Psychoanalyse pro und contra

Hier können Sie Ihre Fragen rund um die Rahmenbedingungen von Psychotherapie (Methoden, Ablauf usw.) anbringen.
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Fify
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Beitrag Mi., 08.10.2014, 16:51

Ich hatte Beratung von meinem Hausarzt und einer Institutsambulanz und ich hab mich daraufhin entschieden.

Die Aussage, die du geäußert hast, habe ich eben nicht wirklich verstanden. Hab mich gefragt, was du mir damit sagen möchtest. Deshalb hab ich dir die Frage gestellt. Würde mich schon interessieren, was du damit meinst. Und denkst du, dass es in anderen Therapieformen nicht auch um Bindungen geht?

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candle.
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Beitrag Mi., 08.10.2014, 18:09

Fify hat geschrieben: Die Aussage, die du geäußert hast, habe ich eben nicht wirklich verstanden.
Gut, dass du das schreibst, ich habe dich nämlich auch nicht wirklich verstanden. Ich war überrascht, dass jemand hier in den alten Thread einsteigt, dass der überhaupt noch existiert, denn meiner Erinnerung nach war der mehr so eine Art Gemeinschaftsprojekt, entstanden aus anderen Threads damals.
Und denkst du, dass es in anderen Therapieformen nicht auch um Bindungen geht?
Ich nehme mal diese Frage und beantworte diese auch nur von mir aus- nicht meine Sicht, sondern direkt mein Belang: Mag sein, dass es so ist, dass es um Bindungen geht, aber bei mir nicht, weil ich das Problem nicht habe. Kannst du dir das vorstellen, dass es so ist?

Ich hoffe mal, dass wir jetzt zusammengefunden haben.

candle
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sandrin
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Beitrag Mi., 08.10.2014, 18:11

Ja, aber meiner Meinung nach kann man auch nicht sagen, dass es nur Analysen um Bindungen geht und damit die Entscheidung bei Bindungsstörungen immer auf Analyse fallen muss. So hab ich deinen Beitrag jetzt auch verstanden, candle.

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Fify
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Beitrag Mi., 08.10.2014, 18:37

Bei mir ist Therapieinhalt, was ich zum Therapieinhalt mache, also alles was ich anspreche, wenn ich in die Therapie komme. Daneben wird dann das Thema, was ich mit den Inhalten, die ich anspreche verbinde, z.b. mit Früher. Bei allem geht es auch darum in mich hineinzuhorchen, was ich denn fühle.
Ich thematisiere so etwas wie zwischenmenschliche Konflikte und meinen Umgang, eigenes Verhalten, dass ich unangemessen finde, Identitätsfragen, Erlebnisse aus der Vergangenheit, die mich belasten, eigene Strategien, Träume und Wünsche, ...
Einfach alles, wo ich den Mut dazu habe und womit ich unzufrieden. Wobei ich auch schöne Erlebnisse erzähle.

Hilft dir das jetzt weiter? Es geht natürlich auch um Bindungen, denke aber, dass es in anderen Therapieformen auch darum geht.

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candle.
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Beitrag Mi., 08.10.2014, 18:47

Danke Fify!
Fify hat geschrieben:
Ich thematisiere so etwas wie zwischenmenschliche Konflikte und meinen Umgang, eigenes Verhalten, dass ich unangemessen finde, Identitätsfragen, Erlebnisse aus der Vergangenheit,
Ja, das ist jetzt nicht so meine Thematik. Also wegen zwischenmenschlicher Konflikte bin ich nicht in Therapie oder Identitätsfragen. So gesehen geht es bei mir eher darum mich wieder herzustellen wie ich war.

Ich habe dich jetzt jedenfalls verstanden! Also thematisch unterscheidet sich das schon bei uns.

candle
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Fify
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Beitrag Mi., 08.10.2014, 18:52

Bitte schön.
Gab es einen Zeitpunkt an den du dich erinnern kannst, wo du anders war?
Weißt du bei mir ziehen sich manche Problematiken schon mein ganzes Leben lang. Ich kenn kein Leben davor. Nur haben irgendwann meine Strategien nicht mehr ausgereicht.

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candle.
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Beitrag Mi., 08.10.2014, 18:59

Fify hat geschrieben: Gab es einen Zeitpunkt an den du dich erinnern kannst, wo du anders war?
Ja, vor 10 Jahren, dann fing die Depression an, vorher hatte ich damit nie etwas zu tun sozusagen.
Weißt du bei mir ziehen sich manche Problematiken schon mein ganzes Leben lang.
Ja, das gibt es natürlich auch, aber das hatte mein Leben früher offenbar nicht beeinträchtigt wie die Panikattacken als Beispiel, die immer schlimmer wurden.
Ich kenn kein Leben davor.
Tut mir leid!

candle
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FosterWallace
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Beitrag Sa., 06.06.2015, 20:10

Psychologen stehen der Psychoanalyse in der Regel eher skeptisch gegenüber. Man muss Psychoanalyse von Psychologie unterscheiden - letzteres ist eine Wissenschaft. Die Psychoanalyse hat ihre Erkenntnisse an Fallstudien gewonnen, was methodisch mehr als fragwürdig ist. Einige Ansätze/ Annahmen der Psychoanalyse wurden allerdings von seriösen, psychologischen Studien untermauert: z.B. die Abwehrmechanismen der Psyche etc.

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Solage
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Beitrag Sa., 06.06.2015, 20:46

Ich bin jetzt bei so einem Analytiker nach Freud. Und siehe da, modifiziert und gaaanz anders als ich es mir vorgestellt habe. Der låsst sich echt auf mich ein, sehr. menschlich
und wirkt gar nicht nach Lehrbuch. Kann man nicht über einem Kamm scheren. Wir lernen gegenseitig von uns. So eine Art Befruchtung.

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Montana
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Beitrag Mi., 10.06.2015, 12:00

Mein Analytiker hat heute vorgeschlagen, mal eine Pause zu machen und Kaffee zu trinken, wenn es für mich oder für ihn zu heftig wird. Das hat mich sehr erstaunt, weil es so gar nicht in mein Bild passte. Was mich auch erstaunt hat war, dass er sich seine feuchte Wange abwischen musste und ich frage mich, ob er vielleicht eine Allergie hat oder so, von der seine Augen tränen. Wobei er auch schon mal gesagt hat, er würde weinen, als ich auf der Couch lag und ihn nicht sehen konnte. Er hat auch schon meine Hand gehalten.
Am Anfang kam er mir wirklich sehr distanziert vor. Aber inzwischen denke ich, dass da vielleicht meine Wahrnehmung einfach falsch war. Weiß auch nicht. Meine Vorurteile gegen eine Analyse, die ich vorher durchaus hatte, haben sich jedenfalls nicht bestätigt. Wobei ich auch noch nicht weiß, wo die Reise hingeht. Ich glaube, ich habe immer noch nicht verstanden, wie eine Analyse eigentlich funktioniert.
Ich wäre ja total gerne mal bei jemand anderem dabei und würde mir das anschauen.


leberblümchen
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Beitrag Mi., 10.06.2015, 13:08

Ich glaube, ich habe immer noch nicht verstanden, wie eine Analyse eigentlich funktioniert.
Ich wäre ja total gerne mal bei jemand anderem dabei und würde mir das anschauen.
Das Erste frage ich mich noch immer; das Zweite ging mir früher auch so. Mittlerweile habe ich dieses Bedürfnis nicht mehr; mir reichen schon zwei Therapeuten, um eine Vorstellung über die Verschiedenheit von Therapieverläufen zu entwickeln.


Darksheep
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Beitrag Mo., 15.06.2015, 13:49

Ich mache auch eine PA und kann nur positives berichten! habe shcon viele Fortschritte gemacht und viele neue Erfahrungen. Man kann nie immer nur eine Methode über einen Kamm scheren ( die PA ist ja soooo doof und sooo schlecht ich hätte nichts besseres machen können
LG
Und dann wird man erwachsen, um festzustellen, dass Gerechtigkeit genauso real ist wie Feen ,Einhörner und Zwerge

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Möbius
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Beitrag Mi., 15.07.2015, 10:14

Ich habe eine Psychoanalyse als Selbstanalyse mit ärztlicher Begleitung im August/September 2012 begonnen und bis zum Wiedererleben des Traumas - mißbräuchlicher Inzest - im März 2013 geführt, dann wurde sie unterbrochen und ist unlängst wieder aufgenommen worden.

Da die Analyse den "Ur-Grund" meiner heftigen psychischen und psychosomatischen aufgedeckt und dadurch auch zu einer ganz enormen Erleichterung geführt hat, mir eine Chance auf "kausales" Angehen meiner Probleme eröffnet hat, bin ich natürlich sehr angetan von der Psychoanalyse. Ich bilde mir auch ein, einiges davon zu verstehen - wiewohl ich sehr wenig darüber weiß. Ich bin kein Psychologe, habe mir die für die Selbstanalyse nötigen Grundkenntnisse autodidaktisch beigebracht. Der systematische Überblick fehlt mir. Es sind sozusagen einzelne Schneisen, die ich durch das Gestrüpp einer inzwischen sehr unübersichtlich gewordenen Theorie geschlagen habe.

Dies vorweggeschickt meine ich, daß die Psychoanalyse ein mächtiges diagnostisches und therapeutisches Instrument vor allem in zwei Fallgruppen gibt, die sich freilich überschneiden. Nämlich zum einen dann, wenn es etwas in unserem Unterbewußten gibt, was uns Sorgen, Ängste oder sogar konkrete Probleme bereitet, und zum anderen wenn die psychischen Probleme aus dem Themenkreis von Sexualität und emotionalen Beziehungen herstammen, damit zusammenhängen.

Es gibt jedoch viele psychische Störungen, bei denen die Psychoanalyse von vorneherein machtlos erscheint, zB bei Drogenpsychosen oder akuten Traumatisierungen durch Unfälle, Gewalterfahrungen und ähnlichem mehr. Aber auch das trifft nicht ausnahmslos zu. Eine Drogensucht kann eine Ursache in unterbewußten Problemlagen haben, eine Gewalterfahrung deswegen so traumatisch gewirkt haben, weil sie ein unbewußtes (verdrängtes) früheres Trauma wiederholt.

Man wird es letztlich kaum allgemein sagen können, ob eine Psychoanalyse indiziert ist oder nicht - es wird immer auf den Einzelfall ankommen.

Auch dann, wenn im Allgemeinen eine Ursache der Störung vermutet wird, für die eine Analyse in Betracht kommt, ist auch nicht jeder Patient, nicht jeder Fall für eine Psychoanalyse geeignet. Sie setzt eine sehr aktive und konzentrierte mentale Mitarbeit des Patienten voraus - dazu muß er in der Lage sein. Bei akuten Psychosen oder einer Abfolge von psychotischen Episoden beispielsweise ist man dazu nicht in der Lage. Die "analytische Grundregel", auch und gerade über das zu sprechen, wofür wir uns zutiefst schämen, was wir moralisch verurteilen, uns abartig, scheusslich und pervers vorkommt an unseren Gedanken und Empfindungen, stellt eine enorm hohe Anforderung dar. Sie ist auch niemals wirklich vollständig durchzuhalten. Der Königsweg der Psychoanalyse zum Unterbewußtsein ist ferner die Sexualität - das ist ein ganz schwieriges Thema, auch heute noch in unserer "sexualisierten" Gesellschaft, in der wir meinen könnten, keine sexuellen Tabus mehr zu haben. Das stimmt keineswegs: das Sexualtabu ist zurückgewichen, hat sich verschoben, aber es ist in weiten Teilen der Gesellschaft immer noch unangefochten präsent und zT sind auch neue Tabus errichtet worden. Die Analyse kann sich schließlich zu einem Horrortrip entwickeln, wie es bei mir der Fall gewesen war. Man erfährt Dinge über sich, die man niemals wissen wollte, und wenn man sich einem verdrängten schweren Trauma in der Analyse annähert, dann "wehrt sich das Trauma mit Händen und Füßen" gegen seine Aufdeckung. Das führt zu sehr unangenehmen "Nebenwirkungen": Ängste, Verunsicherungen, Schlafstörungen, Depressionen usw. Man kann sehr leicht arbeitsunfähig werden - wenn man es nicht schon ist. Das Verfahren ist auch sehr aufwendig, dauert für gewöhnlich sehr lange, nimmt einen mitunter vollständig in Beschlag. Das kann für Menschen, die im Arbeitsleben stehen, soziale Verantwortung tragen, zu einem heftigen Problem werden.

Schließlich setzt eine reguläre Analyse durch einen Analytiker den Aufbau einer sehr intensiven therapeutischen Beziehung voraus. Dazu muß die Chemie stimmen und das kann man nur ausprobieren, niemals von vorneherein aufgrund der "Papierform" zuverlässig voraussagen. Es ist mitunter sehr schwer, einen für einen selbst geeigneten Analytiker aufzufinden - und dann auch von diesem für die Analyse als Patient aufgenommen zu werden. Sie ist auch für den Analytiker sehr zeitaufwendig, und die Kapazitäten guter Therapeuten sind nun mal begrenzt.

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Fify
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Beitrag Mi., 15.07.2015, 10:56

Was ist denn bei dir eine Psychoanalyse als Selbstanalyse unter ärztlicher Begleitung?

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Möbius
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Beitrag Mi., 15.07.2015, 20:42

Der Ausdruck "Psychoanalyse als Selbstanalyse mit ärztlicher Begleitung" ist vielleicht etwas sperrig und unglücklich, aber erklärt sich eigentlich selbst: Eine "Auto-Psychoanalyse" ohne Analytiker und mit einem Arzt, der auf einen aufpasst.

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