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Mo., 19.11.2012, 01:11
Hallo,
jetzt möchte ich doch noch ein paar Takte dazu schreiben. Ich möchte nicht, dass Ihr denkt, ich sei der minderbemittelte, alkoholkranke, depressive Depp, der seine Familie terrorisiert und sonst nichts auf die Reihe kriegt.
Erstmal das wichtigeste: Unsere Kinder wissen nichts von meiner Sehnsucht. Sie merken sicher, dass ich manchmal "nicht gut drauf" bin und ja, das kommentiere ich tatsächlich mit "ist doch jeder mal mies drauf, oder". Und das mit dem Schwimmen... Ich wiege knapp über 100 kg bei 185 cm Größe. Meiner Frau zu Liebe habe ich mehrmals mit unterschiedlichem Erfolg eine Diät versucht - Anfang des Jahres waren es immerhin über 20 KG "Erfolg". Das Schwimmengehen war ein "Mitternachtsschwimmen" von acht bis nach Mitternacht. Und ich wollte vor den Kindern und meiner Frau nicht 4 Stunden mit meiner Figur rumtanzen.
Alkohol: Wenn ich nicht schlafen kann oder ich allein im Elternschlafzimmer im Bett liege, ja, dann trinke ich soviel Rotwein, dass mein Gehirn das Denken einstellen und ich schlafen kann. In der Zeit, in der ich meine Frau mit einem anderen teilen musste, waren diese Situationen häufig und meine Threaderöffnung entstand auch in einer solchen.
Die letzten Beziehungen vor der Ehe mit meiner Frau waren alle geprägt von Lug und Betrug meiner jeweiligen Partnerinnen. Die eine hat mit dem Pfarrer geschlafen, der uns trauen sollte, die andere ist mehrmals mit ihrer Freundin in Urlaub gefahren, die sich allerdings als gebärteter, reicher Präsident einer Notarkammer herausstellte. Von allen Betrügereien wusste ich im Vorfeld, anfangs durch Zufall, später durch Kontrolle. Grundsätzlich war ich der "stille Leider", um nicht allein zu sein, habe ich alles ertragen, jede Lüge, jeden Betrug und war dann doch am Boden zerstört, wenn die Beziehung durch "sie" beendet wurde. Zum ersten Mal war ich jetzt aber verheiratet, mit Kindern, für die ich mich mitverantwortlich fühlte. Und doch ging das Lügen und Betrügen wieder los. Für mich brach wieder eine Welt zusammen und meine Todessehnsucht, immer mal zwischendurch latent, brach sich wieder Bahn.
Und ja, es gab Situationen, in denen ich mich tatsächlich umbringen wollte. Ich habe mein Testament geschrieben und war bereit. Alles natürlich offensichtlich, damit meine Frau das jaaa mitbekommt. Und dann habe ich mich in meinen Wagen gesetzt, der weder Airbag noch Katalysator hatte und bin losgefahren. Weiter als 100 Meter bin ich nicht gekommen, weil mein Verstand doch noch über die Verzweiflung gesiegt hat. Ich brauche meinen Führerschein für meinen Job, diesmal wäre die Arbeitslosigkeit definitv meine Schuld gewesen. Ausserdem wusste ich an dem Abend nicht, wie ich meinem Leben ein Ende setzen sollte. Ich hatte und habe Angst vor den Schmerzen und davor, es nicht "richtig" zu schaffen.
Der "Trigger" für den Abend war die Erkenntnis darüber, dass meine Frau sich hinter meinem Rücken während eines Wellnesswochenendes mit ihrer Internetbekanntschaft getroffen hatte und es dabei auch zum Austausch von Zärtlichkeiten gekommen war. Nein, ich glaube nicht, dass meine Frau mit ihm geschlafen hat.
Das schlimmste für mich waren die Lügen.
Bitte, in aller Offenheit: Ich beabsichtige wirklich nichts damit, wenn ich meiner Frau, die ich wirklich liebe, erzähle, wie es mir wirklich geht. Dieser Wunsch, lieber tot zu sein hat auch nichts damit zu tun, dass das Leben mit ihr und den Kindern für mich unerträglich wäre. Nein, das ist es wirklich nicht. Ich wünsche es mir nur so sehr. Andere wünschen sich einen Sechser im Lotto. Vielleicht ist das wirklich ein passender Vergleich. Einige wünschen sich einen Sechser im Lotto, spielen aber nicht. Und so ist es bei mir. Ich möchte gern tot sein, tue dafür aber nichts.
Aber egal, ich habe aus diesem Thread und aus den seeeeehr wenigen Worten, die ich am Wochenende mit meiner Frau gewechselt habe gelernt, dass ich nicht mehr sage, was ich fühle, sondern nur noch, was ich denke.
Als Suizidler würde ich niemals auf Verständnis für die geplante Tat hoffen.
Als Wünschender dachte ich, Verständnis zu bekommen.
Im Moment ist alles wieder "sch...e". Es ist weit nach MItternacht, ich muss "gleich" um 6 raus, kann aber nicht schlafen.
Vor vielen Jahren habe ich mal ein Gedicht geschrieben. Ich bekomme es nicht mehr komplett auf die Reihe. Aber es begann in etwas so:
"Leer ist mein Kopf, voll mit Gedanken.
Jedesmal, wenn ich einen Gedanken denken will,
flieht er, als wolle er nicht gedacht werden"
Ja, vielleicht sollte ich den Schritt tun, und mich auf eigene Beine stellen und meiner Umwelt nicht mehr zur Last fallen. Aber eben nicht durch Abwesenheit, sondern durch ein Sololeben.
Meine Frau hat mir gestern einen kleinen Anhänger geschenkt. Auf dem steht: "Ohne Dich ist alles doof"
Gruß
Tom