Weinen in der Therapie: Könnt ihr’s? Warum (nicht)?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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SamuelZ.
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Beitrag Mo., 30.11.2009, 20:25

Hallo Wanda:
und der Angst zu sterben (die alte Kinderangst) ...
Das wusste ich nicht. Ist das wirklich eine Kinderangst, zu sterben? Meinst du, alle Kinder haben ständig Angst, zu sterben?

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hungryheart
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Beitrag Mo., 30.11.2009, 20:32

mir war der Tod als Kind so fern wie nur irgendwas.
Kinder und junge Menschen halten sich doch eher für unsterblich
Nimm was du willst und zahl dafür.

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Tröte
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Beitrag Mo., 30.11.2009, 20:32

ich scheine eine ausnahme zu sein.
ich kann sehr gut (und leider auch sehr oft) vor meiner therapeutin weinen.
zwischenzeitlich reicht es, wenn sie fragt und ich sage "schlecht".....das dann schon die tränen purzeln.
kannte ich früher gar nicht von mir, da meine mutter mich immer runter gemacht hat, wenn ich mal weinte.
so weine ich eigentlich auch nicht "normal", sondern "vergesse" immer auszuatmen, weil ich beim weinen keine
geräusche machen möchte....
"But these stories don't mean anything, when you got no one to tell them to. It's true, I was made for you "

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Lüttsche
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Beitrag Mo., 30.11.2009, 20:38

Tröte hat geschrieben: so weine ich eigentlich auch nicht "normal", sondern "vergesse" immer auszuatmen, weil ich beim weinen keine
geräusche machen möchte....
So ist es haargenau bei mir auch. Ständig halte ich die Luft an. Mir war bis eben garnicht klar, das ich auch keine Geräusche machen will.
So long,
Lüttsche

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Tröte
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Beitrag Mo., 30.11.2009, 20:42

naja, ich wurde immer lächerlich gemacht, wenn ich weinte und so "lernt" man eben leise zu weinen, damit man nicht auffällt.
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SamuelZ.
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Beitrag Mo., 30.11.2009, 20:42

In der letzten Sitzung verhielt ich mich sehr gespalten. Auf der einen Seite misstrauisch-zickig und destruktiv, auf der anderen konnte ich wieder weinen. Zwar keine Wasserfälle, aber der Brunnen quoll langsam aber sicher über, ich musste mir ein Taschentuch holen (welches er mir nicht reichte) und hineinschnauben.

Er reagierte diesmal sehr schweigsam. Weinte ich, dann schwieg er länger als sonst und ich bemerkte, wie gut es mir tat, erst einmal meinen Tränen Raum geben zu dürfen, ohne gleich von seinen Fragen von meinem Gefühl abgelenkt zu werden. Stattdessen schaute er auf sein Klemmbrett und streichelte das obig liegende Blatt mit seinen Fingerkuppen sanft und selbstvergessen. Da fühlte ich mich selbst aus der Distanz plötzlich wahrgenommen und getröstet.
(und ehrlich gesagt, noch viel mehr.......was mich auch wieder etwas von meiner Trauer ablenkte.)

Dieses Wochenende und Heute lag eine ganz tiefe Traurigkeit, ein Gefühl von intensivem Entrücktsein und einer so noch nie gespürten Teilnahmslosigkeit und Ausweglosigkeit auf mir.
Im Unterschied zu sonst, habe ich mich nach der Arbeit NICHT abgelenkt, sondern bin meinem Instinkt gefolgt, habe mich auf meinem Sofa im Schneidersitz hingesetzt, zusammengesunken, und einfach zugelassen...

Ganz von allein kullerten sofort die Tränen über meine Wangen. Es war keinerlei Verzweiflung dabei, nur die Tränen und meine Traurigkeit. Als würde ich mich mit etwas abfinden müssen, hätte akzeptiert, dass ich mit mir und meinen Gefühlen alleine sein würde. Nach etwa 20-30 Tränen, stand ich auf, und kochte mir mein Essen.

Leider konnte ich nicht an die Ursachen heran. Ich bezweifle, dass das Weinen allein plötzlich Erinnerungen wachruft, die die Ursache der Traurigkeit aufdecken könnten. Vielleicht benötige ich hierfür wirklich meinen Therapeuten, seine Gegenwart beim Weinen. Aber ich bin schon mal sehr froh, dass sich meine Traurigkeit so leicht Ausdruck verleiht. Es geht immer besser.

LG
Sadny

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Tröte
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Beitrag Di., 01.12.2009, 09:21

hallo sandy,
ich denke, dass du einen riesigen schritt in die richtige richtung gemacht hast ! alles gute weiterhin.
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SamuelZ.
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Beitrag Di., 01.12.2009, 18:04

Hallo liebe Tröte!
Danke für die netten Worte. Tut mir in meiner derzeitigen Phase sehr gut.
lg sandy

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visual_quicksteps
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Beitrag Di., 01.12.2009, 19:16

Hi zusammen,

ich habe es leider nie geschafft, vor meiner Therapeutin zu weinen, was ich im Nachhinein oft bereut habe. Aber ich wollte immer stark und selbstbeherrscht rüber kommen.
Vielleicht wäre der therapeutische Erfolg größer gewesen, wenn ich meinen "Stolz" oder was auch immer überwunden hätte...

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Speranza
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Beitrag Fr., 17.06.2011, 18:32

Ich habe mal eine vielleicht etwas komische Frage. Aber mich beschäftigt dieses Thema sehr und ich fände es schön mich ein bisschen mit euch auszutauschen...
Weint ihr oft in der Therapie?
Ich habe in fast zweijähriger Analyse noch nie geweint... ich weiß nicht wieso, ich fühle einfach nichts wenn ich da liege. Dabei kann ich mir vorstellen, dass es so erleichternd sein könnte. Ich konnte noch nie vor anderen Menschen weinen...
Ich kann einfach nicht loslassen, meine Kontrolle aufgeben.
Habe mal gelesen, dass wer Angst vorm Weinen hat eigentlich Angst vor Körperkontakt hat... Wie ist das? Berühren eure Therapeuten euch wenn ihr weint? Nehmen euch in den Arm oder so?
Ich weiß nicht, warum das mich so beschäftigt, aber ich würde so gerne mal weinen können...

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stern
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Beitrag Fr., 17.06.2011, 18:46

Speranza hat geschrieben:Ich weiß nicht, warum das mich so beschäftigt, aber ich würde so gerne mal weinen können...
Genau mein Thema *grmpf*... also weniger dass ich jetzt in der Therapie selbst weinen will... im Prinzip geht's mir auch nicht mal so ums Weinen an sich, sondern eher dass ich ein Ventil für die Traurigkeit finde (die ich auch meine ganz deutlich zu spüren). Tränen wären zumindest ein Ventil. Woran das liegt bei mir, bin ich noch nicht ganz schlüssig. War mir aber bei auffällt:
ich weiß nicht wieso, ich fühle einfach nichts wenn ich da liege.
Wenn du in dem Moment keinen guten Zugang zu den Gefühlen hast, halte ich es für nahezu unmöglich, weinen zu können. Mglw. kannst du dann weinen, wenn du mal Traurigkeit verspürst? Ist das ab und an der Fall?

Also, ob ich oft in der Therapie weinen kann ich für mich bisher nur mit "bisher noch nie" beantworten (letztes Mal war ich aber den Tränen doch relativ nahe, immerhin). Im Gegensatz dazu erwähnte meine Thera mal, das manche Patienten jede Sitzungen weinen, teils schon wenn sie sich auf den Stuhl setzen. Denke also, Menschen können insoweit äußerst unterschiedlich sein (was sich auch mit Erfahrungen aus dem RL deckt).
Habe mal gelesen, dass wer Angst vorm Weinen hat eigentlich Angst vor Körperkontakt hat... Wie ist das?
Jein... also ich hätte Probleme damit, wenn das unvermittelt/ungefragt geschieht... oder manchmal ist mir auch mehr Distanz wichtig (was ich dann auch schon geäußere... zB Stuhl weiter wegrücken )... aber ansonsten gab es gelegentlich schon mal Körperkontakt, z.B. Hand auf Schulter, was ich dann auch eher als hilfreich empfand... aber Weinen ging dennoch nicht.

*lol* mich macht das langsam echt kirre... und vermutlich mache ich mir da mittlerweile auch zuviel Druck. Meine neueste Idee (was ich eigentlich heute ausprobieren wollte, aber vielleicht verlege ich das auf morgen), dass ich einfach mal malen will, was dann passiert (machte ich auch in der Klinik öfters... so in Richtungen Emotionen durch malen ausdrücken... einfach drauf los pinseln sozusagen *g*). Ansonsten: Wenn bei dir dann vielleicht sowas wie Angst oder Scham vordergründiger ist, denke ich auch kaum, dass man weinen kann... aber der Experte darin bin ich offensichtlich nicht *g*.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
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(alte Weisheit)

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Flowerbomb
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Beitrag Fr., 17.06.2011, 19:00

ich konnte die ersten drei monate nicht weinen, mochte da aber auch meine thera noch nicht so und hatte kein vertrauen. und irgenwann als es dann an schlimmere themen ging hat sie gesagt, dass nichts schlimmes passieren wird und ich nicht alleine bin, sondern sie für mich da ist und ab dem punkt konnte ich alles sagen und dann auch weinen. davor hab ich allerdings auch nichts gefühlt. und ich finde es sehr befreiend, einfach total schön. gerade wenn früher tränen immer ignoriert wurden oder nicht verstanden wurden, ist es schön, wenn jemand dann so drauf eingeht und so bei einem ist. bei uns gibt es keinen körperkontakt, ich fang mich aber auch schnell immer wieder, aber schön wäre das schon manchmal. sie ist dann einfach immer so lieb, ihre stimme wird ganz leise und beruhigend und ich fühl mich gehalten. hab auch das gefühl, dass sie das immer gut findet, wenn das passiert. jetzt ist es fast schon so, dass ich ständig, wenn sie irgendwas schönes zu mir sagt, das gefühl habe, mir schießen die tränen in die augen, es ist gar nicht mal so, dass dann was trauriges ist, einfach so dieses verstandenwerden gefühl.

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Bluebird
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Beitrag Fr., 17.06.2011, 19:42

Hallo Speranza
Speranza hat geschrieben:Ich kann einfach nicht loslassen, meine Kontrolle aufgeben.
Habe mal gelesen, dass wer Angst vorm Weinen hat eigentlich Angst vor Körperkontakt hat...
Mein Thera meinte mal folgendes: Wenn man Angst vor körperlicher Nähe hat, hat man eigentlich im Grunde oft Angst vor der emotionalen Nähe die dahintersteht.
Vielleicht liegt da die Schwierigkeit, die Blockade, nicht weinen zu wollen? Weil das mit dem Körperkontakt, könnte man ja mit dem Thera besprechen, in der Art von: Falls ich weinen sollte, versuchen sie mich nicht mit Körperkontakt zu trösten. Wenn das geklärt wäre, müsste dann ja eigentlich diese Blockade verschwinden, wenn es nur am Körperkontakt liegen würde...

Ich weine nie, in keiner meiner Therapien. Ich habe da auch grosse Blockaden, fühle mich sehr ausgeliefert. Will flüchten, wenn ich merke, dass es mir zu nahe geht. Bei mir ist die Komponente mit der emotionalen Nähe ein grosses Problem. Ich öffne mich da bei vielen Themen überhaupt nicht, aus dieser Angst heraus zu weinen. Sehr destruktiv.
Flowerbomb hat geschrieben:sie ist dann einfach immer so lieb, ihre stimme wird ganz leise und beruhigend und ich fühl mich gehalten.
Das klingt sehr schön


LG Bluebird

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jenny1977
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Beitrag Fr., 17.06.2011, 20:10

Bei mir kullern schon ab und zu mal die Tränen.

Vor ein paar Wochen musste ich in der Stunde weinen, ich habe mich bei meiner Thera so richtig ausheulen können.
Dazu war ich noch erkältet. Ich habe es in 50 Minuten geschafft, 4 Taschentücher zu verbrauchen
Es ist nicht leicht,
Glück in sich selbst zu finden,
aber unmöglich,
es anderswo zu finden.


Agnes Repplier

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Speranza
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Beitrag Fr., 17.06.2011, 21:34

Danke für eure Antworten!

@ stern: Das Problem ist nicht, dass ich keine Traurigkeit verspüre und auch sonst nicht weinen kann. In letzter Zeit geht es mir zwar besser, aber es gab sehr oft Tage, an denen ich eigentlich nur geheult hatte und kaum war ich in der Therapie war alles weg. Ich kann durchaus weinen und tu das auch oft, aber halt nur wenn ich alleine bin...

@ flowerbomb: Ja, das denke ich eben auch, dass das einfach schön sein kann wenn jemand da ist, der einen versteht und hält...

@ bluebird: Ja, mir geht das auch so mit den Blockaden. Ich habe einfach Angst, dass mir etwas zu nahe geht. Und mit dem Körperkontakt, ich weiß nicht. Ehrlich gesagt wünsche ich mir das fast... glaube ich zumindest. Ich habe einfach so oft Gedanken, dass ich anfange zu weinen und er mich dann in den Arm nimmt oder so. Körperkontakt ist sowieso so ein großes Thema für mich. Und allein mit Worten komme ich irgendwie nicht weiter...
Ich glaube er hat das auch schon durchschaut. Aber ich könnte ihm niemals sagen, dass ich soviel darüber nachdenke.

Ich glaube, weinen und jemanden dabei zu haben, der einfach da ist, könnte sich so schön anfühlen. Ich hoffe sehr, dass ich das irgendwann schaffe. Ich mach mir einfach voll den Druck. Bei mir geht es aber schon so weit, dass ich manchmal in der Stunde tränige Augen bekomme (aber ohne Gefühle, einfach weil was ins Auge kommt oder ich mich darauf konzentriere) und ich dann Angst habe, er könnte denken, ich würde weinen...

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