Kontakt zu 'giftigen Eltern' abbrechen - vertretbar?

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münchnerkindl
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Beitrag So., 20.05.2012, 12:55

Mia Wallace hat geschrieben: Natürlich ist es keine Verletzung der Schweigepflicht, wenn ein Angehöriger sich beim Arzt meldet und dem Arzt irgendwelche Informationen gibt (oder es versucht). Der Angehörige unterliegt keiner Schweigepflicht..

Ich denke daß ein sachkundiger Arzt oder Therapeut solche "Informationen" von aussen zurückweisen sollte und sich garnicht erst auf ein Gespräch dieser Art einlassen sollte.. Weil wie will der denn erkennen was von dem Vorgebrachten der Wahrheit entspricht? Was davon sehr subjektiv begründet ist und was davon ggf sogar bewusste Lügen sind. Ausserdem könnte es das Therapiegeschehen beeinträchtigen weil er "zwischen den Stühlen" verschiedener Ansichten auf das selbe Geschehen gelandet ist und die Loyalität zum Klienten gefährdet ist.

Das ganze dann auch noch dem Klienten gegenüber zu erwähnen ist ein Übergriff. Weil hier etwas in den "sicheren Raum" der Therapie eindringt das dort nichts zu suchen hat.

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Mia Wallace
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Beitrag So., 20.05.2012, 12:59

Dysfunction hat geschrieben: sondern eher Realität verschleiern, indem sie ach-so-caring rüberkommen. (Mag ja auch sein, daß Sorge da ist, aber das bringt beim besten Willen nichts, wenn die Schuldeinsicht komplett fehlt.)
Menschen, die sich die Realität so hinbiegen müssen, müssen das tun, weil sie nicht ertragen können, ihre eigenen Fehler als solche wahrzunehmen.
Ich find auch immer wieder zum Mäusemelken, aber dem ist leider nicht beizukommen.
Die können und werden es nicht sehen.

Ich denke, es ist nicht nur vertretbar, in so einem Fall den Kontakt abzubrechen.
Es ist ein guter Grund.

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münchnerkindl
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Beitrag So., 20.05.2012, 13:00

Dysfunction hat geschrieben:Naja, das Ergebnis des Ganzen war, daß er nicht über die "Übergriffigkeit" in Kenntnis gesetzt wurde, sondern daß er mir doch anriet wieder zurück zu gehen, weil ja da dann jemand ist, der sich um mich kümmern und mir helfen könnte ...)
Sorry, sowas ist absolut absolut ABSOLUT no-go!!!!!!!

Stell dir mal vor du bist Opfer von sexuellem Missbrauch, der Täter zieht sowas ab und dann rät der Arzt/Therapeut aufgrund von solchem süsselnden Gewäsch des Täters hin dem Klienten doch zu dem Täter zurückzukehren


Dysfunction hat geschrieben: sondern eher Realität verschleiern, indem sie ach-so-caring rüberkommen. (Mag ja auch sein, daß Sorge da ist, aber das bringt beim besten Willen nichts, wenn die Schuldeinsicht komplett fehlt.)

Klar. Die müssen ja verdrängen daß sie die tollen Eltern als die sie sich in ihrer Verleugnungsstrategie hochstilisieren nicht sind.
Die Beschäftigung damit ist pure Zeitverschwendung.

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Mia Wallace
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Beitrag So., 20.05.2012, 13:00

münchnerkindl hat geschrieben:

Ich denke daß ein sachkundiger Arzt oder Therapeut solche "Informationen" von aussen zurückweisen sollte und sich garnicht erst auf ein Gespräch dieser Art einlassen sollte..
Ja, das sehe ich allerdings auch so. Hat aber nichts mit Schweigepflicht zu tun.

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münchnerkindl
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Beitrag So., 20.05.2012, 13:01

Mia Wallace hat geschrieben: Menschen, die sich die Realität so hinbiegen müssen, müssen das tun, weil sie nicht ertragen können, ihre eigenen Fehler als solche wahrzunehmen..
Jepp, ein typisches Symptom von hochgradigem Narzissmus.


montagne
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Beitrag Mo., 21.05.2012, 08:33

Mich treibt die Frage auch manchmal um: Bin ich dan nicht, genau so egoistisch, wie...?

Ich stimme Elfchen sehr zu, es sind Über-ich-ideale, der Eltern selbst, aber auch der Gesellschaft und der Kultur. zwar gibt es heute eine Kindheit, die es so vor 100 Jahren ja noch kaum gab, da waren Kinder Diener ihrer Eltern. Aber es bleibt Gedankengut aus dieser zeit bestehen, noch immer.
Klare normative Vorstellungen wie sich Kinder gegenüber ihren Eltern zu verhalten haben (unterwürfig, erduldend, verzeihend, loyal) sind halt jahrtausende Alt. Normative Vorstellungen wie sich Eltern gegenüber ihren Kindern zu verhalten haben sind keine 100 Jahre alt.

Ich denke bei der Frage geht es tatsächlich um Ablösung und Ich-werdung an sich. Es geht darum zu erkennen, dass man erstmal Verantwortung für sein eigenes Wohl trägt und nicht für das Wohl anderer. Es ist NICHT so, wie die Eltern einem Weis amchen wollten, das man Verantwortlich ist dafür wie es ihnen geht, ob sie Kummer haben oder nicht.

Letzlich gilt das ja für alle Menschen. Auch einen Partner, auch eigene Kinder kann man doch nicht glücklich machen oder von innen heraus liebevoll umsorgen, wenn man sich nicht um sich slebst kümmern kann. Diese Einstellung "Ich habe mich für dich aufgeopfert, mir ging es so schlecht und ich war trotzdem immer für dich da." Ist doch der Bullshit, der Menschen in negativen Beziehungen hält. Implizit heißt es ja: "Und jetzt sei dankbar." oder: "Nun will ich das du dich um mich kümmerst, auchw enns dir schlecht geht."
Und so sind die zwei Zusammen, ob nun ein paar oder Tochter und Mutter und sie sind fortwährend unglücklich und unzufrieden miteinander.


Für mich selbst, aus eigener Erfahrung fühle ich es aber auch so, dass Verantwortung für andere tragen, was ich wirklich möchte und gerne tue, auch heißt verantwortung dafür zu tragen, für wen ich verantwortung trage. Ich aknn mich frei entscheiden, ich muss mich selbst entscheiden für wen ich Verantwortung trage oder mittrage. Für meinen Mann, für eigene Kinder so es mir denn vergönnt ist, sicher auch teils für enge Freunde.

Die Verantwortung für gewisse Personen der Herkunftsfamilie wäre keine, die ich mir frei ausgesucht habe und hinter der ich stehen kann, socdnern eine aufgetzwungene, durch Aktivierung meines Über-Ichs. Eigentlich glaube ich auch, man kann verantwortung nicht wirklich aufgezwungen tragen. man kann so tun als ob, aber im Untergrund wird es immer eine Strömung geben, die dem entgegen arbeitet und die eben das Gift verspüht.

So habe ich es an mir selbst erlebt, durch Menschen, die sich moralisch verpflichtet fühlten, sich um mich zu kümmern, dies aber nie wollte. Es ist giftig. Die gleichen Menschen haben versucht ihre eigenen Eltern ebendso zu behandeln. Zum Glück waren jeweils andere Kinder und Enkel noch da, die positiv eingewirkt haben.

DAS ist nicht Verantwortung tragen, es ist verstrickt sein. Für beide finde ich es gesünder sich dann zu trennen. Meine Großmutter hat dies mit einer ihrer Tüchter durchgemacht, sie konnten nicht voneinander lassen, die eigene Tochter schon fast 70, Oma Ende 90. 70 Jahre waren nicht genug, um aus der Verstrickung rauszukommen. jedesmal ging es meiner Oma schelcht, wnen ihre Tochter zu ihr kam und sich um sie "kümmerte". Kam sie seltener, ging es Oma besser. Keine der beiden Frauen konnte offen sagen, Schluss mit den Kontakt.

Nach alle dem finde ich es verantwortungsvoll mit selbst gegenüber und auch den anderen gegenüber bei gewissen Leuten der herkunftsfamilie zu sagen, diese verantwortung trage ich in keiner Weise, weder real noch emotional und so trenne ich mich, das ich zur Ruhe kommen kann, dem destruktiven nicht mehr ausgesetzt bin, aber das auch die anderen zur Ruhe kommen können.
amor fati

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Freifrau
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Beitrag Fr., 01.06.2012, 08:52

Ich hatte vor einem Jahr den Kontakt zu meiner Mutter abgebrochen, dazu gibt es von mir schon einen Beitrag. Mein Vater lebt nicht mehr.

Es war nicht leicht für mich, doch es war die richtige Entscheidung. Sie hat mir SMS geschrieben und mich um Kontakt angebettelt, doch ich bin konsequent geblieben, auch wenn es mir fast das Herz brach.

Jetzt, nach einem Jahr, kam ein langer Brief von meiner Mutter. In diesem hat sie sich für alles entschuldigt und geschrieben, dass sie weiß, wie sehr sie meine empfindsame Kinderseele verletzt hat und dass sie hofft, dass ich trotz der traumatischen Erlebnisse glücklich werde und dass sie mir gerne dabei hilft und ich jederzeit mit ihr darüber reden kann.

Sie hatte immer alles geleugnet und heile Welt gespielt und dieser Brief, diese Entschuldigung ist unendlich wichtig für mich. Hätte ich es nicht geschafft, für mich einzustehen und wirklich bei mir und meinen Bedürfnissen zu bleiben, hätte ich dieses Geschenk nie bekommen, sondern hätte meiner Mutter geholfen, den leichteren Weg zu gehen, in dem ich die Misshandlungen mit ihr gemeinsam verleugnet hätte.

Viele Grüße
Freifrau
"Bei den Frauen gibt es zwei Möglichkeiten, entweder sie sind Engel, oder sie leben noch." (Charles Baudelaire)

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Holzklotz
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Beitrag Fr., 01.06.2012, 13:10

Wow klingt überwältigend. Was machst Du nun?

Genau darauf warte ich schon Jahre. Eine zögerliche Entschuldigung gab es schon bei mir, aber keinerlei Ansatz dahingehend, dass nun ich mal wichtig bin und das Kind der Mutter sien darf, mal schwach sein und um Rat fragen darf.

Du hast es erreicht. Ich finde es schön. Solange das nicht kommt ist es wohl besser sich zu schützen. Vor was? Vor weiterem Missbrauch und Heucheleien und dem ständigen Gefühl der letzte Dreck zu sein der auf der Strasse klebt.

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Beitrag Fr., 01.06.2012, 14:53

Hallo Holzklotz,

ich wohne ca. 500 km von meiner Mutter entfernt, was sehr gut ist. Ich habe ihr auf ihren Brief geantwortet und ihr geschrieben, wie wichtig für mich Ihre Entschuldigung ist und wie schlimm das Verleugnen für mich war. Da meine Mutter sehr krank ist (sie ist in der Psychiatrie und wird meist am Bett festgebunden bzw. darf nicht unbeaufsichtigt sein), bin ich noch immer sehr misstrauisch und habe sie gebeten, dass wir uns erst einmal nur schreiben. Das tun wir und es ist gut im Moment. Ich möchte sie auch irgendwann wieder sehen, werde aber nichts überstürzen, muss aufpassen, bei mir zu bleiben und mich weiter gut abzugrenzen. Ich werde den Kontakt nur nach meinen Regeln zulassen und mich zurückziehen, sobald sie mir wieder weh tut. Bisher ist das für sie ok, sie ist einfach nur froh, dass ich mich wieder bei ihr melde.

Liebe Grüße
Freifrau
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Holzklotz
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Beitrag Fr., 01.06.2012, 15:47

Hallo,
die Entfernung ist sicher sehr gut. Zumindest hat sie verstanden egal in welcher Lage sie ist. das ist schon mal was...

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Beitrag Fr., 01.06.2012, 16:07

Ich glaube, es macht einen Unterschied, ob Eltern wirklich verstehen oder es nur vorgeben, um ihr Kind nicht zu verlieren (Eben das sagen, was es hören will ... ). Ich hoffe, daß Ersteres bei Dir der Fall ist, Freifrau.
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"It is not nor it cannot come to good:
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candle.
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Beitrag Fr., 01.06.2012, 16:37

Dyfunction, du bist aber sehr mißtrauisch! Ich finde, es ist wirklich ein Idealfall bei Freifrau, das finde ich klasse! Sie wird schon spüren, ob es stimmt oder nicht!

Mir ging es z. B. nie um Gespräche, Entschuldigungen oder dergleichen, aber ich wollte es hinter mir lassen, weil es eher von meiner Mutter in Dramen ausgeartet ist, dass sie schlecht ist. Was anderes hat sie einfach nicht sehen können und das nervt! Also SIE konnte nicht loslassen! Ist genauso blöde irgendwie.

candle
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Corumbra Myosotis
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Beitrag Fr., 01.06.2012, 22:33

War nicht explizit auf ihren Fall bezogen (Das kann ich doch gar nicht einschätzen - dazu weiß ich zu wenig.), sondern eher generell gemeint. Und ich denke da trifft die Aussage durchaus zu, da Mensch gerne in seinem Interesse manipuliert und in einer Eltern-Kind-Beziehung ist das besonders oft der Fall m. M. n. .
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Freifrau
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Beitrag Mo., 04.06.2012, 07:53

Das ist bestimmt oft so, dass Eltern schnell etwas "zugeben", um ihr Kind nicht zu verlieren. Davor habe ich auch irgendwie Angst. Ich möchte auch nicht sagen: "Ich verzeihe Dir" und dann ist es so, als wäre nie was gewesen. Das geht irgendwie gar nicht, dazu war es zu heftig.

Bei mir war es nur so, dass ich gar nicht wollte, dass sie was zugibt. Ich habe nach einem Streit wegen ihrem Alkoholkonsum den Kontakt abgebrochen und gar nichts mehr gesagt. Der Bezug auf die Kindheit kam von Ihr allein, eben auch die Entschuldigung. Damit hatte ich gar nicht gerechnet. Sie hat sich wohl ausführlich mit der Vergangenheit beschäftigt gemeinsam mit ihrer Therapeutin. Einige Sätze waren auch ganz bestimmt nicht von ihr. Ich nehme an, sie hat den Entschuldigungsbrief geschrieben und dann mit Ihrer Thera nachbearbeitet. Sie hat aber dann schon konkret auf Situationen Bezug genommen und ich habe gemerkt, dass es ihr ehrlich klar ist, was sie da getan hat. Das heißt aber natürlich nicht, dass es nicht wieder geschehen wird. Sie ist eben krank, als Borderliner hat man seine Aggressionen niemals im Griff. Deswegen nehme ich mir auch immer das Recht, sehr auf mein Befinden im Kontakt zu achten und die Intensität zu bestimmen.
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Holzklotz
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Beitrag Mo., 01.10.2012, 14:28

Ich überlege nun seit Tagen den Kontakt zu meinen Eltern richtig zu canceln. Die Stadt will ich nicht wechseln und dass sie irgendwann wieder auf der Matte stehen-nein Danke.
Wie habt ihr das gemacht? Ein Brief?

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