War in einer Kino-Vorpremiere zu "Song for Marion". Ganz, ganz schlechter Filmtipp, wenn man um jemanden trauert und ganz besonders, wenn diese(r) in seiner letzten Lebensphase eine Krankheit hatte, durch den man ihn oder sie begleitet hat. Mich hat's mal wieder umgehauen.
Hätte ich mich bloß mal vorher informiert, was das für ein Film ist, bevor ich da mitgehe.
Wollte hier nur eine kurze Warnung aussprechen, falls jemand erwägt, sich den Film anzuschauen - bleibe ansonsten erstmal stumm, danach ist mir gerade am meisten.
Von verspäteter Trauer überrascht
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Bald sind es zwei Jahre. Hab mir heute Fotos angeschaut. Hab ich mich lange nicht getraut. Es ist wie aus einem anderen Leben. Als ob das nicht ich war, die meinen Papa kannte, sondern eine andere Person, die es nicht mehr gibt.
Ich komme mir vor wie eine sehr schlechte Tochter. Ich kann doch nicht einfach die Verbindung nicht mehr spüren. Und gleichzeitig komme ich mir melodramatisch vor, weil ich so fühle. Und es kommt mir so vor, als hätte ich nicht das Recht, so zu fühlen. Ich bin doch "nur" die Tochter. Fast alle Menschen verlieren irgendwann ihre Eltern. Ich hab nicht mal mehr zuhause gelebt. Schon seit Jahren nicht mehr. Müssen Kinder sich nicht einfach damit abfinden und ihr Leben weiterleben? Ist nicht meine Mutter diejenige, die trauern darf, und ich muss sie unterstützen?
Haben andere Kinder das auch mit den verschiedenen Welten? Dass die eine aufhört zu existieren und sie in einer anderen weiterleben? Mir kommt es nicht so vor. Ich Alien...
Ich komme mir vor wie eine sehr schlechte Tochter. Ich kann doch nicht einfach die Verbindung nicht mehr spüren. Und gleichzeitig komme ich mir melodramatisch vor, weil ich so fühle. Und es kommt mir so vor, als hätte ich nicht das Recht, so zu fühlen. Ich bin doch "nur" die Tochter. Fast alle Menschen verlieren irgendwann ihre Eltern. Ich hab nicht mal mehr zuhause gelebt. Schon seit Jahren nicht mehr. Müssen Kinder sich nicht einfach damit abfinden und ihr Leben weiterleben? Ist nicht meine Mutter diejenige, die trauern darf, und ich muss sie unterstützen?
Haben andere Kinder das auch mit den verschiedenen Welten? Dass die eine aufhört zu existieren und sie in einer anderen weiterleben? Mir kommt es nicht so vor. Ich Alien...
Alles hat seine Zeit.
Liebe DaNu,
warum suchst Du nach 'Regeln'? Nach 'Maßstäben'?
Für Trauer gibt's keine DIN-Norm (und diese 'Anleitungen', die es da z.B. in Buchform gibt, finde ich unverschämt. Immerhin steht als hübscher performativer Selbstwiderspruch in manchen, dass es keine Regeln für Trauer gibt!).
Dass Du "die Verbindung verloren" hast, interpretiere ich so: Du denkst nicht mehr so oft an Deinen Vater, und das tut dann nicht mehr so doll weh; verstehe ich das richtig? Wenn es so wäre, dann würde es mich für Dich freuen (und ich kann daran nichts, aber auch gar nichts 'böse-Tochter"-Ähnliches erkennen)!
Vielleicht machst Du auch diesen 'Schnitt' zwischen der Zeit, als er noch lebte, und jetzt, weil mit seinem Tod Dir spürbar geworden ist, dass Deine Kindheit (zu der ja irgendwie 'Eltern' gehören) damit wirklich ein Ende gefunden hat? Und mehr noch: Vielleicht ist Dir durch seinen Tod auch Dein eigener Tod spürbarer geworden (in der 'richtigen' Reihenfolge stirbt das Kind als nächstes nach seinen Eltern)?
Melodramatisch finde ich Deine Gefühle jedenfalls gar nicht. (Kommst Du Dir denn so vor, als sei da was nicht mehr 'echt' dran?)
Einen lieben Gruß
Widow (hat die beiden Fotos vom Liebsten immer noch mit der Rückseite zu sich gewendet auf und neben dem Schreibtisch stehen, guckt aber mittlerweile die wenigen von ihrem Pa ab und an mit Zärtlichkeit, Freude und Trauer an)
warum suchst Du nach 'Regeln'? Nach 'Maßstäben'?
Für Trauer gibt's keine DIN-Norm (und diese 'Anleitungen', die es da z.B. in Buchform gibt, finde ich unverschämt. Immerhin steht als hübscher performativer Selbstwiderspruch in manchen, dass es keine Regeln für Trauer gibt!).
Dass Du "die Verbindung verloren" hast, interpretiere ich so: Du denkst nicht mehr so oft an Deinen Vater, und das tut dann nicht mehr so doll weh; verstehe ich das richtig? Wenn es so wäre, dann würde es mich für Dich freuen (und ich kann daran nichts, aber auch gar nichts 'böse-Tochter"-Ähnliches erkennen)!
Vielleicht machst Du auch diesen 'Schnitt' zwischen der Zeit, als er noch lebte, und jetzt, weil mit seinem Tod Dir spürbar geworden ist, dass Deine Kindheit (zu der ja irgendwie 'Eltern' gehören) damit wirklich ein Ende gefunden hat? Und mehr noch: Vielleicht ist Dir durch seinen Tod auch Dein eigener Tod spürbarer geworden (in der 'richtigen' Reihenfolge stirbt das Kind als nächstes nach seinen Eltern)?
Melodramatisch finde ich Deine Gefühle jedenfalls gar nicht. (Kommst Du Dir denn so vor, als sei da was nicht mehr 'echt' dran?)
Einen lieben Gruß
Widow (hat die beiden Fotos vom Liebsten immer noch mit der Rückseite zu sich gewendet auf und neben dem Schreibtisch stehen, guckt aber mittlerweile die wenigen von ihrem Pa ab und an mit Zärtlichkeit, Freude und Trauer an)
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Hei Dampfnudel,
ich glaube bei mir sind es mittlerweile 2 Jahre her dass mein Vater gestorben ist und bis heute hat mich keine Trauer überrascht und ich warte bis heute darauf. Ich habe dazu überhaupt kein Gefühl, außer das was man von mir erwartet hatte, welches ich vorgespielt habe.
Ich beneide dich um deine Trauer und sie ist kostbar, daher denk daran, dass es sinnvoll ist und du wirst solange trauern solange du ganz persönlich brauchst. Das kann ein Tag oder 20 Jahre brauchen. Es ist genau so wie es ist richtig!
Mach dich da nicht verrückt mit Fragen und Gedanken.
ich glaube bei mir sind es mittlerweile 2 Jahre her dass mein Vater gestorben ist und bis heute hat mich keine Trauer überrascht und ich warte bis heute darauf. Ich habe dazu überhaupt kein Gefühl, außer das was man von mir erwartet hatte, welches ich vorgespielt habe.
Ich beneide dich um deine Trauer und sie ist kostbar, daher denk daran, dass es sinnvoll ist und du wirst solange trauern solange du ganz persönlich brauchst. Das kann ein Tag oder 20 Jahre brauchen. Es ist genau so wie es ist richtig!
Mach dich da nicht verrückt mit Fragen und Gedanken.
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Liebe Widow,
ich glaube, ich bin mir immer mal wieder einfach nicht sicher, was ich eigentlich "darf". Ich hab den Eindruck, dass es eben Regeln gibt, aber ich entspreche denen nicht. Vielleicht auch, weil die sich zum Teil widersprechen. Oder weil sie nur einen sehr schmalen Grad als "richtig" zulassen. Nicht zu traurig, weil ich dann zu wenig funktioniere und weil er mir nicht mehr so wichtig sein sollte (schließlich bin ich schon groß ) und nicht zu wenig traurig, weil das sonst womöglich ein Zeichen ist, dass er mir nicht wichtig genug war und es mir an Tochterliebe mangelt. Hängt vielleicht auch mit einigen Diskussionen mit meiner Mutter zusammen, die nicht verstehen kann, dass ich um meinen Vater offenbar viel mehr trauere als sie um ihren - obwohl ihrer der zweite Elternteil war, den sie verloren hat, und ich habe ja noch sie. Wahrscheinlich kommt daher auch der Melodramatik-Eindruck, weil ich befürchte, dass sie das so interpretiert. Und weil ich immer noch Schwierigkeiten habe, mich von ihren Vorstellungen zu distanzieren.
Das hier
Und eben dieses komische Gefühl würde ich auch nicht unbedingt mit dem Ende von Kindheit oder damit, dass ich nun die nächste Generation bin, die dran ist (das Gefühl habe ich auch gar nicht) in Verbindung bringen.
Liebe Sinarellas,
kostbar finde ich das Trauern nun wirklich nicht, und beneidenswert auch nicht. Jedenfalls nicht die Intensität des Schmerzes, die dahinter steht. Ich kenne das aber, mir zu wünschen, dass ich etwas erleben kann, was andere erleben und was bei mir nicht funktioniert (wo ich aber dachte, es "müsste" und ich würde das brauchen oder es würde dazugehören) und mir nicht recht vorstellen zu können, wenn sie sagen, dass es nicht wünschenswert sei. In den wenigen Fällen, wo ich dann doch noch dazu gekommen bin, habe ich mich allerdings hinterher gefragt, wie ich mir das jemals wünschen konnte.
Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich glaube, um die Dauer geht es mir auch nicht, sondern um die Art und die Intensität, da befürchte ich immer sowas wie Unangemessenheit. Vielleicht ist es auch da so, wie Du schreibst, es ist genau so richtig, wie es ist. Aber das kann ich nicht fühlen, bei mir ist eher das Gefühl, es könne gar nicht anders als falsch sein, weil immer irgendwas falsch ist.
Liebe Grüße
Dampfnudel
ich glaube, ich bin mir immer mal wieder einfach nicht sicher, was ich eigentlich "darf". Ich hab den Eindruck, dass es eben Regeln gibt, aber ich entspreche denen nicht. Vielleicht auch, weil die sich zum Teil widersprechen. Oder weil sie nur einen sehr schmalen Grad als "richtig" zulassen. Nicht zu traurig, weil ich dann zu wenig funktioniere und weil er mir nicht mehr so wichtig sein sollte (schließlich bin ich schon groß ) und nicht zu wenig traurig, weil das sonst womöglich ein Zeichen ist, dass er mir nicht wichtig genug war und es mir an Tochterliebe mangelt. Hängt vielleicht auch mit einigen Diskussionen mit meiner Mutter zusammen, die nicht verstehen kann, dass ich um meinen Vater offenbar viel mehr trauere als sie um ihren - obwohl ihrer der zweite Elternteil war, den sie verloren hat, und ich habe ja noch sie. Wahrscheinlich kommt daher auch der Melodramatik-Eindruck, weil ich befürchte, dass sie das so interpretiert. Und weil ich immer noch Schwierigkeiten habe, mich von ihren Vorstellungen zu distanzieren.
Das hier
stimmt zum Teil, aber da ist irgendwie noch etwas anders. Ich kann ja auch sonst weniger an etwas (anderes) Schmerzhaftes denken, ohne dass ich dabei das Gefühl verschiedener Welten und Leben habe.Widow hat geschrieben: Dass Du "die Verbindung verloren" hast, interpretiere ich so: Du denkst nicht mehr so oft an Deinen Vater, und das tut dann nicht mehr so doll weh
Und eben dieses komische Gefühl würde ich auch nicht unbedingt mit dem Ende von Kindheit oder damit, dass ich nun die nächste Generation bin, die dran ist (das Gefühl habe ich auch gar nicht) in Verbindung bringen.
Liebe Sinarellas,
kostbar finde ich das Trauern nun wirklich nicht, und beneidenswert auch nicht. Jedenfalls nicht die Intensität des Schmerzes, die dahinter steht. Ich kenne das aber, mir zu wünschen, dass ich etwas erleben kann, was andere erleben und was bei mir nicht funktioniert (wo ich aber dachte, es "müsste" und ich würde das brauchen oder es würde dazugehören) und mir nicht recht vorstellen zu können, wenn sie sagen, dass es nicht wünschenswert sei. In den wenigen Fällen, wo ich dann doch noch dazu gekommen bin, habe ich mich allerdings hinterher gefragt, wie ich mir das jemals wünschen konnte.
Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich glaube, um die Dauer geht es mir auch nicht, sondern um die Art und die Intensität, da befürchte ich immer sowas wie Unangemessenheit. Vielleicht ist es auch da so, wie Du schreibst, es ist genau so richtig, wie es ist. Aber das kann ich nicht fühlen, bei mir ist eher das Gefühl, es könne gar nicht anders als falsch sein, weil immer irgendwas falsch ist.
Liebe Grüße
Dampfnudel
Alles hat seine Zeit.
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