, verletzt zu werden. Auch bei der nächsten Therapie kannst du Verletzungen nicht ausschließen.
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montagne
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Beitrag Di., 08.05.2012, 19:30

@carö: Ich habe das auch nicht anders verstanden, als das wir das weitgehend ähnlich sehen. Nur dieser eine Punkt... und das hat auch wenig damit zu tun dich persönlich belehren oder überzeugen zu wollen.

Es ist nur ein mir wichtiger Punkt und wie ich finde eben der Knackpunkt hier. Ich habe es ja an dich und die TE geschrieben. Meine Fazit-Antwort auf die Frage, habe ich zu empfindlich reagiert? Nein. Punkt. Ich denke das ist ja nicht nur für die TE wichtig, sondern für einige die hier lesen und sich ähnlcihe fragen stellen. Diese Fragestellung, wie reagiert der Therapeut auf mein schlimmes Erlebnis, taucht hier ja nicht zum ersten mal auf.
Ich bin an dem Punkt auch sicher in mehrfacher Hinsicht hartnäckig und leidenschaftlich.

So wie du es jetzt schreibst, genau so sehe ich es ja auch. Nur ist es letzlich 100% wurscht was wir in dem Satz sehen. Ich kann es jetzt so sehen, weil ich ein Stück gegangen bin. Zu Beginn meiner Beschäftigung mit schwierigen Themen hätte ich das wohl auch nicht gekonnt. Und bestehe für mich einfach darauf das erstmal die klare Stellungnahme kommt und dann alles andere.. auch jetzt noch.
Weil ich glaube das kann heilen.. nicht jeden, aber so manchen und die TE hat es sich ja gewünscht, das schreibt sie ja.

Danke für deine Rückmeldung.


@kindl:
Denke ich zum einen auch, will aber echt nicht spekulieren was hier im speziellen die Ursache war. Denke aber ja, das wird so manches mal eine Ursache sein.

Denke aber auch, es kann einfach passieren, dass ein Therapeut die Tragweite erstmal nicht so sehen kann. Das kann viele Ursachen haben. Vllt. war das Trauma etwas eher ungewöhnliches, vllt. wirklich erstmal zu schockierend, zu emotionsüberflutend auch für den Therapeuten, vllt. hat die Kommunikation an der Stelle nicht geklappt.
Denke das ist dem Trauma teils immanent dass es so wiederholt wird. das nicht gesehen werden ist ja Teil des Traumas.

Mir ist das bei einem Thema so passiert in der Therapie. Ich kenne diese Gedanken, die die TE geäußert hat. Nur habe ich dann eben den Mut fassen können es nochmal anzusprechen, in Häppchen und auch ansprechen können, dass ich den Eindruck hatte, die Therapeutin hätte es nicht so verstehen können. Wir haben dann darüber gesprochen und es war auch okay, sie sagte ja das war so und da lagen auch Ursachen bei ihr. Tut dann auch gut in der wahrnehmung validiert zu werden.

Es gibt eigentlich so viele Chancen so ein Unglück wieder gut machen und es sogar in etwas zu verwandeln, an dem man wächst. Vorausetzung ist eine einigermaßen tragfähige Beziehung. All diese Chancen wurden hier nicht genutzt, waren nicht da, trotzt langer Therapie, wie die TE sagt. DAS ist das Unglück, finde ich, dass der TE wiederfahren ist.

Und ich kann es nur aus meiner Perspektive sagen, bitte gib deinen Wunsch dioch mitzuteilen nicht auf, s123. Denn ich glaube wirklich diese Diskepanz zwischen sprechen wolen und sich immer wieder zurückziehen, damit schadet man sich. das tut nicht gut. Entwder man legt es wirklich weg oder man spricht.
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Beitrag Di., 08.05.2012, 20:37

@ blödekuh: die Analogie bezog sich auf einen anderen Aspekt... für meinen Teil kenne ich jedenfalls weder altersentsprechende Schläge noch altersentsprechenden sexuellen Missbrauch (und Sexualität wird z.B. genau dann begrenzt, wenn jemand zu schaden kommen könnte). Sondern ich sehe beides als Grenzüberschreitungen, die man dann auch so benennen kann (wenn man es denn so einordnet), und dann nicht als "nicht altersgemäß" bewerten braucht. Beides gehört für mich auch nicht zum Leben dazu (wobei es mit Wahrscheinlichkeit x jeden treffen kann). Denke die Analogie oben ist deutlich geworden... über deren Sinnigkeit brauchen wir uns aber nicht einig sein.

------
Verletzungen durch Gefühle des Nicht-Gesehen-Werdens etc. tauchen ja in jeder Therapie zwangsläufig irgendwann auf, die muss man nicht noch forcieren.
Das (Gefahr des Wiederholungscharakter) ist auch ein Grund für die Empfehlung einer Haltung von Parteilichkeit bzw. Nicht-Neutralität (gibt x verschiedene Bezeichnungsvorschläge für diese Grundhaltung, die Bewertung empfiehlt und eine klare Benennung von entsprechenden Situationen... z.B. einen sexuellen Missbrauch, Übergriff, Grenzüberschreitung, etc auch als solche zu bezeichnen). Weitere Begründung: Oft ist die Selbstbewertung bzw. -erleben ohnehin bereits verzerrt (z.B. Schuldgefühle), so dass es einer Korrektur bedarf, usw.

Meine erste Assoziation war: Drückt der sich immer so gestelzt aus *g*... kann aber genauso gut Unachtsamkeit gewesen sein... bzw. besser gesagt: Ich tippe (ebenfalls) auf schlichtes Nichterfassen der Tragweite für s123 (Fehler, die natürlich nicht passieren sollten... aber auch Theras sind nicht unfehlbar). Denn ich kann mir kaum vorstellen, dass sich ein halbwegs empathischer Therapeut nicht vorstellen, kann dass Fragen wie "warum sind sie nicht zu ihrer Mutter gegangen" z.B. oft ohnehin vorhandenen Schuldgefühlen Tür und Tor öffnen können... ebenso wie Fragen wie (fiktiv): "Warum haben Sie sich nicht gewehrt". Oder wenn jemand einem anderen (im Auto) die Vorfahrt nimmt, ist die erste Frage auch selten, warum hast du nicht gebremst. Höhö (jetzt nicht bezogen auf den Therapeuten, das kann ich nicht unbesehen unterstellen, sondern eher auf RL-Situation): Solche "Fragen" können ja auch genau den Bedeutungsinhalt haben von: selbst schuld... bzw. hättest du es anders gemacht, dann wäre xy nicht passiert... bzw. von Bagatellisierung oder nicht ernst nehmen, usw. Was ebem eine Wiederholung sein kann, die man sich als Patient regelmäßig ersparen kann.

Davon abgesehen: Ich halte es sogar für relativ typisches Patientenverhalten, dass oft erstmal geschaut wird, wie ein Thera mit dem, was man sagt, umgeht... i.a.W.: getestet wird, sei es bewusster oder unbewusster... und man sich dann je nach Testergebnis dem Thera anvertrauen kann oder eben nicht. Auch damit muss ein Thera bei einem neuen Thema "eigentlich" rechnen.

Und last but not least: Hätte evtl. auch dadurch vermeiden werden können, wenn der Therapeut auf die Gefühls- bzw. Wahrnehmungsebene gegangen wäre (vgl. Tristezza)... zumindest erstmal... notfalls bis ihm selbst klarer ist, ob der casus knaxus für die Patientin eine fehlende Altersentsprechung ist oder doch etwas anderes wie die hier geschilderte Grenzüberschreitung. Muss ehrlich sagen, ich finde es sogar ziemlich schräg und absurd als erstes auf eine fehlende Altersentsprechung zu verweisen... also für mich nicht wirklich nachvollziehbar dieser Gedankengang... aber die Motivation lässt sich eben nicht spekulieren. Ändert aber nichts daran, dass ich die Reaktionen als sehr unpassend emfinde... und diese ja auch de facto dazu führten, dass eine Patientin dicht machte.
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Beitrag Mi., 09.05.2012, 01:35

Nochmals dazu:
Ich zweifle nicht an dem, was s123 schreibt, ich störe mich lediglich am Vorwurf des sexuellen Missbrauchs, obwohl niemand weiß, was geschehen ist. Und zwar deshalb, weil s123 sehr wage formuliert hat.
Sexueller Missbrauch wäre es z.B. dann nicht, wenn die unsittlichen Berührungen keine erheblichen sexuellen Handlungen wären (früher hieß es unzüchtige Handlungen). Die Erheblichkeit kann und will ich wegen folgender Aussage nicht in Frage stellen:
Ich traue mir zu, dass ich diese Art des Kontaktes bewerten kann: ich habe mich noch zurückhaltend ausgedrückt mit der Formel "unsittlich berührt". Es war weit über die Grenzen dessen, was in irgendeiner Form akzeptabel ist.
Und mir fällt es in der Tat sehr, schwer unsittliche Berührungen vorzustellen, die keinen Sexualbezug haben. Kann man bei Bedarf ja auch nachlesen, was erhebliche sexuelle Handlungen sein können, z.B. hier:
http://books.google.de/books?id=5ZjDXxH ... ng&f=false

Und nun ja... Hintergrund ist die sexuelle Selbstbestimmung zu schützen. Und ein Altersunterschied ist nunmal i.d.R. auch ein Machtgefälle, das im Kontrast zu einer freien Selbstbestimmung stehen kann. Ein Kind unter 14 Jahren KANN NICHT selbst-bestimmt und freiwillig die Einwilligung zu sexuellen Handlungen geben... es könnte noch nichtmal die Tragweite eine dahergesagten Einwilligung abschätzen... weiß vielleicht noch nichtmal, was Sexualität ist (ein 14jähriger hat einen ganz anderen Horizont und auch körperlich-sexuellen Entwicklungstand). Daher ist das Gesetz auch relativ rigoros: Auf eine evtl. Einwilligung des Kindes kommt es gar nicht an, sondern: Wer sexuelle Handlungen an einer Person unter vierzehn Jahren (Kind) vornimmt oder an sich von dem Kind vornehmen läßt, wird mit Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren bestraft. Evtl. fehlende Strafmündigkeit wäre allerdings zu beachten, aber um letzteres geht es hier gar nicht.

Insofern ist es für mich ungleich abwegiger von "keinem sexuellen Missbrauch" auszugehen als von "sexuellen Missbrauch"... wobei es bei dieser Frage lediglich um die Einordnung bzw. Benennung auf der Realebene geht. Und dazu lässt sich IMO die eine oder anderen Aussage treffen, auch wenn man nicht selbst körperlich anwesend war. Sensibles Feld würde ich sagen... denn wenn sich ein Therapeut bedeckt hält bzw. Schilderungen von Patienten konsequent mit "Ich war nicht dabei" erwidern würde (faktisch stimmt das auch... er hat i.d.R. keine Beziehung miterlebt, auch nicht die zu den Eltern) bzw. heftige Situationen kommentarlos oder unbewertet stehen lässt, so kann das natürlich ein schräges Signal setzen bzw. zur Wiederholung werden... weswegen mitunter Lockerung der Neutralität emfohlen wird. Kommt halt auch darauf an, z.B. wie etwas gesagt wird. Allerdings sehe ich es auch so, dass eine Anerkennung auch nicht-verbal geschehen kann, vgl. auch montagne oder Tristezza. Wenn ich nur das bewerten dürfte, das ich persönlich miterlebt habe, was geschehen ist: Nun ja, dann dürfte ich mir kaum Meinungen bzw. Bewertung mehr erlauben. Macht ein Therapeut btw. auch nicht (außer er ist wirklich einer von der ganz neutralen Sorte)... selbst ein Richter nicht. Und meine Einschätzung (auf Basis meines Kenntnisstandes) geht halt in die bisher geschilderte Richtung... und um nicht mehr als eine Einschätzung handelt es sich auch (so habe ich btw. auch andere User gelesen, dass sie schilderten, wie sie die Situation bzw. das Verhalten des Theras bzw. die Empfindlichkeit der einschätzen... wonach ja auch gefragt wurde).

Wie bzw. ob sich etwas auf die Psyche ausgewirkt hat, ist allerdings unabhängig von der Bezeichnung... das inkl. die Gefühle von s123 hätte man ja auch vertiefen können. Anscheinend nicht geschehen. Also zur Not könnte man auch rein darauf abstellen, dass es die s123 als Übergriff bzw. grenzüberschreitend erlebte (wenn man sich partout einer Aussage zu einem evtl. Missbrauch enthalten will).
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