Wie verliebt man sich in seinen Therapeuten?

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candle.
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Beitrag So., 22.01.2012, 14:01

Schön olvido, dass du hier bist. Offenbar beschäftigt dich dein Thema noch sehr. Nun ja, was sagt dir denn, dass ich keine Ahnung habe. Ahnung wovon? Kannst du mir das beantworten?

candle
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Fast Forward
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Beitrag So., 22.01.2012, 14:01

Olvido: wie ist das dann deiner Ansicht nach, wenn man nur einiges, aber natürlich nicht alles (insofern dies überhaupt möglich ist) über den Thera weiß? Es gibt ja viele Patienten, die einiges über ihre Theras wissen ohne privaten Kontakt zu haben. Dies ist z.B. bei mir der Fall. Mich fasziniert das, was ich weiß, genauso wie das, was ich mir nur vorstellen kann und beides überschneidet sich an manchen Stellen. Aber was sagt dies denn nun über die "Echtheit" der Gefühle aus? Und ist eine "echte" Verliebtheit denn nicht auch eine Art Übertragung?

Außerdem hast du dich beim Zitieren vertan Da steht mein Nick statt der von candle. Nix für Ungut

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olvido
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Beitrag So., 22.01.2012, 14:14

Fast Forward, sorry

Was heisst denn "einiges"? Weisst du, wie er in Beziehungen ist, kennst du seine Vergangenheit,weisst du was seine größten Ängste sind. Kennst du seine Lebensgeschichte ?
Wenn man nur einige Kleinigkeiten von dem Therapeuten weiss, neigt man ein bisschen dazu, mehr hineinzudeuten, sich vorzustellen...und das kann mit der Realität nichts zu tun haben.
Ich kenne diese Phase des Idealisierens; am Anfang hielt ich meinen Therapeuten für wahnsinnig gefühlvoll, und dachte, er sei mit sich absolut im Reinen. Jetzt, Jahre später, wo ich ihn nun kenne, empfinde ich TROTZ seiner ( deutlichen) Probleme mit sich selbst Zuneigung.
Fast Forward, vielleicht solltest du dich einfach fragen(auch wenn das simpel klingt): Würde ich ihn auch sö mögen, wenn sich herausstellt, daß er mir wenig geben kann, emotional?

Lieben Gruß

Olvido

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candle.
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Beitrag So., 22.01.2012, 14:18

olvido, ich weiß jetzt gar nicht mal, ob deine Geschichte hier so paßt, denn du sprichst ja von "echter" Liebe. Hier geht es im weitesten Sinne wohl um schieflaufende Übertragungen.

candle
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Hamna
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Beitrag So., 22.01.2012, 14:35

candle. hat geschrieben:olvido, ich weiß jetzt gar nicht mal, ob deine Geschichte hier so paßt, denn du sprichst ja von "echter" Liebe. Hier geht es im weitesten Sinne wohl um schieflaufende Übertragungen.

candle
Das ist die Frage, die ich mir seit Beginn des Threads stelle - geht es nun um Verliebtheit/Liebe zum Therapeuten oder um Übertragung? Deshalb halte ich mich mit meiner Geschichte auch zurück.

Dennoch:
olvido hat geschrieben:Weisst du, wie er in Beziehungen ist, kennst du seine Vergangenheit,weisst du was seine größten Ängste sind. Kennst du seine Lebensgeschichte ?
Normalerweise weiß man das vom Thera eben nicht - wenn man es weiß, ist das doch ein Zeichen dafür, dass der Thera irgendwann seine Abstinenz aufgegeben hat. Nicht, dass ich meinem Ex-Thera deswegen böse wäre, eine zeitlang war ich es aber durchaus. Daher frage ich mich eben auch bei dir, warum du das scheinbar völlig in Ordnung findest.


leberblümchen
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Beitrag So., 22.01.2012, 14:44

Sich in den Therapeuten zu verlieben, hat nichts mit 'schieflaufen' zu tun. Das ist der Witz an psychoanalytischen Therapien, dass man das, was man erlebt hat, auf den Therapeuten projiziert. Das ist nichts, was einem irgendwie peinlich sein muss (obwohl es wohl jeder so empfindet) und das ist auch nichts, was ein Außenstehender mit einem sinngemäßen "wem das passiert, der ist wahnsinnig" verurteilen sollte. Bzw. verurteilen kann das jeder, wie es ihm passt - man muss das dann aber auch nicht so ernstnehmen.

Olvido, ich sehe das wie du: Je weniger man weiß, umso eher kann man projizieren. Nein, man hat da einzig eine Person, die eine bestimmte Rolle ausfüllt und innerhalb dieser Rolle entstehen dann Gefühle.

Ich würde mich eher fragen, was mit demjenigen 'schiefläuft', der innerhalb einer psychoanalytischen Therapie überhaupt keine Gefühle für seinen Therapeuten entwickelt... (wobei ich damit nicht meine, dass man ihn sich als Lover wünscht, sondern eben auch solche Projektionen wie Chef, Mutter oder Schwester). Bei anderen Therapieformen mag das ja alles anders sein.

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olvido
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Beitrag So., 22.01.2012, 14:50

Hallo Rilke,
der Grund daß ich es " in Ordnung finde", ist ganz einfach, weil er mir als Mensch wichtiger ist als in seiner Funktion als Therapeut.Und vielleicht auch, weil therapeutisch auch schon sehr viel gearbeitet wurde und ich mich ganz stabil fühle. Ich weiß aber was du meinst und verstehe auch, wenn man böse auf ihn wird, wenn er tatsächlich die Grenzen nicht einhält; aber letztlich ist das von Mensch zu Mensch unterschiedlich; man muß wissen was einem wichtiger ist. ( Ich habe mittlerweile auch Kontakt zu einer Therapeutin, bei der ich einige Sitzungen selbst zahlen kann wenn es nötig ist, da eine richtige therapeutische Arbeit einfach ab einem gewissen Punkt nicht mehr möglich ist.)
Natürlich sind die "Fälle" bei denen es sich um Übertragung handelt, häufiger als die, bei denen es eine private, echte Bindung gibt..,-aber von vornherein auszuschliessen daß beide Gefühle entwickeln, wäre falsch.
Mich würde deine Geschochte interessieren; hast du sie hier wo aufgeschrieben ?
Gruß
Olvido

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Fast Forward
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Beitrag So., 22.01.2012, 15:04

olvido: naja, er selbst erzählt mir eher selten was er denkt und fühlt - nur, wenn es gerade etwas zur Sache tut und der Therapie förderlich ist. Allerdings ist es schon passiert, dass er mich falsch verstanden hat und mir somit Dinge erzählt hat, die mich zunächst überfordert haben. Ich will das jetzt hier nicht schreiben, ich denke, das geht zu weit. Aber auch da war die Absicht immer, mir zu einem Perspektivenwechsel weg von der Problemorientierung zu helfen, indem er zeigt "hier, ich stand da auch schon und ich hab es so probiert". Ich bin froh nicht alles zu wissen, denn als Patientin geht mich das nichts an.
Das meiste, was ich weiß, weiß ich durch andere, die ihn kennen. Das ist der Nachteil, wenn man über eine Bekannte zum Thera kommt und in so einem kleinen Land lebt. Am Anfang war das schwer für mich, da es nicht auf mein Idealbild passte. Dadurch ist er für mich nicht mehr nur der Psychologe, sondern auch ein Mensch, der schon viel durchgemacht hat. Sein Lebenswandel ist sehr interessant und alles andere als super glatt gelaufen. Irgendwie ist er dadurch nur noch mehr zum Vorbild geworden. Aber ehrlich, um diese Funktion zu erfüllen (die mir zur Zeit ja hilft) darf ich nicht zu sehr die Privatperson kennen.
Um es mit einem naiven Vergleich auszudrücken: es ist wohl ähnlich, als handle es sich um einen erfolgreichen Musiker, dessen Musik mich berührt und von dem ich die Biographie gelesen habe; es hilft mir teilweise, die Musik besser zu verstehen und nachzufühlen und macht ihn authentischer, ohne dass er dadurch weniger Musiker ist. Ich habe diesen Vergleich gewählt, da ich mich mit Musik mehr identifiziere als mit anderen Medien, ich hoffe, es hilft meinen Standpunkt zu erklären

titus: ich stimme dir zu Wobei das mit der mangelnden Beziehung dann auch am Thera liegen kann (ob die dann kompetent sein können, sei mal so dahin gestellt; mir hat das nicht geholfen).

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Hamna
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Beitrag So., 22.01.2012, 15:09

man muß wissen was einem wichtiger ist
Das wusste ich eigentlich immer, aber als er die Verabredung zu privatem Kontakt scheinbar nicht einhalten wollte, brach da erstmal ganz schön was zusammen für mich. Wir hatten die Therapie aus dem Grund beendet, und dann ruderte er plötzlich zurück. Nach mittlerweile zwei Jahren Abstinenzzeit kann er es jetzt aber entspannt sehen (ausgemacht waren eigentlich 6 Monate).

Aber wie es bei dir weitergeht und ob er sich wirklich auf privaten Kontakt einlässt, weißt du auch noch nicht, oder?
hast du sie hier wo aufgeschrieben
Nein, es zog sich früher durch einige Threads von mir, aber die sind mittlerweile schon gelöscht.

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lamedia
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Beitrag So., 22.01.2012, 15:11

Hi olvido - ich würde wie gesagt nicht unterscheiden zwischen "echt" und "nur Übertragung". Ich halte auch von dem Wort Übertragung nicht viel. Es bezeichnet ja nur den Aspekt von Wiederholung. Nicht aber den Aspekt der Gefühlsebene, Gefühlsintensität. Wenn ich mich in einen Schläger, Säufer oder in einen bindungsunfähigen Abenteurer "echt" verliebe, dabei aber subjektiv viel Unglück und Leid eine Rolle spielen, ist das halt irgendwie auch wahrscheinlich eine Übertragung, (der Idee, dass ich keine beglückende, gleichwertige Beziehung führen kann). So echt die Verliebtheit auch ist, und so viele Opfer ich auch bereit bin, auf mich zu nehmen.

In Deinem Fall kennst Du den Therapeuten halt besser. Trotzdem ist da ja ein ziemlicher Sog am Start. Und das ändert ja auch nichts daran, dass Du Dir eine ziemlich stressige "Partner"wahl angetan hast, die Dich ja offenbar nicht vollkommen glücklich machen kann, wo es also doch einiges Leid gibt. (Sonst hättest Du Dich ja hier nicht mit der Geschichte angemeldet.) Und genau diese Sache, dass man bei der Liebesobjekt-Auswahl so viel Leid mitnimmt, ist in meinen Augen der Übertragungsaspekt.

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abendrot79
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Beitrag So., 22.01.2012, 17:46

Lilly111 hat geschrieben:Aber wie erklärt sich die "Liebe auf den ersten Blick"?
Gute Frage, aber ich hab noch nie gehört, dass sich jemand "auf den ersten Blick" in seinen Therapeuten verschossen hat. Bei der Liebe auf den ersten Blick knallen vielleicht die Hormone durch (oder sonstige körpereigene, chemische Vorgänge), ich denke das ist eher eine Ausnahme aus der "realen Welt". In der Therapie entwickelt sich die Liebe ja langsam, aber meiner Meinung nach aufgrund von vorgetäuschten Tatsachen - ich meine das nicht abwertend oder böse, aber der Therapeut gibt dem Patienten ja nur im Rahmen der Therapie ein Gefühl von ich bin für dich da und verstehe dich.
Wandelröschen hat geschrieben:Sie verlieben sich also nicht in die Person, sondern in das, was sie von der Person bekommen, die Person wäre also austauschbar, könnte demnach auch komplett unattraktiv sein und als Person eigentlich nicht ins Beuteschema passen.
Ich behaupte sogar, dass es sicher Patienten gibt, die sich in ihren Therapeuten verlieben würden, ohne ihn je gesehen zu haben! Ich spinn jetzt mal etwas rum und stelle mir eine Hardcore-Analyse vor, bei dem der Patient seinen Analytiker noch nie gesehen hat, weil dieser den Raum erst betritt, nachdem sich der Patient hingelegt hat. Ich könnte wetten, dass selbst in dieser Konstellation möglich ist, dass sich der Patient verliebt ....
Weil Kakao an Bäumen wächst, ist Schokolade irgendwie auch Obst! (gelesen auf einem Frühstücksbrettchen)

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Fast Forward
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Beitrag So., 22.01.2012, 17:54

abendrot: aber wenn der Thera in diesem Rahmen wirklich da ist, ist es doch nicht vorgetäuscht, oder verstehe ich dich falsch?

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carö
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Beitrag So., 22.01.2012, 18:25

abendrot79 hat geschrieben:Ich spinn jetzt mal etwas rum und stelle mir eine Hardcore-Analyse vor, bei dem der Patient seinen Analytiker noch nie gesehen hat, weil dieser den Raum erst betritt, nachdem sich der Patient hingelegt hat. Ich könnte wetten, dass selbst in dieser Konstellation möglich ist, dass sich der Patient verliebt ....
ich glaube dazu braucht keine hardcorcor-analyse (wasn das? )
das kannst du auch schon gut in diversen internetforen oder partner-such-foren beobachten. nüch?!
alles ganz ohne sich zu sehen.
Es ist krass, was man erreichen kann, wenn man sich traut. (Aya Jaff)

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abendrot79
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Beiträge: 596

Beitrag So., 22.01.2012, 18:37

carö hat geschrieben:ich glaube dazu braucht keine hardcorcor-analyse (wasn das? )
das kannst du auch schon gut in diversen internetforen oder partner-such-foren beobachten. nüch?! alles ganz ohne sich zu sehen.
Das war auch nur darauf bezogen, dass hier die Attraktivität als notweniger Faktor zum verlieben mehrmals gefallen ist. Aber scheinbar geht es ja auch ohne Attraktivität ... egal ob bei der Analyse oder in den (dir bekannten???) Internet-Such Foren ...
Fast Forward hat geschrieben:abendrot: aber wenn der Thera in diesem Rahmen wirklich da ist, ist es doch nicht vorgetäuscht, oder verstehe ich dich falsch?
Stimmt, im Rahmen der Therapie wenn Patient und Thrapeut anwesend sind, ist es real. Ich mente damit, dass es aber eben nur aufgrund der Therapie so ist und im realen Leben zwischen den Zweien nicht existieren würde. Kann natürlich trotzdem sein wenn sie sich privat kennengelernt hätten, aber erstmal sind diese Gefühle nur Teil der therapeutischen Beziehung ... das meinte ich mit vorgetäuscht. Also dass es Teil der Therapie ist ....
Weil Kakao an Bäumen wächst, ist Schokolade irgendwie auch Obst! (gelesen auf einem Frühstücksbrettchen)

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carö
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Beitrag So., 22.01.2012, 18:40

mir is da nix bekannt, alles nur hörensagen

und bin schon wieder
Es ist krass, was man erreichen kann, wenn man sich traut. (Aya Jaff)

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