Dissoziation während der Therapiestunde

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Solage
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Beitrag Mi., 24.02.2016, 22:56

Hast Du das wirklich gewusst Landkärtchen?

Was macht denn das mit Dir? Fühlst Du Dich da unter Druck?
Du musst bei ihr etwas abliefern, dass...?

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Landkärtchen
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Beitrag Mi., 24.02.2016, 23:05

Ich wusste, dass es ein schmaler Grat ist auf dem wir unterwegs sind. Aber zu Beginn der Therapie wussten wir beide nicht was genau auf uns zukommt. Ich habe sie z.B. nicht gefragt, ob sie sich in Dissoziationen auskennt.
Mir geht es damit elend, denn unter Druck geht bei mir gar nichts. Ich muss dafür sorgen, dass ich in den Stunden nicht dissoziiere. Nun habe ich schon überlegt wie ich dahin bekommen könnte. Ganz sicher ist schon mal, dass ich Stunden absagen werde wenn ich im Vorfeld befürchten muss, dass ich mögliche Dissoziationen nicht kontrollieren kann. Dann schreibe ich mir die möglichen Auslöser auf. Einer sind Schmerzen. Mit Schmerzen (egal welcher Art) werde ich nicht mehr zur Therapie fahren. Das Risiko ist mir einfach zu hoch.
Blöd ist das und irgendwie könnte ich gerade nur noch weinen.
Zuletzt geändert von Landkärtchen am Mi., 24.02.2016, 23:11, insgesamt 1-mal geändert.
Was wäre das Leben, hätten wir nicht den Mut, etwas zu riskieren?

Vincent van Gogh


mio
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Beitrag Mi., 24.02.2016, 23:10

Landkärtchen hat geschrieben:Doch Solage, wenn ich die Dissoziationen zukünftig nicht beherrschen kann, beendet sie die Therapie. Sie meinte ich hätte von Beginn an gewusst, dass das eine Therapie auf einem Drahtseil wäre.
Puh, das ist heftig. Auch wenn es schon ein Stück weit stimmt: Mit einer (zu stark) dissoziierten Patientin lässt sich nicht gut arbeiten, therapeutisch. Nur: Hell? Wenn es so "easy" wäre, dann gäbe es wohl ein Problem weniger...

Für meine Begriffe sollte sowas angesprochen und geregelt werden, ohne Druck, aber möglichst transparent. Meine Thera hat zB. mal ein "Stopp" Signal mit mir vereinbart (mich nach einem "passenden" für mich gefragt) damit sie weiss, wann sie besser "aufhört" mit was. Das war was total "nonverbales", also was, was ich gerade noch so "instinktiv hinbekomme" bevor ich "vollständig" verschwinde ins Innere. Wir haben es dann komischerweise gar nicht so oft "gebraucht" bzw. vielleicht hab ich das auch oft gemacht ohne es zu merken? Vorgeworfen hat sie mir die Dissos auf alle Fälle nie, fände ich auch ein No-Go, sondern eher versucht mit mir gemeinsam nach einer Lösung dafür zu suchen, dass das weniger passiert (passieren MUSS). Vertrauen ist da schon ein ganz großer "Pfeiler" und der beinhaltet eben auch: Erlaubt ist was gebraucht wird gerade. Auch Dissos. Trotzdem sollte natürlich daran gearbeitet werden, dass sich das bessert, aber zu sagen: Das geht so nicht! fördert die Dissos meiner Meinung nach eher weil es immensen Druck erzeugt.



Landkärtchen
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Beitrag Mi., 24.02.2016, 23:19

Ich finde noch nicht einmal das ich stark und oft dissoziiere. Es passiert z.B. wenn ich mich trotz sprechen und mitteilen meiner Wahrnehmung nicht von ihr verstanden fühle.
Mio, da gibt es in meiner Therapie nichts mehr zu regeln bezüglich des Umgangs mit Dissoziationen. Ihre Ansage war klar und deutlich. Ich habe ihr mal vor längerer Zeit mitgeteilt was mir helfen könnte wenn ich in so einem Zustand gerate. Sie schrieb es sich auf, doch ich bin mir sicher, dass sie es nicht anwenden würde. Sie dissoziiert quasi meine Dissoziationen.
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Vincent van Gogh

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Speechless
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Beitrag Mi., 24.02.2016, 23:22

Das geht einfach gar nicht.. Ich bin immer wieder erschrocken, was manche Theras an ihre Patienten für Erwartungen stellen..das ist so hart und kalt. Wenn ich dran denke, wie meine Thera mich da sanft und liebevoll rausholt und ich überhaupt erst deshalb in der Lage war, das wirklich Schlimme zu erzählen, weil ich wusste, egal was in dem Moment mit mir passiert: sie ist da und lässt mich nicht alleine damit und holt mich da sogar noch raus.
Ich habe zum Bsp wirkliche Dissoziationen nie außerhalb der Therapie, weil dort einfach Dinge extrem getriggert werden. Aber das muss man doch gemeinsam aushalten und schaffen und überwinden.
Man kann doch nicht nur den perfekten, einfachen Patienten behandeln. Da scheint sie sich selbst ja nicht soviel zuzutrauen, deine Thera.
Und du bist blockiert, weil du wahrscheinlich nun immer vorher schon denkst "jetzt müssen wir das Thema abbrechen, sonst dissoziiere ich vllt" außerdem merkt man das ja meistens nicht unbedingt vorher, also ich merke es nicht immer.


Landkärtchen
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Beitrag Mi., 24.02.2016, 23:28

Speechless, genau so ist es. In bestimmten Situationen breche ich das Gespräch thematisch ab, weil ich Angst habe zu dissoziieren und weil ich weiß, dass sie das nicht möchte und die Therapie dann beendet. Ich habe mich oft unter Kontrolle und merke wenn es gefährlich wird, aber (leider) nicht immer.
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Speechless
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Beitrag Mi., 24.02.2016, 23:46

Da hilft leider nur das Ansprechen. Da würde ich mal nachfragen, wie sie sich das denn so gedacht hat, wenn ihr an wichtigen/schlimmen Themen dran seid? Oder ob sie das einfach auslassen möchte, weil das dann einfacher für sie ist. Natürlich nicht so provokant, aber das soll sie schon mal erklären, wie sie denkt, dass Therapie so funktioniert.

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lisbeth
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Beitrag Do., 25.02.2016, 10:11

Landkärtchen, die Haltung deiner Therapeutin finde ich schwer nachzuvollziehen.

Klar sind dissoziative Zustände im Alltag (und auch in der Therapiestunde) nicht richtig hilfreich. Aber das einfach zu verteufeln und Therapieabbruch anzudrohen bringt dich nicht weiter. Angst ist ein ganz, ganz schlechter Motivationsfaktor. Ist zwar oft auch wirksam, aber naja.

Mir war zum Anfang meiner Therapie zB überhaupt nicht klar dass ich dissoziiere in schwierigen Situationen. Als das dann immer deutlicher zutage trat, habe ich mich erstmal selbst ganz ordentlich dafür verurteilt und geschämt. Es ging dann auch ganz viel darum, dass das ein Coping-Mechanismus ist, den ich mir zugelegt habe. Über Jahre und Jahrzehnte. Das lässt sich mal nicht über Nacht abstellen. Und damals war das vielleicht eine der wenigen Möglichkeiten, mich zu schützen und mir selbst zu helfen. Von daher finde ich diese abwertende Haltung deiner Therapeutin schlichtweg schädlich und mir krampft sich da innerlich alles zusammen.

Mich würde das auch ziemlich verletzen. Klar will ich es irgendwann mal schaffen, bei Problemen und Konflikten nicht "abzutauchen" sondern präsent zu bleiben. Aber ich brauche dabei Hilfe und Unterstützung. Zum einen, um meine eigenen Mechanismen besser kennen zu lernen und auch um meine eigenen Strategien zu entwickeln und auszuprobieren, was in solchen Situationen hilft. Und das ist oft Trial and Error. Und dafür brauche ich auch die Therapeutin an meiner Seite.

Als klar wurde, dass ich einen ziemlichen Hang zum Dissoziieren habe, hat sie mich in solchen Situation ganz oft gefragt, was gerade los ist. Was ich denke/fühle, im Kopf aber auch körperlich. Wir haben ganz oft das Gespräch unterbrochen und sie hat mit mir Übungen gemacht um mich wieder auf den Boden zurückzuholen. Mit der Zeit passierte das dann nicht mehr ganz so oft. Ich habe es auch immer öfters selbst früh genug gemerkt. Und habe mit der Zeit es dann auch geschafft, sie um Hilfe zu bitten, wenn ich alleine nicht raus kam. Wir hatten ein Signal, ähnlich wie bei mio, und das hat für mich gut funktioniert.

Kannst du mit ihr nochmal drüber reden? Deutlich machen, dass du motiviert und willens bist, die Dissoziationen besser in den Griff zu bekommen, aber dass du ihre Hilfe und Unterstützung dabei brauchst? Und ihr vielleicht Vorschläge machst, wie sie dich unterstützen kann - ohne dass die alleinige Verantwortung bei ihr liegt. Wenn du jedesmal in der Stunde innerlich völlig verkrampfst, weil du Angst hast, wegzutauchen, dann ist in meinen Augen keine sinnvolle Arbeit miteinander mehr möglich.

Ist die Therapie bei dieser Therapeutin denn hilfreich für dich?

Erstmal liebe Grüße,
Lisbeth.

Edit:
Habe gerade erst deine Antwort weiter oben auf Mio gesehen:
Landkärtchen hat geschrieben:Ich finde noch nicht einmal das ich stark und oft dissoziiere. Es passiert z.B. wenn ich mich trotz sprechen und mitteilen meiner Wahrnehmung nicht von ihr verstanden fühle.
Mio, da gibt es in meiner Therapie nichts mehr zu regeln bezüglich des Umgangs mit Dissoziationen. Ihre Ansage war klar und deutlich. Ich habe ihr mal vor längerer Zeit mitgeteilt was mir helfen könnte wenn ich in so einem Zustand gerate. Sie schrieb es sich auf, doch ich bin mir sicher, dass sie es nicht anwenden würde. Sie dissoziiert quasi meine Dissoziationen.
Damit erübrigen sich wohl meine Fragen...
Das tut mir Leid.
Für mich ist es elementar, dass ich bei meiner Therapeutin auch erstmal den IST-Zustand vergegenwärtigen kann. Um mich dann auf den Weg zur Veränderung zu machen. Mit Druck funktioniert bei mir gar nix. Im Gegenteil. Das verstärkt dann alles noch.

Mich überrascht es daher auch nicht, dass du vor allem dissoziierst, wenn du dich nicht verstanden fühlst. Weil sie dann deine Wahrnehmung, deine Bedürfnisse usw. entwertet und sie ignoriert. Und wenn das dann in eine Kerbe haut, die ohnehin schon vorhanden ist... Ist das hilfreiches therapeutisches Vorgehen?
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott

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stern
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Beitrag Do., 25.02.2016, 10:45

Landkärtchen hat geschrieben:Sollte ich merken das ich zu dissoziieren beginne, dann sollte ich das sogleich ansprechen und dann sprechen wir darüber warum ich es tue.
wobei zumindest das entgegenkommend wirkt. Vielleicht würde ihr das ja schon ausreichen?

Persönlich kenne ich es aber nur, dass ausnahmslos jeder Therapeut (auch) im Blick hatte, das ich (möglichst) nicht in bestimmte Verfassungen komme... finde ich grds. gut, passt mir aber insofern nicht so gut, wenn ich das Gefühl habe, dass das zu vorauseilend ist (selbst wenn es "technisch richtig" sein sollte)

Ich denke aber schon, dass man den Patienten dazu auch mit ins Boot holen muss... denn sonst könnte es (auch je nach Patient) darauf hinauslaufen zu sagen: Ich musste schon wieder dissoziieren... sie hätten besser aufpassen müssen. Also dass der Therapeut verantwortlich gemacht wird. Dass es der Patient ganz alleine können muss: Na ja, für was bräuchte es dann Therapie, wenn es so einfach wäre. Vielleicht hat sie auch eine andere therapeutische Haltung... dass eine hohe Dissoziationsneigung erschwert, ist klar.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
«

(alte Weisheit)


Landkärtchen
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Beitrag Mo., 29.02.2016, 18:38

Stern, lisbeth und Speechless,

vielen Dank für eure Beiträge.

Letzten Donnerstag habe ich das Thema Dissoziationen nochmal in der Therapiestunde angesprochen. Ich teilte ihr mit, wie es mir damit geht die Verantwortung dafür zu tragen hier nicht zu dissoziieren. Das ich bestimmte Themen nicht anspreche oder vertiefe, weil ich Angst habe zu dissoziieren. Sie hörte zu, nickte ... und schwieg. Da kommst nichts von ihr. Keine Idee wie wir in der Therapie damit umgehen könnten. Und ich? Ich bin dann immer so von ihrem Schweigen geplättet, dass ich nicht mehr weiter fragen kann.

Ich sagte das ich mit Angst in die Therapiestunden gehe. Das ich vor jeder Stunde meine Notfalltropfen nehmen muss. "Vor was haben Sie Angst? Wie interpretieren sie das?" "Ich habe Angst, dass sie mich nicht verstehen und dadurch die therapeutische Beziehung noch angespannter wird. Ich habe Angst davor zu dissoziieren und da nicht wieder alleine raus zu kommen. Ich habe Angst vor meinen frühkindlichen Bildern, die immer konkreter und grausamer werden. Das ich nicht weiß wie ich mit diesen umgehen / leben kann." Sie griff das Thema meine Bilder auf. Sie fragte ganz konkret nach ihnen und mir ging es von Minute zu Minute beim Schildern schlechter. Angst und Panik machte sich breit. Ich sagte, dass ich Angst habe mit diesen Bildern in den nächsten Tagen alleine zu sein. Alles ist offen. Sie schwieg. Ich sagte, dass ich zwar weiß, dass die Erinnerungen ganz alt sind, dass es vorbei ist, aber mich es entsetzt das so etwas passierte, das so mit mir als Kind umgegangen wurde. Dass das Entsetzen mich fertig macht. Sie schwieg.
Die Stunde war um, und in meiner großen Not fragte ich sie, ob es eine Möglichkeit gibt vor der nächsten Stunde zu kommen. Nein. Ich sprach ihr mittags auf den AB. Das ich die Bilder nicht mehr aus meinem Kopf bekomme. Panik. Keine Reaktion. Am Abend hatte ich den Verkehrsunfall. Mir hat ein Autofahrer die Vorfahrt genommen und ich konnte nicht mehr rechtzeitig bremsen. Am Samstag sagte ich aus dem Krankenhaus die nächsten Stunden ab. Das ich einen Motorradunfall hatte, kurz mit welchen Verletzungen und das mir der Schreck in allen Gliedern sitzt. Heute bekam ich eine mail. "Liebe Frau YXZ, gute Besserung. Grüße von XYZ".

Gibt es Therapeuten mit Empathiemangel?

Ein Spruch von meinem Hausarzt: "ein Therapeut, zu dem sie kein Vertrauen haben, kann sie nie dahin begleiten wo der Schmerzpunkt sitzt."
Ein weiterer: "es ist meine Aufgabe als Arzt dafür zu sorgen, dass der Patient mir vertrauen kann, und das bedeutet, genau das herauszufinden was er dafür braucht."
Was wäre das Leben, hätten wir nicht den Mut, etwas zu riskieren?

Vincent van Gogh


Speechless
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Beitrag Mo., 29.02.2016, 19:00

Wow Landkärtchem, das tut mir sehr Leid und den Satz deines Hausarztes finde ich sehr wertvoll und trifft auch mich vollkommen zu.

Ist das eine Analyse oder was soll das ständige Schweigen? Eine Analyse ist ja nicht stabilisierend, vllt will sie da gerade extrem an ihrem Schema festhalten und bloß nicht helfen, dass du stabil wirst.

Ich weiß zu wenig über diese Therapieform um das beurteilen zu können, ob das therapeutisch sinnvoll ist. Was ich aber nach dem, was ich im Forum so erfahren habe sicher sagen kann ist, dass in jeder Therapieform zumindest über die Bedürfnisse gesprochen werden soll und du dich damit angenommen fühlen kannst. Ein reines nein ohne Begründung auf einen weiteren Termin finde ich schon auch sehr kalt und emphatielos und das nicht reagieren auf deinen Hilferuf auf dem AB auch sehr grenzwertig. Für mich wäre das nichts. Habt ihr Absprachen in Bezug auf melden?

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lisbeth
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Beitrag Mo., 29.02.2016, 19:47

Landkärtchen, das ist ja total heftig.
Bist du noch im KH? Oder schon wieder zuhause? Ich hoffe, dass du dich zumindest körperlich schnell von den Unfallfolgen und Verletzungen erholst. Mental kann ich mir vorstellen, dass dich das noch eine ganze Weile begleiten kann...

Welche Art von Therapie machst du denn? Und bist du bei dieser Therapeutin schon lange? Hat sie einen Trauma-Schwerpunkt?
Das hört sich für mich regelrecht retraumatisierend an in dem Sinne, dass sie dich mit den Flashbacks und dem Wiedererleben der frühen Gefühle komplett alleine lässt. Wie soll das helfen?

Weil du davon redest, dass du Angst hast, dass die therapeutische Beziehung *noch* angespannter wird: Ist das Verhältnis zu ihr vor allem wegen dieses Themas angespannt oder gibt es noch andere Punkte, wo ihr nicht zusammenkommt?
Landkärtchen hat geschrieben: Gibt es Therapeuten mit Empathiemangel?

Ein Spruch von meinem Hausarzt: "ein Therapeut, zu dem sie kein Vertrauen haben, kann sie nie dahin begleiten wo der Schmerzpunkt sitzt."
Ein weiterer: "es ist meine Aufgabe als Arzt dafür zu sorgen, dass der Patient mir vertrauen kann, und das bedeutet, genau das herauszufinden was er dafür braucht."
Wenn ich mir anschaue, wie deine Therapeutin unterwegs ist, dann lautet meine Antwort ganz eindeutig ja. Dein Hausarzt dagegen scheint ja ganz ohne Psycho-Ausbildung 1000x mehr Durchblick zu haben als deine Psychotherapeutin...

Es tut mir Leid dass du da so leiden musst und von ihr nicht die Unterstützung bekommst die du aktuell brauchst. Mich würde auch interessieren, ob ihr - so ganz unabhängig vom Dissoziationsthema - zu Beginn der Therapie mal darüber geredet habt, welche Formen von Unterstützung außerhalb der Stunden möglich sind und in welchem Rahmen.

Herzliche Grüße, Lisbeth
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― Anne Lamott


Landkärtchen
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Beitrag Mo., 29.02.2016, 19:53

Ja, wir haben Absprachen: "Frau Landkärtchen, ich bin für sie da. Im Notfall können sie mich anrufen und mir eine Nachricht auf den AB sprechen". Das letzte Mal tat ich das im September 2015. Rückruf im Durchschnitt nach zwei Tagen. Diesmal sprach ich ihr am Donnerstag nachmittags verzweifelt auf den AB und erhielt heute um 14 Uhr eine e-mail als Antwort.

Mag sein, dass sie bewusst für keine Stabilität sorgt. Das das nicht zu ihrer therapeutischen Arbeitsweise gehört. Doch mich so offen nach einer Stunde zu entlassen in der ich sie am Ende um Unterstützung bat, in der ich ihr meine Angst vor den nächsten Tagen schilderte, und mit dem Wissen, dass sie mir verboten hat weitere Unterstützung in Anspruch zu nehmen (weil sie vermutet, dass ich Dinge aus der Therapie in diese Gesprächen auslagere) ... das grenzt für mich an Fahrlässigkeit. Es gab für mich einen ganz magischer Moment in der letzten Stunde: als ich all meinen Mut zusammen nahm und sie um eine vorzeitige Stunde bat. Es fiel mir so schwer sie darum zu bitten, insbesondere weil ich vor drei Wochen diesen Wutanfall ihr gegenüber hatte indem ich all meine aufgestaute Wut ihr schreiend an den Kopf warf. In diesem Moment der großen Not verlor ich meine innere Würde. Ich kam mir vor wie ein bettelnder Hund. NIE WIEDER WILL ICH DAS FÜHLEN MÜSSEN! NIE WIEDER!

Mein Bedürfnis nach Sicherheit und Halt, um mich ihr gegenüber öffenen zu können, habe ich schon mehrfach angesprochen. Doch auch da sagte sie, dass sie das überrascht ist, dass ich dies immer noch nicht spüre bei dem was sie mir gibt. Als ich ihr sagte, dass das was sie mir gibt anscheinend nicht das ist was mir Sicherheit vermittelt, schwieg sie wieder.
Was wäre das Leben, hätten wir nicht den Mut, etwas zu riskieren?

Vincent van Gogh


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Beitrag Mo., 29.02.2016, 20:08

Inkonsequent ist sie also auch noch. Tagelanges nicht zurück melden, obwohl du dich melden darfst. Da bist du echt in einer blöden Situation.

Es ist weder würdelos noch schwach, seine Bedürfnisse auszusprechen. Das hast du gut gemacht, schade, dass deine Thera nicht in der Lage war, angemessen darauf zu reagieren. Denn genau darum geht es doch in einer Therapie: dass mit den Bedürfnissen behutsam und sanft umgegangen wird, damit man überhaupt zu dem Punkt kommt, diese jemals mal äußern zu wollen.


Darksheep
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Beitrag Mo., 29.02.2016, 20:19

Speechless hat geschrieben: Eine Analyse ist ja nicht stabilisierend
ich mache eine Analyse und finde sie extrem stabilisierend

zum Thema: ich hatte das selbe Problem, ich liege auf der Couch und dann geht es los. Ich fallsin eine Disso. Meine Analytikerin und ich haben es jetzt so ausgemacht, dass ich dann von der Couch aufstehe und mich vor sie hinsetze. Sie beruhigt mich dann extrem mit warmen Worten was mir unheimlich gut tut....
und ja, auch ich finde dass manche Therapeuten da extrem Gefühlskalt mit umgehen. Das ist unmöglich...Ich denke das an dieser Stelle vielleicht manche Therapeuten überfordert scheinen und hilflos wirken, was natürlich nicht den Umgang damit entschuldigt
Und dann wird man erwachsen, um festzustellen, dass Gerechtigkeit genauso real ist wie Feen ,Einhörner und Zwerge

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