Hallo Kamikatze,
kamikatze hat geschrieben:
Narzisstenlike: gell marsil, den groove haben wir N. recht gut drauf; ich mein: die welt ist selbst schuld, wenn sie auf unsere cleverness reinfallen "nööbingarnidnarzisstisch"
Hehe, oh ja. Ich glaub so ne Art bittersüßen Triumph hab ich öfters
gefeiert. Wurde bei mir aber ab nem bestimmten Zeitpunkt sinnlos...
Brauchte in meinen "hilflosen" Phasen ja jemanden, der mein Super-Ego
wieder aufpäppelte (in ganz "tollen", sehr männlich-narzisstischen Zeiten
gelang mir das auch schon mal in Pipi-Langstrumpf-Manier, d.h. mir die
Welt so zurechtmalend, dass ich unschuldig, und die widrigen Umstände
bzw. alle anderen schuld waren...). Irgendwann war ich aber tatsächlich
mal so hilflos, dass ich mir Hilfe von außen wünschte. Und da war dann
dank meiner Cleverness niemand mehr, der mich aufpäppeln wollte.
So betrachtet führte meine Ausprägung des Narzissmus wohl zwangs-
läufig zu einem toten Punkt, wo es einfach nicht mehr "weiter so" ging.
Das ist vermutlich nicht bei allen Ausprägungen so. (wodurch sollte z.B.
ein lupenrein männl. Narzissmus zu Fall zu bringen sein, wenn der Narzisst
seine Fehler immer wieder durch die Fehler seiner Umwelt erklären, und
daran auch noch in aller Seelenruhe glauben kann?)
kamikatze hat geschrieben:
Ich kenne das so: In der Therapie meinte der Fritze auch immer sinngemäss, dass er das Gefühl hat, dass Komplimente bei mir schlicht und einfach nicht ankommen. Stimmt auch.
Hm, ich hab Anerkennung immer schön von der Hochachtung für den
Menschen an sich oder gar Liebe im eigentlichen Sinn getrennt. Ich konnte
zwar immer schön über Liebe und positive Menschenbilder parlieren, aber
im Grunde kam bedingungslose Liebe in meinem System nicht vor, durfte
nicht vorkommen (das könnte ja an etwas rühren...), und dort, wo sie mir
tatsächlich konkret, und nicht als intellektuelles Konstrukt begegnete, hab
ich mich beizeiten darum bemüht, ihr auszuweichen, sie als falsch zu ent-
larven und/oder zu zerstören. Und zwar am besten so, dass derjenige, der
mir bedingungslose Liebe entgegenbrachte und nicht einfach davonging,
sich gezwungen sah, meine Sichtweise zu übernehmen. Ist das nicht auch
ein schöner Triumph?
Anders gefragt: kannst du die Komplimente deines Theras vielleicht des-
halb nicht annehmen, weil Du spüst, dass sie eben keine Anerkennungen
sind, die Du dir nach *deinen* Maßstäben verdient hast und verwerten
kannst, sondern einfach Komplimente ohne Vorbedingungen oder Hinter-
gedanken, die also deinen Selbstwert stärken könnten? Wogegen sich
dann dein Widerstand richtest? So hätte ich wohl auf Therapeuten-Kom-
plimente reagiert... wenn mir denn einer Komplimente gemacht hätte.
kamikatze hat geschrieben:
frage(n) beantwortet?
Soweit ich das will, vorerst, ja. Kannst ja weiterbohren, wenn Du magst.
Wenn Du nach meinem *jetzigen* aktiven "Größenwahn" fragst: den hab
ich hoffentlich weitgehend abgelegt. Zumindest hetz' ich jetzt nicht mehr
jedem bisschen Anerkennung hinterher oder erwarte, dass man mir immer
mehr davon gibt.
Das Lästige ist aber, dass sich narzisstische, un-selbstwertige Verhaltens-
weisen über die Jahre in so vielen Bereichen meines Lebens eingenistet
haben, dass ich, obwohl ich meinen neuen Kurs in einigen Bereichen schon
ganz gut umsetze, und dort tatsächlich mehr "echtes" Selbstbewusstsein
entwickle, in anderen Bereichen immer wieder unvermittelt auf "Altlasten"
stoße. Von diesen lassen sich dann einige ohne allzu große Mühe abstreifen,
dafür sind andere umso hartnäckiger. Und manche Verhaltensweisen, die
ich schon längst "erledigt" glaubte, melden sich nach ner gewissen Zeit
wieder, z.B. unter Stress, wenn die Hürde etwas höher liegt als sonst,
oder wenn ich die Zügel schleifen lasse. Deshalb kommen mir ja hin und
wieder leichte Zweifel.
Allerdings glaube ich nicht, dass mir der Selbstwert, den ich inzwischen
entwickelt habe, noch einmal verlorengeht. So bleibt es denn bei einem
halb genervten "wie lange muss ich wohl noch an mir arbeiten..." - was
ich im Vergleich zur "Vertreibung von der Tollwiese" als klare Verbesserung
empfinde.
(hehe, obwohl: ein bisserl Wehmut, dass ich nur einen kleinen Teil der
äußeren Erfolge meiner Narzisstenzeit in die Gegenwart herüberretten
konnte, ist schon dabei. Es war nicht alles schlecht im Narzissmus, z.B.
das Gehalt. *5€ ins PTF-Schweinderl zahl*)
LG, Marsil