Scientology - Ziele, Methoden, Gefahren

Fragen und Gedanken rund um Spiritualität und Religionen, alternative Behandlungsmethoden, den üppigen Garten sonstiger "Therapie"-Formen, Esoterik ... und ihre Berührungspunkte mit Psychotherapie bzw. psychologischen Problemen.
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stern
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Beitrag Do., 01.03.2012, 22:30

@ Lilly: zu CCHR (wobei dir das klar ist... nur nochmals erwähnt):
Die SO stigmatisiert insbesondere die Psychiater, „die eigentlichen
Urheber des Nazi-Horrors“.187) Deren Bekämpfung betreibt
vor allem die zur SO gehörende „Kommission für Verstöße der
Psychiatrie gegen Menschenrechte e.V.“ (KVPM [als »deutsche Ortsgruppe« ihrer Teilorganisation »Citizens Commission on Human Rights« (CCHR)]. Mit ihren Aktivitäten
will die KVPM bei ihren Adressaten das Bewusstsein wecken,
dass wahre Freiheit des Geistes allein durch die Erreichung
des Zustands „Clear“ und nicht durch Inanspruchnahme psy -
chiatrischer Hilfeleistungen zu erlangen sei.
187) „INTERNATIONAL SCIENTOLOGY NEWS“, Ausgabe 44, 2009, S. 15

Quelle: Verfassungschutzbericht 2010: http://www.verfassungsschutz.de/downloa ... t_2010.pdf
06.07.2010 - Teilorganisation der »Scientology-Organisation« (SO) wirbt in Leipzig aggressiv um neue Mitglieder ...

Über dem Eingangsbereich der Ausstellung gab sich die KVPM als Veranstalter zu erkennen. Die Bezeichnung »Scientology« war lediglich kleingedruckt auf dem Einladungsflyer zum Besuch der Ausstellung zu lesen. Die Besucher konnten somit nicht auf den ersten Blick eine Verbindung zur SO herstellen. Vor und in unmittelbarer Nähe des Ausstellungsraumes warben die Mitarbeiter der KVPM aggressiv um Besucher. Den Besuchern wurde am Ende ein Fragebogen ausgehändigt, in dem u. a. persönliche Daten abgefragt wurden.
http://www.verfassungsschutz.sachsen.de/1174.htm
Psychiatrie ist ein heißen Eisen .
Dieses Hochgefühl wurde im Film auch dargestellt.
Das stimmt... iss aber ein Punkt, den bringe ich noch nicht ganz zusammen, nur so halb.

Hab mir gerade auch die von Dampfnudel eingestellten Videos (N24) angesehen (auch sehr interessant, danke)... da beschreibt der Aussteiger auch diesen "Sucht-Mechanismus" (wegen Endorphinausschüttung). Da allerdings nicht im Kontext mit dieser "Dosen-Prozedur"... sondern (und diese "Masche" ging im Film auch hervor) dass man teils lange in einem Raum ist, und sich in die Augen blicken muss, oder so ähnlich.

Endorphinausschüttung sagt mir z.B. etwas im Zusammenhang mit runners high (also kann auch bei Sportlern auftreten).

Was ich mal aufschnappte... und was vielleicht bei längere Fixierung mit den Augen in abgeschwächtere Form auch passieren kann: Wenn man jemanden lange (waren es Stunden oder Tage) in einem Raum steckt und von jeglichen Außenreizen möglichst abschirmt, kann es irgendwann zu Halluzinationen kommen bzw. verändertem Bewusstseinszustand (wohl eine Art Trance), Denkstörung, etc. Extensiv betrieben also missbrauchbar. Gerade noch was nachgelesen: Bei sensorischer Deprivation (Reizarmut) können ebenso Endorphine ausgeschüttet werden, vgl.
http://www.wissen.de/wde/generator/mate ... ien_3.html aber eben auch:
http://de.wikipedia.org/wiki/Sensorische_Deprivation
Kann den Effekt mangels Selbstversuche (die ich mir verkneifen kann) aber nicht abschätzen... beim Laufen hatte ich es mal in schwächerer Form erlebt.

Die "Dosenprozedur" an sich bringe ich aber noch nicht so ganz in Zusammenhang mit Endorphinausschüttung... hm... zum "flippen" in irgendeiner Form kann es aber durchaus bringen (was ich von derselben nach wie vor halte: siehe oben ), hm.

Was evtl. auch Suchtpotential hat: Das Streben nach einer immer höheren Stufe (wie in den Interviefäden auch hervorgeht... kombiniert mit manchem zeremoniellen Mist mit gegenseitiger "Selbstbeweihräucherung".
Zuletzt geändert von stern am Do., 01.03.2012, 23:10, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße
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Lilly111
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Beitrag Do., 01.03.2012, 22:43

@Blaubarschbube

Mutter? Welche Mutter?
Dein verlinkter Kanal hat 48 Abonnenten.
No more comment.

@stern
Erst überflogen, später mehr...

Lilly
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stern
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Beitrag Do., 01.03.2012, 23:07

Der Interviewer auf dem Kanal mit 48 Abonnenten geht fast als Beleg für die Hypthese zum fixierenden Hypno-Blick durch (tue ich mir nicht an)
Liebe Grüße
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Dampfnudel
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Beitrag Do., 01.03.2012, 23:33

Stern, danke für die Videos, sehr interessanter Beitrag!!!

Oh Gott, ich krieg hier langsam Paranoia nach Euren (Stern und Lilly) Beispielen, die Ihr bringt. Das ist echt gruselig, wenn man sich ein bisschen mit der Unterwanderung und den "Zugangswegen" über Management-Kurse, Info-Veranstaltungen zu medizinischen Themen usw. beschäftigt.
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Beitrag Fr., 02.03.2012, 01:09

@stern

Wie genau der "Sucht-Mechanismus" entsteht, ist mir auch noch nicht ganz klar. In dem einen Video hieß es, dass man auch durch körpereigene Drogen (die von dir genannten Endorphine) abhängig werden kann. Halluzination können auch bei den sogenannten Reinigungen auftreten (fünf Stunden Sauna in Verbindung mit hohen Vitamindosen).
stern hat geschrieben:Das stimmt... iss aber ein Punkt, den bringe ich noch nicht ganz zusammen, nur so halb.
Anonymous liefert eine plausible Erklärung.
Bewusstseinskontrolle
Die Grundlage der Bewusstseinskontrolle ist die so genannte Kognitive Dissonanz. Diese wurde von Festinger im Jahr 1950 begründet und besagt, dass der Geist eines Menschen stetig versucht Verstand, Gefühle und Verhalten in Einklang zu bringen. Ein Mensch handelt nach seinen persönlichen Gedanken, Gefühlen und Empfindungen und agiert auf dieser Grundlage mit seiner Umwelt. Allerdings lässt sich dieses Modell auch umgekehrt anwenden: Sobald man dafür sorgt, dass sich ein Mensch anders verhält, gleichen sich Gefühle und Gedanken an das Verhalten an. Somit muss man nur in das Verhalten eines Menschen eingreifen um seine Gedanken zu beeinflussen.
Verhaltenskontrolle [...]
Gefühlskontrolle [...]
Gedankenkontrolle [...]
Informationskontrolle [...]
http://www.disconnectscientology.de/bew ... trolle.php
Heißt dann wohl (vereinfacht): Verhaltensänderung bedingt Veränderung in der Gedanken- und Gefühlswelt.
So einfach.

Lilly
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hawi
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Beitrag Fr., 02.03.2012, 08:31

Blaubarschbube hat geschrieben:@Forum
das ist die wahre "Sekte" Massenmord; Kriege anzetteln; Vergewaltigung; Elektroschocks; Massenmanipulation; die Liste der Verbrechen ist endlos.
http://de.cchr.org/
Die Homepage „CCHR“ ist eine Aktivität von Scientology.
Auf jeden Fall stimme ich zu, dass das die „wahre Sekte“ ist, mit der sich dieser Thread beschäftigt. Alles andere? Ist Scientology all das, was du schreibst Blaubarschbube?

Gedankengut! Feindbilder, Hass?
Ich würde jedem Menschen, der - wie du anscheinend - mit einem Übermaß an negativen Emotionen belastet ist, damit fast immer sich und/oder andere gefährdet, raten, sich professionelle Hilfe (z.B. bei einem Therapeuten) zu suchen.

LG hawi
„Das Ärgerlichste in dieser Welt ist, daß die Dummen todsicher
und die Intelligenten voller Zweifel sind.“
Bertrand Russell

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stern
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Beitrag Fr., 02.03.2012, 12:20

Sucht im eigentliche Sinne halte ich, wenn man von Endorphinen spricht, fast ein bissi zu übertrieben... also es ist in dem Sinne ja keine körperliche Abhängigkeit (sondern eher körpereigene Stoff, der sich ja auch wieder abbaut). Aber es könnte (so sicher bin ich mir allerdings wie gesagt nicht) schon sone Art Hochgefühl (das nach mehr schreien kann) erklären, von dem manche berichten vgl.:
Bestimmte körperliche Anstrengungen (siehe Runner’s High) und Schmerzerfahrungen können möglicherweise durch die Ausschüttung von Endorphinen einen Glückszustand hervorrufen. Diese Wirkung ist inzwischen medizinisch unumstritten, wenn auch individuell höchst unterschiedlich.[11][12][13]
http://de.wikipedia.org/wiki/Endorphine
Mit dem Begriff der Bewusstseinskontrolle habe ich auch so meine Schwierigkeiten (wird glaube ich auch sehr uneinheitlich verwendet, was man darunter verstehen kann)... also um wirklich jemand's Bewusstsein kontrollieren zu wollen sind IMO hardcore Methoden notwendig. Ich kann es nicht abschätzen, wie weit Scientology geht (klar... wie sehr Denkinhalte "infiltriert" sind, sieht man an manchen Aussteigerberichten... die Ideologie geht über).

Vorstellbar für mich (die öfters nach Erklärungen sucht, ich denke mal laut ) wäre aber durchaus, dass (bereits im Anfangsstadiuem) manches einem induzierten Trancezustand gleich kommt... würde zumindest auch zu den Schilderungen des Journalisten (der mit dem Selbstversuch, von dem ihm abgeraten wurde) passen, dass er Außenreize dann teils intensiver wahrnahm (Augen geschlossen halten oder etwas Fixieren klingen auch begünstigend). Trance ist entgegen den Schilderungen von Scientology nicht unbedingt ein Zustand verringerten Bewusstseins (oder gar "jemanden in Schlaf versetzen". Ging man früher mal davon aus, dass es ein schlafähnlicher Zustand sei, glaube ich). Sondern in leichtere Form auch eher konzentrierter Aufmerksamkeit, entspannter Wachzustand.

Allerdings ist das ein Kontinuum... halt je nach "Dosis".

Die Saunasession in dem Film (die allerdings nichts mit Trance zu tun hat) wäre hardcore... oder auch längerer, stärkerer Reizentzug (mögliche Folgen siehe oben) wäre hardcore (vieles ist aber nunmal abgestuft einsetzbar).

Ha, gerade noch entdeckt... ganz soooo falsch scheine ich nicht zu liegen (und das widersinnige dabei ist, dass teils genau das getan wird, was abgestritten wird):
PSYCHOTECHNIK: DER STARRE BLICK (Ingo Heinemann, 1988)

Bei Scientologen ist es die Übung Nr. 1 ("TR 0"): Sein Gegenüber einfach nur anzustarren. Dies wird hart trainiert, jedes Blinzeln bestraft. Auch verbalen Angriffen und Beleidigungen muß der "Student" gewachsen sein ("TR 0 mit Reizen", "Stierhetze"). Zahllose Familienangehörige kennen das: Der Scientologe sitzt mit starrem Blick da und reagiert auf nichts. Scientology behauptet, diese Fähigkeit diene der verbesserten Kommunikation.

Dahinter scheint mehr zu stecken, als nur antrainierte Leidensfähigkeit. Möglichweise dient auch diese Technik der "Erzeugung abnormer Wachbewußtseinszustände", welche die Staatsanwaltschaft München (115 Js4298/84) der Sekte vorwirft. Die STA zitiert aus einem Gutachten:

"Die Technik des bei der 'Konfrontation' stundenlang Sich-ungerührt-in-die-Augen-schauens entspricht einem Reizentzug, wie er z.B. auch bei der Hypnose stattfindet (STOCKMEYER, 1984)" (STA 5.60).
http://www.ingo-heinemann.de/Gehirnwaesche2.htm#Blick
und das geht dann als Kommunikationstraining durch (ein Kommunikationstraining wurde dem Journalisten mit dem Selbstversuch auch angeboten, weiß aber nicht, was sich dahinter genau verbarg).
Liebe Grüße
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Dampfnudel
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Beitrag Fr., 02.03.2012, 17:43

Ich denke, die Sucht findet eher auf so einer Ebene wie beim Ritzen oder (Glücks-)Spielen statt. Aber die erfüllen ja üblicherweise auch (bis auf körperliches Entzugssyndrom) die Kriterien der ICD 10 für ein Abhängigkeitssyndrom.
ICD 10 Kapitel V Nummer F1x.2 hat geschrieben: Abhängigkeitssyndrom

Eine Gruppe von Verhaltens-, kognitiven und körperlichen Phänomenen, die sich nach wiederholtem Substanzgebrauch entwickeln. Typischerweise besteht ein starker Wunsch, die Substanz einzunehmen, Schwierigkeiten, den Konsum zu kontrollieren, und anhaltender Substanzgebrauch trotz schädlicher Folgen. Dem Substanzgebrauch wird Vorrang vor anderen Aktivitäten und Verpflichtungen gegeben. Es entwickelt sich eine Toleranzerhöhung und manchmal ein körperliches Entzugssyndrom.

Quelle: http://www.dimdi.de/static/de/klassi/di ... 10-f19.htm
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Lilly111
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Beitrag Fr., 02.03.2012, 20:41

Hallo stern und Dampfnudel,

Danke euch beiden fürs immer noch Mitdenken. Insgesamt hat mir der Thread sehr viel gebracht. Neue Erkenntnisse und vor allem Verständnis für einige Zusammenhänge.
Dampfnudel hat geschrieben:Oh Gott, ich krieg hier langsam Paranoia nach Euren (Stern und Lilly) Beispielen, die Ihr bringt. Das ist echt gruselig, wenn man sich ein bisschen mit der Unterwanderung und den "Zugangswegen" über Management-Kurse, Info-Veranstaltungen zu medizinischen Themen usw. beschäftigt.
Hoffentlich nicht wirklich.
Ich denke, dass beste Mittel gegen diese Organisation sind Informationen und das Bewusstsein, dass es sie gibt und wie sie funktionert.
Zahllose Familienangehörige kennen das: Der Scientologe sitzt mit starrem Blick da und reagiert auf nichts. Scientology behauptet, diese Fähigkeit diene der verbesserten Kommunikation.
[...]
"Die Technik des bei der 'Konfrontation' stundenlang Sich-ungerührt-in-die-Augen-schauens entspricht einem Reizentzug, wie er z.B. auch bei der Hypnose stattfindet
Wenn das nicht alles so traurig und auch gefährlich wäre, ....
Wie jemand, der auf nichts reagiert, seine Kommunikationsfähigkeit verbessert, erschließt sich mir beim besten Willen nicht. Ist ja auch nicht so.

Kann sich das wer vorstellen, wie es ist, wenn einem so jemand völlig starr gegenüber sitzt und keinerlei Reaktionen zeigt? Es ist unheimlich! Als "Gesprächspartner" kann man wirklich alles veranstalten oder sagen - es passiert nichts, keine Reaktion. Was unweigerlich (innerlich) die Frage aufwirft 'ist derjenige noch im Hier und Jetzt oder bereits in einer anderen Welt?' Räumlich im Hier und gedanklich ganz weit weg vermutlich. Von Scientologen wird diese "Fähigkeit" auch gern als Unabhängigkeit bezeichnet. Unabhängig von äußeren Reizen und anderen Personen.

Dass das unbewegt in die Augen schauen einem Reizentzug gleichkommt und dadurch ein Hochgefühl ausgelöst wird (ist das die richtige Schlußfolgerung?), wusste ich noch nicht. Auf Selbstversuche verzichte auch ich ! Mir reicht es, es theoretisch zu verstehen.

Ein anderer Widerspruch ist dieses Reinigungsritual. Die SO hat die Pharmaindustrie als ihren Feind ausgemacht, hält aber gleichzeitig ihre Mitglieder dazu an, möglichst viele Vitamine zu verzehren. Und zwar in Tablettenform, produziert von der Pharmaindustrie. "Nur" Gemüse und Obst reichen zur "Entgiftung" nicht aus. Also müssen alle Sorten Pillen her (Vitamine, Spurenelemente usw.). Überdosiert kann auch das schädlich sein. Das nimmt man billigend in Kauf.

Lilly
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stern
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Beitrag Fr., 02.03.2012, 21:30

Dass das unbewegt in die Augen schauen einem Reizentzug gleichkommt und dadurch ein Hochgefühl ausgelöst wird (ist das die richtige Schlußfolgerung?), wusste ich noch nicht. Auf Selbstversuche verzichte auch ich ! Mir reicht es, es theoretisch zu verstehen.
Natürlich eher nicht, wenn man jemanden im Rahmen eines Gesprächs in die Augen schaut... aber wenn ich stundenlang etwas fixieren sollte (möglichst noch ohne zu blinzeln) würde ich irgendwann irgendeinen "Vogel kriegen" (müssen ja nicht unbedingt gleich Halluzinationen sein) .

Noch weiter ausgedehnt (mit Isolation bzw. weitgehendem Entzug von Reizen, erheblicher Monotonie wäre es auch foltertauglich).
Wenn das Hirn sich auf einen Trip macht
Immerhin gibt es einige verblüffend einfache Experimente, die zeigen: Halluzinationen treten nicht nur bei psychischen Erkrankungen auf. Jeder Mensch kann sie erleben - wenn man sein Gehirn lange genug von äußeren Einflüssen abschirmt!

Anfang der 1970er Jahre hatte ich das am eigenen Leib erfahren. Damals verbreitete sich die transzendentale Meditation wie ein Virus in der Generation der Hippies und "Gammler". Bei dieser Technik gilt es, in einer stillen Umgebung die Augen zu schließen und gedanklich immer wieder ein und dasselbe Mantra zu wiederholen. Derart von der Außenwelt abgeschottet, hatte ich in tiefster Versenkung Eindrücke, die mit den Trugbildern der anfangs erwähnten Patientin vergleichbar waren. Ich erinnerte mich so klar wie nie zuvor an Szenen aus meiner Kindheit oder sah wunderschöne Bilder, in denen ich über fantasierte Wälder, Berge und Schluchten flog.
(...)

Monotonie vernebelt das Denken

Hebb schlussfolgerte, dass die Nervenzellen in den sensorischen Regionen des Gehirns ständige Stimulation brauchen - sonst würden sie offenbar anfangen, sich "mit sich selbst" zu beschäftigen und irreale Sinneseindrücke zu produzieren.


Iss natürlich auch individuell... obiges Zitat ist IMO schon eine stärkere Reaktion... aber im Prinzip vermutlich mit jedem anstellbar - nur lange genug isoliert. Und es gibt wohl auch Abstufungen, die dann einen geringeren Effekt haben, aber eben auch einen Effekt haben können.

Mal in das Video auf den Kanal mit 48 Abonnenten geschaut... und auf den Blick des Interviewers geachtet: Spricht für mich für derartige "Kommunikationstrainings" (wie sie ja auch im Film angedeutet wurden).

Absurd wird es halt, wenn man dann bei Scientology liest:
In seinem Buch Dianetik: Der Leitfaden für den menschlichen Verstand schrieb er, dass er Hypnose und Psychotherapie als gefährlich und unbrauchbar befunden habe. Fast alle anderen Methoden der angeblichen Wissenschaften über den Geist bauen auf Grundlagen auf, die ziemlich konträr zu denen der Scientology sind.
http://www.scientology.de/faq/scientolo ... erapy.html
Hypnose ist man der Ansicht, dass man jemanden in einen Zustand verringerten Bewusstseins (das heißt, eine Trance) versetzen muss, bevor man irgendetwas ausrichten kann. Auditing ist ganz das Gegenteil. Hier strebt man danach, den Menschen aufzuwecken, nicht ihn in Schlaf zu versetzen.
http://www.scientology.de/what-is-scien ... lysis.html
... und im Grunde anscheinend doch teils Trancezustände induziert werden.

Wird halt anscheinend in mehrerlei Hinsicht nicht das verkauft, was drauf steht... (vgl. auch CCHR oben)... und da fängt Manipulation halt schon (für mich) an.

Nun ja, ich bin insges. eher vorsichtig, was Strassenstände, -werbung, Haustürgeschäfte, etc. angeht... und einfach mal so nen Persönlichkeitstest machen und Ergebnisse Hinz und Kunz geben: nein.
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hawi
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Beitrag Sa., 03.03.2012, 08:29

???
Beim Querlesen erinnert mich manches ziemlich an Methoden, die nicht nur beim Verkaufen leider oft angewandt werden, die durchaus auch überall dort mehr oder minder als „Kommunikationstechnik“ und erlerntes Verhalten zum Zug kommen, wo Unternehmen, Manager, Erfolge maximieren, aggressiv profitorientiert arbeiten, zu arbeiten haben.

Zwar nicht in der Konsequenz, wie es von den Scientologen gleich als ganze Lebensphilosophie für alles, gepriesen, vertrieben und angewandt wird.
Dennoch, mir sind in meinem Leben schon diverse Leute untergekommen, Firmenvertreter, Manager, die nach meinem Dafürhalten als Menschen ganz schön geschädigt waren.
Sie funktionierten! Hatten zu funktionieren, waren entsprechend geschult, erzogen.
Überspitzt formuliert: Profitmaschinen, für die alles „menschliche“ lediglich Mittel zum Zweck war, die für sich und gegenüber anderen zwar so taten, als ob ihnen an menschlichem gelegen wäre, aber dies nur als Masche, dies verkümmert zu einer Geschäftspraktik.
Sogar sie selbst, grad auch im Verhältnis untereinander, innerhalb des Unternehmens, zu dem sie gehörten? Selbstwert, Eigenständigkeit als Person? Ging ihnen doch sehr ab, kam nicht vor, war vor allem nichts, an dem ihnen noch groß was lag. Ich hatte da ab und an das Gefühl, es eher mit dressierten Hunden als mit eigenständigen Persönlichkeiten zu tun zu haben.
Meist sehr sehr gut bezahlten, (scheinbar) hochseriösen und bestimmt nicht ungebildeten. Aber mal abgesehen davon, dass sie schon sehr aggressiv profitorientiert funktionierten, menschlich taten sie mir leid, waren für mich dressierte Lebewesen in „goldenen Käfigen“.

Die Praktiken:
http://www.onpulson.de/themen/1864/verk ... erkaeufer/

Das sind nicht alle und der Artikel sagt natürlich auch nichts darüber, wie solche „Verkäufer“ geschult werden. Dass sie es werden, ist klar. Und auch dort passiert dann zum Teil das, was hier ja schon bezogen auf das Extrem „Scientology“ geschrieben wurde.
Ich meine schon, nach und nach schleichend werden in Teilen des Wirtschaftslebens Menschen so umerzogen oder durch Geschäftspraktiken sozialisiert, dass ihnen z.B. das Erschreckende, das wir hier an Scientology aufzeigen, gar nicht erschreckend vorkommt.
Womöglich eher im Gegenteil.

Und das ist dann für mich das eigentlich Erschreckende!

LG hawi
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Lilly111
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Beitrag Sa., 03.03.2012, 10:21

Hallo hawi,

Danke für deinen Beitrag!

Mein erster Gedanke war... Vllt. hast du (auch) Scientologen getroffen ohne es zu wissen. Selbst wenn nicht, es stimmt leider, dass sich vieles ähnelt. Sicherlich auch deshalb, weil die Ziele so erschreckend gleich sind: "make money". Das will in letzter Konsequenz die SO und natürlich auch jedes Unternehmen. Sie (letztere) sind geradezu dazu verdammt. Bei Strafe ihres Untergangs.
hawi hat geschrieben:Das sind nicht alle und der Artikel sagt natürlich auch nichts darüber, wie solche „Verkäufer“ geschult werden. Dass sie es werden, ist klar. Und auch dort passiert dann zum Teil das, was hier ja schon bezogen auf das Extrem „Scientology“ geschrieben wurde.
Da ich selbst mal im Aussendienst gearbeitet habe, kann ich die Verkaufstaktiken aus dem Link bestätigen. Je nach Größe des Unternehmens gibt es interne Verkaufstrainings, durchgeführt von festangestellten Trainern, und bei kleineren Unternehmen kauft man die Dienstleistung "Verkaufsschulung der Mitarbeiter" bei externen Coaches ein.

Dass dort ähnliche Praktiken wie bei Scientology angewendet werden, möchte ich jetzt so nicht bestätigen. Aber manipulativ, mit einem Hang zum "Drill" ist es allemal.

Um mal ein wenig aus dem Nähkästchen zu plaudern (was nicht im Link erwähnt war): Ein Trick ist u.a. die Fragen an den Kunden immer so zu formulieren, dass er mit 'Ja' antwortet. Hat der Kunde fünfmal in Folge Ja gesagt, fällt es ihm schwer bei der sechsten Frage, der sogeannten Abschlussfrage (Möchten Sie den Vertrag unterschreiben?), plötzlich Nein zu sagen. In etwas abgewandelter Form findet man diese "Strategie" in der Werbung eines großen, gelben Stromanbieters wieder. Da werden drei Vorteile aufgezeigt und jeweils abgehakt. Der Verbraucher soll weiter denken: 'Ja, mach ich!'
Man kann und muss davon ausgehen, dass aber auch jede nette, festangestellte Mitarbeiterin der Genossenschaftsbankfiliale von um die Ecke eine solche Schulung durchlaufen hat. Je erfolgreicher, desto sicherer ist ihr Arbeitsplatz. Dieser Druck (wie bei Scientology gezeigt - das Anwerben immer neuer Mitglieder) gilt praktisch gleichermassen in der Wirtschaft (neue Kunden für das "eigene" Unternehmen).
hawi hat geschrieben:Und das ist dann für mich das eigentlich Erschreckende!
Ja ! Uneingeschränkte Zustimmung.
Trotzdem muss die Frage nach Alternativen erlaubt sein. Zurück zu Marx? Die Diktatur des Proletariats? Das hat nicht wirklich funktioniert, weil selbst in diesem System die scheinbaren Verfechter der Marx'schen Lehre ihre Gier nicht zügeln konnten und wollten. In der Sozialen Marktwirtschaft hätte man theoretisch die Möglichkeit die Gier, das Profitstreben zu begrenzen, verzichtet aber zugunsten des ach so freien Marktes darauf. Mit den bekannten Folgen. Weites Feld....

Lilly
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hawi
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Beitrag So., 04.03.2012, 08:18

Hallo Lilly !

Ob die, von denen ich schrieb, Scientologen waren?
Ich denke nicht! Und sogar wenn doch, spätestens seit ich das mal so erlebte, mir das mal so vorgeführt wurde, hab ich im Ansatz ähnliches immer wieder gesehen, ein wenig davon sogar zwischenzeitlich bei mir selbst festgestellt. Jedenfalls das, was mir daran als Sicht, Erkenntnis wichtig ist. Gar nicht so sehr einzelne Methoden. Es ist mehr eine spezielle Art von Sozialisation, von Lernen, von Wissen und der Art, wie es dann eingesetzt wird, sich auswirkt, abfärbt, einem ohne genaueres Hinsehen gar nicht bewusst ist.

Wissensgesellschaft, Schulung!
Ich finde heute schon wichtig zu sehen, dass auch das eine Kehrseite hat. Auch Wissen, Wissensgebiete, kaum etwas davon wirkt angewendet nur positiv!

Und weil du drauf hinweist, dazu fragst, für mich ich das auch nicht vorrangig allein ein Thema der Staatsform/Staatsgewalt.

Zwar spielt das schon eine gewichtige Rolle, aber….
Wissen, seine „negative“ Anwendung, Wirkung? Je autokratischer der Staat, desto wahrscheinlicher wohl, dass der Staat selbst Wissen missbraucht, Monopolist auch darin ist, wird und eher keine Konkurrenz von andern duldet, sonstige Wissensmissbraucher jedenfalls eher, weitgehender bekämpft, als ein tendenziell demokratischer Staat.
In dem? Weil der einzelne mehr zählt, mehr darf, gibt es dort halt kein Monopol in Bezug auf Wissen und dessen Anwendung, Anwendungsrichtung. Staat, Unternehmen, Organisationen und am Ende jeder einzelne, alle konkurrieren. Sogar wenn sich all das mit weniger Kapitalismus denken ließe, würde das etwas am negativen Potential ändern? Ich glaube eher nicht. Und ich will es auch nicht so verstanden wissen, dass jetzt alle nur weniger zu wissen brauchen, damit die Welt rosa wird. Nee, so ganz wird sie es nicht, nie! Für mich wäre schon ne Menge verbessert, wenn Mensch das mal akzeptieren könnte. Er darf/soll ja durchaus nach besserem streben. Aber wenn er denkt, alles (für ihn) Schlechte könne real aus der Welt verschwinden? Dann macht ihn das z.B. anfällig für diverse „Rattenfänger“ und er erreicht nach allem was ich weiß nur das Gegenteil von dem, was er will. Das beste, tollste für alle? Ohne jeden Nachteil gibt es das einfach nicht. Wer es trotzdem behauptet, ist schnell jemand, der Welt nicht verbessert sondern ……

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Anne1997
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Beitrag So., 18.03.2012, 19:15

Gerade gesehen:
3sat widmet eine Themenwoche dem Thema "Sekten, Seelenfänger und Gurus" mit einigen interessanten Spielfilmen und Dokumentationen.

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münchnerkindl
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Beitrag So., 18.03.2012, 19:40

stern hat geschrieben:
Mit dem Begriff der Bewusstseinskontrolle habe ich auch so meine Schwierigkeiten (wird glaube ich auch sehr uneinheitlich verwendet, was man darunter verstehen kann)... also um wirklich jemand's Bewusstsein kontrollieren zu wollen sind IMO hardcore Methoden notwendig. Ich kann es nicht abschätzen, wie weit Scientology geht (klar... wie sehr Denkinhalte "infiltriert" sind, sieht man an manchen Aussteigerberichten... die Ideologie geht über).

Hardcore Methoden? Das sind so in etwa die selben Methoden wie sie auch jeder banale prügelnde und kontrollierende Partner anwendet.

Zuerst lieb und nett sein und anfüttern, die Person emotional abhängig machen von der Sache und von anderen, gesunden Einflüssen abschneiden, dann das Selbstwertgefühl unterwandern und wenn man das mal geschafft hat, dann kann man mit der Person machen was man will.

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