TFP - kein Vertrauen

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Tristezza
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Beitrag Mi., 14.03.2012, 19:29

Rilke hat geschrieben:Tristezza, er ist wie ein knuddeliger (Edit: kleiner, dicker) Tanzbär mit Alzheimer
Schön, dass du deinen Humor in dieser Situation nicht verlierst!

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Stöpsel
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Beitrag Mi., 14.03.2012, 20:02

Hallo Rilke,

Du sagst, dass Du das Prinzip der TFP nicht verstehst und dass er Dir das auch nicht erklären kann. Ich sehe es, wie schon geschildert, Du solltest mit jedem Thema kommen dürfen. Da ist nichts spezielles an einer TFP. Ich denke eher, Du versteht das Prinzip von diesem Therapeuten nicht und da ist die Frage, ob die Verantwortung an Dir liegt oder an ihm. Jedenfalls kann er doch nicht erwarten, dass Du schon zuvor weißt, ob ein Thema zu oberflächlich oder zu schwierig (seiner Meinung nach!!!) ist. Dann soll er Dir das eben in der Situation erklären. Aber eigentlich finde ich nicht mal das. Ich finde, 1. es gibt kein Thema, was zu oberflächlich ist in einer Therapie und 2. wie kann er ein Thema zu schwer für eine ambulante Therapie finden, wenn er sich bereit erklärt, trotz Klinikempfehlung mit Dir ambulant weiterzumachen? Soll das Thema dann in der Therapie ausgespart werden? Wenn er gesagt hätte, das Thema geht noch nicht, dafür muss erstmal eine Vertrauensbasis da sein, ist das was anderes.
Aber eben, ich finde, die Basis für eine Therapie ist Vertrauen und Vertrauen kann man als Therapeut nicht einfordern, das muss man sich erst verdienen.
Stabilität (...) Struktur, Hilfestellung und Kontinuität.
fehlt mir ganz arg, da triffst du wirklich den Nagel auf den Kopf!

Ich habe in den letzten Wochen auch den Eindruck, dass die Therapie bzw. der Therapeut mir nicht gut tut!
Meine Therapeutin würde in so einer Situation sagen: Höre auf Deinen Bauch!
Dass es scheinbar ein Muster bei mir sei, dass ich anderen oder den Umständen die "Schuld" für etwas gebe, statt selbst die Verantwortung zu übernehmen. Und ich sage gar nicht mal, dass er unrecht damit hat, auch wenn ich mich bisher nie so gesehen habe. Aber auch daran könnte man ja arbeiten, denn ich will so nicht sein.
Hm, das ist so eine Sache. Da muss man aber auch aufpassen, sich den Schuh (der prinzipiell zwar passt) nicht in Situationen anzuziehen, wo er gar nicht passt. Manchmal ist es eben einfach berechtigt, anderen "Schuld" zu geben. Wenn ein Therapeut so ein Muster bei einem glaubt zu erkennen, kann sich ein Therapeut damit auch schön rausreden, um SELBST keine Verantwortung übernehmen zu müssen.
Vorher war ich eben eine, die einmal die Woche kam und ein bisschen blabla erzählt hat und ihn nicht weiter störte, aber jetzt muss er die Therapie begründen, da reicht ihm das blabla nicht mehr aus, jetzt muss er sich mit mir auseinandersetzen - zum Glück hat er ja seine Notizen - und jetzt fällt ihm plötzlich selber auf, dass wir nicht vorankommen, was ich ihm noch im letzten Jahr mehrfach sagte und dann aufgegeben habe, weil sich nichts änderte.
An der Stelle hätte ich das mit fehlender Verantwortung gesehen. Wenn er auf Deine Belange nicht eingeht, weiter deutlich ansprechen und wenn man es zum x-ten Mal verscuht hat und sich nichts ändert, muss man eben die Konsequenzen ziehen und gehen. Dementsprechend würde ich ihm jetzt halt forcierter vorgehen bzw. ggf. bald einen Schlussstrich ziehen
Sunny girl hat geschrieben:Bedenke bitte auch, dass du mit diesem Th. auch dein Kontingent an Sitzungen verbrauchst. Wenn das Kontingent einmal erschöpft ist, interessiert es die KK wohl kaum, ob die Therapie hilfreich war oder nicht.
Ja, das würde ich auch unbedingt so sehen!

Ehrlich, ich finde das alles so krass, auch das hier:
Wieder, als ob es die Stunde davor und unser "Arbeitsabkommen" nie gegeben hätte.
Ich würde nicht bei ihm bleiben! All das Chaos und dann noch bei Sachen, die er sich SELBST überlegt hat...
Nein, ein guter Therapeut ist er wohl nicht. Warum gerate ich immer an so komische Exemplare
Wenn Du das jetzt schon so sagen kannst "kein guter Therapeut", wieso willst Du ihm dann noch über mind. 1-2 Stunden eine Chance geben?

Viele Grüße


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Hamna
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Beitrag Mi., 14.03.2012, 20:30

Hallo Stöpsel
Wenn ein Therapeut so ein Muster bei einem glaubt zu erkennen, kann sich ein Therapeut damit auch schön rausreden, um SELBST keine Verantwortung übernehmen zu müssen.
Also, das mit der Verantwortung und dass ich immer anderen die Schuld gebe, war aber nicht auf ihn oder die Therapie bezogen, das hat er in einem anderen Zusammenhang gesagt. (Trotzdem zieht das jetzt natürlich nach sich, dass ich jetzt bei allem die Schuld bei mir suche, ich kann mit solch einer "Kritik" einfach nicht adäquat umgehen oder das situationsbezogen einschätzen, da habe ich wohl sehr noch mit meinem schwarz-weiß-Denken zu tun oder einfach einen Balken vor den Augen.)
An der Stelle hätte ich das mit fehlender Verantwortung gesehen. Wenn er auf Deine Belange nicht eingeht, weiter deutlich ansprechen und wenn man es zum x-ten Mal verscuht hat und sich nichts ändert, muss man eben die Konsequenzen ziehen und gehen.
Ja, da kommt dann eben meine Hemmung durch, für mich was einzufordern. Ich habe dann Angst, lästig zu sein oder zu fordernd, unsympathisch. Und tatsächlich habe ich daraufhin dann die Schuld auch irgendwann wieder bei mir gesehen, denn ich erzähle ja nix oder das falsche. So dominant und narzisstisch ich manchmal auf der einen Seite bin, so schüchtern und devot bin ich andererseits. Naja, weiß jetzt nicht, ob das richtig ausgedrückt ist.

Ich will eben immer die brave und pflegeleichte (Patientin) sein. Einmal, letztes Jahr in der Klinik, habe ich das anders gemacht, und das habe ich bis heute bitter bereut. Also lasse ich im Grunde alles mit mir machen, bis zu einem gewissen Punkt eben, so wie jetzt, wo es mir wirklich langsam zu dumm wird und ich ja so seit zwei Wochen wirklich mal was sage.


leberblümchen
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Beitrag Do., 15.03.2012, 06:44

Noch mal ganz kurz: Du hast geschrieben, dass du überlegst, eine VT zu machen, weil du mehr Struktur und Vorgaben brauchst, oder? Ich denke, auch in einer 'freien' Therapie wie einer analytischen Therapie kann man sehr viel an Struktur und Halt mitbekommen. Es muss ja da nicht so sein, dass man sich auf die Couch legt und erzählt und erzählt und am Ende völlig aufgelöst ist. Sondern der Halt wird da, so erlebe ich das zumindest, ganz stark durch den äußeren Rahmen gegeben, der strikt eingehalten wird. Aber da gibt es dann eben auch nicht solche Spielchen wie: "Wir fangen einfach mal mit der Verlängerung an, und dann gucken wir, ob wir sie überhaupt beantragen" - ich finde so was einfach nur furchtbar unprofessionell.

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Hamna
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Beitrag Do., 15.03.2012, 12:12

Naja, ich brauche die Struktur eben auch in meinem Leben, nicht nur in einer Therapie, und dachte, eine VT wäre dafür vielleicht geeigneter. VT kenne ich eben auch und komme damit zurecht, TFP ist so schwammig irgendwie. Vielleicht kann ich einfach doch mehr damit anfangen, wenn mir jemand sagt, was ich zu tun und zu lassen habe. Jetzt dümpel ich seit einem Jahr durch die TFP und kann nichts damit anfangen irgendwie, das gibt mir nichts. Auch wenn... hm... naja, wenn ich erst wieder arbeite, hab ich genug Struktur, da muss mir dann ja auch keiner sagen, wie ich meinen Tag gestalte, und im Moment hab ich nur einen kleinen Hänger, im Grunde weiß ich ja, wie es geht und kriege es auch hin.

Ich habe eben im Moment kein Vertrauen mehr in die Therapieform. Aber die TFP wollte ich ja machen, um mal den Dingen auf den Grund zu gehen, warum ich immer und immer wieder Depressionen bekomme. Oder eben Analyse.

Oh Mann, mit den Stunden, das finde ich auch gerade ganz schlimm, denn jetzt habe ich ständig im Kopf, dass er die evtl. gar nicht bezahlt kriegt. Darum hat er wohl auf meine Frage auch so komisch reagiert und mir erstmal was ganz anderes erzählt. Krass! Und woher weiß ich, dass er mir nicht doch irgendwann eine Rechnung schickt, denn im Therapievertrag steht ja, dass ich die Stunden persönlich schulde, unabhängig von der Übernahme durch Dritte.


leberblümchen
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Beitrag Do., 15.03.2012, 12:28

Hm, aber hast du denn in dem ganzen Jahr noch gar nichts an Einsichten gewinnen können? Ich meine, grenzt man das nicht irgendwann mal ein, ob man nur ein bestimmtes Thema bearbeiten will oder ob man so ziemlich das ganze Leben auf den Kopf stellen möchte? Es geht ja nicht immer nur um die Frage 'Analyse ja oder nein', sondern darum, was man überhaupt erreichen will. Ob man das jetzt Analyse nennt oder nicht, ist eigentlich wurscht, wenn man sich erst mal einig ist, über welchen Zeitraum und welche Stundenzahl man spricht. Dass nach einem Jahr noch nichts passiert ist, muss also nicht schlecht sein, wenn man sich darüber einig ist, dass es notfalls eben auch 300 Stunden werden können. Wenn ihr aber davon ausgeht, ausgegangen seid, dass nach 100 Stunden sowieso Schluss ist, dann sollte man sicher einen genaueren Fahrplan im Hinterkopf haben und die Fragestellungen etwas eingrenzen. Sonst ist ja klar, dass du nicht weißt, was ihr da eigentlich betreibt.

Also, selbst wenn du nach diesem Jahr immer noch genauso 'gestört' bist wie vorher: Hast du denn etwas erfahren können über die Ursachen? Kannst du dich jetzt besser verstehen? Habt ihr Ziele erarbeitet, die man sich vornehmen kann?

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stern
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Beitrag Do., 15.03.2012, 12:42

Oh Mann, mit den Stunden, das finde ich auch gerade ganz schlimm, denn jetzt habe ich ständig im Kopf, dass er die evtl. gar nicht bezahlt kriegt. Darum hat er wohl auf meine Frage auch so komisch reagiert und mir erstmal was ganz anderes erzählt. Krass! Und woher weiß ich, dass er mir nicht doch irgendwann eine Rechnung schickt, denn im Therapievertrag steht ja, dass ich die Stunden persönlich schulde, unabhängig von der Übernahme durch Dritte.
Ich finde es im Grunde schon fast eine Zumutung, dass selbst der Rahmen unklar ist (hier abweichende mündliche Vertragsgestaltung von der schriftlich fixierten... bzw. so gesagt: würde ich nicht so eng sehen, wenn man sich auf das mündliche verlassen könnte... aber kannst du das noch? Wobei ich jetzt nicht denke, dass er die dir in Rechnung stellt, nur grundsätzlich). Bzw. Unklarheiten, was ist überhaupt der Therapierahmen (geht es weiter... wie lange... wie geht es weiter... usw. eine rahmengebende Struktur, die man eigentlich von einer Therapie erwarten können sollte).
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
«

(alte Weisheit)


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Hamna
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Beitrag Do., 15.03.2012, 13:27

Also, klar ist, er macht die 50 Stunden mit mir! Das hat er nochmal betont, und darauf kann ich auch vertrauen.

Ähm, also falls der Antrag durchgeht, wenn er ihn denn irgendwann mal stellt. Aber er macht solange mit mir weiter, bis ich entweder nicht mehr will oder der Antrag abgelehnt wird. Nur, so wie er sagte am Dienstag, bis es soweit ist, können wir durchaus am Ende der 50 Stunden angelangt sein. Und das sei dann eben mein Vorteil, denn die 50 Stunden hätte ich dann ja "intus", die kann mir ja keiner mehr wegnehmen. Darauhin fragte ich ihn ja auch, wer ihm denn dann die Stunden bezahlt, ob ich dann etwa eine Rechnung von ihm bekäme. Nein, auf keinen Fall.

Das alles wäre ja auch gar nicht schlimm und wäre völlig an mir vorbei gegangen, wenn die Antragsbewilligung nicht so fragwürdig wäre. Das hätte er mir unter normalen Umständen ja nie erzählt.

Naja, gerade frage ich mich, warum er es mir überhaupt erzählt hat. Setzt ihn ja auch nicht gerade ich ein gutes Licht, diese nachlässige Arbeitsweise. Aber das ist ja schon ein klarer Vorwurf an mich gewesen, dass er praktisch nichts hat für die Antragsbegründung, um mich "wachzurütteln". Obwohl er es zwei Wochen vorher zwar auch erst gesagt, dann aber relativiert hat, als mir die Tränen in den Augen standen. Hin und her.

Am liebsten würde ich ihn mal frei heraus fragen, was eigentlich mit ihm los ist.

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Mary-Lou
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Beitrag Fr., 16.03.2012, 00:50

Rilke hat geschrieben:Am liebsten würde ich ihn mal frei heraus fragen, was eigentlich mit ihm los ist.
wenn dich tatsächlich mal irgendetwas reiten sollte, würde ich ja gerne Mäuschen spielen
Frühling: „Eine echte Auferstehung, ein Stück Unsterblichkeit.” (Henry David Thoreau)

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bloedekuh
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Beitrag Fr., 16.03.2012, 02:07

Sich sowas mehr als 1 Jahr bieten zu lassen ist echt - wie soll ich es sagen - geduldig. Es ist die eigene Lebenszeit, die da hineingesteckt wird, damit dieser Gestörte sein täglich Brot verdient.

Ich frage mich ganz ehrlich, wie du, Rilke, auf die Idee kommst, dass sich ein derart verantwortungsloser Mensch innerhalb von 2 Stunden, die du ihm gibst, ändern soll. Das funktioniert bei dir auch nicht, obwohl du es dir wünschst. Sonst würdest du keine Therapie aufsuchen.

Dass er jetzt die 50 Stunden mit dir macht, soll das eine Beruhigung sein? Es geht dann noch mal so weiter.

Ich wünsche dir viel Glück, das wirst du nämlich brauchen.

b. K.
Sag es niemand, nur den Weisen,
Weil die Menge gleich verhöhnet:
Das Lebendge will ich preisen,
Das nach Flammentod sich sehnet.
(Goethe: Selige Sehnsucht)

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Justus
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Beitrag Fr., 16.03.2012, 02:24

[...]Trotzdem zieht das jetzt natürlich nach sich, dass ich jetzt bei allem die Schuld bei mir suche, ich kann mit solch einer "Kritik" einfach nicht adäquat umgehen [...]

@ Rilke

Was hat eigentlich die Frage nach der Schuld in einer Therapie verloren?

Warum muss überhaupt jemand Schuld haben?

Ursprünglich bedeutete Schuld, dass jeder Mensch für sein Nichttun schuldig wird und das schuldig werden im Leben unvermeidbar ist, weil durch jede Entscheidung trennt sich der Mensch von der Ganzheit ab...

...du kannst entweder nach links gehen oder nach rechts, aber niemals beides gleichzeitig...

Dieser moralische Zeigefinger, du hast etwas falsch gemacht und du hättest es verhindern können ist eine Erfindung der Neuzeit!

Wenn irgendetwas passiert, wird sofort reflexartig nach einem Schuldigen / Sündenbock gesucht...

...das ist doch irgendwie pervertiert und hat mit der eigentlichen Bedeutung von Schuld überhaupt nix mehr zu tun...


leberblümchen
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Beitrag Fr., 16.03.2012, 08:23

Naja, es gibt halt Menschen, die Schuldgefühle haben, weil sie so erzogen wurden oder weil ihnen das auf andere Art eingeimpft wurde. Und dann gibt es Menschen, die sich eine eventuell tatsächlich mal vorhandene Schuld nicht eingestehen können, weil ihr Selbstbild dann zusammenkracht. Nur mal als Beispiel. Und insofern hat die Schuld-Frage dann auch was in einer Therapie zu suchen. Aber darum ging es ja in diesem Thread eigentlich gar nicht, oder?

P.S.: Rilke: Meinetwegen brauchst du ich nicht für jeden Beitrag zu bedanken Das setzt einen (mich jedenfalls) so unter Druck;)


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Hamna
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Beitrag Fr., 16.03.2012, 09:25

Guten Morgen,

Titus, erstmal zu dir... mir ist gestern Abend nämlich aufgefallen, dass ich deinen letzten Beitrag irgendwie übersehen habe.
titus2 hat geschrieben:Hm, aber hast du denn in dem ganzen Jahr noch gar nichts an Einsichten gewinnen können? Ich meine, grenzt man das nicht irgendwann mal ein, ob man nur ein bestimmtes Thema bearbeiten will oder ob man so ziemlich das ganze Leben auf den Kopf stellen möchte?
Also, anfangs wollte ich das, mein ganzes Leben auf den Kopf stellen. Jetzt, wo ich stabiler bin, will ich das eigentlich nicht mehr. Es ist aber auch die Frage, wieviel nötig ist. Ich meine, gerade über die PS müssen wir nochmal reden. Ich wüsste schon gern: was ist das und wo kommt es her? Ich denke, anders kriegt man die nicht aufgelöst, falls das überhaupt möglich ist. Mit Einsichten sieht es aber bisher ziemlich mau aus.
Es geht ja nicht immer nur um die Frage 'Analyse ja oder nein', sondern darum, was man überhaupt erreichen will. Ob man das jetzt Analyse nennt oder nicht, ist eigentlich wurscht, wenn man sich erst mal einig ist, über welchen Zeitraum und welche Stundenzahl man spricht. Dass nach einem Jahr noch nichts passiert ist, muss also nicht schlecht sein, wenn man sich darüber einig ist, dass es notfalls eben auch 300 Stunden werden können. Wenn ihr aber davon ausgeht, ausgegangen seid, dass nach 100 Stunden sowieso Schluss ist, dann sollte man sicher einen genaueren Fahrplan im Hinterkopf haben und die Fragestellungen etwas eingrenzen. Sonst ist ja klar, dass du nicht weißt, was ihr da eigentlich betreibt.
Wir haben das eigentlich von Anfang an offen gelassen und wollten praktisch mal schauen, wo denn die Reise hingeht und wie lange es dauern wird. Angenommen, wir kommen tatsächlich jetzt doch noch richtig in eine produktive Zusammenarbeit, ist ja nicht ausgeschlossen, das ganze auszudehnen.
Also, selbst wenn du nach diesem Jahr immer noch genauso 'gestört' bist wie vorher: Hast du denn etwas erfahren können über die Ursachen? Kannst du dich jetzt besser verstehen? Habt ihr Ziele erarbeitet, die man sich vornehmen kann?
Nein, nein und nein . Genauso gestört wie vor einem Jahr bin ich allerdings auch nicht mehr. Woran das nun aber liegt, kann ich nicht sagen.

@Justus... über das Thema Schuld hier zu philosophieren, würde den Rahmen sprengen und am eigentlichen Thema vorbeigehen, sorry. Wie es zu der Frage nach Schuld kam, besprechen wir ja in dem anderen Thread, da würde es schon eher hinpassen.

@bloedekuh: In einer Therapie muss man manchmal auch Geduld haben, und der Grund, warum es nicht voranging, liegt ja zu einem guten Anteil auch bei mir. Ich habe so ein bisschen das Gefühl, dass sich durch die letzte Stunde was bewegt hat und werde mal sehen, wie und ob wir daran anknüpfen können. Blöd nur, dass nach der nächsten Stunde erstmal die Ferien dazwischenkommen, das nervt mich gerade so richtig.


Titus nochmal Wegen dem Bedanken: mir hilft der Austausch hier unheimlich und ich finde es toll, wie konstruktiv hier diskutiert wird und wie viele sich des Themas annehmen, dafür bin ich wirklich total dankbar!


leberblümchen
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Beitrag Fr., 16.03.2012, 09:43

Mir wäre jedenfalls wichtig, eine gewisse Systematik in die Therapie zu bekommen. Ich meine, wenn man so gar nicht weiß, ob man über 50 Stunden oder über 300 Stunden spricht, dann ist doch klar, dass einen das verunsichert. Da fände ich es jetzt schon wichtig, dass er sich mal festlegt, WAS er nun beantragen will. Er kann ja eine Analyse beantragen und dann schauen, ob ihr das wirklich so macht oder eben etwas 'abgeschwächt', weil man dafür ja auch ziemlich stabil sein muss. Was ich aber einfach nicht verstehen kann, ist, dass er nicht mal weiß, nach fast 50 Stunden, was er nun langfristig mit dir vorhat. Das würde mich total erschüttern, ehrlich gesagt.

Also, dass du da bisher noch keine Einsichten hast in die Ursachen deiner Störung, das ist das Eine. Aber mindestens genauso wichtig finde ich die Frage, ob ihr euch wenigstens darüber einig seid, dass ihr zusammen arbeiten könnt und wollt. Und dafür müsste er dann schon mal aus den Puschen kommen. Das sind ja immer zwei Ebenen, um die es in einer Therapie geht. Da würd ich ihn schon mal verbindlich fragen, was er sich vorgestellt hat. Und wieso er dir ausgerechnet jetzt - wo du ja eigentlich meinst, stabiler zu sein - sagt, du solltest in die Klinik gehen. Das sagt man ja nicht einfach so aus einer Laune heraus.

Und dann noch mal: Was sind denn die nicht-therapeutischen Themen? Kann man nicht als Therapeut jedes x-beliebige Thema zu einem therapeutischen Thema machen? Also: Wenn du stundenlang erzählst, dass du dich fragst, ob du dir die Haare blau oder pink färben sollst, dann wäre es doch wohl an ihm, sich zu überlegen: "Was will Rilke mir damit sagen (oder NICHT sagen)?" - Das ist doch nicht dein Job, vorher zu reflektieren, was dem Herrn genehm ist? Mir versucht man gerade einzutrichtern, dass es MEINE Stunden sind und MEINE Zeit ist, die ich füllen kann, womit ich das möchte. Ist das nicht so üblich?

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münchnerkindl
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Beitrag Fr., 16.03.2012, 10:13

Rilke hat geschrieben: Also, das mit der Verantwortung und dass ich immer anderen die Schuld gebe, war aber nicht auf ihn oder die Therapie bezogen, das hat er in einem anderen Zusammenhang gesagt.


Also was mir hier auffällt ist die Pauschalisierung: "IMMER" gibst du anderen Menschen "die Schuld"

Erstens geht es nicht um Schuld. Es geht um Verantwortung. Darum möglichst objektiv zu sehen welchen Beitrag zu einer Situation ich geleistet habe und welchen andere Personen, wie sich also Ursachen und Wirkungen entwickelt haben.

Und dann dieses Todschlags-Immer. Ich denke mal nicht daß du in jeder Situation deines Lebens ausschliesslich die Verantwortung für Schiefgegangenes anderen Personen zuschiebst. Solche Pauschalisierungen sind aber wunderbar dazu geeignet einen anderen Menschen zu demotivieren und runterzuziehen. Das hat auch was sehr vorwürfliches.
Ich denke es ist völlig legitim, dir in einer konkreten Situation zu sagen, "hier versuchen sie gerade die Verantwortung für xy auf Person z abzuwälzen, obwohl es ihre eigene Verantwortung ist." Und dann kann man überlegen warum du das tust, wie du dazu kommen kannst selbst die Verantwortung zu übernehmen usw. Aber der pauschalisierte Rundumschlag mit Immer und Schuld bringt dir garnix.

Rilke hat geschrieben:Ja, da kommt dann eben meine Hemmung durch, für mich was einzufordern. Ich habe dann Angst, lästig zu sein oder zu fordernd, unsympathisch. Und tatsächlich habe ich daraufhin dann die Schuld auch irgendwann wieder bei mir gesehen, denn ich erzähle ja nix oder das falsche.
Naja, ein Therapeut ist ja nun ein Dienstleister, der sein Geld dafür bekommt daß er Hilfe bei einer Krankheit leistet, nicht irgendein Kaffeekränzchenonkel aus dem Bekanntenkreis, den man ggf tatsächlich vergrault wenn man zu wenig nett und pflegeleicht ist und mit zu vielen Problemen ankommt.
Der Automechaniker muss auch damit leben daß man in dem Beruf dreckig wird. Also wenn ein Therapeut nur pflegeleicht-weichgespülte Klineten toll findet und den Rest so schnell als möglich loswird hat er ganz einfach seinen Beruf verfehlt und man sollte sich schleunigst einen anderen suchen.

Rilke hat geschrieben:So dominant und narzisstisch ich manchmal auf der einen Seite bin, so schüchtern und devot bin ich andererseits. Naja, weiß jetzt nicht, ob das richtig ausgedrückt ist..
Ja, Narzissmus ist immer eine Bewältigungsstrategie für innere Unsicherheit.

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