Seelenprostitution/ Seelenvermietung/ Gefühle des Thera

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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hungryheart
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Beitrag So., 21.02.2010, 12:50

münchnerkindl hat geschrieben:
Man kann sehr wohl Gefühle für einen Menschen haben und sich auf eine emotionale Beziehung einlassen ohne diese Person dann zwanghaft in sein Privatleben integrieren zu wollen/müssen bzw zu leiden weil das nicht der Fall ist....

(...)

Es gibt auch Nähe jenseits von emotionaler Verstrickung und Abhängigkeit. Es wäre ja auch dramatisch, wenn es das nicht gäbe, weil dann gäbe es keine psychisch gesunden Menschen mehr auf der Welt.

das sehe ich ganz genau so.

aber wie viel nähe kann man mit wie vielen personen leben?
kann man nähe mit beliebig vielen personen leben, die aufgrund ihrer rolle wenig oder nichts zurückgeben (können)?
falls ja: woher nimmt man dann -auch als gesunder- die kraft dazu?


hm, ich versteh schon, was du meinst, aber ich glaube, du verstehst nicht so ganz, worauf ich hinauswill.

wenn z.b. tote oder schwerverletzte/ schwerkranke kinder im spiel sind, muss ich mich abgrenzen, sonst könnte ich meinen job nicht machen. das ist so furchtbar- wenn man das jedes mal an sich heranlassen würde, und mitleiden würde, könnte man den job nicht machen.

und ich vermute mal stark, dass ein thera auch viele ergreifende und schlimme schicksale zu hören bekommt......
kan man sich darauf immer so einlassen??
Nimm was du willst und zahl dafür.

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metropolis
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Beitrag So., 21.02.2010, 12:56

hungryheart hat geschrieben:
aber wie viel nähe kann man mit wie vielen personen leben?
Das ist ja genau der Vorteil einer Psychoanalyse. Durch die hohe Stundenfrequenz, hat ein Analytiker gleichzeitig weniger Patienten als andere Therapeuten. Sie haben nur ein Drittel bis ein Viertel der Patienten, die ein anderer Thera stemmen müsste. Vielleicht ist das ein Grund, warum mit einem Analytiker mehr Nähe möglich ist. Gewagte Behauptung, aber ich halte das für plausibel.
falls ja: woher nimmt man dann -auch als gesunder- die kraft dazu?
Unterschätzt du wie viel Erfüllung auch für den Therapeuten entsteht, wenn eine Therapie mit einem Patienten gut läuft. Klar, sind Theras hohen Belastungen ausgesetzt und ihr Beruf ist kein Zuckerschlecken, aber ich habe mal gelesen, dass es einer erfüllendsten Berufe ist, die es gibt.
Zuletzt geändert von metropolis am So., 21.02.2010, 12:59, insgesamt 1-mal geändert.
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm


Gast
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Beitrag So., 21.02.2010, 12:56

Hallo Violetta.

Kennst du das Werk von Nietzsche? Oder andere?
Immer authentisch zu sein wäre übermenschlich (um es kurz zu sagen)



Hallo Medusa
Aber beim lesen vermochte mich nichts davon wirklich zu berühren ......für mich hat es sich wie gefühlsentleertes Wissen angehört.
Ich hoffe du bist mir nicht böse...ob meinen kritischen Gedanken....ich glaube einfach der Mensch lässt sich nicht auf so einfach erklärbare Prozesse reduzieren.

Natürlich bin ich nicht böse, da meine Prozessoren keine Wahrnehmung produzieren und damit kein en Ärger (böse sein) entstehen lassen, wenn du nur wiedergibst, was ich gesagt habe. In meinem Beitrag (hallo Metropolis ) ist kein Gefühl.
Darum kann es sich auch nicht um gefühlsentleertes Wissen handeln, entleert hiesse ja, es war vorher eins da.
Wissen ist dann ein großes Wort, ich weiß ja nix, es ist nur meine Konditionierung und damit meine Ansicht zur Funktionalität des Menschen.

Wir wollen nicht wahrhaben, dass wir genau SO einfach funktionieren.

Hirntod= Tod. Ohne die Prozessoren im Hirn kann nichts unser Leben gestalten und somit ist sämtliches Sein von unseren Prozessoren abhängig und bedingt durch diese Vorgänge.
Da wir ja nun mal nicht tot sind, unser Hirn aber falsch konditioniert (wurde) und damit die Prozessoren gestört sind, sind wir in Therapie.

Metropolis sagt es so schön über die Mutter-Kind Beziehung. Ich erweitere Eltern_Kind. Ist die Konditionierung dort falsch, gestört oder gar nicht gelaufen, haben unsere Prozessoren also (kognitiv) nicht gelernt, lernen können, dann ist der T. in welcher Form auch immer, dieser Ersatz.


Projektion.

Im echten Leben: treffen wir auf jemanden, der unsere Wahrnehmung anspricht. Die Vorgänge 'sich verlieben' kennen wir alle. Die Ausschüttungen und hormonellen Dinge lasse ich hier weg. Wir wissen alle, dass das im Hirn produziert wird <- Metropolis, das ist auch die Antwort, warum dir WIRKLICH warm, kalt und das alles ist, wenn du dies oder das wahrnimmst und dein Hirn dann beginnt, was auch immer zu produzieren. Es werden Stoffe ausgesendet, die zur Erwärmung z.B. führen. Wir können Gefühle nicht ausklammern. Kognition und Gefühl ist eins. Nicht trennbar. Ergo: Wahrnehmen heisst denken und das bedingt das anspringen des Motors unserer Prozessoren (ohgotogott klingt das geschwallt. Aber anders kann ich es nicht ausdrücken) und damit das Gefühl.

Probiert es aus. Verbringt mit jemanden viel Zeit. Wenn dieser jemand sich 'um uns kümmert' . uns also konditioniert, dann stellt sich Liebe ein. Wenn er unserer Wahrnehmung entspricht, bleiben wir, wenn nicht, stirbt für uns die Liebe= das Hirn stellt die Produktion der notwendigen Stoffe ein (die man für das Liebesgefühl braucht).

Psychosomatik liebe Metropolis, sagt schon das Wort: Einheit von Körper (und damit die Prozessoren) und Gefühl (die über die Prozessoren gesteuert werden...puh).
Wir DENKEN; wir haben Magen Schmerzen (nur als Beispiel), es liegt aber keine Krankheit des Magens vor, also springen die Prozessoren an und produzieren Schmerz. Der ist REAL da. Er fühlt sich sch*** an, er quält uns, er tötet andere Wahrnehmungen ab.
Er IST.
Haben wir also die Falschkonditionierung in unserem Leben bekommen (egal wann und in welchem Umfang oder sogar gar keine) fehlt uns was und das löst das durcheinander in unserer Funktionalität aus. Leider. Das Hirn produziert etwas, dass uns dann das Leben schwer macht.

Wenn ich jetzt noch weiterschreibe, fall ich um vor Hunger -meine Prozessoren nehmen Küchendüfte wahr

Rosenrot

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estelle
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Beitrag So., 21.02.2010, 13:09

Rosenrot hat geschrieben:Kennst du das Werk von Nietzsche? Oder andere?
Immer authentisch zu sein wäre übermenschlich (um es kurz zu sagen)
Ich werds mir zulegen,dann reden wir weiter .

Authentisch heißt für mich eigentlich nur echt zu sein, sich nicht zu verstellen oder anderen was
vorzuspielen,was nicht wahr ist,ganz egal um was es sich handelt,gute oder böse Eigenschaften.
Für mich hat das nichts mit übermenschlich zu tun.
Übermenschlich wäre für mich zum Beispiel,wenn jemand immer nur versucht gut zu sein.

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metropolis
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Beitrag So., 21.02.2010, 13:16

@Rosenrot

Wir wissen alle, dass das im Hirn produziert wird <- Metropolis, das ist auch die Antwort, warum dir WIRKLICH warm, kalt und das alles ist, wenn du dies oder das wahrnimmst und dein Hirn dann beginnt, was auch immer zu produzieren
Eigenartig. Du betrachtest Sich-Verlieben als kognitiven Prozess oder als physischen Prozess? Es ist doch ein körperlicher, physischer, hormoneller Prozess. Würfelst du nicht alles ein wenig durcheinander? Oder setzt du Kognition mit Physis gleich?
Es werden Stoffe ausgesendet, die zur Erwärmung z.B. führen
Das hat doch mit Kognition nichts zu tun. Oder reden wir total aneinander vorbei. Definiere mal bitte kognitiv/ Kognition.
Wenn dieser jemand sich 'um uns kümmert' . uns also konditioniert, dann stellt sich Liebe ein.
Kann verstehen, dass du so denkst, aber ist dann deiner Meinung nach Liebe überhaupt ein authentisches Gefühl. Gibt es für dich Authentizität? (Sorry, falls du das schon mal erwähnt hast und ich es überlesen habe).

Im Umkehrschluss: Wenn sich in der Therapie keine Liebe einstellt, heißt das, dass der Therapeut sich nicht genug gekümmert hat? Deine Formulierung hört sich nämlich schon fast so an, als wäre Liebe zwangsläufig, wenn man Fürsorge bekommt. Das widerspricht der Aussage, dass Liebe in der Therapie NICHT notwendig/ zwangsläufig ist.

Bin irgendwie verwirrt. Ich finde deine Theorie nicht stimmig. Da gibt es so viele Aspekte, die einfach nicht reinpassen.
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm

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münchnerkindl
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Beitrag So., 21.02.2010, 13:19

hungryheart hat geschrieben:
aber wie viel nähe kann man mit wie vielen personen leben?
kann man nähe mit beliebig vielen personen leben, die aufgrund ihrer rolle wenig oder nichts zurückgeben (können)?
Da gibt es den schönen Spruch, "Liebe ist das einzige das mehr wird je mehr man davon herschenkt. Sie stellt eine Verbindung her, und durch die kommt auch der Gebende zum Zuge.
Nähe ist eine Fähigkeit des Geistes, so wie sprechend zu kommunizieren. Es ist nicht wie das Geld auf einem Bankkonto, das weg ist wenn man zu viel davon ausgibt.
hungryheart hat geschrieben:und ich vermute mal stark, dass ein thera auch viele ergreifende und schlimme schicksale zu hören bekommt......
kan man sich darauf immer so einlassen??
Man kann sich auf den Menschen einlassen. Nicht persönlich auf jede schlimme Sache die demjenigen passiert ist.

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carö
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Beitrag So., 21.02.2010, 13:22

hallo müki,

würd ich so voll unterstreichen. für mich stimmig ausgedrückt
LG
caro
Es ist krass, was man erreichen kann, wenn man sich traut. (Aya Jaff)

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AntiTherapeut
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Beitrag So., 21.02.2010, 13:23

Liebe Frauen,
ist euch schon aufgefallen, daß ihr hier fast ganz unter euch seid?!

Gibt es da etwa Unterschiede zwischen einem weiblichen und einem männlichen Liebesbesdürfnis?
Verlieben sich nur Frauen in ihre Therapeuten?

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carö
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Beitrag So., 21.02.2010, 13:25

du bist ein mann. was meinst du ?
Es ist krass, was man erreichen kann, wenn man sich traut. (Aya Jaff)

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metropolis
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Beitrag So., 21.02.2010, 13:26

Anti-Therapeut, es geht hier nicht darum, dass sich Patientinnen in ihre Theras verlieben. Vielleicht solltest du mal genauer lesen.

Dass die Männer sich hier zurückhalten, könnte auch an etwas anderem liegen...
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm

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AntiTherapeut
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Beitrag So., 21.02.2010, 13:41

Caro - schön gekontert.

Ist mir eben aufgefallen, nachdem ich grade den gesammten Treath durchlas...
(müßte jetzt wohl zu viel von mir erzählen und will nichts verallgemeinern)

Und zu den komischen Theorien von den Körperprozessen: Jeder dieser ist von Emotionen u. Kognitionen (die auf Gefühlen aufsitzen aber durchaus auch andersrum beeinflußt unser Denken unser Empfinden), die im Umgang mit Menschen in verschiedensten Situationen enstehen ausgelöst. Diese lassen sich dann in der Körperchemie nachweisen. Das dabei auch eine erlernte Disposition eine Rolle spielt - gerne. - - -
Rosenrot!

Metropolis - ja es geht um die Frage wie echt die Gefühle des Thera sind, und grade dies scheint für euch Frauen wichtiger zu sein.
Woran liegt es denn, daß sich so wenig Männer dazu äußern?

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metropolis
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Beitrag So., 21.02.2010, 13:53

AntiTherapeut hat geschrieben:
Metropolis - ja es geht um die Frage wie echt die Gefühle des Thera sind, und grade dies scheint für euch Frauen wichtiger zu sein.
Woran liegt es denn, daß sich so wenig Männer dazu äußern?
Könnte es daran liegen, dass Männer in Therapien eher pragmatisch problemfixiert sind und es als Zeitverschwendung empfinden, sich mit Gefühlen innerhalb der therapeutischen Beziehung auseinanderzusetzen. Wie soll man da seine eigentlichen Probleme lösen. Keine Ahnung ob Männer so denken. Ich bin ja schließlich eine Frau.
Was sagst du dazu.
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm

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AntiTherapeut
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Beitrag So., 21.02.2010, 14:09

Metropolis,

ich bin u.a. in Therapie, weil ich mir mein Beziehungsverhalten bewußter machen will.
Mir ist ganz klar, daß es in einer solchen in erster Linie um emotionales Erleben geht.
Sicher ist es nicht ganz einfach für mich, mich auf diese Prozesse einzulassen; doch finde ich es sehr spannend!
Ich fühle mich gern geistig überlegen und das ist nat. hinderlich. (Widerstand)
Auf keinen Fall bin ich ein Mensch, der pragmatisch durchs Leben geht, im Gegenteil! Meine künstlerischen Tätigkeiten (v.a. Musizieren mit anderen) sind mir am allerwichtigsten und die werden erst richtig gut, wenn der Verstand ganz in den Hintergrund tritt...

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metropolis
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Beitrag So., 21.02.2010, 14:12

Warum beteiligst du dich dann nicht intensiver an diesem Thread? Wegen des inneren Widerstands?
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm

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AntiTherapeut
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Beitrag So., 21.02.2010, 14:16

... tu ich doch; bin doch grad erst eingestiegen!!!

freu mich auf weiteren Austausch!!!

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