Den Therapeuten zu etwas 'zwingen' wollen...

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

montagne
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Beitrag Do., 24.06.2010, 12:58

@kindl und Violetta: In der Stadt, in der ich wohne ist die Versorgungslage mit Therapieplätzen ziemlich gut, aber selbst hier hat ein Therapeut keine Schwierigkeiten seinen Terminkalender und ergo Konto voll zu kriegen. Warum sollter er also bewusst solche Spielchen treiben, wenn er es einfacher haben könnte. Wenn er seine Kohle bequemer scheffeln könnte. Klar, richtig schwarze Schafe gibt es überall, auch unter Therapeuten.
Und was es sicher auch gibt, ist eine unbewusste Geschichte, ein blinder Fleck beim Therapeuten, so zu agieren, das der Klient sich rausgeekelt fühlt.
Würde ein Therapeut vermutlich niemals tun, da das ja ein Eingeständnis des eigenen Versagens wäre.
Niemals finde ich ein ziemlich starkes Wort, das vllt. nicht ganz auf festem Boden steht. Es gibt ganz sicher Menschen und darunter auch Therapeuten die nie im Leben einen Fehler eingestehen können, weil sie sich nicht adäqat mit ihren eigenen Grenzen, Machbarkeitsgrenzen auseinandergesetzt haben, es nicht können. Weil für sie ein Fehler eine grandiose, verfolgungswürdige Verfehlung ist, die unbedingt schwerst geahndet werden muss. Wer so denkt, fühlt, kann nichts eingestehen, ist klar. Denke aber das ist nicht die Mehrheit.
Die haben bestimmt genug Leute auf ihrer Warteliste, aber vielleicht wäre das gegen irgendwelche
therapeutischen Prinzipien,ich weiß es nicht.
Ich habe es so erlebt, das es offen kommuniziert wird, wenn der Gedanke besteht der Klientin, mir, nicht gut genug helfen zu können. und zwar in einer weise, die deutlich macht, das es nicht meine Schuld ist, nicht an meiner schweren Pathologie liegt oder daran das ich ein A.rsch bin.
Das ist natürlich dünnes Eis, denn der Klient, der in seinem Leben schon mehr als genug zurückweisungen erlebt hat, vllt. auch das Erzeihungsberechtigte überfordert waren, bezieht das dann vllt. doch auf sich. das ist sicher ein unauflösbares Dilemma. Aber es wäre ja kaum verantwortlungsvoller einen Klienten zu behandeln, bei dem sich der Therapeut ständig hilf- und ratlos fühlt.
In meinem Fall hat diese Offenheit über Ratlosigkeit, aber auch über einfach andere Möglichkeiten zu einem Weiterschreiten in der Therapie geführt. Zu einer Entwicklung in mir, zu einer für mich fruchtbares Auseinandersetzung mit Machbarkeitsgrenzen, mit meinen Grenzen. Bezogen auf die Therapie, aber auch bezogen auf meinen alltäglichen Lebensvollzug, meine Tätigkeit, in der Begrenzung eine enorm wichtige Rolle spielt.
amor fati

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Beitrag Do., 24.06.2010, 13:00

HILFE! Ich komme so ja mit dem Antworten gar nicht nach, wenn ihr so viel fragt und schreibt.............................



Danke!
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Beitrag Do., 24.06.2010, 13:10

medusa52 hat geschrieben: Wie schnell kann mit einem verstehenden Lächeln der Bann des eisigen Schweigens gebrochen werden. Und umgekehrt- wie schnell kann bei gegenseitigem Missverstehen ein eisiges Schweigen aufkommen. Während meiner Therapie war das einem steten Wechsel unterworten.

In unseren Begegnungen mit andern Menschen spielt soviel an Non-verbalem eine wichtige Rolle, dass oft nur die Beteiligten erahnen können, was abgeht......
Liebe Medusa,

das Überraschende ist ja, dass das Nonverbale in der analytischen Situation auf ein ziemlich unalltägliches Minimum künstlich reduziert wird. Ich sehe ja sein Lächeln nicht oder sein Nichtlächeln während der Sitzung. Ich höre schon durchaus die Veränderungen in seinem Tonfall oder seine Bewegungen oder ob er während eines Satzes lächelt, aber ich sehe nichts von alldem.

Und da ist dann tatsächlich viiiiiiiiel Raum für Projektionen...........
Und so wie ich es verstanden habe, soll es ja auch genau so sein. Der Analytiker prüft, welche meiner Projektionen stimmen und welche nicht, weil er sich selbst gut kennt und selbst analysiert wurde und weil er seine "Gegenübertragung" stetig reflektiert und mit meinen Projektionen / Wahrnehmungen über unser Beziehungsgeschehen vergleicht / abgleicht.
So kommen zumindest mein Analytiker und ich auf eine Spur, wo ich projeziere / Übertragungen am Laufen habe, ihm Dinge unterstelle, die eigentlich alten Beziehungspersonen (Eltern etc.) gelten und wo ich tatsächlich ihn meine, er Auslöser ist.

Für mich liegt hier eine riesige Chance, meine Selbsttäuschungen und vielfältigen Projektionen auf andere besser zu verstehen und in den Griff zu bekommen. Und hier habe ich massive Probleme......

Medusa, lass dich kurz drücken. Es tut immer gut zu hören, dass andere auf dieser therapeutischen Reise unterwegs waren und mit Wärme darauf zurückblicken!!!!!!!!!!!

LG deine freistil
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Beitrag Do., 24.06.2010, 13:15

Liebe MüKi,
Hm, das "den Therapeuten zu etwas zwingen wollen" passiert doch aus schierer emotionaler Not....

Was soll es denn helfen, jemanden der in emotionaler Not ist vor eine Wand laufen zu lassen um ihn noch mehr in die Not zu treiben? Das soll Therapie sein? Also sorry, dafür würde ich auf keinen Fall auch noch Geld ausgeben.
Ja, genau um diesem Punkt dreht sich einer der Kämpfe zwischen meinem Analytiker und mir. Aber dazu habe ich ja schon eine Menge geschrieben nun. Ich habe dazu oben den Vergleich mit dem Schwimmerlernen gebracht. Mein Vertrauen wird zerstört, wenn er zulange wartet, bis er eingreift, wenn ich am Rudern und Ertrinken bin. Massiv zerstört.
Aber wenn er wie eine Mutter, die ihrem Kind nichts zutraut, immer sofort bei jedem ersten Pieps zu Hilfe eilen würde, dann würde ich es nie lernen und gar kein Selbstvertrauen entwickeln.

Und hier müssen er und ich wohl noch die richtige Balance für unsere therapeutische Beziehung herausfinden, erringen, erkämpfen.

Wenn ich wütend bin, denke ich das, was du schreibst. Wenn ich emotional einigermaßen im Lot bin, sehe ich, dass er eigentlich da ist, mir Schwimmflügel angezogen hat, nur sehe ich sie nicht, wenn ich Ansgt habe...........
Wenn das Herz denken könnte, stünde es still. (Pessoa)

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Beitrag Do., 24.06.2010, 13:21

Liebe Violetta,
ich würde die Stundenzahl auf 2x die Woche reduzieren und von den ersparten 320 Euro im Monat mir ein schönes Leben machen!
Das würde MIR nicht reichen, damit ich auch nur ansatzweise in eine echte tiefe Beziehung mit meinem Therapeuten komme, was an meiner Grundproblematik liegt. Ein schönes Leben von 320,- Euro mehr pro Woche, das wäre natürlich was. Aber ich könnte / kann mein Leben leider nicht genügend genießen. Deswegen mache ich ja Therapie. Also ist das Geld gut investiert, für die Entwicklung der Fähigkeit zum Lebensgenuss.......... Vielleicht hab ich das Geld dann mal in ein zwei jahren für mich und werde mir dann, so schreib ich mir jetzt feste ins Hirn, wirklich was Grooooßes und Schönes gönnen davon!!!!

Die Hoffnung darauf habe ich jedenfalls noch nicht aufgegeben, trotz einer Vielzahl von depressiven Löchern...........
LG f
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Beitrag Do., 24.06.2010, 13:27

Die Diskussion, die sich hier zur Frage entspannt hat, welche Anzeichen dafür sprechen, dass ein Therapeut einen Patienten loswerden will, ist tatsächlich nicht meine Diskussion und ich gehe hier auch jetzt nur kurz darauf ein.

- Ich denke, dass ein Therapeut seinem Patienten deutlich machen wird, wenn er "ihn loswerden will". Zumindest die Therapeuten, die über die Krankenkasse abrechnen, denn bei denen ist (zumindest hier in Deutschland) die Warteliste eeeeeewig lang. Die haben keine Probleme, SOFORT neue Patienten zu bekommen, wenn sie wollen. Die kommunizieren das deutlich, wenngleich hoffentlich rücksichtsvoll.

- Mein Thera will mich tatsächlich NICHT loswerden, sondern engagiert sich extrem für mich INNERHALB der Analysestunden. Ganz im Gegenteil hat er mir mehrere Vorschläge gemacht, wie wir die Analyse ein wenig in die Länge ziehen können, damit ich von meiner riesigen Angst etwas befreit wurde, dass er nicht lange genug für mich da sein würde. Er hat schon viel dafür getan, meine extremen (borderlinetypischen) Verlassensängste zu beruhigen, zu entlarven, zu widerlegen....

Insofern bitte diese Diskussion irgendwo in einem eigenen Thread führen, da es mir hier in meinem Thema sonst zu unübersichtlich wird........
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carö
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Beitrag Do., 24.06.2010, 13:38

liebe freistil,
Und hier müssen er und ich wohl noch die richtige Balance für unsere therapeutische Beziehung herausfinden, erringen, erkämpfen.
ja und ich denke, dass das ein stetes ringen darum sein wird. zumindest habe ich es nicht erlebt, dass endgültige ruhe einkehrt... dass es ruhiger und ausgeglichener wird, schon. und auch, dass der eigene raum und auch der des therapeuten größer wird, die dinge zu verstehen und aus diesem verstehen heraus auch dem klienten/patienten zu helfen, andere/ mehr möglichkeiten zu entwickeln als die alten destruktiven muster, um mit schwierigen situationen umzugehen.

ich denke zu einem wirklich fruchtbaren austausch gehört auch dazu sich zugestehen zu können, eben nicht immer den überblick zu haben..also ich meine damit auch den therapeuten. gemeinsam auch mal eine zeit im sumpf zu verbringen und da gemeinsam hindurch zu waten... sich wirklich zu berühren geht glaube ich nicht, wenn einer nur von einer "übersichtsrolle" aus agiert/argumentiert. der therapeut ist eben keine analytikermaschine, die immer und überall den überblick hat...

mir hats gut getan, als ich das endlich anfing zu verstehen...

LG
carö
Zuletzt geändert von carö am Do., 24.06.2010, 13:45, insgesamt 2-mal geändert.
Es ist krass, was man erreichen kann, wenn man sich traut. (Aya Jaff)

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Beitrag Do., 24.06.2010, 13:39

Liebe Metro,

tja, der Hype um den Umzug in sein Arbeitszimmer......... Das ist auch für mich nicht so richtig zu verstehen. Ich versuchs mal...

- Ich war, als er mich plötzlich einlud, in sein Büro statt ins Analysezimmer zu gehen wegen des Baustellenlärms, extrem irritiert. ICH hatte das Gefühl, in sein Privates / Verbotenes vorzudringen, wenngleich dazu eingeladen. Warum ich da so sensibel reagierte, das weiß ich selbst nicht so genau und habe es vielleicht auch noch nicht genug mit ihm thematisiert.

- Fakt ist, in seinem Büro waren dann auch eine Menge Spuren, die Rückschlüsse auf ihn als Privatperson zuließen (Plakate von Ausstellungsbesuchen, ein Bild, auf dem sich ein Mann und eine Frau küssen, eine Menge Bücher, ein kleines Klavier etc. pp.). Ich merkte sofort, dass diese Informationen über ihn als Privatmenschen mich einfach nichts angehen und nicht in unsere Analyse gehören! Das war einfach meine innere spontane Reaktion auf diesen Umzug, ob ich will oder nicht.

- Fakt ist, dass er (wie er mir am Dienstag sagte) wegen bestimmter Reaktionen von Patienten wieder zurückgezogen ist und die Analyse in seinem Arbeitszimmer eine "absolute Notlösung" war. Weshalb das Private der Anayltikerperson so schützenswert ist, da kann man ja verschiedene Antworten darauf geben, und da hast doch auch du selbst in deinen eigenen Threads auch schon manches dazu geschrieben. Von entdeckten Fotos im Internet bis zur Verfolgung, wo der Anayltiker wohnt....
Ich denke, zu viel vom Analytiker zu wissen, unterwandert die Übertragungsfähigkeit. Es würde zunehmend schwieriger, meine falschen / Muster-Projektionen klar herauszufinden.

- Außerdem hat er ein RECHT darauf, alles, was sein Privatleben betrifft, NICHT mit seinen Patienten zu teilen. So wie ich dieses Recht habe und auch jeder andere. Und das Arbeitszimmer war eben nicht für die Analyse gedacht, und es lassen sich eben nicht alle privaten Spuren mal so eben mit wenig Aufwand einfach verdecken, ins andere Zimmer tragen etc.

Mir hat vorhin der Artikel von Erdbeermütze extrem geholfen, meine Reaktionen auf die Veränderungen des Raums zu verstehen..... Hast du das mal durchgelesen?
http://www.lptw.de/archiv/vortrag/2006/guderian.pdf
Ich finde mich in diesen Beschreibungen unendlich gut getroffen, habe aber nach der Beschreibung des Raums 2 nicht weitergelesen, um mir noch die Spannung zu lassen, wohin mich MEINE Analyse letztlich individuell führen wird.

Ganz liebe Grüße,
f
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Beitrag Do., 24.06.2010, 13:58

Liebe Sandy,
SandyZ. hat geschrieben: Ich bin aus purem Eigeninteresse an einer Aussage von dir hängengeblieben:
- Ich habe versucht, ihn dazu zu benutzen (!), meine Emotionen reguliert zu bekommen. Und ich tue das auch in meinen Partnerschaften oder engen Freundschaften. Ich spanne Menschen ein, meine Emotionen an meinerstatt zu empfinden und auszuagieren.
Das was du beschreibst ähnelt den Definitionen von "projektiver Identifizierung", die für Borderline-Erkrankungen typisch sind. Abgespaltene Anteile werden nach außen auf ein Gegenüber projiziert, der diese dann unbewusst ausagiert oder eben nicht.
Du regulierst deine Emotionen also darüber, dass du bestimmte Gefühle von dir abspaltest.

Ich bin häufig eine, die solche abgespaltenen Emotionen anderer leider viel zu bereitwillig aufnimmt (will's allen recht machen). Mich würde interessieren, wie dein Thera es deiner Meinung nach geschafft hat, sich nicht "anstecken" zu lassen. Nur wenn du möchtest.
Danke für dein Eigeninteresse!

Ich versuche mal, etwas darauf zu antworten...

- Ich selbst habe mich mal als Boderline-Fall selbstdiagnostiziert. Obs stimmt, hat mir noch kein Arzt bestätigt. Mein Analytiker jedenfalls scheint nichts von klaren Diagnosen zu halten bzw. er kommuniziert zumindest nichts darüber in meine Richtung. Dennoch: Das was ich bisher gelesen habe über Boderline, ich denke vieles trifft auf mich zu.

- Die Sache mit der "projektiven Identifizierung"... Ich kenne mich nicht genügend damit aus, aber vielleicht ist es das, was ich hier tue.

- Mein Thera ist letztlich aus der Situation herausgetreten, indem er sanft (!) und einfühlsam auf mich einging und empathisch auf mich reagiert hat. Der Schlüsselsatz, der mich innerhalb einer Sekunde entwaffnete und zutiefst berührte, war, als er plötzlich mit ganz viel Wärme und ohne Vorwurf in der Stimme sagte: "Sie sind jemand, der anfängt, um sich zu schlagen, wenn Sie Angst haben. Und jetzt haben Sie noch viel mehr Angst, dass sie durch ihr aggressives Verhalten unsere Beziehung zerstört haben könnten. Aber das haben Sie nicht, Frau X."

Das war soooooo entwaffnend!!!! Und es war so lieb, und so richtig!!!!!!!!!!!!!!

- Wahrscheinlich hilft dir das nicht viel. Vielleicht ist das, was ich tue, auch gar keine projektive Identifizierung. (?) Aber geholfen hat in unserer Situation, dass er mich einfach zutiefst verstanden hat. Aber das gibts in Alltagssituationen so ja nicht so oft. Und man hat ja in der regel auch keine Kraft, ALLE Menschen in der Tiefe zu verstehen..... Und will man das? Kann man das?

- Wenn er nur mein Muster erfüllt hätte, also sich projektiv "infizieren" hätte lassen, hätte er wütend reagiert, zurückgeschossen, mich kleingemacht. Das wollte ich eigentlich haben. Ich sehnte mich nach seiner Wut................ Er hat am Montag hier und da die Kontrolle verloren und geschossen. Aber weil er das merkte, hat er sich dann ins Schweigen zurückgezogen und genug damit zu schaffen gehabt, seine eigenen Emotionen zu regulieren (so sagte er hinterher erklärend).
Er hat also nicht einfach meine Emotionen so reguliert, wie ich es anzielte. Dann hätte er mich destruktiv behandeln müssen. Nein, er hat endlich die Angst hinter meinen Angriffen wahrgenommen und ausgesprochen.
Aber so kann man ja im Alltag nicht in der Regel mit fremden Mitmenschen umgehen. Insofern hilft es dir wahrscheinlich nicht so recht.

Was meinst du?
LG
f
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Beitrag Do., 24.06.2010, 14:18

Liebe Erdbeermütze,


nein, das war absolut ÜBERHAUPT NICHT daneben, was du geschrieben hast!!! Dieser Text "Von der Couch zum Tanz" trifft genau ins Schwarze und ich habe gerade, als ich ihn gelesen habe, eine Menge kapiert, was da mit mir los ist während der ganzen Raumveränderungen.

Ich würde definitiv unterschreiben können, dass ich "im Raum 2" bin. Kürzlich habe ich mich selbst ja noch gefragt, weshalb ich so heftig reagiere auf die Umzüge. Ich kenne mich so gar nicht, sondern eher als "Raum 1 - Typ". Und so hatte meine Analyse auch mal angefangen.
Ich habe jetzt lieber mal nicht weitergelesen als Raum2, weil ich mich nicht durch den Text beeinflussen lassen will zu sehr in meinem individuellen Weitergehen in der Therapie. Bin da anfällig, Gelesenes zu reproduzieren bzw. zu inszenieren...

Aber das war jetzt enorm hilfreich. Ich habe mich wirklich in eine Art Symbiose mit meinem Therapeuten bzw. dem Raum / Setting hineinverlagert. Das fühlt sich allerdings in der Regel sehr warm und gut an. Wie in einem Uterus eben (verblüfft über die Stimmigkeit dieser Bilder aus dem Literaturhinweis). Und deswegen reagieren wir auch extrem aufeinander. Ich spüre seine Emotionen leichter, und er meine.....

Ob mein Analytiker diesen Text auch kennt? Habe überlegt, ob ich ihm den mal in den Briefkasten werfe.....

Warum meinst du, bleibst du im Raum1? Willst du dort bleiben?

LG und Riesendank für den Tipp,
freistil
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Beitrag Do., 24.06.2010, 14:21

Freistil hat geschrieben:Ob mein Analytiker diesen Text auch kennt? Habe überlegt, ob ich ihm den mal in den Briefkasten werfe.....
Mit oder ohne Absender?

Gruß
Anastasius

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Beitrag Do., 24.06.2010, 14:22

~silence~ hat geschrieben:
Freistil hat geschrieben:Wenn ich mehr Vertrauen hätte, würde ich wie ein freistil-Schwimmer in den Sphären meines Unterbewusstsein herumschwimmen und mit meinem Analytiker zusammen deuten und Abenteuer erleben.
Ja, da will ich auch hin!
Ach silence..........................

Das schaffen wir beiden noch!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Wir sind doch beide schon soooooo weit gekommen......................
(Du bekommst nachher noch eine PM von mir, ja?!)

LG deine f
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Beitrag Do., 24.06.2010, 14:26

candle hat geschrieben:
Freistil hat geschrieben:
Die Hoffnung und das Versprechen der Analyse ist, dass wir das angehen, verändern können, dieses Muster, indem ich es mit ihm wieder erlebe und wir es verstehen in unserer Live-Beziehung und eine neue bessere Erfahrung zusammen machen. Darauf vertraue ich.
Darf ich mal fragen, warum Du hier "WIR" ständig schreibst? Was hat das genau auf sich?

candle
Liebe candle,
huch, da bin ich selbst ein bisschen verblüfft, dass ich so selbstverständlich "wir" sage ständig. Gemeint ist "mein Analytiker und ich". Normalerweise ist er es, der "wir" sagt. Er sagt meist, das "wir" mich gemeinsam untersuchen. Das hat wohl den Hintergrund in der sog. "therapeutischen Ichspaltung" oder so. Der Analytiker verbündet sich quasi mit einem reflexiven Teil in mir, um gemeinsam mit diesem mein Unterbewusstsein bzw. meine anderen Ichteile anzuschauen, zu verstehen usw.
Normalerweise bin ich da immer ganz vorsichtig, traue mich gar nicht "wir" zu sagen während der Analyse, weil ich Angst habe, ihn zu vereinnamen. Aber er ermutigt mich dazu bzw. freut sich merklich, wenn ich "wir" sage...
LG freistil
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Beitrag Do., 24.06.2010, 14:35

Lieber Anastasius,
Anastasius hat geschrieben: In der Therapie darf sich jeder, wenn`s nicht ganz arg ist, daneben benehmen! Außer der Theraupeut natürlich.
Ja, das Recht fordere ich auch vehement ein. Aber zugleich habe ich einen ungeheuer - hm, wie soll ich sagen - edlen, feinsinnigen, vielleicht sogar ein bisschen narzisstischen Analytiker, der sich nicht gern kritisieren, beschimpfen usw. lässt.
Einmal, als ich besonders wütend war und ihn einfach nur beschimpfen konnte, war ich am Verzweifeln, weil ich mich trotzdem noch bemühen wollte, keine ganz besonders schlimmen Schimpf- und Fluchworte zu verwenden. Irgendwann sagte ich ganz verzweifelt: "Mensch, hier kann man ja nicht mal fluchen wie man möchte, da es nicht in diesen feinen analytischen Rahmen hineinpasst." Da musste ich plötzlich selbst grinsen und die Situation entspannte sich. Ich denke, er mag es wirklich nicht, wenn ich fluche, derb rede oder ihn angreife. Er ist jemand, der extrem auf seine Wortwahl achtet und einen wirklich narzisstischen Charakter hat, wenn ich das mal so analysieren darf. Aber ich nehme mir das Recht, ihn zu beschimpfen, doch in regelmäßigen Abständen heraus. Er ist selbst schuld, wenn er mich als Patientin annimmt...

Hm, vielleicht hast du Recht. Die Analyse besteht aus einem sehr strengen, starren Rahmen. Ganz anders als z.B. Gestalttherapie usw.. Was den Rahmen angeht: kein bisschen freistil-Analyse.
Aber dieser fixe Rahmen gewährleistet vielleicht, dass DARIN freistil möglich ist - mit Worten.

Tatsächlich würde ich den Text wohl ohne Absender in seinen Postkasten einwerfen.............................

LG freistil
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Beitrag Do., 24.06.2010, 14:37

Freistil hat geschrieben: Normalerweise bin ich da immer ganz vorsichtig, traue mich gar nicht "wir" zu sagen während der Analyse, weil ich Angst habe, ihn zu vereinnamen. Aber er ermutigt mich dazu bzw. freut sich merklich, wenn ich "wir" sage...
ja, soviel zu Raum 2 -> Vereinnahmung des Therapeuten/ Therapieraums
das heißt, er lässt sich doch ganz gern vereinahmen, wenn er dich zum Wir ermutigt. Dann müsste er doch eigentlich auch dein Gemotze über "deinen" Therapieraum gutheißen. Ist ja schließlich auch ein Zeichen der therapeutischen Symbiose. Er soll sich aber nicht nur den angenehmen Teil der Vereinnahmung rauspicken.

OT
Hast du in Erdbeermützes Link die Geschichte mit dem Bart gelesen?
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm

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