narzisstische Therapeuten (erkennen)

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
Benutzeravatar

Mia Wallace
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 41
Beiträge: 1288

Beitrag Do., 10.09.2015, 19:31

aeffchen hat geschrieben:
Das Leben des Narzissten wird aus seiner Sicht fast ausschließlich durch Externa bestimmt und nicht durch ihn selbst, jedenfalls wenns um negatives geht. Der Narzisst ist in der Regel unfähig Verantwortung zu übernehmen und eigene Anteile an einem Problem in seinem Leben zu erkennen. Er fasst alles negativ auf und ist ständig in irgendwelche (Rechts)Streitigkeiten verwickelt aufgrund seiner "Hypersensibilität" im negativen Sinne. Der Narzisst gibt nie seine eigenen Fehler und Fehleinschätzungen zu, er gibt immer und für alles jemand anderem die Schuld. Ich glaube man spricht in der Fachsprache von "alloplastischen Reaktionen".

ich weiß genau, was Du meinst, aeffchen...ich bin selbst "narzisstengeschädigt"

Das Beispiel von Müki bezog sich aber ja auf nur einen einzigen Termin, und die Replik des Therapeuten war zwar vielleicht nicht geschickt, aber auch nicht eindeutig narzisstisch.

Werbung


mio
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 44
Beiträge: 9268

Beitrag Do., 10.09.2015, 20:41

Hallo Hope,

Hope° hat geschrieben: Das war ein Witz von Rilke....
dass der Spruch aus der "Witze Ecke" kommt, hab ich auch so gelesen. Aber selbst als Witz ist es nicht zutreffend, das ist ja der Witz .

Folgender Witz wäre wohl treffender, so Witze als Antwort hilfreich zu sein scheinen:

Ein Huhn und ein Pfau gehen zum Standesamt und wollen heiraten. Fragt der Standesbeamte das ungleiche Paar, wie es zu diesem Wunsch kommt. Antwortet der Pfau: Wir lieben mich abgöttisch.

Auf Therapie übertragen: Weshalb machen sie mit der Patientin/dem Patienten Therapie? Wir lieben mich abgöttisch...

Lieben Gruss,

mio


Hope°
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 33
Beiträge: 281

Beitrag Do., 10.09.2015, 21:16

Puhh Mio, etwas Leichtigkeit darf doch auch mal sein, nicht? Ich fand's jedenfall amüsant, mein Humor halt.


mio
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 44
Beiträge: 9268

Beitrag Do., 10.09.2015, 21:24

Klar, Hope, Leichtigkeit ist prima. Mich hat es halt irritiert, dass ein "Witz über den doofen Patienten" so zur Erheiterung beizutragen scheint. Und ich war mir absolut nicht sicher, inwieweit das umrissen wurde? Bin ich mir immer noch nicht.

Aber so es Selbstironie war, versteh ich es. Sowas liebe ich auch und kann mich drüber schlapplachen...mir war nur eben nicht klar, ob es als solche gemeint war oder doch anders verstanden wurde.

Was ist das Gegenteil von Reformhaus? Reh hinterm Haus....

Werbung

Benutzeravatar

peppermint patty
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 80
Beiträge: 1931

Beitrag Mo., 14.09.2015, 20:37

Und wie nennt man ein helles Mammut? - Helmut.

Sorry - OT

Benutzeravatar

Hamna
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 58
Beiträge: 7208

Beitrag Mo., 14.09.2015, 21:24

Ein narzisstischer Therapeut würde wohl eher sagen: Sie haben Glück, ich bin der absolut beste Therapeut für Sie! Überhaupt, der beste in meinem Fach. Und ich nehme nun wirklich nicht jeden Patienten, sondern nur ganz besondere. Bei meinen Fähigkeiten! So, und jetzt sage ich Ihnen mal, wie das hier läuft, damit ich Ihnen helfen kann. Ich bin der Therapeut, ich habe Recht. Sie sind der Patient, krank, aber ich werde sie gesund machen.
Auch das kommt mir bekannt vor, zusätzlich zu "Ich halte mich sowieso schon lange nicht mehr an die vorgegebene Therapieform sondern habe eine eigene entwickelt, die viel besser wirkt".

Aber um nochmal auf meinen (fragwürdigen) Beitrag zurückzukommen: diese Fragen im Anamnesebogen kamen mir damals komisch vor, ich habe sie hier zur Diskussion gestellt und die User waren sich einig: uih, ein narzisstischer Therapeut! Sehe ich eigentlich heute noch so. Ganz ernsthaft!

Zum Glück bin ich bei dem aber schon lange nicht mehr in Therapie

Benutzeravatar

stern
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 99
Beiträge: 25012

Beitrag Di., 15.09.2015, 16:25

Rilke hat geschrieben:Aber um nochmal auf meinen (fragwürdigen) Beitrag zurückzukommen: diese Fragen im Anamnesebogen kamen mir damals komisch vor, ich habe sie hier zur Diskussion gestellt und die User waren sich einig: uih, ein narzisstischer Therapeut! Sehe ich eigentlich heute noch so. Ganz ernsthaft!
Ich kenne ihn nicht und kann es daher nicht rein anhand der Fragen abschätzen. Aber dann ich wohl auch narzisstisch oder egozentrische veranlagt . Denn bei den Fragen
"Was denken Sie über den Therapeuten", "Wie fühlen Sie dem Therapeuten gegenüber", "Was dachten Sie, als Sie den Therapeuten zum ersten Mal sahen", "Was für Erwartungen haben Sie an den Therapeuten" usw, usw...
hätte ich tatsächlich mich (bzw. was ich denke/fühle) im Mittelpunkt des Interesses gesehen. Die letzte Frage ist auf jeden Fall sehr üblich. Die ersten 3 kenne ich jedoch in der Form nicht. Die 2 Frage stellt sich jedoch im Normalfall im Laufe der Therapie (auch wenn es nicht unbedingt explizit erfragt wird)... aber z.B. wenn man sich mal über den Therapeuten ärgert oder etwas gut findet, etc. In der Klinik gab es auch eine Frage à la: Wie sehen sie den Therapeut (mit Antwortalternativen z.B. wie eine Freund, etc.)
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
«

(alte Weisheit)

Benutzeravatar

mariebelle
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 48
Beiträge: 82

Beitrag Di., 15.09.2015, 21:11

Ich bin mittlerweile der Meinung das es bei einem Therapeuten ist wie in der Liebe.
Passt oder passt nicht. Kompetenz ist allerdings so gut wie keine mehr zu finden, seit das Angebot an Krankheiten oder Störungen recht groß ist. Ein Thera sucht sich weniger aufwendige Fälle heraus, dann ist der Aufwand und der Einsatz gering. Berufen fühl sich kaum noch einer. Warum denn durch viel Aufwand Geld verdienen, wenn es auch Patienten gibt, die aus Langeweile mit sich selbst oder dem bloßen Ton wegen oder ihrer eigenen Wichtigkeit dort hin gehen. Mir fällt zu diesem Thema kaum noch was positives ein.


mio
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 44
Beiträge: 9268

Beitrag Di., 15.09.2015, 22:05

Hallo Rilke,
Rilke hat geschrieben: Aber um nochmal auf meinen (fragwürdigen) Beitrag zurückzukommen: diese Fragen im Anamnesebogen kamen mir damals komisch vor, ich habe sie hier zur Diskussion gestellt und die User waren sich einig: uih, ein narzisstischer Therapeut! Sehe ich eigentlich heute noch so. Ganz ernsthaft!
hmm, wie hast Du die Fragen denn damals beantwortet bzw. hast Du sie beantwortet? Dass die Fragen vielleicht erst einmal irritieren, kann ich sogar nachvollziehen. Einfach weil sie so "Personengebunden" klingen. Aber eine Therapie ist ja was zwischen zwei Menschen und von daher kann das für die "therapeutische Beziehung" ja schon auch sehr aufschlussreich sein, wie der Patient den Therapeuten so wahrnimmt. Hätte ich die Fragen in meinem Anamesebogen so vorgefunden, was hätte ich geantwortet? Diese Frage hab ich mir jetzt mal spaßeshalber gestellt und ich denke, es hätte ungefähr so ausgesehen:

"Was denken Sie über den Therapeuten": Keine Ahnung, ich kenne Sie ja noch nicht.

"Wie fühlen Sie dem Therapeuten gegenüber": Ich habe in erster Linie Angst in Ihrer Gegenwart, aber ich fühle mich auch sehr wahr- und angenommen.

"Was dachten Sie, als Sie den Therapeuten zum ersten Mal sahen",: Was zum Teufel ist passiert, dass ich hier gelandet bin? Wie bin ich hier gelandet? (Zimmer mit weißen Ledermöbeln und Thera im türkisfarbenen Kostüm oder auf knallroten Pumps mit meterhohen Pfennigabsätzen, das war am Anfang bisweilen TATSÄCHLICH so eine Art "Kulturschock" für mich . Und ich habe wirklich mehr als einmal gedacht: WIE BIN ICH DA HIN GEKOMMEN? Irgendwann fragte ich mich, was für einen anderen Patienten sie an diesen Tagen damals wohl so hatte, den sie provozieren wollte? Die knallroten Pumps waren echt ziemlich krass unpassend eigentlich...irgendwann legte sich das auch bzw. normalisierte sich mit den über-extravaganten Klamotten, so dass ich mich irgenwann aufgehört habe zu fragen in welchem verdammten Greenaway Film ich denn jetzt schon wieder gelandet bin Und im Grunde liebe ich Greenaway Filme ja auch sehr, fast ein bisschen schade, dass sich das so "normalisiert" hat. War jedes mal spannend...)

"Was für Erwartungen haben Sie an den Therapeuten": Ich möchte dass Sie mir helfen, meine Probleme zu lösen und durch diese "innere Schranke" durchzukommen.

Wobei mir die Beantwortung der dritten Frage wohl am schwersten gefallen wäre, da ich Angst gehabt hätte, dass sie dies als Kritik auffassen könnte, obwohl ich es so nicht gemeint hätte. Und die Antwort auf die Frage, was für Erwartungen ich an den Therapeuten habe unterscheidet sich von der Antwort, die ich auf die Frage nach meinen Therapiezielen gegeben habe. Diese Antwort war "konkreter am Problem".

Einen Hinweis auf malignen Narzissmus beim Therapeuten würde ich aus den Fragen allein aber wirklich nicht ableiten, allenfalls vermuten, dass sie zur "Projektion" einladen sollen, was ich, so ich mich da "manipuliert" fühlen würde, wohl störend fände. Aber ich denke nicht, dass ich das so empfunden hätte. Für mich ist das wirklich eher so dieser klassische Witz: Ich geh zum Therapeuten und jetzt redet der nur von sich selbst anstatt sich um MICH zu kümmern, bei dem der Patient nicht schnallt, dass es die ganze Zeit über bereits um ihn geht.

Ich finde die Fragen sogar gar nicht schlecht, weil ich sie als klärend erlebe. Wenn auch vielleicht für den Beginn einer Therapie etwas zu konfrontativ unter Umständen. Aber auch das kann ja gut sein.

Lieben Gruss,

mio


mio
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 44
Beiträge: 9268

Beitrag Di., 15.09.2015, 22:14

Hallo Mariebelle,
mariebelle hat geschrieben:Ein Thera sucht sich weniger aufwendige Fälle heraus, dann ist der Aufwand und der Einsatz gering. Berufen fühl sich kaum noch einer.
ja, das scheint es leider zu geben. Meine Thera kritisierte gerade vor kurzem selbst, dass es solche Kollegen gibt. Aber ich kann Dir aus eigener Erfahrung versichern, dass es auch andere gibt. Ich denke, auch hier ist die Welt nicht nur "so" oder "so", aber es braucht Geduld und eine zielgerichtete Suche, um das zu finden, was gut für einen ist.

Lieben Gruss,

mio

Benutzeravatar

Hamna
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 58
Beiträge: 7208

Beitrag Di., 15.09.2015, 22:35

Hallo Mio,

ja, ich habe die Fragen damals beantwortet, ich wäre nie auf die Idee gekommen, irgendeine Frage im Anamnesebogen unbeantwortet zu lassen, brav wie ich bin. Mit euren Beiträgen habt ihr mir aber klar gemacht, dass sie gar nicht so narzisstisch sind, wie ich damals dachte. Ich war allerdings nicht zum ersten Mal bei diesem Therapeuten und hatte daher schon eine Meinung und einen Eindruck von ihm.

Daher habe ich ungefähr wie folgt geantwortet:

"Was denken Sie über den Therapeuten" - Ich halte ihn für einen einfühlsamen und hilfsbereiten Menschen.

"Wie fühlen Sie dem Therapeuten gegenüber" - Sympathie und Dankbarkeit.

"Was dachten Sie, als Sie den Therapeuten zum ersten Mal sahen" - Wiedererkennen, Wiedersehensfreude, ich bin dankbar, wieder hier sein zu dürfen.

"Was für Erwartungen haben Sie an den Therapeuten" - Dass Sie diesmal zu mir durchdringen und sich nicht in die Irre führen lassen.

Und irgendwo, ich glaube in der ersten Antwort, schrieb ich auch etwas wie "ist sehr von sich überzeugt", was er höchst amüsant fand. Er hat übrigens den Anamnesebogen dann in meiner Gegenwart gelesen, und die Antworten ihn betreffend hat er als erstes nachgeschaut, was meinen Eindruck vom Narzissmus damals bestätigt hat.

Die Geschichte deiner ersten Eindrücke mit den knallroten Pumps und türkisem Kostümchen ist aber echt ein Knaller, da wäre ich auch kulturgeschockt gewesen

Mariebelle, deinen Eindruck kann ich so nicht teilen. Die Therapeuten, die ich mittlerweile so kennengelernt habe in den letzten Jahren, haben immer beteuert, die "interessanten" Fälle vorzuziehen. Das kann ich auch so glauben, wer will schon bei der Arbeit gelangweilt werden von jemandem, dem es mit sich selbst langweilig ist oder die ewig gleichen Symptome einer herkömmlichen Depression immer und immer wieder von vorn anhören und behandeln. Und wer will denn nicht bei der Arbeit ein bisschen gefordert werden? (Da kann ich von Glück sagen, immer recht schnell einen Therapeuten gefunden zu haben mit meinen gähnend langweiligen Depressionen.)


mio
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 44
Beiträge: 9268

Beitrag Mi., 16.09.2015, 00:43

Hallo Rilke,

dass Du ihn schon gekannt hast, macht die Fragen für mich einerseits klarer, anderseits aber auch unklarer.

Ich kann da nur von mir ausgehen, aber wenn ich mir jetzt mal so vorstelle, ich würde offiziell "Pause" machen und käme dann sozusagen "zurück", dann fände ich es wohl extrem "strange", so meine Thera mir so was vor die Nase legen würde. Und würde mich auch zumindest fragen, warum sie das jetzt tut, weil sie mich ja eigentlich schon soweit kennen sollte aus den "Vorerfahrungen" die wir miteinander haben. Das finde ich gerade zB. viel irritierender als die Fragen als solche.

Nun kann es aber auch da einfach eine Einladung zur Selbstreflektion sein und Deine Antworten deuten für mich darauf hin, dass Du Dich sehr stark "im" Therapeuten erkennen wolltest ("Dass Sie diesmal zu mir durchdringen und sich nicht in die Irre führen lassen..."). Für mich klingt das ein wenig so, als hättest Du selbst Deinen "gesunden" Narzissmus an dieser Stelle "abgegeben" an ihn. Könnte das hinkommen?

Lieben Gruss,

mio

Benutzeravatar

Hamna
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 58
Beiträge: 7208

Beitrag Mi., 16.09.2015, 20:30

Hallo Mio,

naja, die Pause war schon seeeehr lang und er sagte, er hätte den Anamnesebogen gern neu ausgefüllt von mir (obwohl er den alten noch vorliegen hatte), da sich ja doch im Laufe der Jahre was geändert haben könnte an meiner eigenen Sicht auf die Dinge.
Nun kann es aber auch da einfach eine Einladung zur Selbstreflektion sein und Deine Antworten deuten für mich darauf hin, dass Du Dich sehr stark "im" Therapeuten erkennen wolltest ("Dass Sie diesmal zu mir durchdringen und sich nicht in die Irre führen lassen..."). Für mich klingt das ein wenig so, als hättest Du selbst Deinen "gesunden" Narzissmus an dieser Stelle "abgegeben" an ihn. Könnte das hinkommen?
Ich bin nicht sicher, ob ich diesen Absatz von dir richtig verstehe - fühle mich in letzter Zeit oft wie 'auf den Kopf gefallen'... Aber mit dem "im Therapeuten erkennen" könntest du richtig liegen. Interessant, es mal von dem Standpunkt aus zu betrachten, bringt mich zum Nachdenken.

PS: ich fühle mich gerade irgendwie Off Topic hier und somit unwohl, darum bewusst kurz gehalten.


mio
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 44
Beiträge: 9268

Beitrag Do., 17.09.2015, 16:40

Hallo Rilke,
Rilke hat geschrieben: naja, die Pause war schon seeeehr lang und er sagte, er hätte den Anamnesebogen gern neu ausgefüllt von mir (obwohl er den alten noch vorliegen hatte), da sich ja doch im Laufe der Jahre was geändert haben könnte an meiner eigenen Sicht auf die Dinge.
ah, ok, dann macht es natürlich schon Sinn, da den aktuellen Stand zu ermitteln. Ich bin da von keiner all zu langen Unterbrechung ausgegangen.
Rilke hat geschrieben: Ich bin nicht sicher, ob ich diesen Absatz von dir richtig verstehe - fühle mich in letzter Zeit oft wie 'auf den Kopf gefallen'...
Ich versuche mal zu erklären, was ich meinte. Denke auch es ist nicht zwingend OT in Bezug auf die Fragestellung, da es da eigentlich um etwas geht, was ich als allgemeines Phänomen in Bezug auf die Bewertung von "Eigenschaften anderer" sehe und was häufig - so es nicht reflektiert wird - zu "Fehleinschätzungen" führen kann.

Du beschreibst Deinen Thera an anderer Stelle als "sehr von sich überzeugt", worüber er sich amüsiert. Dies kommt Dir narzisstisch vor. Und genau da sind wir bei einem wie ich finde sehr spannenden Punkt in Bezug auf "gesunden"/"gestörten" Narzissmus.

Von sich selbst überzeugt zu sein, an sich zu glauben und das auch nach außen zu vertreten ist erst einmal "gesunder Narzissmus", so die Einschätzung (das Selbstbild) eben einigermassen realistisch ist und diese "Überzeugung" nicht zu Lasten anderer (unempathisch) aufgebaut/aufrechterhalten wird. Bei Menschen die "gelernt" haben, dass "von sich selbst überzeugt sein" etwas "böses" ist (oft Kinder narzisstisch gestörter Eltern) kommt dieser "gesunde Narzissmus" dann erst einmal wie etwas "krankes" an.

Aber im Grunde ist es oft so, dass sich dennoch danach gesehnt wird ein Stück weit mehr selbst so zu sein. Denn im Grunde sehnt sich jeder Mensch danach, dass der eigene "Wert" erkannt und anerkannt wird und auch gelebt werden kann und darf. Du gibst diese Sehnsucht nun an den Thera ab, der da "fähiger" zu sein scheint und wünschst Dir, dass er sozusagen "Deine abgelehnten Selbstanteile, die Du selbst aufgrund innerer Verbote nicht zeigen darfst/kannst" entdecken möge. Sozusagen "stellvertretend" für Dich. Weil, wenn er das "tut", dann "tust ja Du nichts böses".

Ich hoffe es ist ungefähr verständlich was ich meine?

(Ich meine jetzt auch nicht, dass das da bei Dir in der Situation so war, sonders nehme die Situation nur als mögliche, exemplarische her, da sie nun mal schon "im Raum" ist.)

Im Grunde geht es darum, dass wir häufig "abgelehnte Selbstanteile" in unserem Gegenüber erkennen und "abwerten/bekämpfen", weil wir uns da was selbst nicht so gut "erlauben" können und dürfen. Das ist eine höchst interessante und auch selbstreflektive Möglichkeit zu schauen, wo man selbst eventuell noch Baustellen hat.

Lehne ich das wirklich ab? (Aufgrund meines ureigenen inneren Wertesystems.) Oder bin ich im Grunde auch ein wenig neidisch und kann/darf mir das nur nicht eingestehen? (Aufgrund eines mir "eingeimpften", fremden Wertesystems.)

Lieben Gruss,

mio

Benutzeravatar

Hamna
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 58
Beiträge: 7208

Beitrag Do., 17.09.2015, 21:41

Mio, vielen Dank für deine Erklärung, jetzt verstehe ich, was du meinst und ich denke, du hast damit ziemlich den Punkt getroffen. Mehr kann ich gerade nicht schreiben, weil andere Baustellen, sorry. Vielleicht ein andernmal mehr von mir dazu.

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag