Geschenke für die Therapeuten

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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candle.
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Beitrag Do., 03.05.2012, 22:32

Was willst du denn sonst tun, wenn es dir nicht angenehm ist? Ich finde, du darfst auch gerne etwas freundlicher sein, denn unfreundlich war ich nicht!

Nimm halt die Bücher und gut!

candle
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Silent*
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Beitrag Do., 03.05.2012, 22:53

Hallo

Ich habe meiner Therapeutin auch schon etwas geschenkt.
Zum Ende der Therapie ein Bild, mit gedanklichen Hintergrund ... also ein selbst erstelltes Bild.
Sie hat sich drüber gefreut.
Für mich ist beides nicht leicht ... schenken und etwas geschenkt bekommen.
Für eine Geste "meiner"seits wollte sie mir auch etwas geben, was ich aber nicht geschafft hab anzunehmen. Hinterher war ich schon ein wenig traurig, das ich es nicht schaffte.


Alyssa
Forums-Gruftie
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Beitrag Sa., 09.01.2016, 20:44

Ich käme nicht auf die Idee, meinem Therapeuten etwas zu schenken.
Zum einen kenne ich ihn gar nicht wirklich, wüsste also gar nicht, was ich schenken sollte, zum anderen ist er nicht mein Freund (auch wenn wir in freundschaftlicher Art kommunizieren), deshalb habe ich auch nicht das Bedürfnis, ihm was schenken zu wollen. Meine Dankbarkeit zeige ich anders.

Zudem finde ich die Idee, dem Therapeuten was zu schenken, irgendwie beängstigend, weil schon die Tätigkeit des Schenkens und des Geschenkannehmens eine wahre Freundschaft und echte Beziehung impliziert (und genau das ist die therapeutische Beziehung ja nun nicht). Und es würde mir das Gefühl geben, (noch mehr) abhängig vom Therapeuten zu sein.

Andere Patienten, die er hat, sehen das offenbar anders, und er selber findet es nicht verkehrt/schlimm, (Weihnachts-)Geschenke von seinen Patienten anzunehmen.

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Broken Wing
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Beitrag Sa., 09.01.2016, 21:36

Ein kurzes Danke und ein warmer Händedruck. Reicht vollkommen. Einmal wollte ich sogar ohne Händedruck abhauen, aber da meinte sie, dass sie das gern zum Abschied hätte.

Ich stehe Geschenken prinzipiell kritisch gegenüber. Und warum dann ausgerechnet einer Person etwas schenken, der das möglicherweise unangenehm ist? Mit dem Geldschein könnte ich mir den Hintern abwischen, da hätte ich mehr davon. Oder Menschen in Not eine Freude machen.
Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir. [Nico Semsrott]

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Tupsy71
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Beitrag Sa., 09.01.2016, 21:51

Ich schenke meiner Thera oder Medi-Ärztin schon manchmal was. Einfach aus Dankbarkeit, dass sie sich für sowas wie mich Zeit nehmen. Ich hab dann auch weniger ein schlechtes Gewissen, dass ich einem Anderen Platz nehme. Es macht mir aber auch Freude, wenn die sich freuen.
Tupsy


mio
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Beitrag Sa., 09.01.2016, 21:52

Hallo Broken Wing,
Broken Wing hat geschrieben:Und warum dann ausgerechnet einer Person etwas schenken, der das möglicherweise unangenehm ist?
also ich habe bisher einmal was geschenkt und das war so eine Mischung aus "Geschenk" und "Therapiematerial", sie hat sich gefreut und es auch angenommen.

Für mich war es ganz interessant zu schauen: WER schenkt hier eigentlich und auch WO sind da Ängste? Mir war es nämlich eigentlich ziemlich "unangenehm"...

Mir fällt dazu immer ein "Erlebnis" ein, das ich hatte, als ich quasi "gerade so begriffen habe, dass ich noch LEBE":

Es war Hochsommer und ich habe mich nach 3 Horrorwochen endlich wieder annähernd "deckungsgleich" gefühlt. Ein wahnsinnig gutes Gefühl! Ich musste daraufhin raus, unter Menschen, gleichzeitig hing ich noch mitten in der Angst fest.
Ich bin dann zu einem "Lokal" gegangen, wo recht zwanglos am Strand rumgesessen wird, einer meiner Lieblingsplätze. Um mich "abzugrenzen" hatte ich mir Musik in die Ohren gestopft und so sass ich dann da. Einerseits in mir versunken, andererseits mitten im bunten Sommertreiben als plötzlich ein kleiner Junge auf mich zukam, ca. 1,5 Jahre alt. Er sah mich an mit einer Mischung aus "Soll ich? Soll ich nicht?" im Gesicht und streckte mir dann einen Plastikkorken entgegen den er am Strand gefunden hatte. Ich nahm den Korken dankend an und freute mich über die Geste. Der Kleine freute sich nicht minder, dass war ihm anzumerken, rannte aber auch erst mal flux ins "sichere Nest" zu Mami und Papi zurück. War wohl ganz schön aufregend für ihn jemandem Fremdes was zu schenken...ich habe diesen Korken bis heute.

Lieben Gruss,

mio

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Lockenkopf
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Beitrag Sa., 09.01.2016, 21:54

Für mich ist eine Professionelle Beziehung eine reale Beziehung.
Und der Psychotherapeut ein realer Mensch.

Und warum sollte ich einem Menschen der mir hilft, zu dem ich in einer Beziehung stehe die mir gut tut, nicht etwas schenken?
Das wird in allen anderen professionellen Beziehungen ja auch so gehandhabt. Der Steuerberater, Rechtsanwalt, der Hausarzt samt Helferinnen, ja selbst der Müllmann u. Postbote bekommt ein kl. Präsent.

Und auch ich bekomme das ganze Jahr über immer wieder Geschenke oder Geld zugesteckt. Und zu Weihnachten ist es sogar mehrmals eine ganze Tragetasche voll. Fast jeder Pat. bringt mir dann was mit.
Liebe Grüße
Lockenkopf


Alyssa
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Beiträge: 871

Beitrag Sa., 09.01.2016, 22:19

Nein, von mir bekommen Ärzte, Rechtsanwalt, Steuerberater ec. keine Geschenke. Vom Postboten weiss ich, dass die gar keine Geschenke annehmen dürfen, gleiches gilt für die Müllmänner, mehr als eine kleine Süssigkeit und eine Karte mit nettem Gruss ist bei denen nicht erlaubt. Wer gute Arbeit leistet, zu dem gehe ich persönlich hin, schenke ihm/ihr ein ehrliches strahlendes Lächeln, drücke die Hand, und äussere meinen Dank verbal.

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Broken Wing
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Beiträge: 2978

Beitrag Sa., 09.01.2016, 23:54

@ Mio: Das mit dem Jungen finde ich total süß. Ich hätte ihn auf der Stelle habe solche Kinder zum Fressen gern ;-)
niedlich.

Nur ist mir meine Therapeutin wirklich egal. Das ist schon ein Fortschritt, bisher hatte ich nur Zynismus für therapeutische Beziehungen übrig, der wohl durch das mitspielen in der Therapie verursacht wurde. Ich bin froh, dass ich das bei dieser nicht tun muss.
Von dem Wunsch, ihr etwas schenken zu wollen bin ich so weit entfernt wie die Erde von der Sonne.

Ich finde unabhängig von mir, dass man etwas unterlassen könnte, dessen Ausbleiben die Lage nicht verschlechtert, dessen sein aber riskant wäre. Eine Verbesserung der Lage würde nicht eintreten, sie könnte sich aber verschlechtern.
Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir. [Nico Semsrott]

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Solage
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Beitrag So., 10.01.2016, 00:33

Ach mio, das ist wunderbar, dass Du den Korken aufgehoben hast!

Ich habe dem Ex-Thera mal ein sehr persönliches Geschenk gemacht, aus dem Herzen raus und im Nachhinein als verkehrt empfunden.
Ich schenke dem jetzigen Therapeuten nichts, weil ich z. B. Weihnachten die ganze Schenkerei eh zum Kotzen finde und auch da große Abstriche gemacht habe. Also, warum soll ich dann ausgerechnet den Therapeuten beschenken?

Was aber auch dahintersteckt ist, dass ich das Gefühl habe, dass der das gar nicht so will und ich würde mich mit einem Weihnachtsgeschenk sogar als übergriffig empfinden. Ihm was überstülpen und ihn in eine "Dankbarkeit" zwingen, die er vielleicht gar nicht will.
DABEI bemerke ich sehr wohl, dass ich mich für ihn verantwortlich fühle und ihn vor mir in Schutz nehmen muss. Dass ich ihm nicht zutraue, da für sich zu sorgen und Grenzen zu ziehen. Das ist doch volle Scheeeeiiiiiiße


mio
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Beiträge: 9268

Beitrag So., 10.01.2016, 00:43

Ich glaube der kleine Junge wird das bis heute "bewusst" vergessen haben, aber ich hoffe "unbewusst" hat sich was in ihm "verankert". Und mich hat es einfach tierisch ge- und berührt in dem Moment. Irgendwie habe ich da was "begriffen" (oder wiedergefunden) was weit über die Situation hinausging. Und deshalb habe ich diesen Korken bis heute, als Symbol.

Ich denke schon so ziemlich seit den Anfängen meiner Therapie über "Abschiedsgeschenke" nach, eines steht fest, das ist eine Art "Aufklärung" da die Kleinen die Thera immer "Hexe" nennen, was sie auch weiss. Sie weiss nur bisher nicht warum . Das andere schwankt in seiner "Ausführung", die Art ist allerdings "klar". Und die ist schon sehr persönlich.

Ich habe auch oft über diese "Übergriffigkeit" nachgedacht und auch darüber, ob ich eigentlich nicht zuviel Verantwortung übernehme in diesen Momenten? Aber im Prinzip passt das nicht so ganz, im Grunde steht da eine "Angst vor Ablehnung" dahinter bei mir. Was, wenn sie gar nichts von "mir" annehmen will?

Also so ähnlich als hätte ich zu dem kleinen Jungen damals gesagt: Behalte Deinen Müll für Dich! Ich will den nicht... Unverständig dessen, dass er mir da gerade einen kleinen persönlichen Schatz überreicht.

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Lasmiranda
sporadischer Gast
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Beiträge: 15

Beitrag So., 10.01.2016, 08:04

Ich sehe die Thera-Stunde auch eher als rein professionelle Beziehung und würde meiner Therapeutin eher kein Geschenk machen. Da sie eine leere Projektionsfläche für mich ist, wäre ich einfach zu unsicher, ob es ihr wirklich gefällt oder nicht. Das einzige was ich mir vorstellen könnte, wäre ein Souvenir aus dem Sigmund-Freud-Museum in Wien. Da muss ich aber dreimal überlegen ob ich es wirklich schenke oder nicht, am ehesten noch als Abschiedsgeschenk.


ziegenkind
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Beiträge: 3489

Beitrag So., 10.01.2016, 09:11

ich hab meiner therapeutin beim abschied was geschenkt. am anfang habe ich mir ein bisschen einen kopf gemacht: analytikerinnen unnd geschenke, geht das? wird sie es endlos analysieren? den ganzen kram. war aber alles ganz anders. Sie hat sich gefreut: über die geste und die sache. ich hab ich gefreut. über mehreres: darüber, dass ich meine dankbarkeit zeigen konnte, darüber, dass ich sie gut genug kannte, um das richtige zu schenken, darüber, dass sie wirklich und wahrhaftig ein ganz normaler mensch ist. das war gut und richtig, so wie es war.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.


pivello
Helferlein
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anderes/other, 80
Beiträge: 130

Beitrag So., 10.01.2016, 09:29

Ich habe meiner Analytikerin auch etwas zu Weihnachten geschenkt, aber sie hat sich nicht gefreut, also leider nur höflich gefreut.
Ich weiß das, weil ich etwas bei ihr vergessen hatte und sie mich nochmal in den Raum rief. Als ich sie dann das zweite Mal im Ruf verabschiedet habe, wirkte sie schlecht gelaunt. Sie wirkte so wie ein Clown der nach der Bühne die Maske ablegt. Aber ich wusste nicht, ob sie wegen meines Vergessens so gestimmt war. War sie nicht, denn als
der Urlaub vorbei war, sagte ich ihr, dass sie so seltsam Tschüss sagte, blicklos. Sie sagte dann, weil sie dachte, dass die Stunde bereits vorbei war und sie mich schon verabschiedet habe. Ich bin dann gar nicht näher darauf eingegangen, aber ihre Aussage bestätigte nur mein Gefühl der Schauspielerei. Kein Mensch ist ja von einer Zeit zu anderen plötzlich grundlos so gestimmt. Das war schwarz-weiß. Mich hat das sehr getroffen. Ich habe mir dafür so große Mühe gegeben etwas auszusuchen.

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Broken Wing
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Beitrag So., 10.01.2016, 11:42

@ Pivello: Wird wohl nichts mit deinem Geschenk zu tun haben. Die Reaktion passt zu dem, wie du auch sonst die Beziehung beschreibst. Möchte sagen, sie war drauf wie immer.
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