Keine Diagnostik / Behandlung trotz Betreuung

Hier haben Sie die Möglichkeit, anderen Ihre Erfahrungen zur Verfügung zu stellen - oder sie nach deren Erfahrungen im Kontext von klinischer Psychotherapie, Psychiatrie und Neurologie zu fragen.

Widow
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Beitrag Di., 10.04.2012, 23:06

Liebe Lilly,

mögest Du jetzt ein wenig zur Ruhe kommen!

Gedanklich sehr nah und herzlich,
Widow

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Lilly111
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Beitrag Mi., 11.04.2012, 20:42

Ich werde (wieder) gezwungen sozialverträglich zu trauern.
Sicher, gehören immer mindestens zwei dazu - Zwingen und Gezwungen werden.

"Nehmen Sie sich alle Zeit der Welt mit Ihrer Trauer, egal wie lange es dauert."
Schöne Worte, ich würde sie so gern glauben, sie sind nur leider unrealistisch.
Oder ich müsste mir ein komplett neues Umfeld suchen.
"Herr Ober, neue Gäste bitte!"
Oder ganz auf "Gäste" in meinem Leben verzichten.
Dann würde (auch) die Arbeit wegbrechen, danach die Wohnung. Aber es gibt da diesen Unterschlupf..., ohne Telefon. Der erscheint momentan sehr verlockend. Weil es da etwas gibt, was ich im Hier und Jetzt nicht finden kann, mir nicht gelassen wird: RUHE. Und auch niemand zu begreifen scheint, oder nicht begreifen will, dass ich dieses Bedürfnis habe. Ganz egal wie laut ich es hinaus schreie. Es wird nicht gehört. Hat vielleicht die Ohropaxbude pleite gemacht und die Dinger kostenlos verteilt?

Heute habe ich eine viertel LMA-Pille genascht. Vor zwei Tage schon mal ein Viertel. Somit wandern die wieder für mindestens eine Woche in den Schrank. Selbst verordnete Vorsicht, weil das Zeug extrem schnell abhängig macht. Heißt dann aber ab morgen auch, wieder mein dünnes Häutchen jedem zum draufhauen hinzuhalten.

Alternativen? Sehe ich gerade nicht. Liegt vermutlich am Tunnelblick.

Lilly
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Widow
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Beitrag Mi., 11.04.2012, 21:14

Liebe Lilly,
Lilly111 hat geschrieben:Aber es gibt da diesen Unterschlupf..., ohne Telefon. Der erscheint momentan sehr verlockend. Weil es da etwas gibt, was ich im Hier und Jetzt nicht finden kann, mir nicht gelassen wird: RUHE.

Das klingt gut (und gefährlich). Kannst Du für ein paar Tage dort in dieser Ruhe unterschlüpfen, wissend und wollend, dass Du wieder zurück kommst?

Sie ist noch keine Woche tot und man bedeutet Dir, gefälligst sozialverträglich zu trauern?! Ich leih Dir das Eisbärenfell: Wickel es um Deine Ohren. (Und mit dem Maul beißt Du jenen Bedeutern bitte die Zunge ab!)

Herzlich
Widow

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Lilly111
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Beitrag Mi., 11.04.2012, 21:49

Liebe Widow,
Widow hat geschrieben:Das klingt gut (und gefährlich). Kannst Du für ein paar Tage dort in dieser Ruhe unterschlüpfen, wissend und wollend, dass Du wieder zurück kommst?
Könnte ich. Ich bräuchte nur Sachen zusammen packen und Bescheid sagen, dass "Pension Ruhe" für paar Tage besetzt ist. Schlüssel dafür habe ich ohnehin.
Dagegen spricht, dass der Rest der Familie offenbar mit den Vorbereitungen für die Beisetzung, die ja nun schon nächste Woche ist, etwas überfordert ist. Ich möchte doch bitte mitentscheiden welche Farbe die Blumen haben sollen u.ä. [Liegt in der Familie, ich war immer die Starke, die darf sich nicht "ausklinken", sonst bricht scheinbar alles zusammen.]
Noch mehr dagegen spricht, dass dann der Job wackelt. Als ich das letzte Mal 14 Tage krank war, habe ich mich anschließend mit verkürzten Arbeitszeiten konfrontiert gesehen. Das ging gerade noch, aber jetzt noch mal kürzen, wäre über Schmerzgrenze hinaus. Offene, ehrliche Kommunikation ist nicht so seine (Chef) Stärke, lieber fertige Tatsachen, ohne Rücksprache. Er hat schon das letzte Wochenende "gemault", obwohl er wusste was passiert war, und ich deshalb etwas verkürzt gearbeitet habe. Ohne Worte. Ich sag ja, neue Gäste bitte.
Widow hat geschrieben:Sie ist noch keine Woche tot und man bedeutet Dir, gefälligst sozialverträglich zu trauern?! Ich leih Dir das Eisbärenfell: Wickel es um Deine Ohren. (Und mit dem Maul beißt Du jenen Bedeutern bitte die Zunge ab!)
Danke dir, liebe Widow, für die Leihgabe. Ob's nur bei der Zunge bleibt, kann ich dir aber nicht versprechen.

Ich werde sehen, wie der morgige Tag anfängt. Falls mir auch nur irgendwer quer kommt, packe ich tatsächlich meine Tasche.

Lilly
... as stubborn as a mule.

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Widow
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Beitrag Mi., 11.04.2012, 22:23

Lilly111 hat geschrieben: Dagegen spricht, dass der Rest der Familie offenbar mit den Vorbereitungen für die Beisetzung, die ja nun schon nächste Woche ist, etwas überfordert ist. Ich möchte doch bitte mitentscheiden welche Farbe die Blumen haben sollen u.ä. [Liegt in der Familie, ich war immer die Starke, die darf sich nicht "ausklinken", sonst bricht scheinbar alles zusammen.]
Liebe Lilly,
entschuldige meine knüppligen Worte, aber nun ist doch eh dieses Familiengefüge zusammengebrochen - ein jeder Tod in einer Familie pulverisiert das gewohnte Gefüge, auch wenn man es manchmal erst Monate später zu spüren beginnt.
Also ist es genau die richtige Zeit, nicht mehr die Starke zu spielen (die wir doch eh nie waren, aber sein mussten), findet ein unmaßgeblicher Eisbär.
Lilly111 hat geschrieben:Noch mehr dagegen spricht, dass dann der Job wackelt. Als ich das letzte Mal 14 Tage krank war, habe ich mich anschließend mit verkürzten Arbeitszeiten konfrontiert gesehen.
Das ist heftig. Und widerspricht allen arbeitsrechtlichen Bestimmungen. Aber das weißt Du besser als ich. Da bin ich restlos ratlos.
Lilly111 hat geschrieben:Ich werde sehen, wie der morgige Tag anfängt. Falls mir auch nur irgendwer quer kommt, packe ich tatsächlich meine Tasche.
Ich weiß nicht, was ich Dir wünschen soll ...

jetzt jedenfalls eine irgendwie schlafgesättigte Nacht!

Herzlich
Widow

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Lilly111
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Beitrag Mi., 11.04.2012, 23:00

Liebe Widow,

was du zur Familie schreibst, ist zweifellos richtig. Gespürt habe ich es heute noch nicht, aber der Gedanke war da. Allerdings ist das auf beiden Seiten ein Lernprozess, der nicht über Nacht stattfindet. Aber ich habe heute schon mal den Anfang gemacht. Wie genau, will ich hier gar nicht weiter ausbreiten. Das "Irre" daran ist, dass mich im selben Moment die Schuldgefühle plagen, weil es auf der anderen Seite natürlich weh tut, wenn ich plötzlich nicht mehr "funktioniere" wie erwartet. Aber dafür kann ich jetzt auch nicht. Mein Selbstschutz ist, zum Glück, größer.

Zum Job, ja, da gibt es nur ein Gesetz: love it or leave it. Ich bin schon seit längerer Zeit dabei mich weitestgehend von diesen Zuständen unabhängig zu machen, brauche aber noch so 6-12 Monate, bis mir selbst die Kündigung egal wäre.

Solange wollte meine Schwester nicht mehr "durchhalten". Es ist ihr gutes Recht, sich von dieser Welt zu verabschieden, wann immer sie es für richtig hält. Ihre kleine Schwester kommt schon klar.

Gute Nacht für heute.
Lilly
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Sabriel
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Beitrag Mi., 11.04.2012, 23:20

Liebe Lilly,

ich mag gar nicht viel sagen, ich habe mitgelesen und fuehle mit dir. Und werde neben dem Kerzchen fuer meine auch eines fuer deine Schwester anzuenden, wenn ich darf.

Schlaf gut
Sabriel
“I'm just the weatherman
I make the sun, wind, rain and the colourful rainbow
I am a lucky man
I can freeze my pain if I feel that way”

Sub7even

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Lilly111
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Beitrag Do., 12.04.2012, 09:14

Liebe Sabriel,

ganz lieben Dank für das Kerzchen. Auch für deine Schwester? Es tut mir leid.
Habe gestern Nacht, so in Gedanken, beide Kerzen nebeneinander stehen und brennen sehen...., hatte was Tröstliches, Friedliches, irgendwie war dann der Bildschirm verschwommen, weiß auch nicht...

Lilly
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Lilly111
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Beitrag Do., 12.04.2012, 20:17

Heute triggert alles, einfach alles.
Egal ob ich einkaufen gehe und im Kühlregal den Kirschjoghurt stehen sehe, Bücher in die Hand nehme und wie eine heiße Kartoffel gleich wieder fallen lasse, nach bestimmter Musik suche und über ganz andere stolpere, es ist egal, es gibt scheinbar überall eine schmerzliche Verbindung.
Widow hat geschrieben:aber nun ist doch eh dieses Familiengefüge zusammengebrochen - ein jeder Tod in einer Familie pulverisiert das gewohnte Gefüge, auch wenn man es manchmal erst Monate später zu spüren beginnt.
Wahre, vorausschauende Worte. Seit gestern ist es auch spürbar. Überdeutlich, und selbst mit geschlossenen Augen nicht zu übersehen.

Es fühlt sich an wie nach einer Explosion. Die Rauchwolken haben sich noch lange nicht verzogen, derweil geht's also im Blindflug weiter. Was sichtbar wird, wenn die Wolken irgendwann wieder etwas aufreißen und sich der meiste Staub gelegt hat, ist noch völlig unklar. Eines ist sicher, das Haus steht nicht mehr. Dafür war der Knall zu heftig. Die Frage, die sich bei so einer (jeder?) Ruine stellt, ist: abreißen oder wieder aufbauen? Ich tendiere derzeit zum Abriß. Stattdessen nicht woanders, sondern was anderes wieder aufbauen. Dafür stehen sogar schon Steine bereit.

Gleichzeitig melden sich, wie zu erwarten, die Zweifel. Vielleicht könnte man die Ruine doch noch....? Es war doch ein so schönes Haus. Ja. War. Vielleicht auch nur von aussen. Genau das ist das Problem. Wenn die Statik im Eimer ist, helfen drei Tüten Gips auch nicht weiter.

Es gibt noch eine andere "Pension Ruhe". Ich überlege heute schon den halben Tag, ob ich mich vllt. im Mai dort für ca. eine Woche einmiete. Aber da gibt's wieder andere schmerzliche Erinnerungen. Zuletzt war ich mit meinem kleinen Westie dort. Unweigerlich würde ich ihn über den Rasen toben sehen und müsste "unsere" Plätze meiden.

Erstmal muss ich nächste Woche überstehen.

Lilly
... as stubborn as a mule.


Widow
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Beitrag Do., 12.04.2012, 21:04

LIebe Lilly,
...!
Lilly111 hat geschrieben:Heute triggert alles, einfach alles.
[...] es gibt scheinbar überall eine schmerzliche Verbindung.
Ja. Das macht es so anstrengend mit diesem blöden Alltag, den man auch noch hinkriegen muss.
Nähkästchen auf:
Der Unterschied zwischen meiner "gesunden" und meiner "pathologischen" Trauer (allerdings erst nach ca. einem halben Jahr - bis dahin glichen sie sich in vielem, auch in diesen ständigen Triggern): Wenn ich nunmehr von einer Erinnerung an meinen Vater "überfallen" werden, er mir plötzlich im Hirn, vor den Augen steht, ich ihn "höre" - und das geschieht sehr selten mittlerweile, doch wenn, dann wirklich überfallartig -, dann fühlt sich das bei aller Wehmut gut an. Dann habe ich so ein kleines Tränchen irgendwo sitzen und ein Lächeln: "Ja, so war er"! Das setzte damals nach ungefähr einem halben Jahr ein (in dem ich ihn aber deutlich "weniger" betrauerte, sehr, sehr viel weniger vermisste als den Liebsten, was ja völlig richtig ist).
Mein Liebster ist heute auf den Tag genau ein Jahr und fünf Monate tot. Er ist mir noch fast genauso oft plötzlich im Hirn, vor den Augen, in der Nase, an den Fingerkuppen, auf den Lippen wie am ersten Tag. "Fast" - auch da gibt es also ein Abstumpfen ... (was andere hier und andernorts "Heilung" nennen werden ...) Nähkästchen zu.
Lilly111 hat geschrieben:Es fühlt sich an wie nach einer Explosion. Die Rauchwolken haben sich noch lange nicht verzogen, derweil geht's also im Blindflug weiter. Was sichtbar wird, wenn die Wolken irgendwann wieder etwas aufreißen und sich der meiste Staub gelegt hat, ist noch völlig unklar. Eines ist sicher, das Haus steht nicht mehr. Dafür war der Knall zu heftig. Die Frage, die sich bei so einer (jeder?) Ruine stellt, ist: abreißen oder wieder aufbauen? Ich tendiere derzeit zum Abriß. Stattdessen nicht woanders, sondern was anderes wieder aufbauen. Dafür stehen sogar schon Steine bereit.
[...] Gleichzeitig melden sich, wie zu erwarten, die Zweifel. Vielleicht könnte man die Ruine doch noch....?
Nähkästchen auf:
Bei mir hat sich der Staub damals, als mein Vater gestorben war, tatsächlich erst Monate später langsam begonnen zu senken. Bis das Bild auf die Explosionstätte klar war, hat es Jahre gedauert, weil in der Zwischenzeit immer noch irgendwo andere Gebäudeteile einstürzten, die Trümmer sich durch diese Erschütterungen wieder verschoben und so weiter. - Das Problem ist ja, dass die Explosion keine kontrollierte ist. Da geht viel schief, rutscht vieles lange nach. Nähkästchen zu.
Lilly111 hat geschrieben:Es gibt noch eine andere "Pension Ruhe". Ich überlege heute schon den halben Tag, ob ich mich vllt. im Mai dort für ca. eine Woche einmiete. Aber da gibt's wieder andere schmerzliche Erinnerungen.
Dennoch: Grundsätzlich möchte ich Dich in dem Gedanken, all dem mal für ein paar Tage den Rücken zu kehren und was ganz Anderes zu sehen, bestärken (wenn ich's könnte).
Lilly111 hat geschrieben:Erstmal muss ich nächste Woche überstehen.
Das wünsche ich Dir auch sehr herzlich!
Widow

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Lilly111
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Beitrag Do., 12.04.2012, 22:54

Liebe Widow,

danke, dass es dich gibt.
In meinem Faden und überhaupt. Erst das Letztgenannte ermöglicht das Erstgenannte. (Lilly, heute durchzuckt von Geistesblitzen. Bild )

Widow, gibst du deiner Trauer um deinen Liebsten selbst den Stempel "pathologisch" oder diente die Unterscheidung nur dem besseren Verständnis? Oder drückt jemand anders diesen Stempel auf?

Was du von deinem Vater schreibst -so ähnlich geht es mir mit dem schon hier und da erwähnten Freund. Ja, dieses wehmütige Lächeln, Trauer und Freude (darüber, dass es diesen Menschen überhaupt im eigenen Leben gegeben hat) in Einem.
Auch Nähkästchen auf: Weißt du, er war einer der wenigen Menschen, die mit meinen ständigen Katastrophen (fast) immer relaxed umgehen konnte. Und jedesmal einen flockigen Spruch auf den Lippen hatte. Damit war die Spitze gebrochen, die Katastrophe nur noch halb so schlimm, zumindest gefühlt. Das, und natürlich vieles andere, fehlt mir so sehr. Zwar "höre" ich ihn auch oft in solchen Situationen, aber es nicht dasselbe, die Wirkung läßt nach, leider. Nähkästchen zu.
Widow hat geschrieben:Er ist mir noch fast genauso oft plötzlich im Hirn, vor den Augen, in der Nase, an den Fingerkuppen, auf den Lippen wie am ersten Tag. "Fast" - auch da gibt es also ein Abstumpfen ... (was andere hier und andernorts "Heilung" nennen werden ...)
Richtig. Es (die Erinnerung) stumpft ab. Ich empfinde das auch nicht als "Heilung". Dieses Wort hat für mich in dem Zusammenhang schon fast was Zynisches. Heilung wovon? Von der Liebe? Gott sei Dank wird sie weniger bzw. stumpft ab, damit man im Alltag wieder besser funktionieren kann? Wenn das Heilung ist, möchte ich nicht geheilt werden.

Ich spanne den Bogen jetzt mal etwas weiter...
Ich glaube (oder habe für mich irgendwann beschlossen, dass dem wohl so ist) Mensch geht auf verschiedene Weise mit der Liebe als solches um. Entweder nebeneinander oder nacheinander.
Es gibt ganz viele Menschen, die lieben nacheinander. Da gibt es eine Liebe, die sich irgendwie wieder entliebt, diese wird verarbeitet (was auch immer das heißen mag), dann wird die nächste ins Herz gelassen, da darf sie sein, bis sie wodurch auch immer den Bach runtergeht, vllt. auch stirbt, die wird dann auch wieder verarbeitet, Herz ist wieder frei für die nächste usw. So im Stenogrammstil.
Oder nebeneinander. Da hat jede jemals gelebte Liebe ihren Platz im Herzen. Dieser Platz wird immer "besetzt" bleiben, komme nach was da wolle. Mal praktisch: wenn es einen Mann gäbe, der mein Herz erobern wollen würde, mein ganzes, hätte er schlicht schlechte Karten, weil gibt's nicht, geht nicht mehr, ist schon ein Teil besetzt. Es wäre allerdings auch gar nicht notwendig, weil der "freie" Teil garantiert noch ausreichend groß ist. So, und wenn dann jemand daherkommt und mir erzählt, ich möge doch bitte, nun endlich mal, von der "alten Liebe" aus dem Jahre annoX loslassen, dann kriege ich große Kulleraugen. Warum?? Warum und wofür sollte das gut sein? Das ist doch dasselbe, als wenn derjenige sagen würde: hier Frau Lilly, haben sie ein Messer, nun schneiden sie sich mal 5cm der linken Herzkammer ab. Macht das Sinn? Lebt es sich mit halbem Herzen besser? Heiler? Das hat mir noch nie eingeleuchtet.

So viel zum Thema "Loslassen". Ich habe das hier kürzlich schon in einem anderen Thread geschrieben. Ich empfinde dieses Loslassen auch immer ein Stück weit als Verrat. Wenn sich die Liebe aus sich selbst heraus verändert, weniger wird, ist das was völlig anderes. Das kann sie aber, wenn einer von beiden nicht mehr lebt, nicht. Da bleibt sie genauso stark, wie sie am TagX war. Ausser man reißt sie sich aus dem Herzen. (Was man mancherorts dann wohl als Loslassen bezeichnet.) Ich hab's aber nicht so mit dem selbst verletzen.
Widow hat geschrieben:Bis das Bild auf die Explosionstätte klar war, hat es Jahre gedauert, weil in der Zwischenzeit immer noch irgendwo andere Gebäudeteile einstürzten, die Trümmer sich durch diese Erschütterungen wieder verschoben und so weiter. - Das Problem ist ja, dass die Explosion keine kontrollierte ist. Da geht viel schief, rutscht vieles lange nach.
Ich weiß, dass du damit recht hast. Und dennoch macht es mir Angst. Wann und wo es noch überall unkontrolliert krachen könnte.
Ich habe dieser Tage das Gefühl, das ganz dumme Gefühl, dass Teile meines Lebens eine reine Illusion waren. Und ich erst jetzt die Realität sehe. Eine, die weh tut, sehr weh tut. Im Moment habe ich auch noch keinen Plan wie ich damit umgehe. Kann ich auch gar nicht, dafür ist es viel zu früh. Solange noch die ganzen Blindgänger hochgehen, ist erstmal Deckung angesagt.
Zuletzt geändert von Lilly111 am Do., 12.04.2012, 22:57, insgesamt 1-mal geändert.
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Lilly111
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Beitrag Do., 12.04.2012, 22:56

Widow hat geschrieben:Dennoch: Grundsätzlich möchte ich Dich in dem Gedanken, all dem mal für ein paar Tage den Rücken zu kehren und was ganz Anderes zu sehen, bestärken (wenn ich's könnte).
Das kannst du, Widow. Ich werde es auch tun. Habe ich damals, vor zwei Jahren, auch so gemacht. Eine Woche Auszeit von allem, nur ein Köfferchen Bücher (Lesen ging erstaunlicherweise in der Abgeschiedenheit dann auch wieder), ein paar Vorräte fürs Lieblingsgericht und den Schlummertrunk, und dann den ganzen Tag nicht aus dem Bett. 'Liebe Welt, du kannst mich mal.'

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Beitrag Fr., 13.04.2012, 11:26

Hat sich hier dann auch erledigt.

Lilly
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Widow
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Beitrag Fr., 13.04.2012, 22:37

Liebe Lilly,

ich verstehe Dein letztes posting nicht, und es beunruhigt mich (um ehrlich zu sein).

Was hat sich hier erledigt?

Über Antwort würde sich freuen
Widow

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Lilly111
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Beitrag Sa., 14.04.2012, 20:59

Liebe Widow,

ich wollte dich nicht beunruhigen. Entschuldigung dafür.
Es war nur...., egal.
Ich bin derzeit so dünnhäutig, dass mich selbst die harmlosesten Themen hier "pieksen". Aber dafür gibt es eine ganz einfache Lösung. Mein Faden als Lesezeichen und schon steige ich hier direkt ein, unter Umgehung der Startseite oder "Neue Beiträge". Und in Selbstdisziplin war ich schon immer Klassenbeste.
Widow, dein Faden ist das zweite Lesezeichen, ich besuche dich also weiterhin und gern auf deiner Scholle.

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Meistens habe ich ein gutes Gespür dafür, was ich gerade brauche. Es dann auch zu bekommen, ist ein anderes Paar Schuhe. Im Moment brauche ich einen Arm- und Beinbruch. Und. Gleichzeitig. Nur Humpelbein würde nichts nützen. Ich würde weiter funktionieren. Sieben Tage die Woche. Dieses mich-selbst-aus-dem-Verkehr-ziehen ist mir noch nie gut gelungen.

Nein, ich mag die Gedanken im Moment hier nicht weiter vertiefen. Ich weiß, was alles dahinter steht und werde sicherlich verantwortungsbewußt (mir selbst gegenüber) handeln. Am Montag die Fühler ausstrecken, in diese Richtung ist das ein Sprung über meinen eigenen Schatten, und in zwei Wochen frühestens eine Entscheidung treffen. Nächste Woche ist "Land unter", ich mag nicht daran denken und muss mich dennoch gedanklich darauf vorbereiten. Auf den schlimmsten Moment. Alles daran ist schlimm, aber ein ganz bestimmter Moment hat das Potential die Knie einknicken zu lassen.

Mir fehlt die Ruhe heute. Vielleicht morgen wieder.

Lilly
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