Liebe silence,
offenbar läuft unser beider Analyse ein gutes Stück ähnlich (Aufstockung auf 4 Stunden nach einer ersten Phase mit drei Wochenstunden...) und auch unsere Reaktionsmuster gleichen sich vielleicht so ein bisschen.
~silence~ hat geschrieben:
Ich hatte fast das Gefühl, es ihm schuldig zu sein. In einer Sitzung war es soweit - ich hätte es nur noch aussprechen müssen - machte aber nen Rückzieher. Nach der Sitzung hat mich dann (wie so oft) eine Wut auf mich selber ergriffen; weil ich mal wieder so feige war. Am Tag darauf thematisierte ich diese Wut; schließlich kam eines zum anderen.
Haargenau so habe ich es auch schon hier und da gemacht. Mir eeeewig vorgenommen, etwas Bestimmtes anzusprechen, es dann immer und immer wieder nicht gemacht, mich darüber furchtbar selbst geärgert, es mir wieder vorgenommen, mich einfach nicht getraut, und dann irgendwann platzt es durch die "Hintertür" raus, indem ich dann meinen Ärger über meine eigene Scham thematisiere... Na, irgendwie geht's also schon.
~silence~ hat geschrieben:
der Augenblick der Verabschiedung die Hölle
und ich hatte Herzrasen - aber die Reaktion meines Gegenübers war
extrem souverän.
Jaha, die Verabschiedungen..... Da liegt man fast eine ganze Stunde auf der Couch, muss ihm nicht in die Augen schauen und traut sich in diesem seltsamen zwischen den Welten liegenden traumgleichen Zustand alles mögliche zu sagen, zu assoziieren und über die Beziehung mit ihm zu sagen. Und plötzlich muss man aufstehen und ihm in die Augen kucken, sich selbst ankucken lassen, so dass alles, was man so dahinträumte plötzlich real und wirklich auf einen selbst zurückfällt ... Arrgh. Das Herzrasen kenne ich. Manchmal kucke ich ihm einfach nicht in die Augen, strecke ihm blind meine Hand zum Gruß entgegen und drücke mich so schnell ich kann an ihm vorbei raus... WIE UM ALLES IN DER WELT sollte das nur nach einem "Geständnis" über eine erotische Phantasie in Bezug auf ihn sein.....
~silence~ hat geschrieben:
Aber mal ehrlich - hat Dein Thera jemals negativ reagiert?
Hmm, naja, doch, er ist schon auch nur ein Mensch... Ein zwei Mal haben wir uns ganz unanalytisch so auf einem (meiner Werteskale entsprechend) mittleren Grad gezofft. Das ging mit einer ganz eigenen Dynamik eine gute Weile so hin und her.
In der übernächsten Stunde drauf hab ich das dann angesprochen und wir haben es miteinander aufgearbeitet und versucht zu verstehen, weshalb wir beide so waren. Er meinte dann sowas in der Art, dass ich manchmal eine Art an mir habe, die es ihm unendlich schwer macht, in seiner Rolle zu bleiben. Und ich gebe auch zu, dass ich ihn da ziemlich provozierte... Ich bin ja einerseits froh, dass er mir gegenüber maaaanchmal aus seiner totalen Analytiker-Position herausspringt und "griffiger" wird, aber andererseits weiß ich so auch nicht, wie er zuletzt wirklich reagieren wird, wenn ich ihm alle möglichen noch nie (von mir) dagewesenen Gständnisse mache und Phantasien berichte. Puuuh, aber ich weiß gleichzeitig, dass die Analyse der absolut richtige Ort dafür ist und es mir gaaaanz viel über mich sagen wird......
~silence~ hat geschrieben:
Im Sommer hatte ich mehr als 6 Wochen lang keine Sitzung und es war ok für mich. Jetzt - mit der hohen Frequenz (auch 4 Wochenstunden) - hat sich etwas verändert. Ich will aber nicht, dass sich etwas verändert. Noch weniger bin ich fähig diese Veränderung zuzugeben.
Ohh silence..... EXACTLY what has happend with me!!!!!!!! Ich hab das diesmal vor dieser Pause soooo viel stärker gespürt als alle Pausen zuvor. Wir werden's schon schaffen, oder?!
Ja genau:
Geständnisse gegenüber dem Analytiker = Geständnisse gegenüber sich selber!
Vielleicht passiert das wahre Geständnis dann auch in seiner Reaktion auf das, was wir sagen. Und in dem, was wir dann fühlen....
Ebenfalls nachdenkliche und ziemlich dankbare Grüße
freistil
Wenn das Herz denken könnte, stünde es still. (Pessoa)